Auf der Anti-Rechts-Demo

1000 Leute hatten die Veranstalter angekündigt, 1000 Leute kamen auch, vielleicht auch 1800. Ich war einer unter ihnen, wollte mir ein Bild machen, die Stimmung aufsaugen, die Gesichter sehen, die Plakate, wollte begreifen: Wer geht dorthin und warum?

Die Rede vom „ideologisch gefestigten“ Publikum, von gestellten Demonstrationen, von Schafherden oder gar der Vergleich mit Fackelaufmärschen aus dunklen Zeiten wird von der Evidenz nicht gedeckt und ist auch strategisch wenig hilfreich. Ich sehe zahlreiche mir bekannte Menschen, Nachbarn etwa. Es wäre vielleicht besser, dieses Wissen nicht zu haben, wer auf welcher Seite steht.

Treffe auch einen alten Bekannten aus dem Schachklub. Ich frage ihn, wie es ihm geht: „Noch in Ordnung.“ – „Wieso noch?“ – „Na wegen dem ganzen Zeug hier.“ Und damit meint er das „braune Zeug“.

Das ist ehrliche Sorge. Es ist nicht der Moment, darüber zu diskutieren, also nicke ich nur und frage nach einem gemeinsamen Bekannten. Ein junger Student, dem ich mal kurzzeitig Englischhilfe gegeben hatte. Das war damals in der Schule sein Angstfach. Es brauchte nur ein paar Monate, um dem Jungen das nötige Selbstvertrauen einzuflößen – und dann explodierte es bei ihm: Er studierte Anglistik und niemand glaubt ihm mehr, daß er kein Muttersprachler sei. Heute wollte er auch kommen, ist aber nirgendwo zu sehen. Sein Studium? Hat er abgebrochen …

Das war das einzige Gespräch, ansonsten nur gucken und horchen. Eine Schauspielerin stellt die Redner vor, ausdrücklich nicht im Namen des Theaters. Erwähnt aber dennoch, daß man gerade die „Correctiv“-Choreographie des Berliner Ensembles im Theater öffentlich vorgeführt hatte. Verteidigt dann das Gendern im Theater und macht sich ernsthaft Sorgen über die Kunstfreiheit, sollte die AfD erst an der Macht sein und über Spielpläne bestimmen.

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… meint ein junger ehemaliger Mann

Als erste spricht Yvonne Magwas, CDU, Bundestagsabgeordnete, stellvertretende Bundestagspräsidentin und Lebenspartnerin des AfD-Jägers Wanderwitz. Sie muß die Herzen der Zuhörer erst erobern, betont aber sogleich den „gemeinsamen Kampf“. Als erste zitiert sie die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die am Tag zuvor gesagt hatte: „So hat es damals auch angefangen“. Da ist die scheinbare Kontinuität aufgezeigt: Man sieht sich am Vorabend der Machtübernahme eines zweiten Nationalsozialismus oder tut zumindest so.

Das kann man als dumm bezeichnen, aber ich habe den Eindruck, viele Leute glauben das wirklich. Ein anderer CDU-Mann zitiert Maximilian Krah, der 15 Millionen Menschen deportieren wolle und alle Andersdenkenden dazu, ja, wer soll denn dann noch übrigbleiben in diesem Land? Schon Magwas stellte die Frage, wie es denn in unseren Altersheimen aussähe, müßten alle Zugewanderten raus? Nun, ich tummle mich seit drei Jahren in diesem Bereich herum und habe noch keine einzige nichtdeutsche Mitarbeiterin gesehen – so zumindest sieht es bei uns aus.

Niemand spricht auch darüber, daß 200 Meter entfernt die Gruppen junger Männer stehen und Tag für Tag für Ärger und Unsicherheit sorgen. Kaum jemand dürfte in der Zeitung gelesen haben, daß am gleichen Morgen am Bahnhof „drei junge Männer“ einen Passanten zusammengeschlagen und beraubt haben.

