Lenin über die Ukraine

Das Fiasko der Politik der neuen Provisorischen Regierung, der Koalitionsregierung, zeichnet sich immer klarer ab. Die von der Ukrainischen Zentralrada erlassene und am 11. Juni 1917 vom Gesamtukrainischen Armeekongreß angenommene „Universalakte“ über die staatliche Ordnung der Ukraine entlarvt diese Regierungspolitik und ist ein dokumentarisches Zeugnis ihres Fiaskos. Weiterlesen

Rußland: Wut aus Liebe

Der Übersetzer und Romanautor Olaf Kühl beschrieb seine innere Affinität zum Ostslawischen verschiedentlich als unaufklärbares Schicksal. Die Liebe zum Russischen, später zum Polnischen war in ihm drin und man kann sie in seinen kongenialen Übersetzungen – allen voran Witold Gombrowiczs – spüren. Kühl war aber auch viele Jahre Rußlandreferent des Berliner Bürgermeisters und verfügt somit über intime politische Einblicke und er hat das Land viele Male bereist. Der Krieg gegen die Ukraine ließ ihn nun förmlich explodieren, in seinem Buch „Z“, das als „Kurze Geschichte Rußlands“ angekündigt wird, sammelt er all seine empirisch gewonnene Wut über die enttäuschte Liebe. Weiterlesen

Die Russen kommen!

Mein Bild von Rußland ist fast vollständig von der Literatur geprägt. Dazu kommen ein paar wenige mündliche Berichte, von Leuten, die dort gelebt, Erfahrungen gesammelt haben.

Der großen Faszination der „Tiefe“, die man dort vermutet und den russischen Menschen unterstellt, dieses Unauflösbare, Geheimnisvolle, Mystische, die Größe in jeder Hinsicht, stand immer eine Abscheu vor einer schwer zu fassenden Primitivität und Kulturlosigkeit gegenüber. Russen haben bei mir nie einen Vertrauensvorschuß, so wie ich ihn etwa harmlosen Dänen instinktiv zuspreche. Weiterlesen

Mein Kriegstagebuch X

… Dieser Krieg ist auch deshalb verwirrend, weil seine Opferbilanz so wenig paritätisch zu sein scheint – zumindest wenn man unserer Presse folgt. Dort werden wir jeden Tag mit Zahlen toter russischer Soldaten versorgt, umgekehrt sterben Ukrainer offensichtlich nur, wenn sie Zivilisten sind. Es mutet daher fast magisch an, schwer umkämpfte Städte und Ortschaften, die vielen Russen zur Todesstatt werden, dennoch von diesen erobert zu sehen. Das müssen die hunderttausenden Rekruten und Neumobilisierten sein, die das Land ununterbrochen als Kanonenfutter an die Front wirft. Allein die Menge machts offenbar. Ausnahmen bilden nur die Söldner der Wagner-Gruppe, die zwar fast nur aus Kriminellen und aus dem Knast Entlassenen besteht, dennoch aber militärisch gut ausgebildet und natürlich unglaublich brutal ist. Weiterlesen

Tödliche Torheit

Es gibt negative und positive Lektüreweisen – die eine sucht nach Widersprüchen, Fehlern, Ungereimtheiten und reibt sich habituell an der eigenen festen Position, die zweite blendet diese Faktoren aus und will lernen, fahndet nach dem Neuen, Anderen der vorgestellten Denkart. Die letztere sollte immer primär sein, die negative hingegen als Korrektiv dienen.

Nachdem ich Manfred Kleine-Hartlages schmales Buch über den „Krieg in der Ukraine und das Desaster der deutschen Politik“ zur Hälfte gelesen hatte, legte ich es beiseite, nahm Stift und Zettel zur Hand und begann es von vorn, denn es war klar, daß man hier eine wesentliche Schrift in der Hand hat. Es geht ums Eingemachte. Weiterlesen

Was ist mit dem Kriegsindex?

