Worum es geht

Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben. Goethe

Um mit der Tür ins Haus zu fallen: 25 Jahre deutsche Einheit, 100 Jahre Demokratie, 250 Jahre Aufklärung, 350/450 Jahre Religionsfrieden, 1000 Jahre deutsche Geschichte, 2000 Jahre christliche Geschichte, 2500 Jahre europäische Zivilisation stehen auf dem Spiel, der Abbruch dieser Traditionen wird riskiert und wird stattfinden, wenn … Mit Worten, die uns aus der Wetterprognose und dem Klimawandel bekannt sind: das ist die größte europäische und nationale Krise seit Beginn der Aufzeichnungen.

Warum? Deutschland ist innenpolitisch zerrissen wie noch nie in der jüngsten Geschichte, die demokratische Tradition der Weimarer, Bonner und Berliner Republik droht Makulatur zu werden aufgrund der verschiedenen Spaltungen, Radikalisierungen und der abzusehenden Gewaltspirale; die Errungenschaften der Aufklärung, das Regnum der Vernunft, der Toleranz und der Kritik, der Bürger- und Menschenrechte ist im Verschwinden begriffen; das friedliche Mit- und Nebeneinander der Kirchen, Konfessionen und Religionen wird keine Selbstverständlichkeit mehr sein; das nationale Kontinuum, das sich in Kultur, Tradition, Sprache, Wertegemeinschaft – gegenseitiger Verstehbarkeit – äußert, droht abgebrochen zu werden; das christliche Erbe könnte bald Häresie sein; ja selbst die fundamentale Distinktion zwischen doxa und episteme, wie sie uns die humanistische griechische Philosophie, Sokrates und Platon, überliefert hat, die Trennung von Meinung und Wissen, stehen auf dem Spiel. Das ist die These – sie in diesem Rahmen wahrlich umfassend zu belegen, ist unmöglich. Schauen wir uns zur Begründung die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln an.

Demographie: Spätestens seit Gunnar Heinsohns bahnbrechender Arbeit „Söhne und Weltmacht“ aus dem Jahre 2003 kann sich in Deutschland niemand mehr Illusionen machen. Wir stehen vor radikalen demographischen Verschiebungen. Die europäische Bevölkerung nimmt bei einer durchschnittlichen Geburtenrate von 1,3 Kindern pro Frau mit jeder Generation um die Hälfte des vorherigen Jahrgangs ab, immer mehr Alte stehen immer weniger Jungen gegenüber. Dieser Prozeß wäre aus sich selbst heraus nur unter komplettem Umbau der Gesellschaft steuerbar. Andererseits haben viele sogenannte Entwicklungsländer enorme Geburtenüberschüsse: Länder wie der Niger, Uganda, Sambia, Nigeria, fast das gesamte Schwarzafrika, aber auch Jemen, Pakistan, Indonesien, Ägypten, Irak, Oman, Palästina, Algerien, also muslimisch geprägte Länder haben eine sechs- bis dreifache Fertilitätsrate, d.h. jede Frau gebiert dort im Durchschnitt sieben bis drei Kinder. Es entstehen – verglichen mit Europa – vollkommen andere Alterspyramiden. An ihnen erkennt man die Wucht der Jugend.

