Das Spiel mit Links

Es gibt keine erhöhte Kriminalität durch Einwanderer. Steht in der Zeitung!

Ich schlage den elektronischen „Focus“ auf und klicke auf einen Artikel „Neumünster: Vier Verletzte bei blutiger Auseinandersetzung auf Parkplatz

Niemand weiß, wer die Männer sind, deshalb dürfen wir mit an Wissen grenzender Wahrscheinlichkeit vermuten. Im Artikel gibt es einen Link „sind noch unklar“. Der führt zu einem Artikel „Verletzte nach Massenschlägerei zwischen 50 Jugendlichen in Spandau

Wieder werden Täterbeschreibungen vermieden. Dafür führt der Link „eine Massenschlägerei gestartet“ zu einem weiteren Fall, diesmal in Hanau: „Mehr Polizei nach Massenschlägereien – Stadt braucht Hilfe

Ich klicke dort auf „einen Passanten krankenhausreif geschlagen“ und lande bei „Polizei ermittelt – Opfer schwer verletzt

Unter diesem Artikel kann ich wählen zwischen „Kölner Rheinboulevard nach Massenschlägerei geräumt“ oder „Krawallmacher demolieren Autos – plötzlich schlagen 50 Personen aufeinander ein“ Okay, nehmen wir letzteres: Wir landen in Peine:

Irgendwann endet das Spiel bei der Polizei.

Also zumindest in der Welt der Verlinkung. Schöne Doppeldeutigkeit. Die Wahrheit, das wissen wir, ist oft eine andere.

Challenge: Wer schafft mehr als sieben verschiedene Verweise?

Es winkt ein Buchpreis (unverkäufliche Restauflage eines Eigengewächses).

Ein Gedanke zu “Das Spiel mit Links

  1. In den 90ern studierend, gab es „Hypertextseminare“, und gut poststrukturalistisch ging man damals vom „freien Spiel der Signifikanten“ aus, in dem jede Bedeutung nur bedeutete, auf weitere Bedeutungen zu verweisen ad infinitum. Wirklichkeit? Ach, i wo. Wahrscheinlichkeit ist das alles bloß „Hypertext“ nach dem „Tod des Subjekts“, und wer will da noch Täter ausfindig machen?

    Seidwalk: Jaaa, das hatte ich auch noch! Die guten alten Zeiten …

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