Morphogenetische Felder

Die Theorie des „morphischen Feldes“ von Rupert Sheldrake gilt als pseudowissenschaftlich. Sie könnte aber erklären, wie es kommt, daß Menschen an entfernten Orten ohne technische Hilfsmittel miteinander „kommunizieren“. Jeder kennt das: man denkt an jemanden und diesem geschieht gerade etwas oder zwei denken zufällig zur gleichen Zeit aneinander oder an das gleiche. Solche und ähnliche Zufälle könnten eine Erklärung finden. Den Konnex wissenschaftlich nachzuweisen, ist schwer, vielleicht unmöglich, entweder methodologisch kaum zu machen oder eben doch nur eine „Spinnerei“. Weiterlesen

Lange Lehren des kurzen Lebens

Das Leben sei der beste Lehrmeister, sagt man, und nur das gebrannte Kind verstünde die Gefahr tatsächlich.

Dagegen ist nichts einzuwenden – nur zu relativieren. Denn wir sind kurzlebige Wesen und manche Lehren lassen sich nur aus langfristigen Erlebnissen, langwährenden Ereignissen ziehen. Diese können sogar länger als ein Menschenleben sein – und wie zieht man dann eine Lehre daraus? Weiterlesen

Ontologie der Raumfahrt

Wie fast immer, wenn ich Sloterdijk lese, spielen die Synapsen verrückt, kommt man auf Ideen, die man sonst nie gehabt hätte, ertappt man sich bei seltsamen Entrückungen und Gedankenraumfahrten, die man meist wieder vergißt …

Diesmal arbeitete der Satz: „Auf die künftigen Raumfahrer wartet ein anderer Tod, eine Nicht-Beerdigung im Bodenlosen“ als Startrampe des Tagtraumes. Weiterlesen

Die Relativität unserer Wahrnehmung

Draußen regnet es. Eigentlich möchte ich in den Wald gehen – aber bei dem Regen?

Nun haben wir erstmals in der Geschichte des Menschen die Möglichkeit, uns von oben zu sehen und damit auch die Regenwolken in ihrer Bewegung. „Regenradar“ nennt sich die Seite. Was ich sehe, ist wenig ermutigend: es regnet überall, nördlich, südlich, westlich, östlich von uns. Das wird wohl nichts mit dem Waldgang oder aber man entschließt sich zur Regenkleidung. Weiterlesen

Waschbären und Migration

Nichtsahnend gehe ich in der Dämmerung durch den Wald, da fliehen plötzlich zwei Tiere vor mir, mitten auf dem Weg. Ihr Gang ist einmalig, die Formation auch: es sind Waschbären. Nun sind sie also auch bei uns angekommen. Es war nur eine Frage der Zeit.

Abends sprechen wir darüber. Was tun? Wenn sie im Wald sind, dann sind sie auch im Garten, auf dem Kompost vielleicht. Wo zum Beispiel ist die tote Ratte hin, die ich zur Skelettierung habe liegen lassen. Ob der Waschbär sie geholt hat? Weiterlesen

Flieder – das vergessene Wissen

Unter den Kurz- und Kindergeschichten Hans Falladas gibt es eine ganz bezaubernde Weihnachtserzählung, die mich besonders fasziniert, teils, weil ich mit der ungarischen Übersetzung öfters sprachlich gearbeitet habe, vor allem aber, weil sie von jener Art Kinderliteratur ist, die man heute kaum noch findet: großartig geschrieben mit zahlreichen sprachlichen Finessen, einem unglaublichen Gespür für Tempo und Dramatik, tief in der Aussage und dennoch spannend und mitreißend, ohne didaktisch sein zu wollen. Weiterlesen

Den eigenen Tod denken

„Paradox ist: Wir wissen, daß wir sterben müssen, aber wir glauben es nicht, weil wir es nicht denken können“ – behauptete Hans Blumenberg[1].

Warum können wir es nicht denken? Weil Denken an Leben gebunden ist. Zwar können wir den Tod sehen und vielleicht auch riechen, aber immer nur den Tod der anderen. Aber auch dort bleibt uns die plötzliche Leere unverständlich: daß dieses andere Leben einfach verschwunden sein soll, ist uns kaum faßbar. Wir haben das Gefühl – und das Bedürfnis – weiterhin mit dem Menschen, den es einst gab, zu kommunizieren, unsere Gefühle zu ihm sind nicht mit seinem Verschwinden verschwunden. Weiterlesen

Der Traum von Afrika

Auf den Ästen der Mehlbeere vor meinem Fenster sitzen die Stare und warten. Eisiger Wind bläst ihre Federn auf. Beide, Männchen und Weibchen, tragen noch das Winterkleid, der Schnabel aber ist gelb und das bedeutet: sie wollen anfangen. Sie wollen ihr Nest bauen. Ein Starenkasten steht seit einigen Jahren hier – aus meinem Fenster kann ich direkt in ihn hineinschauen. Weiterlesen

Homosexualität und Evolution

Fortsetzung von: Homosexualität und Verantwortung

Zwei Prämissen.