 Vergleich Alterspyramiden Deutschland und Afghanistan

Vergleich Alterspyramiden Deutschland und Afghanistan 2005/06

Besonders wichtig sind dabei die jungen Männer, wie Heinsohn historisch nachweisen konnte. Es sind vor allem junge Männer, die um die knappen Ressourcen Anerkennung, gesellschaftliche Positionen, Nachfolge kämpfen. Das ist sowohl kulturell bedingt als auch biologisch. Heinsohn konnte daraus einen Kriegs-Index generieren, ein Verhältnis von Alten/Ruheständlern zu Adoleszenten und wenn dieser Index mehr als 3 beträgt, wenn also auf 100 Rentner mehr als 300 Jugendliche kommen, steigt die Gefahr von Krieg und Gewalt exorbitant. Es steigt die Zahl der wehrfähigen Männer, aber auch derjenigen, die sich „verwirklichen“ wollen und derjenigen, die das nicht können – das führt zwangsläufig zu Spannungen … und Ausweichbewegungen, sprich Emigration. Diese Gruppe der jungen Männer ist überhaupt die sensibelste Alterskohorte jeder Gesellschaft. Leistungsfähig, wehrfähig, fortpflanzungsfähig – jede Gesellschaft muß daran interessiert sein, diese Altersgruppen (15–35, weit gefaßt) im Gleichgewicht zu halten, zu pazifizieren, Perspektiven zu bieten. So werden etwa 90% aller Gewaltverbrechen von Männern begangen und man darf annehmen, daß der übergroße Teil auf diese Alterskohorten fällt. In Deutschland gibt es ca. zehn Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren. Zu den fünf Millionen jungen Männern wurden allein in den letzten Jahren mutmaßlich mehrere hunderttausend junge Männer hinzugefügt – schon das dürfte das Gleichgewicht empfindlich stören und der Prozeß wird unter den jetzigen Bedingungen sich fortsetzen. Anders ausgedrückt: bald stehen jeder jungen Frau 1,3 oder 1,5 oder 1,7 junge Männer gegenüber, eine junge Frau muß also – statistisch gesehen – 1,3 etc. Männer „bedienen“.

Wenn der Asylbewerberstrom weiter anhält, wird der Anteil ethnisch nichtdeutscher Menschen sich in wenigen Jahrzehnten vervielfacht haben – neben Zuwanderung muß auch die höhere Fertilität der Zuwanderfrauen sowie der Nachzug berücksichtigt werden. Alle „meine“ Syrer und Eritreer stammen aus Familien mit sechs bis neun Kindern. 1973 gab es in Deutschland etwa 700 000 Türken (Gastarbeiter nebst Familien) und 100 000 Araber – heute sind es drei bis vier Millionen (Zahlen schwanken) Türken und über eine Million Araber (Quelle: Sarrazin) – eine Verfünf- bis Verzehnfachung innerhalb von 40 Jahren. Die Exaktheit der Zahlen kann man anzweifeln, am allgemeinen Trend dürfte das nichts ändern. Deutschland wird innerhalb kurzer Zeit demographisch vollkommen umgestülpt werden.

Religion: Spielt der Islam dabei eine Rolle? Hier muß man sehr vorsichtig sein und differenzieren. Die wesentliche Differenzierung ist die zwischen Islam und Muslimen. Die meisten Muslime sind „ganz normale Menschen“, wie man sagt, also Menschen, die ihr alltägliches Leben in Ruhe und Frieden führen möchten und dies auch tun. Sie sind ebenso mitmenschlich, hilfsbereit, gastfreundlich etc. wie andere auch – teilen also universelle Werte. Die entscheidende Frage ist, ob der Islam – als gelebte Interpretation des Korans und der Hadithe – intrinsische Merkmale von Totalitarismus (das haben alle monotheistischen Religionen) aufweist, die nicht kulturell abgefedert sind. Ich kann hier nur unter Vorbehalt sprechen, denn meine Einsicht in die Theologie dieser Religion ist noch zu gering, um zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Aber es deutet sich an, daß es diese intrinsischen Probleme gibt (siehe: Hamed Abdel-Samad, Syran Ates, Ahmad Mansour, Sabatina James, Ayyan Hirsi Ali, Boualem Sansal, Ahmed Akkari etc. – Mouhanad Khorchide). Der Islam/Koran scheint kein absolutes Tötungsverbot – wie das NT – zu kennen. Tötungen sind konditional und zumeist abhängig vom Glaubensbekenntnis oder der Volkszugehörigkeit. Die unkonditionale Nächstenliebe – Buber: „Heimzahle nicht und grolle nicht den Söhnen deines Volkes:/ liebe deinen Genossen/ dir gleich/ ICH.“ –, kennt er demnach nicht, ebenso wie die Feindesliebe, die dem Christentum im heiligsten Dokument, der Bergpredigt, mitgegeben wurde. Der Koran scheint eine vollexklusive religiöse Daseinsweise vorzuschreiben, in die man ein-, aber nicht austreten kann und das meint den praktischen wie den logischen und bekennerischen Bezug gleichermaßen. Betrachtet man ihn als „Übungssystem“, so verlangt er mit seinen fünf Säulen – Bekenntnis zu Allah und seinem Propheten, Zakat, fünfmaliges Gebet, Ramadan und Haddsch – ein weit stärkere Hingabe als vergleichbare Religionen, bindet, trainiert und idoktriniert den Gläubigen also mehr, als in jeder anderen vergleichbaren Religion, wo sich lediglich Mönche ähnlichen Exerzitien unterwerfen. Er scheint daher per se nicht verhandelbar zu sein und alle Versuche eines gleichberechtigten Dialogs scheinen von vornherein – sofern der Islam sich nicht reformatorisch öffnet – aussichtslos oder zumindest sehr langwierig zu sein. Die viel beschworene Reformation, die im Westen gern gefordert wird, findet im Übrigen seit den 20er Jahren statt: als Radikalisierung.

