Hasnain Kazim: Mein Kalifat

„Demokratie? Ich bin hier, um die Demokratie zu verteidigen! Nicht, um sie zu praktizieren.“  (Der Kalif)

Hasnain Niels Kazim liebt seine deutsche Heimat! Das meint das Dorf Hollern-Twielenfleth und das Alte Land und das liegt irgendwo da oben. Er liebt die Landschaft, den Dialekt, die Leute, das Essen, alles. Aber er liebt auch Österreich, Wien und die Wiener, oder Pakistan, wo seine Familie herstammt, und überhaupt kann der Weitgereiste jeder Gegend, in der er gelebt hat, etwas abgewinnen, nur Sachsen nicht, denn dort gibt es Pegida. Von dort her wird – so empfindet er ganz aufrichtig – seine geliebte Heimat bedroht. Der sächsische Dialekt ist ihm ein Graus – man kann das verstehen –, die Teilnahme an einer Pegida-Demonstration war ihm Schlüsselerlebnis.

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Höckes Rede und die Presse

Auf der Jubiläumsveranstaltung von Pegida hielt Björn Höcke gestern eine Rede. Darüber berichtet die „Zeit“ u.a. wie folgt:

„Eine halbe Stunde spricht Björn Höcke, man hört keine Grundsatzrede, in der er neue Töne anschlägt, sondern sein bekanntes Repertoire. Über die Gegendemonstranten sagt er: ‚Im Hintergrund sehen Sie die Opfer der deutschen Bildungskatastrophe.‘ Die seien auch in Vereinen engagiert, die man nicht mehr tolerieren werde. ‚Wir werden diese sogenannte Zivilgesellschaft dann leider trockenlegen müssen.‘”

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Die Merkelpfeife

Man möchte nicht in Merkels Haut stecken. Die Zeiten sind nicht einfach – sie verlangen nach Entscheidungen und Bekenntnissen. Ein Horror für die habituelle Abduckerin und Aussitzerin.

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Warum der Osten?

Selbstredend sind die Gründe, weshalb der Osten so anders als der Westen wählt, vielfältiger als gestern angedeutet. Einige davon sind, in aller Kürze und ohne wertende Reihung, folgende:

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Zur Ökonomie des Faschismus

Was haben Diamanten, Seltene Erden und Faschismus gemeinsam? Sie sind knappe Ressourcen, sie erzielen hohe Preise, man muß viel investieren, um sie zu finden und zu fördern.

Faschismus ist unserer Tage nicht mit Gold aufzuwiegen!

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Die autoritäre Revolte

Vor einiger Zeit beschrieb Götz Kubitschek auf „Sezession im Netz“ in halbironischem Ton eine kleine peinliche Szene während einer Buchvorstellung, der er soeben beigewohnt hatte. Volker Weiß stellte sein neues Buch vor – „Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes“ –, das ihm sogleich sehr viel mediale Aufmerksamkeit bescherte – in der Regel natürlich positiv –, nebst der Nominierung zum prestigeträchtigen „Preis der Leipziger Buchmesse“. Das Buch erschien ausgerechnet im Klett-Cotta-Verlag, der u.a. die Werke Ernst Jüngers vertreibt.

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Heidi Hetzer

Man sollte öfter mit normalen Menschen zusammen sitzen. So wie gestern bei einer Geburtstagsfeier. Da saß die Verkäuferin und erzählt aus dem Leben. Wie sie alle Angst haben um ihren Job. Wie ihnen gesagt wurde, daß sie entlassen würden, wenn sie an Pegida oder WsD-Demonstrationen teilnähmen …

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Worum es geht

Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben. Goethe

Um mit der Tür ins Haus zu fallen: 25 Jahre deutsche Einheit, 100 Jahre Demokratie, 250 Jahre Aufklärung, 350/450 Jahre Religionsfrieden, 1000 Jahre deutsche Geschichte, 2000 Jahre christliche Geschichte, 2500 Jahre europäische Zivilisation stehen auf dem Spiel, der Abbruch dieser Traditionen wird riskiert und wird stattfinden, wenn … Mit Worten, die uns aus der Wetterprognose und dem Klimawandel bekannt sind: das ist die größte europäische und nationale Krise seit Beginn der Aufzeichnungen.

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Der Flüchtling als Held

Eine der vielfältigen Strategien, uns die Migrationswelle schmackhaft zu machen, ist die Vorstellung des „Flüchtlings“ als guter Mensch oder in extremis als Held.

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Sex and the Cities

Wer die Sexualität eines Menschen beschneidet, vergiftet nicht nur die Quelle seiner Triebe, er verstört zugleich auch die Klarheit seines Denkens, die Reinheit seines Fühlens und die Sensibilität seiner Sehnsucht. (Eugen Drewermann: Kleriker)

Daß die Massenzuwanderung junger Männer aus fremden patriarchalen Kulturen zu einer deutlichen Zunahme auch an sexueller Gewalt führen muß, wurde auf diesem Blog von Anfang an argumentativ begründet. Das Zerstören eines relativen demographischen Gleichgewichts führt zwangsläufig zu Spannungen. Wenn es sich dabei um ein geschlechtsspezifisches Ungleichgewicht handelt, kommt es folglich auch zu sexuellen Spannungen. Umso mehr, wenn es sich um ein schnell und drastisch herbeigeführtes Ungleichgewicht handelt, umso mehr, wenn es sich dabei um die Alterskohorten der unter 30-Jährigen handelt, umso mehr, wenn verschiedene kulturelle und religiöse Paradigmen aufeinanderstoßen und umso mehr, wenn ein patriarchalisches auf ein „freiheitliches“ Verständnis stößt …

