Treue Leser wissen, daß ich aus den Augenwinkeln die dänische Parteienpolitik verfolge und es mir in den letzten Jahren vor allem das Projekt der „Neuen Bürgerlichen“ angetan hatte. Dort hat sich nun einiges getan, es gab dramatische Entwicklungen, die ich hier darstelle, weil sie mir wesentliche und verallgemeinerbare Lehren zu enthalten scheinen, nicht zuletzt angesichts der drohenden oder erhofften Gründung einer neuen Partei durch Sahra Wagenknecht. Weiterlesen
Politik
Mein Kriegstagebuch X
… Dieser Krieg ist auch deshalb verwirrend, weil seine Opferbilanz so wenig paritätisch zu sein scheint – zumindest wenn man unserer Presse folgt. Dort werden wir jeden Tag mit Zahlen toter russischer Soldaten versorgt, umgekehrt sterben Ukrainer offensichtlich nur, wenn sie Zivilisten sind. Es mutet daher fast magisch an, schwer umkämpfte Städte und Ortschaften, die vielen Russen zur Todesstatt werden, dennoch von diesen erobert zu sehen. Das müssen die hunderttausenden Rekruten und Neumobilisierten sein, die das Land ununterbrochen als Kanonenfutter an die Front wirft. Allein die Menge machts offenbar. Ausnahmen bilden nur die Söldner der Wagner-Gruppe, die zwar fast nur aus Kriminellen und aus dem Knast Entlassenen besteht, dennoch aber militärisch gut ausgebildet und natürlich unglaublich brutal ist. Weiterlesen
Traue keinem Politiker
Das ist die Lehre aus der Wahl in Dänemark. Sie ist nicht neu und sie wird sich noch viele Male wiederholen, aber mit der gestrigen Bekanntgabe der neuen Regierungskoalition in Marienborg wurde ihr ein besonders instruktives Kapitel beigefügt. Denn alle drei Koalitionäre haben den Spruch bestätigt. Weiterlesen
Tödliche Torheit
Es gibt negative und positive Lektüreweisen – die eine sucht nach Widersprüchen, Fehlern, Ungereimtheiten und reibt sich habituell an der eigenen festen Position, die zweite blendet diese Faktoren aus und will lernen, fahndet nach dem Neuen, Anderen der vorgestellten Denkart. Die letztere sollte immer primär sein, die negative hingegen als Korrektiv dienen.
Nachdem ich Manfred Kleine-Hartlages schmales Buch über den „Krieg in der Ukraine und das Desaster der deutschen Politik“ zur Hälfte gelesen hatte, legte ich es beiseite, nahm Stift und Zettel zur Hand und begann es von vorn, denn es war klar, daß man hier eine wesentliche Schrift in der Hand hat. Es geht ums Eingemachte. Weiterlesen
Kriegstagebuch VII
Wahrheit: Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst – diesen Satz hört man allerorten. Doch Achtung! Wer ihn sagt, sagt mit ihm zwar die Wahrheit, daß er ihn sagt, kann aber mitunter das Vorhaben zu lügen vertuschen. Mit der Feststellung stellt man sich auf die Seite der Wahrheit und nimmt einen Wahrheitsanspruch für sich selbst in Beschlag, in dessen Schatten sich besonders gut die Unwahrheit verbreiten läßt. Muß nicht, kann aber. Der Satz entspricht exakt dem Paradoxon des Epimenides.
Mein Kriegstagebuch V
Entgrenzung: Sollte dieser Krieg sich weiterhin als Entgrenzungsphänomen entpuppen, dann ist vielleicht auch die komplette Schleifung der russischen Bastion denkbar – zu welchen Kosten und mit welchen Folgen auch immer. Gerade weil Putin über diese enorme militärische Macht verfügt, wird seine Vernichtung wahrscheinlicher, je mehr Schreckensnachrichten die Welt erreichen. Der Angriff auf den Atommeiler Saporischschja hat der Welt nun vor Augen geführt, daß dieser Krieg bald unser aller Krieg werden kann – wenn seine Strahlkraft das Kampfgebiet übersteigt.