Man kann es auch induktiv betrachten: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen – Stichwort: Menschenrechte, Gleichberechtigung, Meinungsvielfalt, ökonomische Macht, Terror … vs. besagte universelle Werte.

All das läßt erahnen, daß die Immigration von hunderttausenden, bald wohl Millionen gläubigen Muslimen unsere Gesellschaft in kürzester Zeit radikal verändern wird.

Das führt zur sogenannten „Integration“. Die offensichtliche Schlußfolgerung aus bisher Gesagtem ist: Ein Großteil der Menschen wird sich separieren und – im günstigsten Fall – in sogenannte „Parallelgesellschaften“ verschwinden, so wie das auch die Geschichte in allen europäischen Ländern zeigt. Integration ist in erster Linie ein langwieriger psychischer und emotionaler Prozeß, der nicht nur einen Zugewinn an Werten, Sicht-, Denk- und Fühlweisen einfordert, sondern auch den Verlust von Gewohntem verlangt. Jeder Mensch entwickelt dagegen instinktiv innere Sperren. Es kommt immer zu Separationen, wenn Gruppen von Menschen in die Fremde gehen, auch wenn sie in eine vollkommene Willkommenskultur kämen. Wie diese psychologische Schranke auf beiden Seiten zu überwinden sein soll, hat bisher noch niemand auch nur gefragt. Aus eigener Erfahrung mit Syrern, Eritreern, Somaliern und Afghanen kann ich sagen, daß es schon von den Voraussetzungen her, nur einem gewissen Teil gelingen kann, sich an das Leben in Europa auch nur zu gewöhnen, geschweige denn es zu bejahen oder gar zu führen. Es scheint dabei sehr starke Differenzen zu geben, es spielen Mentalität, Religion, persönliches Erleben, ethnischer Zusammenhalt, Bildungsstand, kognitive Fähigkeiten, kulturelle Flexibilität und andere Größen eine Rolle. Pauschalurteile sind hier leichtsinnig, nur das eine nicht: Viele werden und können es nicht schaffen!

Gelingt die Integration nicht, wird der innere Frieden in unserem Lande massiv gefährdet werden. Die Asylsuchenden bringen ethnische und religiöse Konflikte aus ihren Herkunftsländern mit, sie werden untereinander um knappe Ressourcen kämpfen, sie werden aber auch mit der einheimischen Bevölkerung um Ressourcen kämpfen und die politische Spaltung des Landes, die bereits in vollem Gange ist, wird sich weiter verschärfen. Es wird gewaltsame Konflikte in alle Richtungen geben und es ist kein Risiko, zu prognostizieren, daß es bald Tote auf unseren Straßen geben wird. Die exekutiven Organe sind schon jetzt kaum noch in der Lage, ihre Arbeit zu erledigen, die dauernde Überlastung wird zu Ausfällen und Desillusionierungen führen. Schon jetzt spürt man ein stark gewachsenes Unsicherheitsgefühl unter den Menschen – ob zu Recht oder nicht, spielt keine Rolle: es ist da und hat als Tatsache wahrgenommen und nicht bewertet zu werden – die Selbstbewaffnung nimmt exponentiell zu, rechts- und linksradikale Übergriffe gibt es zuhauf, aber auch die „Ausländerkriminalität“ wird steigen, je mehr Menschen kommen und je weniger davon „integriert“ werden können.