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Die AfD wählen

Die AfD wählen, ist keine gute Idee – zumindest wenn man dem jungen Manne glaubt, mit dem ich mich gerade unterhalten habe. Er ist wohlsituiert, Leiter einer größeren Verkaufseinrichtung, Fahrer eines sehr großen Mercedes, der so viel wert ist wie ein ganzes Einfamilienhaus; ein vierschrötiger Mann, der das Jagen in afrikanischen Parks liebt und Waffen – ganz legal – im Keller lagern hat.

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Entwarnung: Moscheenzensus

Wieder so ein Qualitätsprodukt der Leitmedien. „Experten rechnen vor“ – wer die Experten sind, bleibt ungesagt.

Focus: Im vierstelligen Bereich: so viele Moscheen gibt es in Deutschland wirklich

Demnach „recherchiert“ die „Zeit“ und zählt alle Moscheen in Deutschland zusammen, denn bislang gibt es – das ist doch der eigentliche Skandal! – keine offizielle Bestandsaufnahme. Man kommt auf 2750. Ist das nun viel oder wenig? Wie kommt man auf diese Zahl, wenn es „keine offiziellen Auskünfte gibt“? Und was ist überhaupt eine Moschee? Ein Bau mit Kuppel und Minarett oder zählt jeder x-beliebige Gebetskeller im Hinterhaus dazu?

Der „Focus“ schießt den Vogel an Unwissenheit ab, indem er uns das sehenswerte Yenidze-Gebäude in Dresden präsentiert – das definitiv nie eine Moschee war, sondern eine Zigarettenfabrik.

Schön, aber keine Moschee: Yenidze in DD

Schön, aber keine Moschee: Yenidze in DD

Überhaupt will man beim linkspopulistischen „Focus“ durch die Blume Entwarnung geben ohne freilich den Mut zu haben, wirklich zu bekennen. Das signalisiert der Eingangssatz: „In Deutschland gibt es schätzungsweise sechzehn Mal mehr christliche Kirchen als Moscheen.“ Also kein Grund zur Panik.

Doch ist die Zahl sinnlos, wenn man nicht die Dynamik betrachtet. Wie viele Moscheen gab es vor 50 Jahren? Wir wissen es nicht, doch dürfte die Zahl nicht im vierstelligen, sondern eher im zweistelligen Bereich gelegen haben. Und vor 40 Jahren, vor 30, vor 20, vor 10 Jahren? Man riskiert keine Lüge, wenn man von einem exponentiellen Wachstum ausgeht.

Merken wir uns den Faktor 16. Die nächste Zählung wird ihn nicht mehr bestätigen und in 10, 20, 30, 40 oder 50 Jahren wird er Makulatur sein.

Allein unsere Presse bleibt stoisch und lebt – im Hier und Jetzt.

Hilfe, ich bin rechtsextrem!

Jetzt ist es also amtlich, wissenschaftlich bewiesen und es steht sogar in allen Zeitungen: ich bin rechtsextrem.

Studie: Die enthemmte Mitte

Erst gestern gab es dafür den Beweis. Ich fuhr friedlich mit meinem Rad durch die Innenstadt – laut einer Befragung fühlen sich die Hälfte der Plauener dort nicht mehr sicher –, um von meinem syrischen Freund zu meiner dänischen Freundin zu radeln und „fühlte mich wie ein Fremder im eigenen Land“. Nicht durch die vielen Muslime, wie die Studie der Universität hinterlistig fragte, sondern durch die vielen fremdländischen, seltsam gekleideten, in nicht zu verstehenden Idiomen sprechenden und sich manchmal auch komisch verhaltenden Menschen, von denen freilich die meisten Muslime sein dürften. Dieses sich-Fremdfühlen erfüllt demnach den Tatbestand des Rechtsextremismus.

Was kann man tun? Laut Bundeskanzlerin soll man den Kontakt zu Flüchtlingen suchen. Nun dürfte mein Kontakt zu Flüchtlingen ungefähr – um es im Özil-Jargon zu sagen – 10000% intensiver sein als der der Kanzlerin und trotzdem bin ich noch nicht geheilt, trotzdem fühle ich mich manchmal fremd, trotzdem habe ich den Eindruck, Sinti und Roma können mitunter ein Problem sein – gerade fährt eine befreundete Mutter ihre Kinder jeden Tag zur Schule, weil diese von Sinti und Roma regelmäßig in der Straßenbahn belästigt und beklaut werden –, trotzdem glaube ich, daß ein bißchen mehr nationales Selbstbewußtsein uns nicht schaden könnte, trotzdem meine ich – nein weiß ich –, daß es eine ganze Reihe an „Flüchtlingen“ gibt, die wegen des Sozialsystems nach Deutschland kommen, trotzdem bin ich überzeugt, daß die Bundesrepublik dabei ist, sich gerade „in einem gefährlichen Maße zu überfremdem“, auch wenn mir dieses Wort nie über die Lippen käme, ich glaube sogar, daß „die Deutschen“ in mancher Hinsicht – im Guten wie im Bösen übrigens – anderen Nationen überlegen sein können, nur wäre ich nicht so perfide wie die Leipziger, das auf „die Natur“ zu gründen, ja ich bin sogar davon überzeugt, daß „der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte“ und das wäre ich sogar, wenn ich darüber gar nichts wüßte, denn als Dialektiker weiß ich, daß es nichts, aber auch gar nichts gibt, das nur schlecht oder gut ist. Laut Studie der Uni Leipzig alles Kriterien für Rechtsextremismus.

