Während ich durch einen alten Band der Kant-Studien (Band XXIX, Heft 1/2) blättere, fällt mir eine kurze Bekanntmachung auf.
Wir befinden uns im Jahr 1924. Diese seinerzeit sehr verbreitete „Philosophische Zeitschrift“, begründet von Hans Vaihinger, bringt auf über 300 Seiten Abhandlungen zu Kant und die Psychologie, Kant und die Religion, die reine Rechtslehre, die deutsche Kultur, das Eherecht oder Kant als Naturwissenschaftler. Kant von vorn bis hinten und manch prominenter Name, wie Nicolai Hartmann oder Max Dessoir, arbeitet sich vor weitem Publikum an Kant ab. Weiterlesen →
Wir frieren. Für den Frieden. Mitte September haben wir draußen kaum zehn Grad, nachts fallen die Temperaturen fast bis zum Gefrierpunkt. Schnell kühlt das Haus aus, selbst bei größter Vorsicht. Weiterlesen →
Aber Pink Floyd hat sich gar nicht wiedervereinigt, um einen Protestsong in der Causa Ukraine aufzunehmen, denn jedermann kann sehen, daß mit David Gilmour und Nick Mason nur zwei der drei noch lebenden Legenden am Set waren – es fehlt Roger Waters. Und das ist so erwähnenswert wie folgerichtig.
Endsieg: Biden will „vernichtende Sanktionen“, Baerbock will Sanktionen, die „Rußland ruinieren“ … es ist exakt diese Rhetorik, die den Konflikt anheizt. Sie zeigt das wahre Ansinnen des „freien Westens“: die Ausschaltung Rußlands als globale Macht. Das ist seit eh und je amerikanische Staatsdoktrin – die Deutschen sind nur belanglose Vasallen in diesem Spiel. Putin war dumm genug – so zumindest nehme ich das wahr –, den Amis nun den Vorwand zu geben, wenn schon Rußland nicht in die Steinzeit zu bomben, so es doch dahin zu sanktionieren. Psychologisch ist der Versuch, sich aus dem sich immer enger schließenden Schlangengriff zu befreien, durchaus verständlich, offensichtlich aber führte die – eingebildete? – Luftnot zu irrationalen Entscheidungen, die den Griff letztlich verstärken könnten. Es könnte nun sogar ein Regimechange in Moskau zur Debatte stehen. Damit hätte sich der Regimechange in der Ukraine hundertfach bezahlt gemacht. Selenykyj sprach in seiner Mutrede auch vom Mut, in Gesprächen mit Rußland über die Neutralität der Ukraine zu verhandeln – ein klares Signal des Eingeständnisses, das vermutlich Grund der jetzigen Verhandlungen ist –, der Westen hingegen denkt offen über EU- und NATO-Mitgliedschaft nach: ein sicheres Rezept für Konfrontation – solange das Putin-Lager an der Macht ist. Erst mit einem Regimechange wäre Rußland gefügig zu bekommen. Bis dahin jedoch müßte noch manche Abschußrampe unschädlich gemacht werden. Wie dem auch sei: offen ausgesprochene Vernichtungsphantasien können schwerlich hilfreich sein!
Manche Leute kennen keine Grenzen. Wenn man sich einmal einem solchen Telegram- oder WhatsApp-Kreis anschließt – ich selbst tue das aus Mangel an entsprechender Technik nicht, beobachte es aber aus den Augenwinkeln –, dann wird man ununterbrochen mit Clips, Videos, Artikeln, Kopien, Hördateien und allem möglichen, also mit Meinung bombardiert. Und manchmal ist auch ein Fakt dabei – aber der ist meistens Fake. Wie überhaupt 90% dieses Erregungsdopings schlichtweg Unsinn oder in Ton und Methodik unerträglich sind.
Ich traue meinen Ohren nicht – im ungarischen Oppositionsradio gibt’s ein langes Feature zu Harry Potter und seinen Verfilmungen. Das kann nur eines bedeuten: der Ungeist weht noch immer. Hier mein Bannspruch, ausgesprochen vor über 20 Jahren, hier auch schon mal präsentiert, aber noch immer gültig und offensichtlich notwendig.