Wir hatten mal eine schöne Theorie, in sich schlüssig und überzeugend, die Theorie vom Kriegsindex. Gunnar Heinsohn hatte sie vor fast 20 Jahren in seinem beinahe schon zum Klassiker gewordenen „Söhne und Weltmacht“ entworfen, begründet und belegt. Weiterlesen

Bombenmeditation

“If you have sacrificed my nation to preserve the peace of the world, I will be the first to applaud you. But if not, gentlemen, God help your souls.“ Masaryk 1938

Neulich schrieb mir jemand – ein habituell unentschiedener, offener Mensch –, und endete mit der Frage: Schwere Waffen ja/nein? Die Antwort ließ er natürlich offen.

Aber exakt das ist die Antwort, die einzig vernünftige oder doch zumindest zwangsläufige, die man auf diese Frage geben kann: Ich weiß es nicht! Niemand weiß es! Und niemand kann es wissen! Die einzig konzise Antwort auf die Frage ist, die Antwort zu verweigern oder offen zu halten. Weiterlesen

Was auf uns zukommt III

Daß Geschichte unverfügbar ist, zeigen die Anschläge auf beide Nord Stream-Leitungen. Daß sie dennoch eine Tendenz hat, wird davon ebenso bestätigt. Der Niedergang Deutschlands (des Westens) in kurzer Zeit ist die nun unaufhaltbare Tendenz, das konkrete Wie und Wann bleibt offen. Weiterlesen

Der Aufmarsch – Das Buch zum Krieg

Daß der russische Angriff auf die Ukraine nicht aus dem Nichts kam, sondern eine lange Vorgeschichte hat und also Verantwortlichkeiten verteilt, ist in unseren Lesezirkeln Konsens. Gemeinhin wird dann das eine oder andere Ereignis, die eine oder andere Konferenz oder Konvention angeführt, um beispielhaft zu beweisen. Dabei hat Jörg Kronauer den gesamten Vorlauf akribisch aufgearbeitet und in ein Buch gepreßt. Er kann sich dabei auf jahrelange Vorstudien beziehen, denn mit seinen Arbeiten  „Ukraine über alles“ (2014) und „Meinst Du, die Russen wollen Krieg?“ (2018) hatte er das komplexe Terrain bereits abgeschritten.

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Russen und Ukrainer

Zwei Fragen zuvor: Darf man aus verschiedenen Nationalliteraturen auf so etwas wie einen „Volkscharakter“ schließen? Und darf man über etwas schreiben, von dem man eigentlich keine Ahnung hat? Beide Fragen werden hier mit „ja“ beantwortet, nicht weil die Antwort als unbedingt richtig angesehen wird, sondern nur, weil ich sonst diesen Text nicht schreiben dürfte.

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Mein Kriegstagebuch IX

Putin bestrafen: Sagt mir einer im Brustton der Überzeugung: „Also ich habe zu Hause alle Heizungen runter gedreht. Dieser Putin bekommt mein Geld nicht. Da ziehe ich mich lieber wärmer an.“ Ich verbuche solche Aussagen unter Propagandaschäden – oder besser: – erfolgen.

Butscha – ein neuer Name, den man sich merken muß? Ist das das neue Srebrenica?

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Wahrheit des Krieges

Bedeutende Werke der Weltliteratur haben es an sich, ihre Aktualität, d.i. ihre Relevanz für spätere oder gar alle Zeiten immer wieder nachweisen zu können. Das gilt im Allgemeinen grundsätzlich und sehr oft auch im ganz Spezifischen. Klassiker sind Werke, die ihre Interpretation überstehen[1].

So findet man in Albert Wass‘ besten Romanen immer wieder ewiggültige Wahrheiten ausgesprochen, ganz grundsätzliche, menschliche Konflikte in archaischen Umgebungen mit klarer, allen zugänglicher Sprache und literarischen Mitteln derart aus dem „krummen Holz“ herausgeschnitzt, daß diese Bücher überzeitlich und überräumlich wirken und folglich immer wieder gelesen werden sollten.

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Mein Kriegstagebuch VIII

Loyalität: In der lokalen Zeitung – Freie Presse Auerbach – wird das Schicksal eines ghanaischen Flüchtlings thematisiert, das uns schlaglichtartig das Problem der Migration aufzeigt. Nicht über diesen Einzelfall ist zu urteilen, denn es mag tausend gute Gründe geben, warum der Mann so handelt, wie er es tut, aber als Verallgemeinerung taugt die Geschichte gut.

