Nackte Kinderkörper

Mein täglicher kurzer Twitterrundgang wurde gestern abrupt unterbrochen, denn das Profil, das ich meist zu Beginn anschaue, gibt es nicht mehr, stattdessen ein weißes Loch und die lapidare Mitteilung: „Account suspended. Twitter suspends accounts that violate the Twitter Rules.“

Nun befindet man sich bereits im Ohnmachtszirkel, denn eine Erklärung gibt es nicht. Nach kürzerer Suche stellt sich heraus, daß keine politische Botschaft verantwortlich zu sein scheint, sondern ein eher privates Photo. Wir wollen freilich nicht vergessen, daß es Menschen sind, die melden, petzen, überwachen und demzufolge an einer früheren Stufe der Verantwortung stehen. Aber Schwamm drüber: wer im rechten Spektrum twittert, weiß um die Denunziantenfront. Weiterlesen

Baños: So beherrscht man die Welt

 Rezension von: Pedro Baños: So beherrscht man die Welt. Heyne 2019
Es gab in den letzten Wochen ein verstärktes Interesse für Baños‘ Buch. Woher es kommt, darüber kann ich nur spekulieren. Vielleicht war Erik Lehnerts Vortrag zur Geopolitik der Auslöser oder sein entsprechender Beitrag in der „Sezession“ Heft 110. Dort findet sich auch eine sehr kurze Vorstellung des Buches. Aufgrund des Interesses stelle ich meine sehr ausführliche Rezension des Werkes erneut ein. Sie entstand vor drei Jahren und ist noch immer weit und breit die umfassendste und neutralste. Das Buch ist auf dem deutschen Markt weiterhin „verschwunden“, das spanische Original, eine italienische oder polnische Übersetzung kann man erwerben.
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Dank des Angebotes des „Antaios”-Verlages und meines schnellen Entschlusses, kam ich in die Lage, jenes Buch lesen zu können, das den meisten Menschen in diesem Land verwehrt bleiben wird, weil ein Journalist – Alan Posener – dieses Buch als antisemitisch bezeichnete. Daraufhin nahm der namhafte Heyne-Verlag es aus dem Programm und ihm folgten in einer seltsam konzertierten Aktion alle – alle! – kommerziellen Anbieter auf dem Fuß. Ich versprach daraufhin, das Buch hier öffentlich zu besprechen.

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Sloterdijk und die Berliner PC-Welt

Man braucht sich nur drei jüngere Ereignisse ins Gedächtnis rufen, um zu verstehen, warum die namhaftesten Denker sehr vorsichtig geworden sind:

Alain Finkielkraut: Ich kann die Nase nicht mehr herausstrecken

Roger Scruton: Anatomy of a modern hit job

Susanne Schröter: Die Kopftuchdiskussion gehört an die Universität

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Die Galerie des Hasses

Wer nach dieser Meldung sein Vertrauen in die Presse nicht verliert, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich bin sprachlos. Ich will auch gar nicht versuchen, mein Entsetzen – und meine Abscheu – in Worte zu fassen – es übersteigt meine Ausdrucksmöglichkeiten.

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Märchenland für alle?

Wie weit Ungarn Deutschland geistig hinterherhinkt, wie es seelisch ganz anders verfaßt ist, kann man exemplarisch an einem kleineren, gerade ablaufenden Skandal anläßlich eines Kinderbuches erkennen.

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Die vierte Gewalt

Die eklatanten Mißstände in unserem Medienwesen zu beschreiben und zu erklären, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Weder Moreno noch Meinhardt – aller Verdienste eingedenk – versuchten sich an systematischen Aufklärungen. Uwe Krüger kam dem in seinem verdienstvollen „Mainstream“ am nächsten, indem er die Prozesse innerhalb der Redaktionen unter die Lupe nahm, aber die Einbettung dieser Phänomene in die gesamtgesellschaftliche Atmosphäre hat auch er nicht gewagt. Hier müßte eine historische Analyse durchgeführt werden. Wenn es so etwas geben sollte, dann wohl unter der Aufmerksamkeitsschwelle der Öffentlichkeit.