OMG! Da hat sich der Joshua Kimmich was Schönes eingebrockt – es gibt sogar schon einen ausführlichen Wikipedia-Vermerk „Kontroversen„.
Nicht impfen lassen, Bedenken haben, auf Totimpfstoff warten – und all das auch noch öffentlich zugeben. Das Sportliche hat keine Bedeutung mehr, schon nach dem letzten Bayern-Spiel gab es das erste Grundsatz-Verhör und seither prasseln die Belehrungen auf ihn – und uns – nieder. In allen Hauptmedien das gleiche Bild.
Im aktuellen „Focus“ kommt der Chefarzt der Intensivstation einer Münchener Klinik zu Wort und darf dort auch über seine Wut auf Ungeimpfte reden. Demnach arbeite man seit 19 Monaten bis zur Erschöpfung hauptsächlich wegen Corona-Patienten. Alle, zu 100%, der dort Behandelten seien Ungeimpfte gewesen, sagt der Mann. Die Opfer werden immer jünger, – meine Alterskohorte ist deutlich überrepräsentiert –, die Hälfte habe Vorbelastungen wie Diabetes oder Fettsucht, die andere Hälfte aber sei kerngesund. Ob er auch einen Groll auf Adipöse, Trinker, Raucher, Autofahrer, Suizidale – und was weiß ich, wer noch so statistisch überrepräsentiert auf der Intensivstation landet – hat, erfahren wir nicht.
Verlieren gehört dazu! Wer nicht verlieren kann, der sollte kein Fußball-Fan sein. Manche – wie z.B. Schalke oder HSV-Fans – kennen gar nichts anderes mehr. Auch bei Manchester City weiß man ein Lied davon zu singen. Jahrzehntelang war man eine unberechenbare Fahrstuhlmannschaft, deren offizieller Slogan zwar „Superbia in Proelia“ lautete, inoffiziell erkannte man den wahren Fan aber an seinem „typical City“, was so viel hieß wie: nie Vorfreude riskieren, sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf tragische Weise bitter bestraft werden.
Nur wenige der Delinquenten hatten bisher den Mut, für ihr eigenes Handeln offensiv einzustehen, dazu gehören ein Schauspieler namens Liefers und ein Regisseur Brüggemann. Viele andere haben den Schwanz eingezogen oder das schon längst eingeübte Reueritual vollzogen, das alten DDR-Zeitzeugen so unangenehm bekannt vorkommen sollte, müßte man darüber nicht jedes Mal laut lachen.
Gerade begehen Millionen unserer Mitmenschen den Ramadan. Mittlerweile wird das in der Presse gefeiert, mittlerweile klären die Medien flächendeckend auf, mittlerweile wünschen staatliche Stellen einen „Gesegneten Ramadan“, mittlerweile haben wir uns an den Mundgeruch in der Straßenbahn gewöhnt – als Ausdruck des Rechtes auf freie Religionsausübung.
Alle Religionen kennen Fastenzeiten und asketische Exerzitien. Wenn man den Begriff der Religion – religio: Rückbindung – aber modifiziert oder ihn durch einen anderen ersetzt, dann werden neue Perspektiven sichtbar, dann wird auch verständlich, weshalb der Islam – die theologisch wohl schwächste aller Weltreligionen – eine solche Ausdauer haben konnte und weshalb er gerade jetzt, verbunden mit einer demographischen Explosion, sich anschickt, die Welt ein zweites Mal zu erobern.
Der Ramadan ist eine der „fünf Säulen des Islam“:
Das Glaubensbekenntnis, die Schahada
Das fünfmalige tägliche Gebet
Das einmonatige Fasten während des Ramadans
Die Hadsch, die Pilgerreise nach Mekka
Der Zakad, die Spende an die Bedürftigen
Peter Sloterdijk hatte in seinem fulminanten Großessay „Du mußt dein Leben ändern“, den umstürzenden Gedanken geäußert, den Begriff der Religion abzulegen. Es gibt keine Religionen, „es gibt nur mehr oder weniger ausbreitungsfähige oder mehr oder weniger ausbreitungswürdige Übungssysteme.“ … „Das wirklich Wiederkehrende, das alle intellektuelle Aufmerksamkeit verdient, hat eher eine anthropologische als eine ,religiöse‘ Spitze.“ Darüber hinaus sei der Begriff kulturimperialistisch, da er nur im Westen verstanden würde und Hindus und Buddhisten schon Jahrhunderte zuvor „Religion“ ausübten, ohne diesen Begriff zu benötigen, der ihnen erst durch „Religionswissenschaftler“ aufgedrängt wurde.