Es gibt ein weit verbreitetes Mißverständnis über die Evolution, vermutlich ist die unglückliche Formulierung „survival of the fittest“ dafür mitverantwortlich. Es äußert sich in Wozu-Fragen oder etwa in der Konstruktion: Was will die Evolution/Natur damit? Selbst weltberühmte Wissenschaftler treten in diese Falle – zuletzt hörte ich einen nach dem evolutionären Sinn von vererbbaren Geisteskrankheiten fragen. Weiterlesen

Dialektik der Natur

Ein Kennzeichen großer Literatur ist ihre Reaktualisierbarkeit – sie mag unter anderen Vorzeichen entstanden sein, enthält aber genügend Schichten, um auch später noch ausgrabbar zu sein. Große Literatur kann sich durchaus in der kleinen Form verstecken. Ein schönes feines Nugget wurde mir dieser Tage zugespült, eine Geschichte von überraschender Vollkommenheit und aktueller Brisanz. Weiterlesen

Barfuß als Ausländer

Ich ergreife den Blick des anderen im Innern meines Aktes als eine Verhärtung und Entfremdung meiner eigenen Möglichkeiten. (Sartre: Das Sein und das Nichts)

Im Sommer, d.h. von April bis Oktober, versuche ich, konsequent barfuß zu gehen[1]. Das bringt einige moralische, gesundheitliche und kulturelle Dilemmata mit sich – besonders in Ungarn. Weiterlesen

Was bleibt von Rumänien?

Gesamt: Reise nach Siebenbürgen auf den Spuren von Albert Wass 1-4 PDF

Immer wieder stelle ich mir die Frage: Was würde Albert Wass sagen, wenn er heute seine Heimat sehen könnte? Schon in „Die Hexe von Funtinel“ beklagte er den Verlust des Geheimnisvollen und Lebendigen, den Moderne, Fortschritt, Technik vor mehr als hundert Jahren ins Tal brachten. Auch seine Märchen, die man in Ungarn als schön bebilderte Kinderbücher kaufen kann, sprechen von der Magie in Natur und Wald. Die standardisierten Gebäude, die Werbetafeln, das ununterbrochene Brausen auf der Straße, die Geschwindigkeit, die Abgase, die abgeholzten Hänge … all das würde ihn abgestoßen haben. Vielleicht war es ein Segen, daß man ihm den Heimweg auf ewig versperrt hatte. Weiterlesen

Magische Donau

Man mag noch so dicke und gescheite Bücher lesen – manchmal sind es die einfachen Sätze, die inmitten des Lebensstromes herausragen und dort auch bleiben. Sie sind oft von einfachen Menschen und nicht von großen Philosophen ausgesprochen worden. In meinem Leben hat sich ein kleines Repertoire an solchen Sätzen angesammelt, die mich immer wieder lehren und leiten – gerade durch ihre Banalität, Einfachheit und Offensichtlichkeit. Weiterlesen

Klimawandel neu gedacht

Follow the science” skandieren die Thunberg-Jünger. Täten sie es, müßten sie ganz andere Forderungen aufstellen. Das zumindest behauptet Bjørn Lomborg in seinem vor zwei Jahren erschienenen und hier in wunderbar flüssiger Übersetzung endlich auf Deutsch vorliegenden Buch. In seiner Muttersprache nennt man Typen wie Lomborg „tryllemand“, das sind Menschen, die scheinbar zaubern können, die bezaubern und bannen. Atemlos folgt man seinem Wortstrom. Weiterlesen

Instinkt für das Leben

Im Wald fand ich den Schädel eines Schwarzspechtes, noch nicht ganz kahl, noch mit Knochenhaut- und Federresten verschmutzt, aber dennoch ein schönes Exemplar und eine weitere kleine Reliquie in meiner Sammlung. Die besteht aus Schädeln von im Wald gefundenen verwesten Tieren und reicht vom Eber bis zur Maus. Weiterlesen

Die Wahrheit der Gazelle

Youtube spielt mir dieses faszinierende Video ins Haus. Eine Gruppe von Antilopen, Klippspringer, werden von einer Horde hungriger Afrikanischer Wildhunde  umlagert. Die Antilopen haben sich auf einen Fels gerettet und stehen – man weiß nicht, wie sie das mit ihren Hufen hinbekommen – an einer nahezu senkrechten Wand auf winzigen Vorsprüngen und Felsritzen. Von unten und oben versuchen die Räuber an die Beute heranzukommen. Durch trial und error wagen sie sich immer weiter nach vorn, in einem Moment trennen Jäger und Opfer nur noch wenige Millimeter, gierig saugt der Hund den Geruch der potentiellen Mahlzeit ein.

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Was wirklich zählt

Draußen scheint die Sonne, halb sieben ist es noch hell. In wenigen Tagen ist Zeitumstellung.

Auf dem Schlehenstrauch sitzen die Bergfinken und sonnen sich und warten auf das geheime Signal zum Abflug. Auch die Erlenzeisige versammeln sich zum letzten Mal an der Futterstelle, bevor sie gen Norden fliegen. Die Stare hingegen sind seit vier Wochen da. Der Star sitzt auf dem Starenkasten, spreizt sein Gefieder, reckt den Schnabel in die Höhe, um ein Weibchen anzulocken. Das alte Lied: er könnte schon, sie ziert sich noch.

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Digitaler Waldgang

Beim Waldspaziergang begegnete mir heute gleich drei Mal ein junger Mann in immer gleicher Pose. Vögel zwitscherten (zu früh) ihr Liebeslied, ein Schwarzspecht hämmerte wie verrückt am Baum und flog immer wieder aufgeschreckt mit seinem typischen Flügelschlag weiter, der Wind wehte die letzten Blätter herab, … aber der junge Mann bekam davon nichts mit, denn er hatte weiße drahtlose Stöpsel in den Ohren und starrte myopisch und mit gekrümmtem Rücken auf sein Mobiltelefon.

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