Nur mit den Juden, da muß ich mich entschuldigen, gegen die habe ich gar nichts. Im Gegenteil, ich bewundere sie kritisch.

fallende Tendenzen

fallende Tendenzen

Und jetzt mal ohne Augenbinde, ohne Pressehilfe. Was sagt die Studie mit dem tendenziös-reißerischen, gänzlich unwissenschaftlichen Titel, die gerade viel Wind produziert, denn eigentlich aus? Der Trend, verglichen mit den Nullerjahren, geht nach unten: weniger „Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur“, weniger „Chauvinismus“, weniger „Ausländerfeindlichkeit“, weniger „Antisemitismus“, weniger „Sozialdarwinismus“, weniger „Verharmlosung des Nationalsozialismus“, weniger „manifeste rechtsextreme Einstellung“, alles weniger! Much ado about nothing.

Nicht ganz: es gibt tatsächlich jeweils einen Aufwärtstrend im letzten Jahr, aber das wäre auch jede vernünftige Prognose gewesen und daß sich vieles in der AfD sammelt, ist ebenfalls logisch – sonst gäbe es sie doch gar nicht.

Man kann die Studie auch ganz anders lesen: Antisemitismus, Verharmlosung des NS und Sozialdarwinismus sind nahezu verschwunden und Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus verhalten sich vollkommen folgerichtig: sie steigen mit der Zahl der Ausländer, so wie zuckerbedingte Karies mit dem Zuckerverbrauch steigen muß.

verschwiegene Gewaltbereitschaft

verschwiegene Gewaltbereitschaft

Manchmal bringt sie auch Unerwünschtes ans Tageslicht. So ist die „Gewaltbereitschaft“ im „Rebellisch-autoritären Milieu“ deutlich höher als im „Ethnozentrisch-autoritären Milieu“ – in letzterem akzeptiert man Gewalt, in ersterem befindet man sich statistisch weit im Bereich der aktiven Anwendung von Gewalt. Es handelt sich dabei wohl um Euphemismen für links- und rechtsradikale Chaoten. Erwähnt hat das, soweit ich sehe, kein einziger Presseartikel.

Methodologisch ist die Umfrage kritisch zu bewerten: Wenn nach „Dimensionen rechtsextremer Einstellung“ geforscht wird, dann kann man nicht mehrfach nach Gefühlen fragen. Auf diese Art und Weise ließe sich etwa Misogynie durch die Frage: „Fühlen Sie sich von Ihrer Schwiegermutter bevormundet?“ ermitteln. Aus einem Entfremdungsgefühl eine „Abwertung von Muslimen“ zu generieren, ist unseriös, wenn nicht „rassistisch“. Chauvinismus mit dem „Mut zu einem starken Nationalgefühl“ zu verbinden ist ähnlich unsinnig, wie die Fragestellungen bis zur Anzüglichkeit primitivisiert und verallgemeinert sind etc.

Verwundert? Nicht, wenn man weiß, daß die Studie von der „Rosa Luxemburg Stiftung“ (Die Linke) und der „Heinrich Böll Stiftung“ (Grüne) und der „Otto Brenner Stiftung“ (IG Metall) finanziert wird. Dort weiß man sicher, was man finden will, und wenn man es nicht findet, wie die Zahlen beweisen, dann hat man seine Adressen, die es entsprechend skandalisierend präsentieren und aufbauschen können:

Deutschlands häßliche Fratze

Deutschland aus rechten Abwegen

Jeder Zweite fühlt sich vom Islam bedroht

Islamfeindlichkeit nimmt deutlich zu

Studie zeigt wachsende Ressentiments gegen Muslime

Deutschland rückt noch weiter nach rechts

Leipziger Studie warnt vor weiterer Radikalisierung

Rechtsextreme immer gewaltbereiter

Haß auf Muslime, Parolen gegen Asylbewerber

Fast jeder siebte Ostdeutsche wünscht sich eine Diktatur zurück

 

Selbstanalyse

Das ist der 200. Artikel auf diesem Blog.

Eigentlich wollte ich in aller Ruhe und in aller Ausführlichkeit ein Buch über den außergewöhnlichen und seltsamen Denker, Heilpraktiker, Homöopathen, ZoologenEsoteriker, Lyriker und Sonderling Herbert Fritsche schreiben. Doch schon im Sommer letzten Jahres ging mir die Konzentration mehr und mehr verloren, zogen die Ereignisse an den Grenzen und auf den Landstraßen Europas, bald darauf auch die chaotischen Zustände in Deutschland alle Aufmerksamkeit auf sich. Schnell war klar: es geht um unser aller Zukunft, es geht um Sein oder Nichtsein. Fritsche, der im seligen Jahre 1961 verstorben war und auf einem ganz anderen Planeten lebte, konnte darauf keine Antwort geben: Demographie, Demokratie, Islam, Integration.