Mohammeds Genie liegt in der Vorwegnahme dieses Gedankens und in der Installation eines entsprechenden Regulariums. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt die fünf Säulen des Islam – andere Pflichten, wie der kleine und der große Djihad, die Koranlektüre, das Auswendiglernen … kommen hinzu –, so erkennen wir ein ausgeklügeltes Hochintensivtrainingsprogramm. Bis auf die Schahada, die theoretisch nur ein Mal, bei der Annahme der Religion, gesprochen werden muß, die in der Realität aber tagtäglicher innerer Begleiter der meisten Muslime ist – etwa beim Bismillah vor jeder Mahlzeit, vor dem Geschlechtsverkehr etc. –, bis auf die Schahadaalso und die Hadsch, handelt es sich um Permanenzübungen.
Vor allem das Gebet entfaltet eine enorme Macht. Alle drei Stunden circa ist der Muslim angehalten innezuhalten, sich aus der realen in die spirituelle Welt zu begeben, eine „Vertikalspannung“ zu seinem Gott aufzubauen, und dabei immer wieder die gleichen Formeln zu beten und sich mindestens 17 Mal vor dem Gott in den Staub zu werfen. Die psychomotorische Ausrichtung eines Hirns, das sich diesem Exerzitium unterwirft, ist sehr wahrscheinlich. Der physische Akt des Niederwerfens – hier erkennt man, daß Mohammed ein kluger Intuitivpsychologe war – verbindet beide Ebenen und vertieft die geistige Gravur durch körperliche Repetition. Heute ist das neuester Stand der Wissenschaft, heute nutzt man das Verfahren im Profisport, bei Rehabilitation oder bei der Gehirnwäsche.
Die Hadsch war einst ein enormer Kraftakt. Sich in einen Jet zu setzen, in Mekka zu landen, sich ein Tuch umzuwerfen, ein Selfie zu machen, dieses bei Instagramm einstellen und zwei Tage später schon wieder im Trainingslager der Nationalmannschaft zu sein, dürfte an der Paradiespforte eher wenig goutiert werden. Die Hadsch war als asketisches Exerzitium gedacht, als Leidenszeit, als Zeit des Selbstrisikos. Wer einmal durch die Wüste zog, um die Kaaba zu umrunden, und dabei Hitze und Entbehrung erleiden mußte, den Tod riskierte oder den Überfall durch marodierende Banden, die gnadenlose Sonne ertrug … für den ist die Ankunft, ist das Gemeinschaftserlebnis, ist das Erreichen des Ziels wie eine Offenbarung. Man muß als moderner Mensch schon Reinhold Messner lauschen, um eine Ahnung davon zu bekommen.
Selbst der Zakad ist als Übung zu beschreiben. Es geht darum, 2,5 bis 10 Prozent seines Einkommens an die Armen abzugeben. Die christlichen Konfessionen kennen das als Zehnt oder Kollekte. Aber das Opfer, die Spende, das Almosen ist seit je ein stark wirkendes Gottes-Aphrodisiakum, eine Wohlfühlmaschine und eine Verbindung zum Transzendenten. Wird sie regelmäßig eingeübt, entfaltet sie ihre abhängig machende Glückswirkung.