Zwar wolle man – so betont einer – die AfD-Wähler nicht beschimpfen und Probleme auch nicht kleinreden, benannt wird aber keines, außer Rußland und die Hamas. So leben sie in ihrer eigenen Welt. Gesellschaftliche Probleme werden nicht angesprochen, nur, daß „nicht alles zum Besten steht“ und ähnlich ausweichende Phrasen, statt dessen wendet man sich gegen den Botschafter der schlechten Nachricht.

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… traut sich ein Abiturient zu

Dennoch, die Stimmung ist friedlich. Die Sonne scheint, man kann sich sehen lassen. Einige junge Familien mit Kindern, die auch Schilder „gegen Haß und Hetze“ tragen dürfen. Die meisten sind gehobenes Bürgertum. Dazwischen eine kleine Gruppe von Jugendlichen im falschen – und jetzt vermutlich richtigen – Geschlecht, ein paar Punks, ein paar gescheiterte Existenzen, das Gros aber klassische „Mitte der Gesellschaft“, „besorgte Bürger“. Auffällig: Migrantische Teilnahme gibt es nahezu keine.

In einer Pause wird ein Lied von Jennifer Rostock abgespielt, mit dem Refrain: „Aber nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber“ – ein Spruch, denn man auch auf der anderen Seite oft hört.

Eine Rednerin von der lokalen SPD meint, sie sei soeben von hinten angepöbelt worden. Ich gehe hin, um zu sehen, wer das sein könne. Aber da ist niemand, nur ein älterer Mann mit großer Kamera. Eine Frau stellt sich ihm gegenüber, zupft am Ärmel und lächelt ihn an, eine Art Liebesattacke. Aber er weicht nur zurück und, nun, pöbelt: „Ich will nicht von Ihnen angesprochen werden.“ Als die Magwas dann vorbeiläuft, zückt er eifrig sein Objektiv – ob im Auftrag oder fürs private Album, ist nicht zu erkennen.

Deutlich wird mir da aber ein Unterschied. Diese Reden von Gleichheit, Fortschritt, Vielfalt und dergleichen, die haben eine ganz andere Basis als die der anderen Seite: sie sind positiv, gut, verbindend. Die Leute wärmen sich dort aneinander. Sie können Liebe zum Nächsten oder Fernsten fühlen. Man sieht vielen Gesichtern die Erleichterung an, unter so vielen Gleichgesinnten zu sein. Es eint sie das Gute an und für sich, und die Ablehnung der Bösen.

Magwas nennt auch die Namen Lupart, Rink und Weiser, „sie hassen und sie hetzen, ohne Scham, ohne Gewissen, ohne Menschlichkeit“– sie übertreibt maßlos und trifft vielleicht doch einen Punkt: Hört man einige ihrer Reden und vergleicht sie in Ton, Vokabular, Duktus und innerer Logik – Lupart erlebte ich einst auf einer der „Wir-sind-Deutschland“-Demos –, da kann man begreifen, daß falsche Bilder entstehen, wenn man das will. Die einen gestatten großzügig, die anderen verwehren – das beeinflußt den Habitus. Es ist objektiv leichter, schöne bunte Luftschlösser zu entwerfen als Probleme aufzuzeigen und Menschen zurückzuweisen. Um so mehr bedürfte es gekonnter Rhetorik und authentischer Menschlichkeit.

Diese Demonstranten kommen mit öffnender Geste, wohingegen die „Rechten“ mit ausschließendem, verpanzertem Habitus kommen und auch kommen müssen, denn das ist ihr Anliegen – weniger statt mehr. Die Negativität liegt in der Sache begründet: Um sie zu egalisieren, bräuchte es positive Botschaften und freundliches Vokabular.

Man muß von diesen Anti-Rechts-Demos verstehen lernen, was daran berechtigt ist, selbst wenn fast alle ihre Prämissen falsch sind.