Mit jedem Tag stieg die Spannung. Freund- und Bekanntschaften wurden plötzlich brüchig, der Eindruck, von den meisten Medien manipuliert zu werden, war nicht mehr wegzudiskutieren, das Land begann sich in zwei unversöhnliche Parteien zu spalten, der Dialog zwischen den Positionen mißlang immer öfter. Mir wurde schwer ums Herz, diese seltsame Zukunftsangst kroch hoch, irgend etwas mußte geschehen, den Druck abzulassen, die Sorgen umzuleiten.

Zuerst warf ich mich in die Flüchtlingsarbeit. Ich wollte diese Menschen kennen lernen und ich wollte zumindest denjenigen helfen, die mit größter Wahrscheinlichkeit im Lande bleiben würden, denn wenn diese Personen in die Anonymität absinken würden, in die Parallelgesellschaften, in die Sozialsysteme oder gar in den Untergrund, so dachte ich, dann werden die an sich schon unlösbaren Probleme noch größer. Zuerst waren es Eritreer und Somalier, dann kamen die Syrer hinzu. Mit ihnen konnte ich die Krise auch als persönliche Chance begreifen, denn um den Islam verstehen zu können – das wurde schnell deutlich – wird man wenigstens Grundkenntnisse des Arabischen benötigen und die Syrer, durchschnittlich besser gebildet als sie anderen, eröffneten die Möglichkeit des gegenseitigen Lernens.

Aber je mehr ich von, mit und über die Zugewanderten lernte, umso differenzierter konnte ich die Lage einschätzen, umso mehr Druck zur Entäußerung entstand. So wurde in einer Spontanaktion der Blog gegründet, innerhalb weniger Tage standen mehr als 20 Artikel und noch heute stehen viele in der Warteschleife. Schnell hatte sich eine kleine und, wie ich mit großer Freude feststelle, auch exklusive Leserschaft gebildet. Einige Leser mochten die vielseitige und multiperspektivische Darstellung der Probleme offensichtlich. Ein Artikel, der sich mit dem medialen Mißbrauch in Hinsicht auf die AfD beschäftigte, explodierte mir plötzlich unter der Hand und zog tausende Leser aus aller Welt an und wird selbst heute noch häufig gefunden. Einige dieser Leser sind dem Blog treu geblieben und manchmal kann ich erahnen, wer sie sind und was sie denken.

Und das schafft einen eigenartigen Effekt! Die Vorstellung einer bestimmten Klientel verändert die Art des Schreibens: Kann ich das so sagen? Wird X oder Y dadurch abgeschreckt, provoziert, beleidigt? Wie könnte Z darauf reagieren? …

Auch die Menge der Leser geht nicht unbemerkt an einem vorbei. Selten stimmen die Zugriffszahlen mit der Bedeutung der Texte überein. Grundsätzlichere Beiträge wie „Eritrea unplugged“, „Das Habermas ist voll„, „Mit dem Hammer“, „Warum Köln uns trifft“, „Das Christopherus-Syndrom“, „Clash of civilizations“, „Katastrophendidaktik“, „Die satanischen Verse“, „Die Sloterdijk-Debatte“, „Die Lessing-Legende“, der „Haßprediger“, die Ahmadiyya-Trilogie und einige andere finden oft weniger Leser als Gelegenheitsartikel mit provokanter Überschrift. Es entsteht also eine innere Versuchung, den jeweiligen Titel lärmender, skandalisierender zu gestalten. „AfD“ zieht, „Faschismus“ und „Hitler“ ziehen, „PEGIDA“ zieht … Ein politisch nicht korrektes Wort, eine steile These, ein rotes Tuch voranzuhängen, die Sprache aggressiver zu wählen, deutlicher zu werden, die Offenheit in verschiedene Richtungen aufzugeben, gerade jetzt, wo die nachlassende innere Spannung im Lande auch zu einem Zugriffsrückgang führt … diese Versuchung ist da und es ist davon auszugehen, daß alle Schreibenden, auch die Pressevertreter, dieser Versuchung ausgesetzt sind.

Eine gefährliche Logik – Vorsicht ist geboten –; eine wichtige Erfahrung, die es mir gestattet, auch andere besser zu verstehen.

Allah am Steuer

„Subhan Allah“ – gepriesen sei Allah. Diese Aufschrift soll nun hunderte ikonische rote Doppeldeckerbusse in England schmücken. Bald ist Ramadan, der Fastenmonat der Muslime. Die Metropolen London und Manchester, aber auch die quasi-muslimischen Zentren Leicester, Birmingham und Bradford werden in den Genuß des Allah-Advertisings kommen, veranlaßt von einer muslimischen Charity-Organisation.

Gepriesen sei Allah

Gepriesen sei Allah – auch in London

Das Timing ist sensibel. Gerade hat London den ersten muslimischen Bürgermeister gewählt – entgegen dem allgemeinen Labour-Trend (wie hat die muslimische Bevölkerung gewählt?) –, dem Kritiker Kontakte zur Radikalenszene vorwerfen, und das Brexit-Voting steht unmittelbar vor der Tür.

Besonders delikat wird die Entscheidung angesichts einer anderen: Zu Weihnachten wollte das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, in den großen Kinos einen Spot laufen lassen, der die Menschen zum Beten ermutigen sollte. Man lehnte das ab, um die religiösen Gefühle Andersgläubiger nicht zu verletzen.