Unter diesen Vorzeichen ist die Funktion des Ramadan evident. Sein jährlicher Wiederholungscharakter zeichnet ihn als Exerzitium par excellence aus. Der Hadsch vergleichbar, konnte Mohammed nicht ahnen, daß seine Jünger einst in allen Weltteilen sich umtreiben, bzw. war es Mohammed nicht bewußt gewesen, wie groß die Welt eigentlich ist. Es gibt Indizien dafür, daß er vom Scheibencharakter der Erde und damit ihrer Endlichkeit, überzeugt war. Seine Religion ist eine Wüstenreligion, seine Welt reichte bis an den Rand der Dürre, bis an die Berge, er konnte also nicht ahnen, daß es für einen Muslim in Norwegen Probleme geben könnte, die Mekkawanderung zu leisten oder den Ramadan ohne Kompromisse zu überleben. Man hätte von Al Alim, dem Allwissenden, möglicherweise eine konkrete Anweisung für diesen Fall erwarten können …
Auf der arabischen Halbinsel teilen sich Tag und Nacht in schöner Gleichmäßigkeit von ca. 12 Stunden (± zwei) die Zeit, sommers wie winters. Trotzdem ist der Übungserfolg bedeutend. Es ist eine 30-malige Übung zur Abwehr des Zweifels, eine Überwindung des inneren Schweinehundes (pardon), ein zwar überschaubares Leid, durch seine Wiederholung aber ein sehr wirksames. Zudem führen die Intensivierung des Gebets, die größere Offenheit für Spiritualität während des Fastens, die Freude über die Überwindung zu einer gefühlten Gottesnähe, das täglich gemeinsame Fastenbrechen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Umma, die Distinktion zwischen „Wir“ und „die anderen“, zwischen mumin und kuffar, und damit die Sicherheit des Dazugehörens.
Vermutlich ist der Islam das am meisten durchorganisierte – man kann von Psychodesign sprechen – „religiöse“ System. Seine Anhänger sind – das muß die Intention des Gründers gewesen sein – mehr oder weniger durchtrainierte potentielle Glaubenssoldaten. Lediglich der Buddhismus kennt in einigen Spielarten ein ähnlich starkes Training, die Meditation, deren Energie freilich komplett nach innen geleitet wird, wohingegen der Islam eine extrovertierte Religion darstellt. Seine hohe Repetitivität verleiht ihm seine Macht, die er seit 1400 Jahren, trotz weitgehend kultureller Rückständigkeit, beeindruckend unter Beweis stellt. Wer all diese Entbehrungen auf sich genommen hat, für den ist es mit jedem Male schwerer, den zurückgelegten Weg kritisch zu betrachten. Es wäre dann alles umsonst gewesen …
In diesem Sinne: Gesegneter Ramadan!
Pierre Vogel: „Der Ramadan ist ein Trainingslager, eine Schule für dich.“
Nur eine flüchtige Beobachtung, weil man an ihr ganz exemplarisch den 180-Grad-Wandel des Anstandes, also der Ethik, der letzten Jahrzehnte verdeutlichen kann.
In Meghan Markles Geständnis, am englischen Hof „rassistisch“ „beleidigt“ worden zu sein, bündeln sich zahllose Konfliktstränge.
Wer nach dieser Meldung sein Vertrauen in die Presse nicht verliert, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich bin sprachlos. Ich will auch gar nicht versuchen, mein Entsetzen – und meine Abscheu – in Worte zu fassen – es übersteigt meine Ausdrucksmöglichkeiten.
Sicheres Anzeichen dafür, daß Politik durch Abkapselung vom realen Leben in die gefährlichen Sphären der selbstimmunisierenden Phantasie abwandert, ist es, wenn die Protagonisten damit beginnen, ihre eigenen, ganz persönlichen Wahrnehmungen, Erfahrungen, Empfindungen und die daraus gezogenen Schlüsse zu verallgemeinern, als Universallösung anzupreisen und die Öffentlichkeit dazu bringen wollen – durch Zwang, Überredung oder Propaganda – diese auch zu verwirklichen. Stalin und Mao gelten als klassische Beispiele.
Als Trump vor vier Jahren sein Amt angetreten hatte, da malten die Medien nahezu unisono ein Weltuntergangsszenario an die Wand, entwarfen eine quasi-faschistische Diktatur und zeichneten den US-Präsidenten als einen neuen Hitler, einen Mörder und Kopfabschneider. Tatsache hingegen ist – neben seinen innenpolitischen Erfolgen –, daß Trump der erste US-Präsident seit vielen Legislaturperioden war, der keinen Krieg führte. Sieht man von jenem Missile-Strike im April 2017 ab, bei dem sieben syrische Soldaten ums Leben kamen, ist Trumps Weste komplett weiß – die unsäglichen Drohneneinsätze („gezielte Tötungen„) ebenfalls ausgeblendet. Rekordhalter in Fragen Kriegseinsätzen – auch das zur Erinnerung – war der Friedensnobelpreisträger Barack Obama.