Auch der äußere Friede ist in Gefahr. Die einseitige Politik Deutschlands und Schwedens hat bereits jetzt die europäische Einheit einer Belastungsprobe ausgesetzt, die möglicherweise zum Ende der EU (Brexit, Osteuropa, DK, France) führen wird. Man kann nicht vollendete Tatsachen schaffen – gegen den Willen anderer Mitgliedsstaaten – und dann „Solidarität“ einfordern. Die Bundesregierung hat es so innerhalb Jahresfrist geschafft, Deutschland zum dritten Mal in diesem Jahrhundert zum potentiellen Zerstörer eines friedlichen Status Quo zu machen.

Juristisch, das beweisen zahlreiche Expertisen, handelt es sich dabei um klaren Rechtsbruch, sowohl des Grundgesetzes, der bundesrepublikanischen Gesetzgebung als auch des Europäischen Rechtes. Ich verweise u.a. auf die Ausführungen der Staatsrechtler Rupert Scholz (eh. Verteidigungsminister) Udo di Fabio (Bundesverfassungsrichter) und Karl Albrecht Schachtschneider.

Immer wieder hört man eine ökonomische Begründung der derzeitigen Politik. Unsere Wirtschaft bräuchte Arbeitskräfte, die demographische Entwicklung verlange das, es fehle an Fachkräften, wir könnten sonst unseren Lebensstandard nicht halten. Dazu ist zu sagen: Unser Lebensstandard ist ohnehin viel zu hoch und unsere Wachstumswirtschaft befindet sich auf ökologischem und ökonomischem Katastrophenkurs. Wichtig wäre es, aus dieser exterministischen Logik auszusteigen, anstatt sie nun mit neuem „Menschenmaterial“ anzuheizen. Es gibt des weiteren keine Formel, die eine Relation zwischen Wohlstand und Demographie vorschreibt. Japan ist noch weiter überaltert als Deutschland und verweigert jegliche Immigration vollkommen und ist trotzdem das führende Technologieland und Norwegen ist etwas größer als Deutschland und hat nur fünf Millionen Einwohner und trotzdem einen hohen Lebensstandard, wohingegen die Niederlande eine doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie Deutschland haben und ebenfalls unseren Lebensstandard teilen. Im Übrigen befeuert unser überdimensionierter Grundumsatz genau jene Ungleichheit, die Millionen Menschen auf der Welt die Illusion haben läßt, dies müsse Maßstab sein.

Besorgniserregend ist auch der Zustand der „vierten Macht“, der Presse, der Medien. Immer weniger Menschen fühlen sich durch sie repräsentiert und nabeln sich von ihnen ab, was im Endeffekt diese ordnende Macht entmachten wird. Es herrscht eine erschreckende Angst vor der freien Meinungsäußerung. Die scheinbare moralische Überlegenheit der „linken“ Meinungsmacher läßt alle Kritik mit dem Totschlagargument, rechts und inhuman zu sein, ersticken. Das nimmt z.T. diktatorische Züge an (z.B. Berichterstattung AfD, Pegida, Pirinçci etc. einerseits, ideologischer Mißbrauch von Nachrichten- bis Satiremedien andererseits). Die Straßenbewegungen von „Pegida“ bis „Wir sind Deutschland“ speisen sich ganz wesentlich daraus, aus der Nicht- oder Fehlrepräsentanz in den meisten Medien – eine Spirale. Sind wir auf dem Wege in eine „Demokratur“, wie Fritsche das nannte, sind wir dort schon?

Ohne in irgendeiner Weise dazu legitimiert zu sein, wird der Begriff der „Nation“ neu definiert bzw. abgeschafft. Eine nationale Identität speist sich aus einem fundamentalen Zusammengehörigkeits-, einem Wir-Gefühl aufgrund territorialer, sprachlicher, kultureller, ethischer und religiöser, also Werte-Kontinuität, aber auch natürlicher Fakten. Diese kann und hat immer in der Auseinandersetzung mit dem „Anderen“, dem „Fremden“ stattgefunden, ja, diese Auseinandersetzung ist lebenswichtig. Aber sie verträgt nur eine gewissen „Quantität“. Tritt das andere in zu kurzer Zeit in zu großer Zahl auf, dann handelt es sich per definitionem nicht mehr um eine Bereicherung, sondern um eine Besitznahme, eine Invasion, ganz unabhängig von der Motivation der Zukommenden. Wir laufen Gefahr, in Hinblick auf die oben erwähnten demographischen Entwicklungen, in diesen unkontrollierten Zustand überzugehen.

