Der letzte Text – Blutbuch

1961 veröffentlichte Umberto Eco „Das offene Kunstwerk“[1], in dem er „das Akzeptieren des Unbestimmten und eine Ablehnung der einsinnigen Kausalität“ propagierte, 1967 schrieb Foucault in „Raymond Roussel“[2] über Sprache und Bilder, „die zugleich aussprechen und verbergen“ sollten, und erläuterte deren Mechanismen. Deleuze hatte schon Jahre zuvor die Art seines philosophischen Denkens „als eine Art Arschfick“, mit „Gleitbewegungen, Brüchen, geheimen Absonderungen“ beschrieben[3], später das „Es“ als etwas, das „funktioniert“, „es scheißt , es fickt“[4]. Weiterlesen

Homosexualität, Macht und Krankheit

Fortsetzung von Homosexualität und Sexualität

Sex ist und war ein Machtinstrument. Michel Foucault, der selbst homosexuell war und ein frühes AIDS-Opfer wurde, hat in seinem tiefsinnigen Monumentalwerk „Sexualität und Wahrheit“ die verworrenen und verwobenen Fäden dieser Beziehung aufzeigen können. Zuvor hatte bereits Simone de Beauvoir mit ihrem „Das andere Geschlecht“ das männlich dominierte Bild der Frau offen gelegt. Männer haben demnach in patriarchalischen Gesellschaften m Weiterlesen

Homosexualität und Sexualität

Fortsetzung von: Homosexualität und Evolution

Liebe ist ein Konstrukt und die romantische Liebe ein Produkt der Aufklärung. Diese Aussagen sind so falsch wie richtig. Richtig ist, daß das Verständnis von Liebe kulturell-historisch konnotiert ist. Falsch ist, Liebe und Sexualität apodiktisch zu trennen. Sie bedingen sich zwar nicht gegenseitig – man kann lieben, ohne sexuell zu verkehren, und man kann verkehren, ohne zu lieben –, aber sie umkreisen einander doch. Die Liebe könnte ein evolutionärer „Trick“ sein, die Sexualität zu steuern, d.h. sie hat sich als fortpflanzungsgünstig durchgesetzt. Damit wäre sie ein „Plädoyer“ für die relative Treue in der Sexualität der Menschen. Weiterlesen

Homosexualität und Evolution

Fortsetzung von: Homosexualität und Verantwortung

Zwei Prämissen.

Es gibt ein weit verbreitetes Mißverständnis über die Evolution, vermutlich ist die unglückliche Formulierung „survival of the fittest“ dafür mitverantwortlich. Es äußert sich in Wozu-Fragen oder etwa in der Konstruktion: Was will die Evolution/Natur damit? Selbst weltberühmte Wissenschaftler treten in diese Falle – zuletzt hörte ich einen nach dem evolutionären Sinn von vererbbaren Geisteskrankheiten fragen. Weiterlesen

Homosexualität und Verantwortung

Unsere Eigenliebe verträgt Kritik an unseren Neigungen weniger als Kritik an unseren Überzeugungen. (La Rochefoucauld)

Also ich habe nichts gegen Schwule, aber …

Ja, das ist ein heikles Thema, es geistert mir seit einigen Wochen im Kopf umher, Kim de’l Horizons „Blutbuch“ hat nun den Ausschlag gegeben, es dennoch zu wagen. Das Thema ist komplex – wir werden ohne an sich unzulässige, aber auch unvermeidbare Vereinfachung zu keinen wertenden Aussagen kommen. Objektiv. Ich behandle zudem „aus dem Bauch heraus“, ohne längere Auseinandersetzung mit Forschung und Literatur, quasi am inneren Stammtisch. Wenn ich Unsinn erzähle, dann weise man bitte darauf hin – gesittet!

Ursächliche Auslöser waren zwei längere Beiträge in der „Berliner Zeitung“. Im ersten wird ein junger und offensichtlich vielseitig begabter Künstler vorgestellt, der zudem als Gigolo arbeitete, also als Prostituierter einer höheren Klasse, der darauf besteht, kein „Straßenstricher“ zu sein, und der gern Pornos dreht – „Ficken und Blasen“, „Pisse geht leider (sic!) nicht“. Seine Partner sind Männer. Weiterlesen

„Blutbuch“ von Kim de l‘Horizon

Es könnte alles so einfach sein. Da hat ein seltsamer Mensch, ein Mann, der sich als „Nonbinär“ definiert, ein Buch geschrieben und die Jury läßt ihn damit – ganz zeitgeistkonform und natürlich politisch motiviert – den renommierten „Deutschen Buchpreis“ gewinnen. Das bizarre Wesen, in billigen Flitter gekleidet, geschminkt und mit Schnauzbart hält eine alberne Rede, singt mit dünnem Stimmchen ein peinliches Lied auf offener Bühne und holt zum Schluß einen Rasierapparat hervor, um sich die Haare zu scheren – als Zeichen seiner Solidarität mit irgendwem. Es selbst, dieses Wesen, räumt ein, daß die Preisrichter wohl „ein politisches Zeichen“ setzen wollten, seine Redebeiträge strahlen eine umfassende Mittelmäßigkeit aus, selten entläßt sein Mund einen Gedanken von Bedeutung … das alles macht uns das Urteil leicht. Weiterlesen

Märchenland für alle?

Wie weit Ungarn Deutschland geistig hinterherhinkt, wie es seelisch ganz anders verfaßt ist, kann man exemplarisch an einem kleineren, gerade ablaufenden Skandal anläßlich eines Kinderbuches erkennen.