Vor fünf Jahren sagte ein hochgebildeter Akademiker mir, als ich auf die Gefahren einer zu starken Einwanderung und der Islamisierung hinwies, ganz lapidar ins Gesicht: Nun, bisher hatten wir das christliche Zeitalter, jetzt folgt eben das muslimische – was ist dabei?
Wer wissen wollte, was das Wort „Terror“ bedeutet, der hätte es heute Nacht live erlernen können. Ein einzelner Verbrecher – vielleicht auch zwei –, der, wie wir nun wissen, gerade einmal neun Minuten mit seiner Bewaffnung unterwegs war, bevor ihn die tödliche Polizeikugel traf, hatte eine ganze Stadt, ein Land, einen Kontinent in Atem gehalten. Stundenlang überschlugen sich die Meldungen, klangen immer dramatischer. Zwischenzeitlich war sogar von zehn Tätern die Rede, von mehreren Festnahmen, von sieben bestätigten Toten, von kriegserprobten tschetschenischen Banden (die es natürlich trotzdem gibt) und man mußte ein weitaus schlimmeres Erwachen befürchten. Als ich gegen zwei Uhr ins Bett ging, wähnte man noch immer mindestens drei Attentäter unterwegs.
Das war Terror in Reinform. Das Wort bedeutet – ich wiederhole es – „Schreckensbotschaft“ und auf die Botschaft kommt es an. Die Angst, die Unübersichtlichkeit, die bereits tief verinnerlichte innere Bereitschaft – spätestens seit 9/11 halten wir alles für möglich – und die mediale Verstärkung – ohne Medien gibt es keinen Terror[1] – haben zu einer vollkommenen Überhöhung der Lageeinschätzung geführt. Wien war für einige schreckliche Stunden in einer Terrorblase gefangen, aus der es erst das Tageslicht erlösen konnte. Das ist der Blueprint für alle kommenden Ereignisse dieser Art.
Und daß sie kommen werden, daran zweifelt wohl niemand, denn sie sind der zu zahlende Preis einer maßlosen Zuwanderung, einer Segregation der Kommunen, einer naiven, blinden und ideologisch verzerrten utopischen Politik, die von einer Buntheit und Diversity mit eschatologischer Inbrunst träumt. Der Traum geht davon aus, daß sich dann die menschlichen Konflikte wie von selbst lösen und wir in einer quasi gewaltlosen Welt leben werden – die Realität ist aber schon da und zeigt uns just das Gegenteil.
Das ist bereits das muslimische Zeitalter – das wird es mehr und mehr sein.
Unsinn – damit behaupte ich nicht, daß alle Muslime oder daß der Islam etc. in ihrer Gesamtheit … Es ist doch ganz klar, daß die meisten Muslime – wie die meisten Menschen überall – friedliche Zeitgenossen sind, die allerallermeisten. Und auch der Islam zwingt niemanden – auch nicht den gläubigen Muslim – die kuffar zu töten und zu verfolgen, selbst wenn es derartige Passagen im Heiligen Buch dieser Religion oder in den Hadithen und Rechtsbüchern gibt (es gibt auch dem widersprechende) und Michael Stürzenberger es tagtäglich behauptet. Aber es ist als Potenz, als Möglichkeit in sein geistiges Erbgut eingepflanzt und dieses wurde – im Gegenteil zum Christentum, in das es ebenfalls (wenn auch deutlich weniger) eingepflanzt war –, nie tiefgründig reformiert, durch eine überbordende und tatsächlich vielfältige Theologie relativiert und totgequatscht, und ist erst recht nicht einer jahrhundertealten Säkularisierung und Selbstverdauung ausgesetzt gewesen. Der Grund dafür liegt vordergründig in einem mohammedanischen Geniestreich – aber der ist hier nicht das Thema.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Muslime die religiöse Botschaft im Frontradio hören, ist vielfach höher als bei anderen geschichtsrelevanten Religionen – und die übersetzt sich auch in Terror. Sie ist außerdem von der Religion ganz unabhängig in einer Gesellschaft erhöht, in der die Menschen keine gemeinsame Grundkultur, Lebensweise, Sprache, ethnische Nähe teilen, weil dort, wo Menschen sich fremd sind und habituell bleiben müssen, das Gemeinsamkeitsempfinden und damit das gegenseitige Verantwortungsgefühl schwinden muß. Dieser Gedanke erscheint mir so einleuchtend und evident, daß er auch ein ideologisch stark vorbelastetes Hirn erreichen können müßte.
