Meine empfindliche Nadel schlägt immer öfter an. Es rumort unter der Oberfläche und wenn ich das Grummeln recht verstehe, dann könnte es Konsequenzen geben.
Der Umfrageerfolg der Partei bis in den Januar 23 hinein war vor allem der oberflächlichen Einigkeit geschuldet. Es war gelungen, über mehrere Monate hinweg Skandale zu vermeiden, interne Streitereien und Machtkämpfe verdeckt zu führen, schließlich das Bild einer in sich beruhigten, seriösen, ernsthaften Partei – eines nicht mehr gärigen Haufens – zu erwecken, die die Sorgen im Land ernst nimmt und an deren Lösung konstruktiv arbeitet. Zumindest sahen das fast 25 Prozent der potentiellen Wähler so.
Die große Zäsur war dann Potsdam, schnell gefolgt von den Aufregern um Krah und Bystron, dem perfekt terminierten Höcke-Prozeß, dem Münsteraner Urteil und vielen kleineren Skandalisierungen. Le Pens Distanzierung tat ein Übriges.
Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Plötzlich und ziemlich rasant fielen die Umfragewerte. Die inneren Spannungen nahmen wieder zu, alte Bruchflächen wurden wieder aufgerissen, neue geschaffen. Nun war es der Parteiführung nicht mehr möglich, darüber die beruhigende Decke der Einigkeit zu ziehen, ja, sie verhielt sich selbst ambivalent in vielen Fällen.
Man mußte die Übermacht des Systems einsehen. Wird man es je überwinden können? Fast sicher geglaubte Pfründe, Posten, Mandate schwammen davon, eine neue Aggressivität nach innen und außen machte sich breit.
Wieder wurde die alte Frage aufgeworfen: Trotz oder wegen Höcke? Wie stets bei solchen Fragetypen, gibt es vorab keine Antwort darauf, sie kann sich nur historisch beantworten und auch dann werden noch beide Argumentationsmuster möglich sein.
Was nun zu spüren ist, ist dies: Der liberale Flügel der Partei versucht den Höcke-Flügel – der Einfachheit halber nenne ich ihn so – zu schwächen oder gänzlich abzustoßen.
Krah trat aus dem Vorstand zurück und tauchte ab. Immer mehr Stimmen wenden sich gegen ihn. Höcke führt nicht nur im Großen, sondern auch im Regionalen einen Kampf gegen interne Konkurrenten: man beschenkt sich gegenseitig mit Austrittsforderungen. Matthias Helferich hat sich mit einem Ausschlußverfahren der eigenen Landesgruppe auseinanderzusetzen. Der Antrag von René Springer, Beatrix Storch und Roger Beckamp, Michael Stürzenberger in eine Fraktionssitzung einzuladen, wurde abgelehnt … Man sollte mit weiteren Distanzierungsübungen, Skandalen und Trennungen und auch mit weiteren Namen rechnen.
All das kann man als Absetzungsbewegungen lesen. Alle genannten Personen gehören dem Höcke-Flügel an[1]. Noch halten sie still, aber das dürfte sich nach der morgigen Wahl ändern – übrigens auf beiden Seiten. Die Partei steht vor einer neuen Häutung und diesmal eine in die Mitte.
Man wird die Genannten abstoßen oder sie werden von allein gehen, einige werden auch gar nicht mehr haltbar sein. Im friedlichsten Falle rutschen sie in die dritte Reihe zurück.
Was also werden sie tun? Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie – sobald sie bemerken, daß ihr Einfluß auf die Partei schwindet – sich zusammensetzen und ein neues gemeinsames Projekt versuchen werden: die wahre Alternative – in der Richtung.
Eine Spaltung der Partei liegt in der Luft, das sagt der Seismograph.
Schon hat Höcke die magischen Worte ausgesprochen: „ob die Bildung einer schlagkräftigen kleinen Fraktion mit alternativen Kräften nicht sinnvoller sein könnte“ – wenn auch noch im Kontext EU …, aber der Gedanke ist einmal gefaßt und in der Welt.
Eine Spaltung würde essenziell eine Ost- und eine Westpartei bedeuten, denn ein neues Projekt hätte vor allem Zulauf aus dem Osten und aus dem Westen würden nur die Ostaffinen überwechseln.
Parteigründungen aber sind ein heikles Geschäft – neun von zehn gehen schief, alles bisherigen Abspaltungen von der Mutterpartei endeten in der kompletten Bedeutungslosigkeit: Lucke, Petry, Poggenburg, Meuthen. Selbst momentane Höhenflüge, wie bei den „Piraten“ – können in nullkommanichts zu kompletten Abstürzen führen. Unter diesem Vorbehalt sind auch die „WerteUnion“ und die Wagenknecht-Partei zu sehen.