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Lustige Geschichten andersrum

Immer wieder fragt man sich: wozu all das Neue, wenn es so viel, so unerschöpflich viel Altes und Bewährtes gibt. Schaut man sich im Geschäft die Kinderbuchregale an, kann einem oft seltsam ums Herz werden. Buntes, Grelles, Aggressives, Lautes, Modernes, Fortschrittliches buhlt um die Aufmerksamkeit.

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Spiele der Macht – weiblich

Getrieben von abstrusen Phantasien, die sich um ein imaginäres Beziehungsdreieck drehen, und auf der bekannten Suche „nach sich selbst“, begibt sich Silvia, eine noch junge und doch schon erfahrene Frau (geschieden, verschiedene Studien, Zeit im Ausland…) in Margarets Dienste, die, gefeierter Kinostar, von ihr vor allem eines verlangt: „Sie gehorchen und bewegen sich nicht; Sie denken nicht, Sie verhalten sich ruhig, wenn Sie mit mir zusammen sind, und ich sehe und höre nichts von Ihnen“. Silvia akzeptiert die unzeitgemäßen Bedingungen, betrachtet sich dabei als im Selbstversuch befindlich und verfolgt einen Plan, der vereinfacht mit „Wer wird gewinnen“ benannt werden könnte.

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Argumentum ad lapidem

Eine schöne Legende berichtet, daß Samuel Johnson den Solipsismus Berkeleys, sein esse est percipi – Sein ist Wahrgenommenwerden –, also den Gedanken, es gebe keine materiellen Dinge, sondern immer nur Ideen und Vorstellungen von ihnen, mit einem beherzten Tritt gegen einen Stein widerlegte oder zu widerlegen glaubte.

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Stammtischparolen

Jeder kennt das: man liest unsere Presse und greift sich alle paar Minuten kopfschüttelnd an den Kopf. Es gehen einem ein paar Gedanken durch selbigen, aber ehe man sie ausgefaltet hat, liest man schon den nächsten Artikel – das Drama beginnt von vorn. Man muß nicht immer alles bis ins Kleinste ausdeuten. Manchmal – auch aus Selbstschutz – genügt das Stammtischniveau.

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Männersache

Gerade hatte ich eine kleine Diskussion mit meiner Frau. Hmm! Woher weiß ich eigentlich, daß es meine Frau ist? Das eine, das meine, bestätigt mir ihr Bekenntnis, mir lebenslang zu dienen und hörig zu sein – das habe ich schriftlich und notariell bestätigt. Das andere, daß sie eine Frau ist, kann man sehen und hören und so weiter.

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Auf die Hündin gekommen

Frau Göring-Eckardt hat gelitten – „wie eine Hündin“. Das hat sie gesagt: „Ich habe an dem Morgen, an dem ich darüber nachgedacht habe, gelitten wie eine Hündin.“ Es geht um die Koalitionsverhandlungen, doch die sind nebensächlich. Die Hündin ist wichtiger! Das eine ist nur Politik, das andere Ontologie.

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Perversionen des Rassismus

Einen Ausblick in die schöne neue Welt der politischen Korrektheit liefert uns Tom Bartels – seines Zeichens Fußballreporter und Paradebeispiel jenes quasi aphasischen Kommentariats, dessen sich die deutsche Medienwelt bedient, um auch dem letzten couch potato die allerletzte Reststärke zu entziehen.

Gänzlich erfolgreich war Bartels nicht, selbst als Sedativ versagt er, denn als er ob einer etwas peinlichen Theatervorstellung Rüdigers (eines deutschen Fußballspielers in dunkler – es ist hier nur von physikalischer Reflexionsfähigkeit die Rede und nicht von Moral – Erscheinung, der nach einem Stupser schmerzverzerrt sich am Boden wälzte), meinte sagen zu müssen, „der soll jetzt nicht den Affen machen“, da waren einige Zuschauer sofort hellwach und witterten, na klar – Rassismus.

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Die Ehe als historischer Begriff

„Gott ist tot!“ – „Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen?  Stürzen wir nicht fortwährend?  Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts?  Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? “ (Nietzsche: Also sprach Zarathustra)
„Wenn die ‚Ehe für alle‘ kommt, dann wird vielen etwas gegeben, aber niemandem etwas genommen.“ (Thomas Oppermann, SPD)

Es ist ein trauriger Tag. Für die deutsche Sprache. Denn sie hat gerade ein weiteres Wort verloren, ist ärmer geworden, und ein wichtiges Wort dazu. Das Wort „Ehe“.

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Homo Phobienensis

Einer der Gründe, weshalb ich den deutschen Fußball nicht verfolge, ist das unsägliche Kommentariat. Jeder, der „Match of the Day“ kennt oder die Reporterlegenden Jonathan Pearce, Martin Tyler, Clive Tyldesley, John Motson, Guy Mowbrey, Jon Champion, Peter Drury oder Tony Gubba und deren Stimmbreite, Sprachwitz und Spielintelligenz zu schätzen gelernt hat, kann sich nur angewidert vom deutschen Reporter- und Expertentum, mit Ausnahmen natürlich, abwenden.

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Die autoritäre Revolte

Vor einiger Zeit beschrieb Götz Kubitschek auf „Sezession im Netz“ in halbironischem Ton eine kleine peinliche Szene während einer Buchvorstellung, der er soeben beigewohnt hatte. Volker Weiß stellte sein neues Buch vor – „Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes“ –, das ihm sogleich sehr viel mediale Aufmerksamkeit bescherte – in der Regel natürlich positiv –, nebst der Nominierung zum prestigeträchtigen „Preis der Leipziger Buchmesse“. Das Buch erschien ausgerechnet im Klett-Cotta-Verlag, der u.a. die Werke Ernst Jüngers vertreibt.

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Das Problem ist das Problem

Ein schönes Beispiel falschen Bewußtseins schmückt gerade deutsche Werbeflächen:

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