Hier, in der Kleinstadt, habe ich einerseits Angst und Sorge in den Augen gesehen, aber auch ein Aufatmen, eine Befreiung, sich unter so vielen Gleichgesinnten zu erleben. Trotz der Rundumbetreuung der Mainstreammedien fühlen diese besorgten Bürger offenbar eine Enge um die Brust.

siehe auch: Rechte Entdämonisierung

14 Gedanken zu “Auf der Anti-Rechts-Demo

  1. Sonia Bergheim schreibt:

    Man wird den Eindruck nicht los, dass in und um diesen Demo-Artikel im Zickzack gedacht wird. Lange pseudotheologische Sentenzen scheinen darüber wegtäuschen zu wollen, dass man keine klare Sicht hat.

    Und die wäre einfach: Die linksgrünen Faschisten an der Macht versuchen, sich mit allen Mitteln – egal, ob mit oder ohne Gesetzesbruch, Gestapo oder Stasi – zu halten, obschon das sog. Volk die Leute weg haben will. Um diesen Kampf geht es, der Rest ist Staffage.

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    • Michael B. schreibt:

      Es geht genau darum, ob und was und in welchem Ausmass das Volk mittraegt. Es ist eine Illusion, dass das eine unschuldige Masse waere, die nur entweder erfolgreich oder weniger erfolgreich manipuliert wird.

      Manches entspricht Wesenszuegen im Volk, und zwar im Ganzen. Waere dem nicht so, koennte es Dinge wie Corona nicht geben. Die haette man einfach weggelacht.

      Für jedes Problem gibt es eine Loesung, die einfach, klar und falsch ist.

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  2. Nordlicht schreibt:

    Die meisten Menschen lieben in der Tat „das Positive“, das kuschelige Einstimmigkeitsgefühl. Deshalb hatte Merkel mit ihrem „Wir schaffen das!“ medialen und massenhaften Erfolg. Das war ein Satz von goebbelhafter Genialität.

    Gedankliche Genauigkeit, Argumente und Logik überfordern. Weidel u.a. reden GEGEN das wuschelige Gefühlige an, aber ihrer Präzision erfreut und überzeugt die Normalbürger nicht. Die Masse will nicht differenzieren, sondern glauben oder hassen; beides schafft Gemeinschaft.

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  3. Zorn Dieter schreibt:

    Ich kann mich Herrn Stock gern anschließen. Die vielen Mitläufer in allen Systemen sind dabei, weil sie sich in der Masse wohlfühlen. Dort ist es warm und gemütlich, man ist auf der richtigen Seite, derjenigen der Macht. Gute Gefühle und soziale Akzeptanz der Freunde und Nachbarn fluten die Psyche. Deutschland spezifisch: Man hat aus der Geschichte gelernt. Die Anderen nicht. Wir wissen doch seit Le Bon und Ortega Y Gasset, die Masse denkt nicht, sie fühlt. Dagegen sein ist immer nur eine Sache der Wenigen. Das machen sich alle Systeme zu allen Zeiten zu Nutze. Fragen und Argumente spielen auf solchen Demos keine Rolle. Es geht nicht um Ratio sondern Emtio. Man will sich zeigen und allen zeigen, dass man die Guten und die Mehrheit ist. Den Taktstock schwingen die Massenmedien und die sog. Zivilgesellschaft, also die Hilfstruppen der Macht. Diskutieren kann man vielleicht im privaten Kreis. Wie wenig selbst das bringt, hat Corona gezeigt. Freundschaften gingen in die Brüche, die jetzt langsam wieder repariert werden. Es hat keinen Sinn gegen den Zeitgeist anzurennen, man muss abwarten bis er sich selber erledigt und sich selbst in Sicherheit bringen. Linker Furor und rechter Furor sind beide Gnadenlos. Die Revolution frisst ihre Kinder. Und der Verfassungsschutz beobachtet seinen Ex-Präsidenten. Ha, ha, ha … Muss man mehr wissen?