Die linke Presse wirft sich sofort in die Bresche für Religionsfreiheit. „Wenn Sie glauben, die Allah-ist-groß-Busse sind ein Problem“, schreibt der Independent, „dann haben Sie nur bewiesen, wie notwendig sie sind.“ Dann fährt man fort: „Wann würden Sie, im gegenwärtigen Klima der Abneigung und der Angst, den Ausruf ,Allahu akbar‘ zu hören vermuten? Viele würden antworten: bei einem Terrorangriff“ – nun könne man seine friedliche Bedeutung an Buskarossen studieren.

Die konservative Presse – hier die Daily Mail online – kontert sarkastisch: „Das Publikum ist in der Lage, Äußerungen des christlichen Glaubens zu vernehmen, ohne in Panik schreiend davonzulaufen.“

Böse Zungen werden leise das Wort „Islamisierung“ murmeln oder zum Islamophobiker Peter Hammond greifen, der all das Punkt für Punkt meinte angekündigt zu haben.

In einem Land, das sich noch immer weitgehend als christlich versteht, das die Magna Charta hervorbrachte, die die Geburtsurkunde der modernen Rechtsstaatlichkeit darstellt und erstmals eine Trennung von Kirche und Staat andachte, ein Land, das große Reformatoren wie John Wycliff und William Tyndale hervorgebracht hat, das von Roger Bacon über John Locke und David Hume bis hin zu G. E. Moore und Bertrand Russell große Befreier des Geistes, Advokaten der Vernunft schuf …, in solch einem Land ist es nun möglich, die traditionelle Weihnachtskarte zum „Season’s Greeting“ zu machen, das höchste christliche Oberhaupt öffentlich zum Schweigen zu bringen … aber Allahs Lob auf den Straßen zu singen.

Überhaupt: Was ist das für ein Gott – ganz gleich welcher Observanz –, der bunte Werbeflächen braucht?

Die Brakteaten- Presse

Es lohnt sich, eine gefundene Münze umzudrehen, beide Seiten einer Medaille anzuschauen.

In den Fundstücken VIII hatte ich einen FAZ-Artikel verlinkt, der über Schnellroda berichtet, wo Götz Kubitschek und Ellen Kositza leben und arbeiten. Beide haben in den letzten Monaten als „Vordenker der Neuen Rechten“ Karriere gemacht. Immer wieder wird versucht, sie in die Primitivnaziecke zu schieben, dabei genügte es, ein einziges Buch aus dem Antaios-Verlag zu lesen, um zu begreifen, daß hier ernsthaft gedacht und seriös gearbeitet wird. Man muß die Meinungen nicht teilen, aber man sollte sie dann diskutieren und nicht diffamieren.

Dies, Diffamierung, schien der FAZ-Artikel leisten zu wollen, weshalb ich ihn als selbstentlarvend empfahl.

Nun hat Kubitschek auf „Sezession“ reagiert und seine Version der Ereignisse abgegeben. Mehr Kontrast geht nicht. Deshalb meine Empfehlung: beide Artikel vergleichend lesen, eigenes Urteil bilden, weiterfragen:

FAZ: Die rechten Fäden in der Hand

Sezession: Die FAZ über Kositza und Kubitschek

AfD – halbfaschistischer Sumpf!

Man gibt sich gern erstaunt in unseren großen Blättern, wenn der Vorwurf der Manipulation oder Lüge kommt – vor allem, wenn es um die AfD geht. Dabei sind die propagandistischen Mechanismen – diesen Begriff wähle ich ganz bewußt und um seine historische Bedeutung wohl wissend! – mittlerweile so eingeschliffen und eingeübt, daß sie tatsächlich kaum noch auffallen, daß man sich mittlerweile daran gewöhnt hat … was sie umso schlimmer macht! Durch permanente Wiederholung bestimmter Adjektive, also Zuschreibungen, soll eine Gewöhnung, eine feste Verknüpfung hergestellt werden, eine Art Pawlowscher Reflex: Hört man AfD, dann soll sofort assoziiert werden … Hier die Ausbeute eines beliebigen Tages (17.3.2016) bei FAZ, Süddeutsche, Spiegel, FR: fremdenfeindlich, Angstschürer, Rechtspopulisten, Rassismus und als neueste Steigerung hin zur Totalstigmatisierung: halbfaschistischer Sumpf.

afd agitprop
1. Daß diese Methode längst greift, zeigt das mangelnde Bedürfnis überhaupt noch argumentativ beweisen zu müssen, ob Skepsis vor dem Fremden, Angst und Sorge, Populismus etc. tatsächlich per se Negativismen sind und wenn ja, weshalb. Diese Begriffe, auch der Rassismus und Faschismus, sind reine, sprich inhaltsleere oder jederzeit auffüllbare, Sprachspielmarken und Diffamierungen geworden.

2. Die Zuschreibung dieser Attribute wird ebenfalls nicht mit der Realität abgeglichen, und falls doch, so verweist man auf Einzelbeispiele, nicht auf Programmatisches.

3. Was man der AfD propagandistisch unterstellt – es mag argumentativ ja tatsächlich nachweisbar sein, nur sollte man die Argumentation inklusive Widerrede dann wagen – wird selbst praktiziert, denn was sonst, wenn nicht entfremdend (spaltend), Angst schürend, populistisch und diskriminierend sind diese skandalisierenden Überschriften und Texte?