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Das stille Verschwinden

In einer Bibliothek fallen dauernd ein paar Überschüsse an: Doppelkäufe, Ausrangiertes, ungewollte Geschenke und dergleichen – manchmal habe ich auch kleinere Sammlungen übernommen oder geerbt, von denen nicht jedes Buch nützlich war. Was davon noch zu Gelde gemacht werden kann, biete ich auf zwei Plattformen an, eine davon ist Amazon.

Die haben mir nun zum zweiten Mal eine Mail geschickt über die Sperrung eines von mir angebotenen Buches.

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Mainstream

Bücher, die den Presse-Mainstream entzaubern, haben Bestsellerpotential. Dies allein schon ist ein Indikator des wachsenden Mißtrauens gegenüber Betreuungsmedien.

Hatte Juan Moreno letztes Jahr den Relotius-Skandal als Einzelfall auseinandergenommen, so beschrieb in diesem Jahr der preisgekrönte Ex-Journalist Birk Meinhardt seinen schmerzlichen Abschied von der „Süddeutschen Zeitung“ – er konnte Regulierung und Verengung des Meinungskorridors nicht mehr ertragen. Bei allen Verdiensten bleiben beide Versuche an der Oberfläche, das Systemische wird vermieden oder kommt nur gelegentlich zum Vorschein.

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Die linke Psyche

Für Menschen, die das differenzierte und ausgewälzte distinguierte Gespräch lieben und meist auch für notwendig erachten, ist Twitter ein Graus.

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Wie man Vertrauen verliert

In meinem erweiterten Freundeskreis gibt es gleich zwei Abonnenten und bekennende Leser der „Süddeutschen Zeitung“. Es ist noch gar nicht lange her, da bekannte ich, just dieses Blatt kaum noch lesen zu können, so groß seien mittlerweile die Aversionen gegen ein stromlinienförmiges Propagandaorgan. Ich erntete beide Male entsetzte Blicke, die ein fundamentales Erstaunen signalisierten und beide Male vehemente Verteidigungen dieses Flaggschiffes des offenen Meinungsaustausches und der objektiven Information.

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Die Hildmann-Show

Seit Wochen werden wir nun mit der Attila-Hildmann-Show bespaßt. Seine zweite Karriere als Verschwörungsfuzzi hat seine erste als Vegankoch längst übertrumpft.

Weshalb aber informiert man das deutsche Fernsehvolk so ausführlich? Und wozu?

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Intoleranztoleranz

Die Klappe zu halten, ist gar nicht so einfach. Jeden Tag werden wir Zeugen neuen Unsinns, neuer Lügen, Verdrehungen, Windungen, überall werden die Dinge von den Füßen auf den Kopf gestellt, uns aber das Gegenteil versichert.

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Blind gegen sich selbst

Ich sage es gleich vorweg und entschuldige mich bei der Leserschaft: der Informationsgehalt der kommenden Zeilen ist gering, sie unterbieten den eigenen Anspruch, wenigstens ein bißchen anders, um die Ecke zu denken – sie sind reine Empörung!

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Die Sache mit der Meinungsfreiheit

Wenn von rechter Seite ein Verlust der Meinungsfreiheit in unserem Land beklagt wird, dann wird von linker Seite fast schon im Reflex geantwortet, daß das Unsinn sei, denn eigentlich könne doch jeder seine Meinung sagen, niemand komme dafür ins Gefängnis und es gebe auch die entsprechenden Organe, in denen selbst die krudesten Theorien vertreten werden dürften, und schließlich sei – das ist das ultimative Totschlagargument – die soeben vorgetragene Klage, daß es keine Meinungsfreiheit mehr gebe, durch sie selbst, durch die Klage, ad absurdum geführt, denn in einer Meinungsdiktatur wäre sie nicht möglich gewesen.

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In den politischen Raum einwirken

Heute kam die neue „Sezession“ – ihr Themenschwerpunkt: Hölderlin. Darin befindet sich ein längerer Briefwechsel abgedruckt, in dem Götz Kubitschek mit seinem kundigen Gesprächspartner darüber sinniert, ob und wie man heutzutage noch Hölderlin lesen könne, ohne ihn in Klischees, in vorgefertigten Formeln zu begraben.