Damit werden die Grundfesten unserer geeinten Nation, unserer demokratischen Tradition, unserer nationalen Geschichte und unserer kulturellen Errungenschaften unterminiert. An zwei Beispielen will ich das verdeutlichen: Die Bundesrepublik basiert auf einem wichtigen gemeinschaftsstiftenden Gründungsmythos, der sich aus unserer leidvollen jüngeren Geschichte ergibt und mit den Namen Nationalsozialismus und Auschwitz zur Genüge gekennzeichnet ist. Wir Deutschen leben auch in dieser Tradition, stellen uns dieser Verantwortung, definieren uns aus ihr – darf man aber annehmen, daß ein Syrer oder Eritreer oder Afghane oder Nigerianer sich diesen Schuh anziehen wird? Das ist absurd! Damit verbunden ist der konstitutive Anti-Antisemitismus in Gefahr, was nicht nur die jüdischen Mitbürger beunruhigen sollte, sondern auch alle anderen, denn dieses Land ist auch auf diesem Imperativ gegründet. Persönliche Gespräche mit Asylsuchenden bestätigen, daß es keinerlei Bindung an europäische Geschichte gibt, unter den Eritreern ist sogar der Name Hitlers weitgehend unbekannt.

Aber die Auswirkungen sind noch gravierender. Wir als Deutsche und Europäer, als deutsch und europäisch sozialisierte, haben einen gemeinsamen Kulturkanon, wir hier können uns über Goethe unterhalten und obwohl dieser Kanon längst erodiert, so haben selbst die bildungsfernen Schichten eine Ahnung, was das bedeutet: Sprache, Sprach- und Denkstruktur, Logik, Metaphern, Mythen, Referenzereignisse, kollektives Gedächtnis, Mentalität, Werte etc. Sollte sich unser Land so radikal verändern, wie zu befürchten steht, dann wird das auch der „Tod“ Goethes und Kants sein, der „Tod“ Hölderlins und Herders, ja selbst der von Popper und Habermas, die für diese Entwicklung wesentlich geistig mitverantwortlich sind. Fremde Menschen stehen in ihrem eigenen historischen und kulturellen Zusammenhang – es ist, von Einzelfällen abgesehen, nicht zu erwarten, daß Menschen aus Afrika oder Arabien sich der europäischen Kultur öffnen werden oder auch nur können – in diesem Sinne wäre das tatsächlich die Abschaffung Deutschlands, mehr noch der Untergang des Abendlandes.

Auch die deutsche Sprache wird massiv leiden. Sprache ist zwar stets in Bewegung und Entwicklung, gibt es jedoch zu viele Menschen, die ihrer nicht vollständig mächtig sind, dann wird sie zwangsläufig simplifiziert, mit fremdsprachlichen Einschüben „bereichert“ und verballhornt. Bereits die derzeitige Jugendsprache – regional unterschieden – zeigt eine beängstigende Komplexitätsreduktion. Die sogenannte „Kanaksprak“ oder das Pidginenglisch zeichnen den Weg. Wollen wir eine hyperkomplexe Welt sprachlich auch nur annähernd beherrschen, brauchen wir aber eine voll differenzierungsfähige Sprache, brauchen wir viele solche Sprachen. Sie müssen aus Überlebensgründen erhalten werden und gerade die deutsche Sprache als Philosophiesprache steht unter besonderem Schutzbedürfnis.

Wir dürfen unser Erbe, unser Eigenes nicht einfach hergeben. Es liegt am Grunde aller Probleme, aber es bietet auch die einzig möglichen Lösungen – andere haben wir nicht. Wir brauchen notwendig alle diese vielfältigen, differenzierten Ansätze. Jegliche Nivellierung, Multikulti-Folklore, Gleichmacherei führt uns an den nächsten, den letzten Abgrund. Wir brauchen Leibniz und Goethe, Hegel und Marx, Nietzsche und Heidegger und auch Spinoza, Descartes, Voltaire und Rousseau und Derrida und Deleuze, wir brauchen Hume und Locke, Hobbes und Adam Smith und William James und sogar Rawls, wir brauchen Solowjew, Berdjajew und auch Lenin, wir brauchen Grundvig und Kierkegaard … von Homer, Platon, Augustinus … oder auch den Gebrüdern Grimm ganz zu schweigen.