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Kriegstagebuch VII

Wahrheit: Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst – diesen Satz hört man allerorten. Doch Achtung! Wer ihn sagt, sagt mit ihm zwar die Wahrheit, daß er ihn sagt, kann aber mitunter das Vorhaben zu lügen vertuschen. Mit der Feststellung stellt man sich auf die Seite der Wahrheit und nimmt einen Wahrheitsanspruch für sich selbst in Beschlag, in dessen Schatten sich besonders gut die Unwahrheit verbreiten läßt. Muß nicht, kann aber. Der Satz entspricht exakt dem Paradoxon des Epimenides.

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Nationale Interessen

Was bedeutet es eigentlich, wenn wir von nationalen oder geostrategischen Interessen sprechen, die wir einzelnen Ländern oder Verbünden zuerkennen? So liege es etwa im geopolitischen Interesse Rußlands, eine Pufferzone zu den NATO-Grenzen zu haben, oder im nationalen Interesse der Ukraine, der EU anzugehören usw.

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Mein Kriegstagebuch VI

Trauer: Daß die Ukrainer und Russen uns näher sind, wie ich kürzlich behauptet habe, findet selbstredend seinen konkreten Ausdruck und ist keine abstrakte Behauptung. Sie sind uns nicht nur in ihrer Geschichte – die mit der unseren eng verwoben ist –, ihren Traditionen oder ihrer Verwurzelung im christlichen Erbe und damit auch in der Moralität und Begrifflichkeit nahe, sondern ihr Verhalten ist uns unmittelbar, mit nur geringen Abstrichen, verständlich. Und im Falle der Trauer, des Schmerzes und der Verzweiflung, die wir nun tagtäglich und doch nur in kleinsten Ausschnitten sehen – denn das Meiste bleibt ungefilmt – sind uns ihre Gefühle und Gedanken unmittelbar zugänglich.

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Mein Kriegstagebuch V

Entgrenzung: Sollte dieser Krieg sich weiterhin als Entgrenzungsphänomen entpuppen, dann ist vielleicht auch die komplette Schleifung der russischen Bastion denkbar – zu welchen Kosten und mit welchen Folgen auch immer. Gerade weil Putin über diese enorme militärische Macht verfügt, wird seine Vernichtung wahrscheinlicher, je mehr Schreckensnachrichten die Welt erreichen. Der Angriff auf den Atommeiler Saporischschja hat der Welt nun vor Augen geführt, daß dieser Krieg bald unser aller Krieg werden kann – wenn seine Strahlkraft das Kampfgebiet übersteigt.

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Mein Kriegstagebuch IV

Willkommenskultur: Wir haben wieder Flüchtlingsströme in Europa und Refugees auch in Deutschland. Aber die Wahrnehmung ist eine ganz andere, das äußere Bild stellt sich komplett anders dar, verglichen zu damals ist die Medienabdeckung dünn – all das entlarvt die Verlogenheit der „Willkommenskultur“. Die Medienberichterstattung bleibt gedämpft, trotz zehnfach höherer Flüchtlingszahlen. Damals kamen viele junge Männer aus Kriegsgebieten in Syrien und noch mehr mischten sich darunter, die aus keinem Krieg flohen. Frauen und Kinder waren die Ausnahme und hatten unterwegs oft traumatisierende Ereignisse zu bestehen. Es kamen just jene Männer, die die Diktatoren, vor denen sie zu flohen angeben, aktiv hätten bekämpfen können und sie ließen ihre Mütter, Frauen und Kinder in der Hölle zurück, aus der sie flohen.

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Mein Kriegstagebuch III

Hintergrund: Daß ich hier schreibe: Sinnvoll ist das nur vor dem Hintergrund, daß alles andere genauso sinnlos ist!

Die Völkischen. Scholz: Putin vergeht sich am ukrainischen Volk.“ Eins muß mal klar sein! Wenn es kein deutsches Volk gibt, dann erst recht kein ukrainisches. Korrekter wäre zu sagen: Putin vergeht sich an der Bevölkerung, die in der Ukraine lebt. Übrigens schon deswegen, weil dort mehr als nur Ukrainer leben: Russen in erster Linie, aber auch Ungarn, Rumänen, Bulgaren, Juden, Weißrussen, Polen, Krimtataren und Juden, um nur einige zu nennen.

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