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  4. zaungast schreibt:

    Ich habe vergangene Woche in meiner westdeutschen Heimatstadt eine ähnliche Demonstration in „teilnehmender Beobachtung“ verfolgt. Viele Ihrer Beobachtungen ähnelten den meinen – was wahrscheinlich an der Serienhaftigkeit von Parolen, Polemiken und auch Personal lag. Im letzteren Fall: des Personals aus der Sozialindustrie, die gemäß „sozioökonomischer Positionierung“ reale Arbeitsplatzängste in die Angst vor Rechts projiziert. Mit dem Ernstnehmen dieser und vergleichbarer Ängste haben sie recht – auch wenn es schwer sein wird, sich auf einen gemeinsamen realen Bezugspunkt zu verständigen, so bleibt doch die Einsicht des „Thomas-Theorems“ aus der (empirischen) Soziologie: „Wenn Menschen Situationen als real definieren, dann sind die Folgen real.“ Man kann nur hoffen, dass diese Folgen nicht aus der rhetorischen in die physische Gewalt übergreifen.

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  5. curtff schreibt:

    Wo jemand steht, braucht man gar nicht Fragen. Es ergibt sich aus dem Umfeld, vor allem dem Berufsumfeld und der direkten o. indirekten Einkommensquelle.

    Anti-Rääääächts-Demo Sympathisanten:
    – Lehrer
    – Erzieher
    – Krankenhauspersonal, Ärzte, Pfleger, Zahnärzte, etc.
    – Öffentlicher Dienst, Allesamt! (Forschung, Müllabfuhr, Energie, Verwaltung, etc.)
    – Rentner, Pensionäre
    – Studenten
    – Dienstleistungsgewerbe?

    Wer nicht zur Anti-Rechts-Demo geht:
    – Selbständige
    – Bauern
    – Handwerker
    – Industriearbeiter?
    – Azubis

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  6. Michael B. schreibt:

    Die Rede vom „ideologisch gefestigten“ Publikum […] wird von der Evidenz nicht gedeckt.

    Ich sehe im weiteren Text kein Argument dafuer, dass dem nicht so ist. Ausser weil es so kuschlig warm war. Das ist aber kein Argument, sondern Teil des Problems.

    Seidwalk:

    Schade, daß Sie das nicht herauslesen konnten. Ich gehe davon aus, daß verunsicherte Menschen keine ideologisch gefestigten Parteikader oder Anhänger sind und diese Festigkeit war bei vielen nicht zu sehen

    Michael B
    Antworten, die mit „Schade, dass Sie…“ beginnen „liebe“ ich ja besonders. Gehen Sie davon aus, dass ich lesen kann.

    Ins Gefuehl der Masse gesenkt, bekommt Ideologie eine besondere Qualitaet, die des Religioesen im unangenehmen Sinn. Gerade aus Aengsten bestimmt sitzt sie sogar noch fester, da irrational bestimmt und auf derselben Ebene durch die einbettende Masse verstaerkt

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  7. Stefanie schreibt:

    Es ist kein Zeichen von Menschenfreundlichkeit Luftschlösser auf Kosten anderer Leute zu errichten. Erst Recht nicht, wenn man damit die Sicht auf die tatsächlichen Probleme verbauen will.
    Es ist auch kein Wunder, wenn diejenigen, die die Kosten zu tragen haben, verpanzert und verbiestert erscheinen. Ich bin ein großer Fan davon, nach dem Balken im eigenen Auge zu suchen, aber es ist keine gute Idee, die andere Wange hinzuhalten, wenn die Zeichen gerade auf Hexenjagd stehen.
    Ich finde auch die Einstellung Vieler in den alternativen Kreisen gefährlich, die Machthaber und die Anhänger des Mainstreams einfach als dumm und verblendet darzustellen. Ich denke die meisten kriegen schon mit, welche Konsequenzen ihre Politik hat (ob nun wirtschaftlich oder bei der ethnischen Struktur der Bevölkerung). es ist ihnen das nur durchaus wert. ich denke nicht, das das nur Kurzsichtigkeit ist -da steckt auch Bosheit und auf andere projezierter Selbsthass drin. Dazu reichlich kognitive Dissonanz („Hass ist keine Meinung“-„Ganz Deutschland hasst die AfD“). Vor allem haben diese Leute eben die Macht inne – nicht nur die mediale und das staatliche Gewaltmonopol: wie die Leute bei dem Plastikverpackten Fleisch im Supermarkt das Schlachthaus dahinter vergessen, vergessen diese bei den staatlichen Wohltaten, die sich über sie und andere Ergießen, das Finanzamt, das dahinter steht – samt Gerichtsvollzieher und Beugehaft. (Spätestens hier ist auch die andere Seite in solche Widersprüche verstrickt – wie die Bauern, die genau wissen, daß sie über Subventionen am Gängelband geführt werden, aber für deren Erhalt auf die Straße gehen.)
    Jedenfalls, finde ich, ist es gerade kein guter Zeitpunkt für Offenheit und Aufeinander zugehen (das hat während der Coronaproteste innerhalb des Widerstandsmilieus besser geklappt). Wenn gerade Pogromstimmung herrscht sollte man den Kopf besser unten halten. Die Chancen stehen gut, daß sich „die Guten“ dann mit sich selbst beschäftigen. (Nachzulesen z.B. in der Cancel-culture-Kolumne auf der Achse).

    PS: unter uns geschichtskundigen Nachhilfelehrern: wenn man wissen will, wie es 33 so schnell zur Diktatur kommen könnte, sollte man sich vielleicht Mal die Notstandsgesetze unter Brüning bis Papen ansehen. Sieht für mich eher danach aus, daß es die Hintertürchen des Staates sind – ob nun Notstand oder Verfassungsschutz – mit denen dieser seine verfassungsmäßige Integrität verteidigen will, über die er letztlich fällt.

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    • Im Grundgedanken stimme ich Ihnen zu: man sollte jetzt nicht die Wange hinhalten, die Lage ist zu angespannt. Das war auch nicht meine Intention. Ich wollte lediglich verstehen, wer die Leute sind, die da hingehen und weshalb.

      Man darf bei alldem einen entscheidenden strategischen Fehler nicht machen, nämlich den Gegner verkennen. Der politische Gegner ist nicht die Masse der Demonstranten, denn diese selbst ist nur „Opfer“ der wahren Hetzer. Der politische Gegner muß in der Politik, im Establishment, in den Medien, der woken Wirtschaft etc., in den NGOs und ThinkTanks, muß bei den „Correctivs“ gesucht werden. Es wäre falsch, die einfachen Leute zum Gegner zu erklären.

      Selbstredend befinden sich diese Leute auch unter den Demonstranten und sie versuchen auch, die Stimmung zu beeinflußen. Mein Eindruck in PL war aber, daß man hier ganz bewußt deeskalierend gearbeitet hat und man tut in Sachsen auch gut daran, denn sie sind nun mal die Minderheit. Deshalb wurden auch gezielt CDU-Leute aufs Rednerpult geholt, denn PL ist wie Sachsen zu 75% „konservativ“.

      Übrigens stand der Bürgermeister eine zeitlang hinter mir, der kam, um „gegen Links- und Rechtsextremismus“ zu demonstrieren, was seltsam klingt bei einer Veranstaltung, die von der Linksjugend organisiert wurde. Hielt sich im Hintergrund, Ziel war wohl, sein Twitter-Bild absetzen zu können, also dem öffentlichen Druck nachzugeben ohne Stellung beziehen zu müssen. Ein Kompromissler halt.