Ein letztes Wort zum letzten Argument: Aber die Menschen? Ist es nicht unsere humanistische Pflicht? Können wir denn einfach hungern, frieren, sterben lassen? Haben wir – die Kolonisatoren und Kriegsführer – uns das nicht selbst eingebrockt? Ist das nicht die gerechte Strafe?

Wenn wir unsere christlichen und aufklärerischen Werte – das hat mit konfessionellem Bekenntnis gar nichts zu tun – verteidigen wollen, dann dürfen wir sie in unserem Handeln auch nicht unterbieten. Nächstenliebe, Gewaltlosigkeit, Toleranz, Kategorischer Imperativ, Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind hohe Güter, aber Vielfalt auch. Vielfalt heißt nicht, alles miteinander zu verrühren, sondern das distinkt Andere in seiner Eigenexistenz zu akzeptieren und zu schätzen, auch von ihm zu lernen. Das ist wahre Bereicherung: das Eigene wahren und das Fremde schätzen. Natürlich müssen wir Menschen in Not helfen – ihre eigenen Probleme vor Ort friedlich zu lösen. Wir müssen ihnen helfen oder zumindest dürfen nicht dabei stören, ihr jeweils Eigenes zu entwickeln, denn jedes Volk hat ein Recht darauf, für sich selbst verantwortlich zu sein. Daher Schluß mit kriegerischen Interventionen und Schluß mit besinnungslosem Import der daraus resultierenden Scherbenhaufen, Schluß mit kultureller Bevormundung. Das Ergebnis der derzeitigen Politik wird sein, daß die meisten Menschen unter falschen Versprechungen hierher gelockt werden, auf der Suche nach einem Glück, das es so nicht geben wird, das aber zugleich auch das Glück der deutschen Bevölkerung zerstören wird. Es wird fast nur Verlierer geben. Um ein momentanes und teilweise selbstinduziertes Leid zu mindern, wird zukünftiges Leid in Potenz in Kauf genommen.

Zwei grundsätzliche Argumentationen stehen sich gegenüber: Leidkonsum bis hin zu Leidgenuß gegen Vorausschau, das unmittelbare Interesse des je Einzelnen gegen das Gemeinschafts- oder nationale Interesse, Gesinnungsethik gegen Verantwortungsethik, der Emotionalismus, der im Moment die Debatte beherrscht, gegen die Vernunft: Man wird beide wieder zusammenführen müssen, um die Katastrophe noch zu verhindern.

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Appendix:

Weder habe ich von höheren Steuern, gefährdeten Arbeitsplätzen, von Sozialneid und „Warum kriegen die alles hinten rein geschoben und wir nichts“, von obdachlosen Deutschen noch von „kriminellen Ausländern“ oder Terrorismus gesprochen – die Themen der Straße, die auch wichtig, die aber nur von sekundärer Bedeutung sind.

Was kann man individuell tun? Hier muß man an beiden Seiten anpacken!

  • Informieren Sie sich umfassend! Vertrauen Sie nicht einer einzigen Quelle! Suchen Sie sich seriöse alternative Quellen! Lesen Sie ausländische Presse – Sie werden erstaunt sein, wie isoliert Deutschland mit seiner Meinung steht!
  • Diskutieren Sie mit allen Menschen! Lassen Sie sich auf andere Meinungen ein und prüfen Sie kritisch!
  • Nutzen Sie Möglichkeiten politischer Willensäußerung: Diskussionsveranstaltungen, Demonstrationen, Foren, Runde Tische, Blogs – man muß nicht alles mögen, aber sie zeigen eine politische Selbstbestimmtheit und sind per se ein demokratisches Argument gegen politische Bevormundung (sofern sie zivilisiert ablaufen).
  • Tradieren Sie unsere reichhaltige Kultur! Lesen (Hören, Schauen, Unterrichten, Besprechen, Schenken …) Sie Klassiker und Maßgebliches! Meiden Sie Popkultur, Trash, Verdummungen, rein Kommerzielles!
  • Suchen Sie das Gespräch und den Streit mit Politik und Medien! Die wachsende Entfremdung gefährdet unser Land. Rufen Sie in Redaktionen und in Büros von Parteien und Regierung an und tun Sie Ihre Meinung kund! Schreiben Sie Leserbriefe, Emails etc. Unterzeichnen Sie Petitionen … Unterstützen Sie entsprechende Initiativen finanziell, ideell und tatkräftig!
  • Informieren Sie sich über die Programme der politischen Parteien! Wer hat eine Strategie? Wer ändert ständig die Position?

