Luther als Prinzip

Der Kampf ist in der Welt, ein Kampf auf Leben und Tod, der Geist ist parteiisch geworden, man schließt sich zusammen zu feindseligen Rotten: der Freie, der Unabhängige, der Abseitige wird nicht mehr geduldet. Stefan Zweig

Eine liebgewonnene Tradition, eine Marotte, ein Erbstück aus Studienzeiten. Ein Jahr meines Studierendenlebens habe ich Luther gewidmet. Zumindest fing es mit ihm an, bald waren Münzer und der wenig bekannte Andreas Karlstadt wichtiger. Geblieben ist eine Vorliebe für diese wesentliche Periode deutscher Geschichte – seither versuche ich jedes Jahr um die Zeit des Reformationstages mindestens ein Buch zum Thema zu lesen.

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Blick in die Zukunft V

Nun ist es also so weit. Zum vorerst letzten Mal werde ich Hussain sehen. Über fast ein Jahr trafen wir uns mehrmals die Woche. Anfangs zusammen mit anderen, aber da der Kreis der Teilnehmer immer kleiner wurde, blieben nur wir zwei übrig, gelegentlich von Khaled oder Salim gestört.

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Amphitheatrum meets/incontra الله

Nichts für Ästheten, diese Überschrift, die gleich drei „Kulturen“ und vier Sprachen vermengt. Aber sie trifft ziemlich genau das, was Ende Oktober in Rom zu sehen war:

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Der kleine Unterschied

Mängel und Schicksale haben wir alle gemein, die Tugenden gehören jedem besonders. (Goethe: Dichtung und Wahrheit)

Was immer dir Gutes widerfährt, ist von Allah, und was immer Böses dir widerfährt, ist von dir selber. (Koran: Sure 4.79)

Interne Integrationsgrenzen

Die europäischen Gesellschaften sind gespalten in Einwanderungsbefürworter und – gegner, in Autochhone und Zuwanderer usw. Daß die jeweiligen Einwanderergruppen aber auch in sich oft zerstritten sind, ist ein bislang wenig beachtetes Phänomen, birgt jedoch ebenfalls enormen Sprengstoff. So etwa, wenn die Elterngeneration ihre Kinder und Kindeskinder nicht mehr versteht. Am Beispiel der kurdisch-türkischen Kommune in Dänemark wurde das in einem aufsehenerregenden Artikel von Mustafa Kemal Topal in der Zeitschrift „Information“ gerade diskutiert – eine Spaltung, die bis durch die Familien geht:

Viele Einwanderer wollen gar keine Dänen werden

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Allüberall

Eine Freundin aus Dänemark sagt, sie müsse demnächst nach Kopenhagen fahren. Ihre Eltern, beide über 80 Jahre alt, wollten umziehen. Dabei macht sie ein besorgtes Gesicht. Also frage ich nach.

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What a difference a year makes

Liebe Leser!

Heute vor einem Jahr erschien der erste Artikel auf dieser Seite, ein kleines gleichnishaftes Märchen. Es diente noch als Testballon, wie auch der darauffolgende Text des großen Witold Gombrowicz, der den Bruch des Mitleides bei zu großen Zahlen in einer allegorischen Geschichte auf den Punkt bringt.

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Die Macht des Wortes

Spiegel-Meldung vom 16.10.2016: „Nach der Vergewaltigung einer 90-jährigen in der Düsseldorfer Altstadt haben die Ermittler den mutmaßlichen Täter gefaßt. Es handelt sich um einen 19-jährigen Obdachlosen, der bereits aktenkundig ist …“

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Marx und Koran im Unterstand

Lese gerade Oriana Fallaci (1929-2006). Italienische Star-Journalistin, geliebt und gehaßt. Geliebt wegen ihrer Offenheit und Direktheit und gehaßt aus gleichem Grunde. Sie reiste viel, führte denkwürdige Interviews mit Arafat, Khomeini und Kissinger, versuchte zu verstehen.