Selbst wenn Diversity die Endlösung wäre, so käme sie zu einem teuren Preis und eine Facette ist der Terror, andere sind Kriminalität, Alltagsgewalt, Parallelgesellschaften, innere Konflikte, soziale Kälte usw. Man kann unendlich viel Pluralismus-Scholastik und Sophistik, Wortdreherei dagegen anführen – es sind und bleiben Tatsachen. Entweder ihr kapiert das oder ihr kapiert es nicht, wollt es nicht kapieren.
Nun haben wir in Wien erneut den Glücksfall, daß zwei türkische Jugendliche die „Helden von Wien“ wurden – widerlegt das nicht den obigen Defätismus? Es ist aber ein weiteres Indiz dafür, daß das muslimische Zeitalter bereits angebrochen ist.
Wie hätte die Presse reagiert, wenn zwei junge Identitäre die Helden gewesen wären? Eine solche Frage muß man sich stellen, um die korrekte Antwort zu bekommen.
Die beiden Männer sind durchtrainierte Martial Arts-Athleten – man darf annehmen, daß eine gehörige Portion Abenteuerlust, ein Schuß Adrenalin und nahöstliches Machotum eine Rolle gespielt haben. Aber sie waren mutig, haben ihr Leben riskiert, um anderes zu retten – das muß man anerkennen.
Sind sie deshalb schon Österreicher? Sie könnten es theoretisch sein – wenn man ihren Spuren im Internet allerdings ein wenig folgt, dann kommen Zweifel auf. In ihren martialischen Kämpfen treten sie stolz als Türken auf und in der Hagia Sophia heben sie in typischer Islamistenart den Zeigefinger zum Allah-Siegel oder posieren mit dem Fingerzeichen der „Grauen Wölfe“.
Eine Dummheit vermutlich, gänzlich ungefährlich – aber stünden die Türken mal wieder vor Wien, wer wollte die Hand dafür ins Feuer legen, daß die zwei auf europäischer Seite kämpften? Das ist die Wahrheit hinter eurer Multikultiblase. Sie sind vermutlich so österreichisch wie der Attentäter höchstselbst.
Statt sich diesen Evidenzen zu stellen, verliert die Linke nun Krokodilstränen. Hassnain Niels Kazim etwa schreibt in der „Zeit“: „Mein Wien war der Inbegriff von Frieden. Nun ist der Terror auch hier angekommen. Hoffen wir, daß die Terroristen ihr Ziel nicht erreichen, die Gesellschaft zu spalten.“ Kazim lebt in Wien, ist persönlich be- und offenbar auch getroffen. Aber den ursächlichen Zusammenhang will er nicht sehen, stattdessen ist es die „antiislamische Stimmung“, die den Terroristen in die Hände spiele.
Natürlich gibt es die, aber sie ist ein Resultat und der Terrorismus ist nur eine ihrer Bedingungen. Man müßte schon einen apriorischen Antiislamismus konstruieren, wollte man dieser Konstruktion folgen. Den aber gibt es nicht. Er ist stattdessen historisch evidenzgetragen und betrifft auch nicht nur Muslime.
Menschen sind in ihrer langen Menschwerdung evolutiv darauf getrimmt, es liegt in ihrer anthropologischen Natur, sich bevorzugt mit ihresgleichen zu umgeben. Das Gefühl zunehmender Fremdheit führt ganz natürlich zu Distanzen und Aversionen und wird deutlich verstärkt, wenn man das Empfinden hat, daß der Fremde sich dem Eigenen nicht anzupassen versucht. Die stark ausgeprägte Inklusion des Islam – theologisch seine größte Stärke – macht die Annäherung sehr schwer. Der Effekt wäre im Übrigen ähnlich, wenn Millionen Österreicher in kürzester Zeit nach Pakistan auswandern wollten.