Eine Partei langfristig zu etablieren und zu verankern ist ein langer und mühsamer Prozeß – die AfD schien ihn gemeistert zu haben und steht nun – vielleicht – dennoch am Abgrund. Einige werden die Flügel ausbreiten; ob sie tragen, wird die Zukunft zeigen.
Wie dem auch sei: morgen gibt es wohl keine andere Alternative für Deutschland.
siehe auch: Die Macht der Tendenz
Und nun? Ich hab’s gesagt: Einfach ruhig bleiben in der Parteispitze der AfD und die Europawahlen abwarten. Im Nachhinein hat sich das Vorgehen, Krah und Byström einfach aus der Schusslinie zu nehmen, als richtig erwiesen. Frau Weidel als Frau, lesbische Frau, Doktorin und ruhender Pol der Partei ist in diesen Zeiten ein Segen für die Partei. Der Wähler ist einfach nicht so dumm wie die etablierten Parteien glauben. Man musste sich nur mal beim Volk umhören, dann konnte man das Wahlergebnis fast schon mit Hönden greifen. Der absolute Knaller sind die Jungwähler. Die AfD ist dort stärkste Kraft, von den Splitterparteien mal abgesehen. Dabei hatten die Grünen doch gerade dort ihre sichere Bank gesehen. Im Vergleich mit Italien, Frankreich etc, geht der deutsche Sonderweg natürlich jetzt trotzdem weiter: Kampf gegen Rächts! Warum kann Herr Merz die Vertrauensfrage nicht stellen? Weil er dazu die Stimmen der AfD bräuchte. Und wenn er die Brandmauer einreißt, wird die CSU (mit ihrem komischen Konstrukt nur in Bayern antreten zu dürfen) evtl. pulverisiert. Warum? Weil sie schon immer die Rechtspopulisten innerhalb der Union waren. Und der Zwist der AfD mit Le Pen und Meloni? Wird natürlich im gemeinsamen Siegestaumel beigelegt werden. Wetten?
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Diese Interpretation passt wohl nicht.
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Nun, ich bin ja kein AfD Insider, sondern neutraler Beobachter. Was da intern vorgeht und wer wem das Bein stellt, entzieht sich schlicht meiner Kenntnis.
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Jemand, den man aus einer Schusslinie bringt, saegt man nicht ab (und wartet auch noch den Erfolg ab, bevor man das tut).
Die Formulierung ist eine Interpretation innerer Vorgaenge. Die zunehmend aussen sichtbar werden und mehr Schadpotential haben als jede Aeusserung es haben kann, die an den bundesdeutschen Tabuwerkzeugen kratzt.
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„Tactics ,,, Tactics“ sagte Napoleon und hüpfte von einem Bein auf das andere ,,, Vielleicht ist es ja nur Taktik und die AfD wartet bis Gras über die Sache gewachsen ist und die neue ID Fraktion sich gefunden hat. Dann wird Herr Krah wieder in Gnaden aufgenommen… Who knows?
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Ich bin eher zufaellig ueber den letzten „Kanal Schnellroda“-Beitrag gestolpert. Der Helferich gefaellt mir sehr gut. Erst dachte ich kurz, der ist sehr glatt. Aber dann: Munter, schneller Witz, aber diszipliniert, produktiv und hart in der Sache. Sicher auch stark in seinem Wirkungskreis begruendet.
Zum Thema Krah hoere man den Kubitschek („Rampensau“ ab ca. Minute 37). Teilt meine Meinung, dass der wiederkommt. Und es auch richtig macht. Auch die Einbettung der Stelle in die Ausrichtung der AfD generell ist wichtig. Man hoere dazu die Passagen zur Verfuehrung zu den Hochzeiten der Stimmenanteile und setze das ins Verhaeltnis zur jetzigen Nachwahlsituation.
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Sehr geehrter seidwalk
Ich hoffe sehr, daß Ihre Sensoren Ihnen einen Streich gepielt haben. Leider gehen die Äußerungen von Ellen Kositza/Götz Kubitschek/Erik Lehnert (im Gespräch mit Matthias Helferich) in eine ähnliche Richtung
https://www.youtube.com/watch?v=IZdhzE5E_r4
Alles in allem ist das Wahlergebnis für die AfD mit ca. 16 % recht gut.