Pandemie ohne Ende
Gerade macht ein Artikel aus „La Razón” die Runde in den Chats und Netzwerken. Wohl aus zwei Gründen: zum einen findet sich dieser kritische Rundumschlag in einem spanischen Hauptmedium – „La Razón“ hat eine Auflage von 150000 Exemplaren, ist damit die fünftstärkste Tageszeitung in Spanien, ist konservativ und wesenhaft katholisch; in Deutschland gibt es nichts Entsprechendes – vielleicht kann man sie am ehesten mit „Die Welt“ vergleichen. Zum anderen schlägt der Autor einen Ton an, den man in Europa dieser Tage selten zu hören bekommt und in Deutschland schon gar nicht.
Allerdings geistern – soweit ich sehe – nur Zitatfetzen durchs deutsche Netz. Immer ein schlechtes Fundament. Daher zitiere ich hier etwas ausführlicher – der Leser soll entscheiden, ob sich die Aufregung lohnt oder nicht:
Menschliches Handeln in der Gesundheitskrise II
Fortsetzung von: Menschliches Handeln in der Gesundheitskrise I
(von: Johannes Leitner)
PDF: Menschliches Handeln in der Gesundheitskrise (komplett)
4)
In der Rücksichtslosigkeit gegen die Opfer zum Erreichen des guten Zwecks zeigt sich etwas, das Hannah Arendt die Banalität des Bösen genannt hat. Es gibt drei Stufen, wie wir das Böse und den, der Böses tut, verstehen und einordnen: a) die Lust am Bösen, von satanischer Qualität, uns mangels Einfühlung in diese Lust vollkommen unverständlich; b) die Banalität des Bösen, ein zwar nicht allgegenwärtiges Böses, das wir aber verstehen und für empörend halten; c) die Mitarbeit mit dem Bösen, die unter bestimmten Bedingungen sittlich erlaubt, folglich normal und gewöhnlich ist.
Menschliches Handeln in der Gesundheitskrise I
„Oft hat man den Eindruck, dass der deutsche Bürger vom Teufel geritten wird.“[1]
von Johannes Leitner
1)
Am 15. November 2021 ist in Österreich während rasch steigender Coronafallzahlen und einer anscheinend drohenden Überlastung der Intensivstationen ein zeitlich unbeschränkter lockdown für Ungeimpfte in Kraft getreten. Der Kontakt zwischen den Ungeimpften und den Geimpften und Geschützten sollte auf ein Minimum gebracht werden, wie der damalige Bundeskanzler Schallenberg erklärte. – Diese Maßnahme stellt die bisher bemerkenswerteste im derzeitigen gesellschaftlichen Ausnahmezustand dar, aus guten Gründen bemerkenswerter als allgemeine lockdowns, deren österreichweit nunmehr vierter eine Woche danach verhängt wurde. Die nächste Qualitätsstufe wird mit dem allgemeinen Impfzwang erreicht, dessen Wirksamwerden für 1. Februar 2022 angekündigt ist.
Die Maske der Politiker
Wir sind bei jemandem zu Besuch, der Fernseher läuft, Wahlfieber. Da ruft meine Frau: „Komm mal schnell rein! Ist das nicht…?“
Abschied von der Partei
Seien wir ehrlich! Das Ergebnis dieser überaus überraschenden Wahl ist typisch deutsch: typisch neudeutsch oder anders: typisch westdeutsch!
Wenn diese Deutschen den Aufstand proben, massiv für die „Veränderung“ stimmen, dann tun sie das so, daß sich möglich nichts ändert. Man kann sich genüßlich auf die Schulter klopfen und seinen politischen Wagemut bestaunen und weiß doch, daß bis auf Weiteres das Wohlstandsgeschäft, die „Verhausschweinung“ – wie Konrad Lorenz das nannte – gemütlich weitergeht. Die Verantwortung dafür schaufelt man von der einen zur anderen etablierten Partei.
Die Italianisierung Deutschlands
Scholz‘ rasanter Aufstieg in der Wählergunst signalisiert uns endgültig ein neues politisches Zeitalter in Deutschland.
Das Problem mit der Briefwahl
Am Wochenende wird gewählt und dennoch ist die Wahl eigentlich schon fast entschieden, denn circa die Hälfte aller Stimmen sind bereits abgegeben – mittels Briefwahl.
Die massenhafte Briefwahl aber ist ein weiteres Symptom der schleichenden Erosion der Demokratie.
Sie ist selbstverständlich anfälliger für alle möglichen Formen der Manipulation und des Betruges.
