Glückliche Dänen

Die Dänen sind mal wieder die Glücklichsten. Weltmeister im Glück. Titelverteidiger.

Darum sind die Dänen so glücklich

Seit Tagen geistert ein Artikel durch die Gazetten, der dieses Phänomen in zehn Punkten erklären will. Vom Zugang zum Meer und Fahrradfahren über Lakritz essen, gutes Fernsehen, Gemütlichkeit und Familienidylle bis hin zu Duzen und lockerem Umgang oder die moderne Hauptstadt Kopenhagen wird aller möglicher Unsinn angeführt. Lediglich der Punkt „Soziales Sicherheitsgefühl“, der den Wohlfahrtsstaat meint, hat in dieser Reihe Teilberechtigung. Humor, Familie, Gemütlichkeit und dergleichen erklären nichts, sondern rücken die Frage nur eine Dimension weiter: Warum haben denn die Dänen Humor, achten auf ihre Familien, lieben die hygge, Gemütlichkeit?

Den eigentlichen Grund will man mal wieder nicht sehen, wohl weil er gerade nicht en vogue ist.

Es dürfte sich dabei um die stark ausgeprägte nationale Identität handeln! Die Dänen sind glücklich, weil sie Dänen sind! Man fühlt sich wie eine große Familie, vergöttert die eigene Sprache, akzeptiert einen gemeinsamen Literatur-, Musik-, Film- und Kunstkanon, pflegt seine Tradition …, ist stolz, oder besser: froh, Däne zu sein. Das hat viele verschiedene Ursachen, vor allem historische. Und es kann nur funktionieren, wenn man klein bleibt – über fünf Millionen Menschen, so meine Schätzung, und das nationale Band wird gedehnt.

Interessant wäre zu erfahren, ob bei diesen Umfragen, deren Sinn man prinzipiell hinterfragen kann, auch Zuwanderer befragt wurden. Es wäre kaum verwunderlich, wenn die Zustimmung dort weit weniger stark wäre – dafür gibt es empirische Hinweise.

Wenn diese Sichtweise etwas für sich hat, dann kann man folgendes prognostizieren: Die Dänen werden mit zunehmendem Verlust der nationalen Identität durch Zuwanderung – Nichtanerkennung des Kanons, mangelnde Beherrschung der Sprache, Vertrauensverlust usw. – bald weniger glücklich sein. Da es sich um relatives Glück handelt, mögen sie die Spitzenposition noch lange einnehmen, absolut gesehen spürt man jedoch schon heute einen neuen Frust an allen Ecken und Enden.