Daß es nach der Lügenkampagne (Correctiv), den unbewiesenen Behauptungen gegen Bystron, den Gerichtsverhandlungen gegen die AfD und Höcke, der Kampagne gegen Krah (mit „freundlicher Hilfe“ von Le Pen) nicht die 23 % wurden, die noch im Januar 2024 möglich waren, war klar.
Ich hoffe, daß man in der AfD erkennt, daß es ohne Krah, Höcke, Helferich, Bystron u.a. nichts wird mit „Volkspartei“
„Was sind das für Menschen, die gegen rechts in dem Sinne polemisieren, daß sie eine Rechte überhaupt nicht akzeptieren wollen. Das sind doch totalitäre Gedanken, die der Idee einer pluralistischen Demokratie, die man sonst so hoch erhebt, direkt widersprechen. Schon darum muß man mit der Rechten sympathisieren, denn mit ihr verschwände ein Wesenselement der liberalen Gesellschaft. Das ist natürlich einer der Gründe dafür, daß ich als Rechter oder sogar als radikaler Rechter angegriffen werden kann, denn ich finde, daß die Existenz der Rechten einem jeden, der das Liberale System bejaht, selbstverständlich sein müßte. Aber offenbar befinden wir uns bereits in einer Übergangsphase von der liberalen in eine »liberistische« Gesellschaft, in welcher der gesellschaftliche Zusammenhalt sich auflöst und es überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr gibt.“ (Ernst Nolte, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S. 121-122).
…
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https://x.com/KrahMax/status/1800103585700843627
https://x.com/MatthiasMdb/status/1800114841182720452
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Danke
Inzwischen hat sich Götz Kubitschek auch auf Sezession im Netz noch einmal explizit zur Sachlage geäußert.
Ich bin da bei ihm.
So wie es aussieht auch der AfD Landesverband Bayern, siehe und höre die Resolution „Mut zu Deutschland“
…
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Für diejenigen, die es interessiert (und es noch nicht gehört/gesehen haben), z.T. neues zum Thema Maximilian Krah von Maximilian Krah:
Ich für meinen Teil hoffe nach wie vor, daß er seinen Weg innerhalb der AfD weitergehen kann.
…
https://www.youtube.com/watch?v=6LgQCc4dA-o
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Danke, habe es auf einen Rutsch gesehen. Das ist doch mal ein anderer Ton als in unserer Pessimistenblase :D.
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Sie können auf compact online die Petition unterstützen Krah – COMPACT (compact-online.de)
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Eine Veränderung zur Mitte hin kommt einer Rückbesinnung auf die alten zentralen Positionen gleich und kann der AfD nur guttun, auch wenn das im Osten den ein oder anderen Prozentpunkt kosten sollte.
Die Meisten wählen doch AfD, weil sie die Einheitsblockparteien satt haben: also trotz Höcke und Co. und nicht wegen ihnen.
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Immer noch ein gäriger Haufen mit vielen unterschiedlichen Charakteren. Die verstehen es natürlich auch, sich in Position zu bringen.
Zu viele Fleischtöpfe der parlamentarischen Demokratie winken, zu viele Medienaugen sind auf verwendbare Äußerungen gerichtet.
Das, was die Altparteien schon lange in Selektierung genehmer Politikteilnehmer gesteckt haben, ist in der AfD noch in Mache.
Trotzdem besteht die Hoffnung, dass AfD-Politik den Weg wählerorientierter Politik im Gegensatz zu Politikerproporz als Lebensziel von Parteisoldaten schaffen könnte.
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Die Strippenzieher der Politdarsteller im weltweiten Marionettentheater operieren nach erprobten Methoden; als Zaungast habe ich in den vergangen zwei~drei Jahrzehnten die ungarische Variante der Machterhaltung der Regierung gegen die „Jobbik“ (die Rechteren im Sinne von den Besseren) beobachten können via Internet, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Jobbik#Geschichte
Das dürfte Ihnen, @seidwalk, besser als mir bekannt sein. Inzwischen sehe ich das alles so: Die Akteure sind so ähnlich wie die Gladiatoren im Kolosseum zu Kämpfen verdammt. Wer vital genug, um zu siegen, darf seine Rolle weiterspielen. Die Konzentration der Medienmacht ist unermesslich geworden, die Machthaber spielen mit der Weltbevölkerung, indem sie ihr etwas vorspielen lassen.
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„Die Akteure sind so ähnlich wie die Gladiatoren im Kolosseum zu Kämpfen verdammt. Wer vital genug, um zu siegen, darf seine Rolle weiterspielen.“
Eine treffende Beschreibung, danke dafür.
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