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      • Stefanie schreibt:

        Es ging mir hier auch nicht um weltanschauliche Gegnerschaft, sondern um Ihren Appell, offen auf die Teilnehmer solcher Demos zuzugehen. Mir geht es um das Ressentiment, die Boshaftigkeit, den Schatten, die Projektion – was eben in diesem Moment in diesen Leuten gerade wirkt. Selbst wenn sie in diesem Moment gelöst wirken, sind sie mit Sicherheit nicht offen für die Sicht Andersdenkender. Das Mitlaufen an sich ist ja ein Teil der Selbstvergewisserung. Wenn SIe ihren Charme spielen lassen wollen, um zu Überzeugen, dann halten Sie sich besser an die Strauchelnden, Zweifelnden und Verunsicherten, ehe die wieder ihre eigene Gewissheit glauben gefunden zu haben und sich verpanzern.

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        • Michael B. schreibt:

          Selbst wenn sie in diesem Moment gelöst wirken, sind sie mit Sicherheit nicht offen

          Sehr gut auf den Punkt gebracht. Das hat naemlich sehr enge und schnell erreichte Grenzen.

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        • Wie im Text beschrieben, bin ich auf niemanden zugegangen, sondern habe nur geschaut und gelauscht, mit dem Ziel, zu verstehen: Motive, Menschenschlag, Dynamik etc. Ich gehe sehr wohl davon aus, daß es sich nicht um eine homogene Gruppe gehandelt hat. Zwischen „Omas gegen rechts“, Trans-Aktivisten, Punks, Antifa, Linksjugend etc. und dem Durchschnittsmenschen – der ja zudem mein Nachbar ist, mit dem ich tagtäglich umgehen können muß – gibt es riesige Unterschiede. Ganz sicher standen dort auch viele Zauderer und Unsichere. Man müßte das individuell differenzieren.

          Auch will ich nicht überzeugen, nicht an so einem Ort. Ich sagte ja schon, man geht am besten fragend auf diese Leute zu und nicht belehrend. „Denkst du nicht, daß eine ethnische Segregation die logische Folge einer multikulturellen Gesellschaft sein muß …?“, „Kannst du dir nicht vorstellen, daß eine sichere Gasversorgung aus dem Osten in unserem Interesse liegt?“ und dergleichen. Oder: „Erkläre mir doch bitte…“ usw. Daß dieses Land unter existentiellen Problemen erstickt, wissen die ja selbst – sie schlagen nur auf den Informanten, und auf das Ergebnis der Fehlentwicklung und werden nicht ursächlich. Man kann sehr viele Leute zur Selbsterkenntnis bringen, wenn man sich die Mühe machte und muß es auch, soll der Wahnsinn über die Parteiendemokratie gebremst werden.

          Wenn ich „überzeugen“ will, dann eher hier und das funktioniert auch im kleinen Rahmen. Es gibt eine Reihe an Leuten, die können den üblichen Sprech auf rechter Seite nicht ab, finden sich aber hier, weil sie das Gefühl haben, daß hier nicht blind draufgehauen wird, andererseits aber versucht wird, den eigenen blinden Fleck immer mal wieder mitzudenken. Andere finden das offensichtlich abstoßend und verfallen ins Entweder-Oder.

          Man fängt natürlich am besten nicht mit den Ressentimentbeladenen an, sondern sucht sich die Ränder. Zenner selbst gehört dazu. Im Grunde weiß er, daß er auf der falschen Demo steht, aber er ist im Zwiespalt: Posten, Partei, Presse schreiben ihm das vor. Erinnern Sie sich an den Film über Plauen, wo er über die Migrationsproblematik spricht? (finde ihn nicht mehr)

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  8. Willi Stock schreibt:

    Es ist die Selbstbestätigung des Edlen und Guten. Man will endlich zeigen, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Da hinterfragt man nicht mehr das öffentlich verkündete Böse, wenn der Nachbar oder Kollege fragt „Wo stehst Du?“

    Man will die Spaltung der Gesellschaft, den Hass und die Hetze, weil es ja mich selbst bestätigt.
    Dafür nimmt man gerne die Ignoranz des tatsächlichen Zustands der Gesellschaft mit all ihren Problemen wie Deindustrialisierung, Migration, islamischen Antisemitismus, Freiheitsverlust etc. pp. hin. Hinterher kann man immer sagen „Das hab ich gar nicht gewusst“

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