Es nützt auch nichts, auf Christchurch oder Halle oder den allgegenwärtigen Rechtsextremismus hinzuweisen – den es freilich gibt und der zu bekämpfen ist –, vielmehr kommt es darauf an, zu verstehen, daß auch diese Form des Terrors ganz wesentlich – wenn auch nicht ausschließlich – eine Reaktion auf die rasanten demographischen und kulturellen Veränderungen ist. Er ist in keiner Form gerechtfertigt, aber er ist erklärbar.
Kazim sorgt sich nun um die Spaltung der Gesellschaft. Es gibt ihn in zweierlei Varianten. Wenn er für „Zeit“ und „Spiegel“ schreibt, dann säuselt er gern versöhnliche Worte, wer aber etwa seinen Äußerungen auf Twitter und Facebook folgt, der lernt einen verbitterten, vermutlich haßerfüllten[2] und hochgradig intoleranten Menschen kennen, der sich einen Spaß daraus macht, seine politischen Gegner zu triggern, und der allzu gerne in Verbotsphantasien seiner politischen Gegner schwelgt. Dieses „Spiel“ bewirtschaftet er auch noch, formt aus den Haßkommentaren, die er provoziert und dann meist grundsätzlich auf seine migrantische Herkunft projiziert, Bücher und wird zum Bestsellerautor und geschätzten Medienkommentator – er bedient die gierigen Bedürfnisse seiner eigenen Blase. Kazim ist ein Spalter par excellence und erntet dafür – wie sein Kumpan Igor Levit – Unterstützung, Anerkennung, Verträge und hochdotierte Preise vom Establishment.
Sein hintergründigstes Spiel ist nun die Rolle des Kalifen. Mit einem gewissen Sinn für doppelsinnigen Humor imaginiert er die Gründung eines eigenen Kalifats, dem sich seine Anhänger zu unterwerfen hätten. Hunderte oder Tausende folgen dieser Scharade und mimen Untertanen des Kalifen. Damit soll die Idee der Islamisierung und des Bevölkerungsaustausches karikiert und ins Lächerliche gezogen werden. Ein neues Buch beim Branchenriesen „Penguin“ ist auch schon angekündigt.
manche haben mich gefragt, woran ich denn gerade schreibe. Viele glauben, ich arbeitete an einem Kochbuch (gut, das habe ich selbst befeuert). Tatsächlich ist dies mein nächstes Buch. Es erscheint im… pic.twitter.com/PzPzPCblhS
Vielleicht wird ihm das Spiel nun ein wenig vergällt, wenn er begreift, daß auch der Wiener Terrorist, der ihm letzte Nacht Angst gemacht hat, auf einen Kalifen geschworen hatte, vielleicht kann er nun verstehen, daß nicht alle diese Art Witz lustig finden, vielleicht denkt „Penguin“ sogar um und macht eine politisch korrekte Kehre? – aber dazu bedürfte es wohl noch eine Dosis mehr vom muslimischen Zeitalter.
[1] Am gleichen Tag kamen in Kabul 35 Menschen bei einem Terrorangriff ums Leben, ohne daß das größere Panik ausgelöst hätte – vermutlich nicht mal vor Ort.
[2] So zumindest kann er wirken, wenn man sich auf der anderen Seite der Argumentationen befindet.
Die spannendste Frage hinsichtlich des neuen Borat-Filmes war, inwieweit Sascha Baron Cohens geniale Travestie- und Rollenkunst von vor einem anderthalb Jahrzehnt, heutzutage – in Zeiten der alles durchsetzenden Politischen Korrektheit, in Zeiten von BLM, in Trumps Epoche, in Corona-Zeiten etc. noch machbar ist und ob sie noch wirkt, noch wirken kann, noch wirken darf.
Sage mir deinen Zahnstand und ich sage dir, wer du bist. Hitler (gechannelt, post mortem)
Oh verdammt – wieder alles verkehrt gemacht. Zufälligerweise treffe ich meine Frau im Badezimmer. Endlich kann ich sie fragen, was ich seit Wochen – seit sie eine Tag- und eine Nachtzahncreme gekauft hatte – fragen wollte. Welche muß man denn nun morgens und welche abends nehmen? Alle vernünftige Logik sagte mir, daß die blaue für die Nacht, die rote für den Morgen gedacht sein muß. Abends ist es dunkel – blau – und morgens glüht die Sonne am Firmament – also rot. Sie spult einen Werbespruch herunter: Morgens Aronal, abends Elmex – das wisse doch jeder und überhaupt: Blau ist der Morgenhimmel und rot die Abendsonne. So ist es: Frauenlogik! Seltsam, aber möglich. Diese Doppelcreme – die übrigens im Ökotest krachend durchfiel – kann wohl nur von einer Frau designt worden sein.