Zeitgleich kam heute auch die Meldung, daß der Verfassungsschutz „den neurechten Vordenker Götz Kubitschek ins Visier“, ihn als „Verdachtsfall“ einstufe. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang begründete die Maßnahme mit Kubitscheks Versuch, „in den politischen Raum einzuwirken und seine ideologischen Ziele auf diese Weise durchzusetzen“.

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Meinung, Angst und Terror

„Was für Journalisten ein Volk hervorbringt, ist heute ein wesentliches Moment seines Schicksals.“ (Karl Jaspers)[1]

Sollte die Corona-Krise jemals eine gelassene, gut recherchierte und objektive Aufarbeitung erfahren, dann wird man vielleicht zu dem Schluß kommen, daß der größte Feind der Demokratie in Krisenzeiten zugleich ihr wichtigster Stabilisator in Friedenszeiten ist: die freie Rede und die freie Presse. Auf die Diskussion, wie frei unsere Presse tatsächlich ist, lasse ich mich in Anbetracht der Ernsthaftigkeit der Lage nicht ein, sie wird jedenfalls nicht zentralistisch gesteuert, auch wenn sich in ihr ein starkes Meinungsungleichgewicht gebildet hat. Man kann in ihr verschiedene Meinungen sagen – und das ist in existentiellen Krisenlagen das eigentliche Problem.

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Das Antisemitismus-Dilemma

So stecken die Kritiker des Antisemitismus in einer Falle. Sagen sie nichts, so lassen sie zu, daß bestimmte antisemitische Denk- und Sprachmuster salonfähig werden; sagen sie etwas, so stärken sie die Immunisierungsmuster … (Alan Posener)

In einem kleinen, im Wesentlichen unproduktiven Schlagabtausch mit Alan Posener – im Kommentarstrang seines Blogs „Starke Meinungen“ – kam es dennoch zu einem kurzen Moment des Austausches, und zwar als Posener ein tatsächlich existierendes Paradox seiner eigenen Position aufzeigte. Es ging um den – Antisemitismus.

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Das Der und das Die

Es gibt „im Realen“, was immer das heißen mag, so etwas wie nicht synthesefähige Gegensätze, die koexistieren, obwohl sie sich gegenseitig ausschließen. (Peter Sloterdijk)

Wir kommen gerade aus einem Heilbad zurück. In der großen Halle mit 36 Grad warmem Wasser herrscht gewöhnlich Ruhe. Heute Abend leider nicht. Die drei Dutzend Ungarn stehen, bis zum Hals im Wasser, wie immer in kleinen Grüppchen oder Paaren zusammen und unterhalten sich schläfrig und zurückhaltend. So ist es immer! In der Ecke aber stehen fünf Männer, alle im frühen Rentenalter und reden animiert, gestikulieren, lachen und schreien sich förmlich an, obwohl sie nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Sie übertönen alle Ungarn um ein Vielfaches, ihr Gespräch – wenn man das so nennen kann – durchschallt die gesamte Halle. Erst wenn man etwas näher tritt, hört man, daß sie nicht Ungarisch, sondern wohl Serbisch sprechen. Und auch das war schon immer so:

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Volk und Scham

Angela Merkel war in Auschwitz. Zu Ende ihrer Ära geht sie diesen Weg, den andere – wie Heiko Maas etwa – an den Anfang ihrer politischen Karriere setzen, ja sogar als Agens bezeichnen: „Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen“, tönte der Außenminister.

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Antisemitismus als Klimakiller

Das Grundgesetz gewährt Meinungsfreiheit im Vertrauen auf die Kraft der freien öffentlichen Auseinandersetzung vielmehr grundsätzlich auch den Feinden der Freiheit. Der Parlamentarische Rat bekannte sich hierzu auch gegenüber dem soeben erst überwundenen Nationalsozialismus. (Bundesverfassungsgericht, 2009)

Wir hatten im Fall Posener gesehen, wie es heutzutage funktionieren kann. Es genügt bereits der Verdacht, sogar der unbegründete Verdacht, antisemitisch zu sein oder antisemitische Äußerungen getätigt zu haben oder auch nur in der Lage zu sein, Antisemitisches selbst im stillen Kämmerlein zu denken, um Existenzen zu zerstören; Karriereexistenzen, Politexistenzen, Buchexistenzen oder Persönlichkeitsexistenzen.

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