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Dylan

Man sollte die Klappe halten, wenn man keine Ahnung hat! Aber Bob Dylan für den Nobelpreis? In Literatur? Da fällt schweigen schwer, auch wenn ich Dylan weder kenne noch mag und auch wenn, aufgrund zu vieler Täuschungen, ich es längst aufgegeben habe, die moderne Literatur zu verfolgen.

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Follower – ins Nirgendwo

Kürzlich bin ich über einen Blog gestolpert, mit philosophieaffinem Namen, der an nichtssagendem Gerede kaum zu übertreffen ist. Eine junge Studentin gibt Tips, wie man zu leben hat, fit wird, Streß vermeidet, seine Zeit nutzt …

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Ein Briefwechsel

Lieber M.,

du bist jetzt seit einem Jahr in Deutschland und sprichst die deutsche Sprache schon sehr gut. Das freut mich.

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Der Flüchtling als Held

Eine der vielfältigen Strategien, uns die Migrationswelle schmackhaft zu machen, ist die Vorstellung des „Flüchtlings“ als guter Mensch oder in extremis als Held.

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Wie man Terror bekämpft

Zugegeben, das ist schwer … eigentlich unmöglich. Aber man kann immerhin die relative Wahrscheinlichkeit senken, Opfer eines Terrorangriffes zu werden und damit die Wahrnehmung beeinflussen und die Angst besiegen. Das zumindest suggerieren diverse Milchmedienrechnungen.

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Die Geschichte der Zukunft

Die Geschichte der Zukunft und die Frage der Identität

Anthropologie ist jene Deutung des Menschen, die im Grunde schon weiß, was der Mensch ist und daher nie fragen kann, wer er sei. Denn mit dieser Frage müßte sie sich selbst als erschüttert und überwun­den bekennen. (Martin Heidegger)
Sicher gibt es bei Heidegger ein Bemühen, den Namen Nietzsche oder das „Wer ist Nietz­sche“ auf die Einheit der abendländischen Metaphysik, ja auf die Ein­zigkeit einer Grenzsi­tuation auf dem Gipfel dieser Metaphysik zu reduzieren. Und dennoch war die Frage „Wer ist X?“ seiner­zeit, auf Denker bezogen, eine seltene Frage; sie ist es noch immer, wenn man sie nicht in einem trivialen biographi­schen Sinn versteht. (Jacques Derrida)

Wie Alice das Wunderland durchstreift, gerät sie an eine blaue Raupe, mit der sie ins Ge­spräch kommt. Mit der Frage „‚Wer bist du?‘ erkundigte sie sich gelangweilt und mit schläfriger Stimme“. Alltäglicher und banaler kann ein Dialog kaum beginnen und doch: „Diese Eröffnung der Unterhaltung war nicht gerade ermuti­gend“. „‚Ich weiß nicht recht, mein Herr‘, antwortete Alice ziemlich kühl, ‚wenigstens augenblick­lich nicht'“. Dieses Nichtwissen über das eigene Sein hat seine Gründe, die jenseits der abstrusen Situation liegen. Sicher, in Alices Fall spielt die Verunsicherung eine wesentliche Rolle, denn seit sie sich im Wunderland befindet, mußte sie die wunderlich­sten Verände­rungen an sich erfahren, so daß sie Identitätsprobleme bekommt: „Ich bin nicht ich“. Was aber hätte sie antworten können auf die Frage „Wer bist du“?

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Blut, Leben, Eier

Eine Assoziation

Stolpere über einen holprigen Satz in der „Freien Presse“. Da strauchelt eine ganz korrekt – politisch korrekt – sein wollende Journalistin über ihre selbst aufgebaute Hürde: „Jutta Limbach – Juristin und Vorreiterin. Sie war eine der prägendsten Juristinnen des Landes.“

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