Aber auch:

  • Helfen Sie denjenigen Asylsuchenden, die in Not sind, und vor allem denjenigen, die nach aller Wahrscheinlichkeit im Lande bleiben. Diese Menschen müssen jetzt aufgefangen werden! Wenn Integration gescheitert ist – und Menschen sind schnell verloren und desillusioniert –, dann erst werden die wahren Probleme entstehen.
  • Geben Sie Deutschunterricht! Verschenken Sie keine Teddybären – das ist das falsche Signal und nutzlos! Wagen Sie den wirklichen Einsatz! Fordern Sie diese Menschen – sie werden es Ihnen danken. „Angebote“ und „Geschenke“ gibt es schon genug – ihre Wirkung ist meist verheerend.
  • Suchen Sie den direkten Kontakt! Versuchen Sie, diese Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit zu verstehen! Lehren Sie ihnen unsere Werte in Wort und Tat, nutzen Sie die Chance, auch von diesen Menschen zu lernen!

Diese kleine Rede habe ich vor einem Jahr gehalten. Ein kritischer Freund sagte etwa um diese Zeit, man solle seine Prognosen und Diagnosen ein Jahr später lesen … Mir scheint, das meiste gilt noch immer.

In diesem Sinne: Guten Rutsch! Boldog Új Évet!

4 Gedanken zu “Worum es geht

  1. Danke! Sehr gut!
    Aber:
    Vor einem Jahr gehalten, hat es was geholfen? Nein! Haben die klugen Gedanken politisch Verantwortliche nachdenklich gemacht? Nein!
    Vielmehr bleiben wir der Traditionslinie der deutschen Geschichte treu:
    “Und so ziehen wir mit Gesang
    In den nächsten Untergang!”

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    • @ „hat es was geholfen?“ – Das ist eine große Frage. Ihre Antwort lautet „nein“ und man kann das so sehen. Es wäre Hybris und Arroganz, anzunehmen, daß dieser kleine Blog „das Große“ ändern könnte, daß das Verhalten „politischer Verantwortlicher“ dadurch geändert werden könnte. Insofern war es „umsonst“.

      Aber schaut man auf die Mikro- und Makroebene, dann kann man es auch anders sehen. Als der Vortrag gehalten wurde, war die Mehrzahl der Zuhörer geschockt und erleichtert. Damals wirkte es offenbar noch wie ein Augenöffner. Inwiefern diese Menschen die Botschaft in ihr tagtägliches Leben mitnahmen und wie sie sie in Handlung übersetzten, weiß ich nicht – in der Regel wird nichts passiert sein. Vielleicht wurde trotzdem ein Samenkorn versenkt.

      Ein Samenkorn, ein Tröpfchen zu sein – ist das nichts? Und wenn man die heutige Welt mit der des letzten Jahres vergleicht, dann gibt es doch jede Menge Unterschiede und Effekte. So ist die Anzahl solcher Blogs, Vlogs, Facebook- und Twittergemeinschaften regelrecht explodiert. Die Stimmung im Lande hat sich drastisch geändert, alte Gewißheiten und Gewohnheiten sind in Frage gestellt worden und auch „politische Verantwortliche“ haben Positionen gewechselt … Und das ist auch das Resultat der Summe solcher Gedanken und ihrer Vernetzung.

      Und selbst wenn es rein gar nichts bewirken würde – das ist mir der wichtigste Punkt -, so verlangt das moralische Bewußtsein die Folgehandlung. Wozu wäre Ethik sonst da? Eine Handlung oder eine Unterlassung nach umfänglicher Prüfung einmal als richtig erkannt, sollte auch in die Tat umgesetzt werden, unabhängig davon, ob sie am Grundübel de facto etwas ändern kann oder nicht.