Auf dem Zahnarztstuhl frage ich die Dentistin meiner Wahl nach dem Klopp-Gebiß.
Was das sei und wie man das macht. Sie weiß es nicht, es gäbe verschiedentliche Möglichkeiten, aber sie mag es gar nicht – es ist zu massiv und zu weiß. Farbe B1 sagt sie, das hellste, was es gibt, aber eben nur in der Phantasie der Menschen. Wir rätseln, warum er es hat machen lassen. Vermutlich weil er es kann, finanziell, sage ich, und weil es in Liverpool sicherlich einen guten Spezialisten dafür gibt. Besonders bei dunkelhäutigen Menschen wirke ein solches Gebiß hochgradig gewöhnungsbedürftig, sagt sie und ich muß sofort an Firminio und Couthino denken – Klopps brasilianische –, an Mané – Klopps senegalesischen Spieler. Vermutlich ist es auch Eitelkeit, zieht man die Haartransplantation noch in Betracht. Nötig hatten sie es wohl alle nicht gehabt – Klopps Gebiß vor dem Eingriff war auf der altersgerechten Seite überdurchschnittlich gut. So ist das, die Angst vor der Vergänglichkeit läßt uns alle Möglichkeiten ausschöpfen.
Vielleicht liegt es auch an seinem Lachen, grübeln wir weiter. Und dann fällt dieses Wort „von acht bis acht“. Wenn er lacht, dann lacht er von acht bis acht. Das ist Zahnarztsprech – wenn er lacht, dann kann man von einem Weisheitszahn (Nummer acht) bis zum anderen sehen. So ist das, der Beruf oder die Beschäftigung, also der Fokus bestimmt die Wahrnehmung. Sage mir, was du machst, und ich sage dir, was du siehst. Der Zahnarzt sieht überall Zähne, der Tattoo-Künstler überall Tattoos, der Modemacher überall schlecht sitzende Kleidung, der Architekt überall Häuser und deren Bauart, der Förster überall Waldschäden, der Künstler überall spannende Formen, Farben, Schattierungen, der Klimawandelbeauftragte überall Klimawandel, der Blogger überall Blogstoff, der Gynäkologe wünschte, er könne endlich mal etwas anderes sehen und der Philosoph sieht überall das Allgemeine – er ist, nach Odo Marquard, der „Stuntman des Experten, sein Double fürs Gefährliche“ oder noch besser mit Sloterdijk: „jemand, der wehrlos ist gegen Einsichten in große Zusammenhänge“. Wer von acht bis acht schaut, übrigens auch, nur kleiner.
Als sie meinen Zahn – dessen Krone zu Bruch ging – noch weiter abschleift, nimmt sie das Wort „grazil“ in den Mund. Ich bedanke mich für diese kundenfreundliche Wortwahl, die wohl meinte, daß da nicht mehr viel zum Beschleifen sei. So ist das, Menschen wollen – wenn es um ihre Eitelkeiten geht oder den Verfall – betrogen werden und kulturvoller Umgang befriedigt dieses Bedürfnis …, weshalb Deutsche im Ausland oft als rüde gelten. In einem Ungarischlehrbuch aus den 60er Jahren lobt die Hauptfigur die besondere Höflichkeit seines Friseurs, weil dieser kein Wort über dessen zunehmende Haarlosigkeit verloren hat und so tat, als würde er schwer arbeiten.
Meine Zahnärztin – wohl unbemerkt – hat das beste Rezept gegen Angstschmerz. Wenn sie sich über meinen Schlund beugt, dann berührt ihre Brust sanft meine Wange – ein ungemein beruhigender Effekt. So ist das, wenn es an die Existenzialien geht – Sorge, Befindlichkeit, Tod und Zahnweh – dann steigen wir hinab zu den Müttern.