4. Bewußt wird die Zirkularität gesucht, um die Beschimpfungen gegen Widerrede zu imprägnieren. Paradogmatisches Beispiel liefert der „Spiegel“, der einen Interviewpartner, nachdem dieser alle Brücken abgebrochen hat („halbfaschistisch“), ausposaunen läßt: „Das ist eine alte Taktik der Rechten: Diskurse so lange zu vergiften, bis es einen vernunftgeleiteten Gedanken darin nicht mehr geben kann.“

5. Böse Erinnerungen steigen auf: „Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben. Man kann die Lüge so lange behaupten, wie es dem Staat gelingt, die Menschen von den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen der Lüge abzuschirmen. Deshalb ist es von lebenswichtiger Bedeutung für den Staat, seine gesamte Macht für die Unterdrückung abweichender Meinungen einzusetzen. Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge, und daher ist die Wahrheit der größte Feind des Staates.“

Was geschieht eigentlich mit Menschen, die sich permanent derartigen Ausgrenzungen und Unterstellungen ausgesetzt sehen? Wie will man den inneren Frieden bewahren, wenn man bewußt Ausgrenzung und Radikalisierung betreibt?

Wo, bitteschön, ist die gegenteilige, ausgleichende Stimme zum „Halbfaschismus“ im „Spiegel“, die die alternative Sicht repräsentiert – ohne danach massiv angefeindet zu werden (siehe Sloterdijk-Debatte)?

Unser Land erleidet gerade einen fatalen Rechtsruck – er kommt von Links!

Quellen:
FAZ: Das fremdenfeindliche Städtchen
SZ: AfD-Abgeordnete – Angstmacher, Biedermänner, Ex-Kommunisten
Spiegel: Beruf Geheimdienstoffizier, Hobby AfD
FR: Rassismus statt Repolitisierung
Spiegel: Diskurs über die AfD: „Halbfaschistischer Sumpf“

Abrüstung: Haß und Hetze

… sind zwei Begriffe, die eine enorme Karriere gemacht haben, seit Menschen aus dem Süden in Massen Einlaß in unser Land begehren.

Da gibt es ein paar hundert oder tausend, die wohl tatsächlich aus Ohnmacht, Wut und Haß oder auch einfach aus Dummheit und Langeweile und ideologischer Indoktrination, vermutlich aus einem Gemisch aus allem, Brandsätze werfen, Menschen attackieren, Politiker beschimpfen. Spiegelbildlich entsprechen diesen Menschen selbsternannte Antifaschisten – man kann sie selbst äußerlich kaum noch unterscheiden.

Dann gibt es ein paar hundert, die bauen vor lauter Haß Bomben und horten Waffen, um – wie in Paris – Terror zu verbreiten. Auch hier dürfte der Haß auf das andere eine wesentliche Rolle spielen.

Mit diesen Extremen hat man zu rechnen. Es gibt sie immer und in jeder Gesellschaft – in Zeiten der Unsicherheit und der zunehmenden Distanz zwischen einfachen Menschen und politisch-ökonomischer Klasse vermehrt und statistisch zwangsläufig. Eine funktionierende Gesellschaft kann diese Gruppen verkraften, so lästig sie sein mögen.

Wirklich bedenklich und zersetzend ist der „Haß“ im öffentlichen Diskurs. Wann immer man den politischen Opponenten treffen will, selbst wenn er demokratisch legitimiert ist, scheint das Wort „Haß“ wie das Wort „Hetze“ gesellschaftsfähig geworden zu sein. „Die Zeit“, „Die Süddeutsche“, „Der Spiegel“, „Die Welt“, die „FAZ“ … alle lieben den „Haß“ – wie eine Guillotine rauscht dieser messerscharfe Terminus auf die ungeliebten Köpfe herunter. Le Pen haßt und wird gehaßt, AfD das gleiche, Haß im Osten und bei Pegida, gegen Muslime und von Muslimen, Haßbotschaften bei Maas und Facebook, Fremdenhaßer, Islamhaßer, Volksverhetzer allerorten, selbst Eurokritiker sind nur noch Eurohasser … Heribert Prantl von der SZ brachte es sogar fertig, in einem Zweiminutenstatement über Pegida, das wie eine H-Parodie wirkt, mit rollendem „R“ und stechendem Auge, fünf Mal das Wort „Volksverhetzung“, vier Mal „Haß“ und selbst die Mafia als Vergleichsgröße unterzubringen – was alles zusammen fast schon den Tatbestand der „Volksverhetzung“ erfüllt, auf jeden Fall aber von einem tiefsitzenden Haß zeugt. So wird systematisch herbeigeredet, was man zu kritisieren vorgibt.