      Daher gilt auch weiterhin: Tun Sie das Richtige und schielen Sie nicht nach Gesamterfolg. Was am Ende daraus wird, kann niemand wissen, aber nach bestem Wissen und Gewissen anstreben. Die Geschichte ist offen, man kann sie nicht geplant gestalten, aber man kann ihre Richtung geringfügig beeinflussen. Lesen Sie, reden Sie, teilen Sie, kritisieren Sie, wählen Sie … und lassen Sie den Kopf nicht hängen.

      Nur wenn man alles gegeben hat, kann man auch die Niederlage akzeptieren.

      Und jeder sollte das tun, was er kann. Warum nicht ein Golfturnier organisieren gegen Rassismus, Gewalt und Masseneinwanderung?

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      • Hallo unbekannter, kluger Kopf. Ich hatte mich wegen einer Knieoperation ein paar Tage aus dem „operativen Geschäft“ zurückgezogen, deswegen komme ich erst jetzt dazu, mich zu melden. Ich gebe zu, ich bin unschlüssig, die von Ihnen angesprochene Verhaltensweise umzustzen: Mich mit Rückgrat und Kampfkraft in das öffentliche Geschehen zu stürzen, ohne die daraus entstehenden Konsequenzen einzukalkulieren.
        Ich bin mittlerweile 72, bin Pensionär und genieße immer noch den Respekt und die Hochachtung, die ich mir im Laufe meines Berufslebens erworben habe.
        Soll ich das aufs Spiel setzen und mich in das irrwitzige politische Kampfgeschehen werfen? Will ich mich von irgendwelchen Einfaltsspinseln öffentlich anpissen lassen? Will ich mir mein Haus von einem bornierten Antifa – Faschisten besprühen lassen? Will ich meine Frau vor ihrem Damen-Kränzchen mit Rosamunde-Pilcher-Horizont der boshaften Kritik aussetzen? Nein, nein, ich habe beschlossen, ich setze mich auf die Tribüne. Meine paar Jahre kriege ich noch gut rum und im Übrigen haben Zusammenbrüche ja auch einen gewissen Erlebniswert. Sie merken schon, ich bin Zyniker.
        Immerhin habe ich ein schlechtes Gewissen. Um das zu beruhigen, werde ich wenigstens ein paar Satiren schreiben.

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      • Leonore schreibt:

        „Und selbst wenn es rein gar nichts bewirken würde – das ist mir der wichtigste Punkt -, so verlangt das moralische Bewußtsein die Folgehandlung. Wozu wäre Ethik sonst da? Eine Handlung oder eine Unterlassung nach umfänglicher Prüfung einmal als richtig erkannt, sollte auch in die Tat umgesetzt werden, unabhängig davon, ob sie am Grundübel de facto etwas ändern kann oder nicht.“

        Ich glaube, so haben auch die tapferen Männer gedacht, die sich gegen Hitler verschworen oder als Einzelne Attentate geplant haben.

        Und dafür, daß Sie, lieber Seidwalk, das in dieser, auf eine Katastrophe zusteuernden Krise öffentlich sagen und die Rede „WORUM ES GEHT“ ins Netz stellen, spreche ich Ihnen meine tiefempfundene Dankbarkeit aus.

        Als Christ bin ich überzeugt, daß nichts verlorengeht, daß die gute Absicht zählt („in echt“ – und nicht, wie hier auf Erden oft nur so dahingesagt) und daß das Gute letzlich über das Böse siegt. Ich hoffe, Sie nehmen es mir, obwohl Sie bekennender Atheist (oder nicht doch eher Agnostiker?) sind, nicht übel: Gott segne Sie!

        Seidwalk: Die tapferen Männer des 20. Juni haben es vor allem gemacht! Ganz gleich, ob nun A-theist oder – gnostiker, auf meinem Lebensfahrzeug prangt ein großes A! Nichts, auf das man wesenhaft stolz sein könnte. Hier und da mal ein kerniger Satz, mehr nicht. Bitte nicht überbewerten …

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