Pál Telekis historische Tat
„At the Conference table we shall place a chair for Count Paul Teleki. That empty chair will remind all who are there that the Hungarian nation had a Prime Minister who sacrificed himself for that very truth for which we too are fighting.“ Churchill
Vielleicht kann man Geschichte mit einem beweglichen Knoten vergleichen, der sich anhand des Zeitstrahls fortbewegt, in sich verschiedene Stränge vereint und immer neue aufnimmt, aber auch jederzeit geöffnet werden kann. Jeder historische Augenblick vereint dialektisch alle drei Elemente – Verstrickung, Bewegung, Lösung – in sich, aber es gibt Zeitpunkte, in denen ein Element für das Auge des historischen Betrachters dominant und sichtbar wird. Dort kann man viel über Geschichte lernen, über den Kairos und die Folgen, wenn er verpaßt wird, aber selbstverständlich auch über die Unmöglichkeit Geschichte im je eigenen Sinne erfolgreich schreiben zu können.
Virtueller 15. März
Zum zweiten Mal in Folge wird der wichtigste ungarische Nationalfeiertag – der 15. März –, der an die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 erinnern soll, in unserem kleinen Städtchen digital gefeiert.
Warum Sachsen?
Warum der Osten?
„Die Identität von Subjekten läßt sich also deswegen vollständig nur über deren Geschichten vergegenwärtigen, weil diese Identität in ihrer synchronen Präsenz stets mehr enthält als das, was aus gegenwärtigen Bedingungen verständlich gemacht werden könnte. Anders formuliert: das, was einer ist, verdankt sich nicht der Persistenz seines Willens, es zu sein. Identität ist kein Handlungsresultat. Sie ist das Resultat einer Geschichte, das heißt der Selbsterhaltung und Entwicklung eines Subjekts unter Bedingungen, die sich zur Raison seines jeweiligen Willens zufällig verhalten. Eben deswegen ist das Subjekt im Verhältnis zu der Geschichte, durch die es seine Identität hat, auch nicht deren Handlungssubjekt, sondern lediglich das Referenzsubjekt der Erzählung dieser Geschichte.“ Hermann Lübbe
Warum der Osten? – Das ist eine Frage jener Art, von der Hermann Lübbe nachwies, daß „sie sich nur historisch erklären” lasse. Weil sich in ihr ein Relikt verbirgt, ein scheinbar funktionsloses Überbleibsel, ein Rest aus einer vergangenen Zeit, den das Wort „Widerstand“ recht gut trifft. Denn ernsthafter politischer Widerstand ist eine Seltenheit und eine Sünde in Deutschland geworden.
Der Islamismus ist wieder da
„Zahlreiche Politiker des rechten Flügels hat man lange Zeit als Rassisten bezeichnet, weil sie behaupteten, daß die dänischen Islamisten die Fünfte Kolonne des Kalifats seien. Es war einfach, diese Behauptungen abzuschießen, denn was wußten die Leute schon, die außerhalb standen und von außen in ein Milieu schauten, das sie nicht kannten? Aber ich, der ich jahrelang im Zentrum dieser Welt gestanden habe, muß heute zugeben: Sie hatten recht.“ Ahmed Akkari
Die grausamen terroristischen Verbrechen von Paris, Dresden und Nizza decken ein unter dem Corona-Mantel scheinbar vergessenes Phänomen auf, um dessen Erklärung nun vor allem die Linke kämpft. Sie müßte sich nur belesen …
Kunst wird Machwerk
Die spannendste Frage hinsichtlich des neuen Borat-Filmes war, inwieweit Sascha Baron Cohens geniale Travestie- und Rollenkunst von vor einem anderthalb Jahrzehnt, heutzutage – in Zeiten der alles durchsetzenden Politischen Korrektheit, in Zeiten von BLM, in Trumps Epoche, in Corona-Zeiten etc. noch machbar ist und ob sie noch wirkt, noch wirken kann, noch wirken darf.
Politik als Überforderung
Wenn mich jemand nach Tips beim Fremdsprachenlernen fragt, so ist meine erste Antwort stets: Grundlagen erarbeiten, und sobald man Texte verstehen kann, lesen und hören zugleich. Im Idealfall einem professionell eingelesenen Hörbuch lauschen – besseres Aussprachetraining gibt es nicht – und den Text dazu vor Augen haben.