Dabei wäre es so einfach. Unsere schöne deutsche Sprache kennt viele wunderbar differenzierende Wörter, die eine Abneigung, Differenz oder Dissens o.ä. ausdrücken können, ohne gleich so häßlich und hetzlich zu sein. Hier ad hoc eine kleine Auswahl, gern auch in der verbalen und adjektivischen Form, für copy and paste:

Abgeneigtheit, Ablehnung, Abneigung, Abscheu, Aburteilen, Abwerten, Acht, Ächtung, Affekt, Anfall, Anfechten, Angreifen, Animosität, Antipathie, Anwandlung, Ärger, Aufgebrachtheit, Aufgeregtheit, Aufregung, Aufruhr, Aversion, Bann, Barschheit, Beanstanden, Bedenken, Beflecken, Begeifern, Beleidigen, Bemäkeln, Beschmutzen, Beschuldigen, Besudeln, Bissigkeit, Böswilligkeit, Brandmarken, Brüskieren, Demütigen, Desavouieren, Disharmonie, Diskriminieren, Durchhecheln, Fluch, Ekel, Entadeln, Entehren, Entladung, Erbitterung, Ergriffenheit, Ermahnung, Emotion, Empörung, Erregung, Erregtheit, Erschütterung, Erzürnen, Exaltation, Feindschaft, Gefühlsausbruch, Gefühlsbewegung, Gehäßigkeit, Geifern, Geißeln, Gemütsbewegung, Gereiztheit, Geringschätzung, Gräuel, Grimm, Groll, Herabsetzen, Heruntermachen, Herzklopfen, Impuls, Ingrimm, Koller, Kompromittieren, Kritisieren, Lästern, Laune, Leidenschaft, Mißbilligung, Mißfallen, Mißmut, an den Pranger stellen, Rappel, Ressentiment, Richten, Rügen, Schänden, Schärfe, Schelte, Schimpfen, Schmähen, in den Schmutz ziehen, Spannung, Sträuben, Streit, Streitsucht, Tadel, Überdruß, Übellaunigkeit, Übelwollen, Unbehagen, Unmut, Unlust, Unruhe, Unversöhnlichkeit, Unzufriedenheit, Verachtung, Verärgerung, Verbannen, Verbitterung, Verdammen, Verdrießlichkeit, Verdruß, Verfluchen, Verleumden, Vermaledeien, Verstoßen, Verteufeln, Verunglimpfen, Verurteilen, Verweisen, Verwünschen, Widerstreben, Widerwille, Wut, Wutanfall, Zaudern, Zorn, Zurechtweisung, Zweifel, Zwiespalt …

Bitte um weitere Begriffe!

Huff and Puff

„Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7.3)

Manche Presserzeugnisse sind einfach zu einfach. Die Huffington-Post, die eigentlich niemand braucht, stellt eine Mischung aus dem Focus-Video-Dienst und der Bild-Zeitung dar. Ein Großteil der Focus-Redaktion (man arbeitet mit HP zusammen) scheint dieser Tage damit ausgelastet, Youtube nach sogenannten viralen Hits abzuscannen – vom fußschweißallergischen Katzenbaby und zwei Hunden, die was mit einem Meerschweinchen machen, über das Neueste aus dem Hause Pep und Bayern bis zum täglichen Putin-Bashing und die „Huff“ – wie sie liebevoll genannt wird – hängt sich im Simpelduktus willig ran, an diese neue Form der Information. Inhalt ist nicht mehr. Verdutzt und mit mahnendem Finger notiert man den allgemeinen und demokratiegefährdenden Vertrauensverlust bei den Lesern.

In diesem Waberberg stellen tapfere Positionierungen gegen Putin, Pegida und „Populisten“ so etwas wie ein Rückgrat dar. Kein Tag ohne Verunglimpfung – in diesen Medien hat sich das Wort „Haß“ eingebürgert, freilich nur in eine Richtung anwendbar.

-Leipziger wollen keine Wohnung an Petry vermieten-

Nun also mal wieder die AfD im Allgemeinen, Frauke Petry im Besonderen. Sie findet nämlich keine Wohnung in Leipzig. Sobald sie ihren Namen nennt, will sie keiner mehr. Und zurecht, meint Susanne Klaiber von der Huff, denn sie sei „selber schuld“, „daß es Menschen gibt, die nichts mit einer Vertreterin so einer Partei zu tun haben wollen.“ (Man stelle sich vor, Claudia Roth widerführe derartiges.) Die Wahrheit dürfte eine andere sein: Die Vermieter haben Angst! Denn Frau Petry lebt gefährlich. Wo sie einzieht, dort könnte es ungemütlich werden, insbesondere in Leipzig, wo die sogenannten Antifaschisten vor Gewalt bis zum bitteren Ende nicht zurückschrecken. Auch die 30 Angriffe auf AfD-Büros allein in Sachsen, die Anschläge auf Petrys Firma, die vielen unangenehmen Mails … sprechen eine deutliche Sprache.

Genüßlich weidet sich Frau Klaiber an diesem Zerfall des Rechtsstaates – es trifft ja die Richtigen! Und wenn AfD-Veranstaltungen die Räume gekündigt werden, dann ist das an sich in Ordnung, gäbe es den kleinen Schönheitsfehler des linken Terrors nicht. Und dann kommt der entlarvende Satz: „Sollten die Vorwürfe gegen die extremen Linken stimmen“ – ein überflüssiger und rein rhetorischer Konjunktiv –, „hätten sie der Sache einen Bärendienst erwiesen. Denn wenn die AfD nicht nur mit demokratischem Protest belegt, sondern illegitim bedroht wird … verläßt man den Rahmen der Rechtsstaatlichkeit oder den demokratischen Boden o.ä., hätte der Satz fortgesetzt werden müssen. Aber nein, die Huff schreibt: „Sollten die Vorwürfe gegen die extremen Linken stimmen, hätten sie der Sache einen Bärendienst erwiesen. Denn wenn die AfD nicht nur mit demokratischem Protest belegt, sondern illegitim bedroht wird, kann sie sich zum Opfer stilisieren.“

Das ist der Zustand eines wesentlichen Teils unserer Presse im Jahre 2015!

