Sándor Márai: Das Kräuterbuch LXXXI
Über den geriebenen Apfel
Weise handelst du, wenn du jeden Morgen nach dem Aufwachen und vor der Mahlzeit auf nüchternen Magen ein, zwei geriebene Äpfel ißt. Der Apfel ist eine geheimnisvolle Frucht. Es ist kein Zufall, daß er eines der ältesten Symbole des menschlichen Bewußtseins ist.
Der Apfelbaum war der “Baum der Erkenntnis“, der Apfel war die verbotene Frucht der Bibel. Nun, diese verbotene Frucht hat eine persönliche Verbindung zum Menschen. Vielleicht spielte sie eine Rolle, als der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde; das wissen wir nicht genau.
Ich jedenfalls habe bemerkt, daß der rohe geriebene Apfel ein sicheres Hilfsmittel für die tägliche Lebenshygiene ist. Er erfrischt, er beruhigt den Magen, und er hat eine regulierende Wirkung auf die Gedärme. Besonders dann, wenn du den Apfel vor dem Reiben sorgfältig mit sauberen Händen wäschst und danach mit Zitronensaft beträufelst.
Ein langes Leben ist mit diesem sanften Lebensmittel zwar nicht garantiert, aber dein Magen und deine Gedärme werden dieses reine, heilende tägliche Geschenk dankend annehmen. Und schließlich ist der Mensch nicht nur mit seinem Herzen und seinem Verstand ein Mensch, sondern auch mit seinem Magen und seinen Gedärmen.
Am Rande bemerkt:
Der „ Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ ist weder in Genesis Kap.2, 9; 16.17 noch in Kap.3, 5.6; 11-13 als Apfelbaum benannt.
Es wird allenfalls von der „Frucht des Baumes“ berichtet.
In der frühchristlichen Kunst finden sich auch Sündenfalldarstellungen mit der Feige.
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