 

Kleine Flaggenkunde Pegida II

Dresdener Impressionen

Neben den Staatsflaggen findet sich auch eine ganze Reihe von Landesflaggen.

Eine brandenburgische Fraktion:

Brandenb

Bayern im Lichterglanz:

Bayern

Die sächsische Flagge mit Wappen. Auch das stellt eigentlich eine Ordnungswidrigkeit dar, da diese Flagge nur staatlichen Institutionen zusteht. Frei hingegen ist die grün-weiße Flagge.

SAchsen klassisch

Auf die „stolze Tradition Sachsens“ wollte der Träger dieser Flagge hinweisen.

Sachseb König

Auf ihr ist das Wappen des Königreiches Sachsen zu sehen – die Flagge war von 1816 bis 1918 im Dienst. Sie erinnert u.a. an die 1848/49 er Revolution. Auch die schwarz-gelbe (nicht Dynamo Dresden) Vorgängerflagge des Königreichs Sachsen (1805-1815) war zu sehen.

Wer bei der Niederschlesischen Flagge

schlesien

reflexartig „Revanchismus“ ruft, muß sich historisch belehren lassen. Der Träger gab als Argument vor, seine Frau sei aus Glogau, weshalb er die Flagge trage. Ich selbst war der Meinung, das sei „nicht ganz ohne“. Tatsächlich aber gehörten Teile des heutigen Sachsen – Niederlausitz (Görlitz) – zur preußischen Provinz Schlesien und wurden nach 1945 Sachsen zugeschlagen. Das Tragen der gelb-weißen Flagge ist laut Verfassung des Freistaates auch heute noch in diesen Gebieten – ebenso wie in den sorbischen Gebieten die sorbische Flagge – neben der sächsischen gleichberechtigt erlaubt.

Zwei Flaggen stellten mich vor große Rätsel.

Saarland

Weißes skandinavisches Kreuz auf rotem und blauem Grund – der Träger war aus dem Saarland angereist und trug die saarländische Protektoratsflagge, die von 1946 – 1957 gültig war.

„Flag of Saar (1947–1956)“ von User:Khardan - Eigenes Werk. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons ©https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Flag_of_Saar_

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In diesen Jahren war das Saarland zwar Frankreich unterstellt – daher die Tricolore-Farben –, besaß aber eine teilweise Souveränität. 1955 wurde dann in einem Volksentscheid die Angliederung an die Bundesrepublik mit 67% zu 33% legitimiert. Auf diesen Volksentscheid kam es dem Saarländer besonders an – er begriff das Mitführen der Flagge also als symbolischen Ausdruck für die Forderung nach Volksentscheiden in wesentlichen Fragen.

Träger dieser Flagge

Kurpfalz

war ein junger Mann in Bundeswehruniform. Er stammte aus Kaiserslautern und trug die (historische?) Flagge der Kurpfalz die wohl bis 1777, als die Wittelsbacher Linie ausgestorben war und die Pfalz Bayern angeschlossen wurde, gültig war.

Unter den politischen Flaggen, die bei Pegida-Demonstrationen gezeigt werden, muß man Phantasieprodukte oder Willensentäußerungen von Symbolen politischer Bewegungen unterscheiden.

Weltberühmt und eher dem linken Spektrum zugehörend, ist die Regenbogenflagge der Friedensbewegung mit der Aufschrift „Pace“ oder „Peace“.

pace

Sie wird auch bei Greenpeace und gelegentlich bei Homosexuellenkundgebungen gezeigt. Sie „dient in vielen Kulturen weltweit als Zeichen der Toleranz bzw. Akzeptanz, Vielfältigkeit, der Hoffnung und der Sehnsucht“ (Wiki).

Am ganz anderen Pol, was die Verbindlichkeit betrifft, ist dagegen die Flagge der „Identitären Bewegung“ einzuordnen, hier in einer stark stilisierten Form – es gibt sie auch in Umkehrfarben.

IdentitDas Lambda, der griechische Buchstabe „Λ“, steht für „Lakedaimon“, den antiken Stadtstaat, dessen geistiges Zentrum Sparta war. Die Identitären sind eine vor allem junge Bewegung – auch wenn der Träger der Flagge die 50 bereits überschritten haben dürfte – deren Hauptziel es ist, „den großen Austausch“ der Bevölkerung zu verhindern. Sie setzt dabei vor allem auf spektakuläre und symbolische Aktionen, bemüht sich aber auch um eine „metapolitische“ Fundierung.

Die Flagge „Widerstand“ konnte weder der Träger noch eine Recherche aufklären. Das Wort stand dort Pate für die zu transportierende Botschaft.

WiderstandGleiches gilt für die Phantasiefahne „Frieden – Mir – Peace“.

Freieden

Das Rentnerehepaar wollte eigentlich die in der DDR weit verbreitete Picassotaube, doch ist diese urheberrechtlich geschützt und diese weiße Taube auf hellblauem Grund kam dem am nächsten.

Eine Aufnahme der polnischen, ungarischen und norwegischen Landesfahnen ist mir leider nicht gelungen.

Fortsetzung: Kleine Flaggenkunde Pegida I