Übung ist alles – Alles ist Übung

Seit die Wenigen explizit üben, wird evident, daß implizit alle üben, ja mehr noch, daß der Mensch ein Lebewesen ist, das nicht nicht üben kann – wenn üben heißt: ein Aktionsmuster so wiederholen, daß infolge seiner Ausführung die Disposition zur nächsten Wiederholung verbessert wird. (Sloterdijk)

In seiner kleinen, aber wichtigen Schrift „Vom Geist des Übens“ hatte Bollnow versucht, eine alte konservative Technik als „Rückbesinnung auf eine elementare didaktische Erfahrung“ wieder verstärkt ins Bewußtsein zu heben. Er sah im Üben jene Tätigkeit, die Voraussetzung für die „volle Entfaltung und Erfüllung“ des Menschen sei und wer will ihm da widersprechen? Es ist das Üben, das bewußte wiederholende Üben, das Repetieren, das in der modernen Pädagogik bedauerlicherweise immer öfter diskreditiert wird, das den Menschen dennoch zum Meister so vieler Abläufe, Techniken, Künste, das ihn zum Menschen macht. Heute meint man oft, damit des Menschen Freiheit einzuschränken, Bollnow hingegen legte dar, daß erst durch das Üben wahre innere Freiheit erlangt werden kann: „Die wahre innere Freiheit besteht darin, sich, ohne sich vom Spiel der Umstände ablenken zu lassen, ruhig und stetig auf seine Aufgaben einzulassen, sein Werk bis zur höchsten ihm möglichen Vollkommenheit zu bringen und in gesammelter Anstrengung sein Können und seine Leistung immer weiter zu steigern“. (79)

In seiner großen Studie „Du mußt dein Leben ändern“ hatte Peter Sloterdijk vor ein paar Jahren der Übung erneut philosophische Aufmerksamkeit gewidmet. In seiner Betrachtung kommt ein Aspekt – die negative Seite des Übens – in den Fokus, den Bollnow noch ausgeblendet hatte: „Die Selbstaktivierungen von Organismen in stets von neuem durchzuspielenden Abläufen nicht deklarierter Übungsprogramme summieren sich zu einer stummen Autopoiese“ (644). Hier blitzen bereits die Gedanken des negativen Übens und der Unausweichlichkeit des Übens durch. Bollnow sah noch den steigernden Akt eines Könnens, Sloterdijk macht uns darauf aufmerksam, daß Übung auch zur Verminderung, zum Abfall an Fähigkeiten dienen kann. Dies ist deshalb so, weil der Mensch das Tier ist, das nicht nicht üben kann. Auch dort, wo er sich in der Wiederholung gehen läßt, übt er sich, nur nicht zu seinem Vor-, sondern zu seinem Nachteil.

Daran wurde ich gerade erinnert, als ich von einem alten Mann hörte, auf den nichts mehr wartet – nur noch der Tod. Er ist seit 25 Jahren Rentner, sein Leben – sofern man das über einen anderen sagen darf – ist geprägt von zufriedener Leere. Seit die Kinder aus dem Haus sind, die Lohnarbeit ihn entlassen, seit er seine Frau verloren hat, fehlt diesem Leben der innere Antrieb. Das hat den Mann nicht gestört: er war es zufrieden. Wenn die Wohnung warm, das Essen ausreichend, das Bett weich war und solange der Fernseher lief, gab es immer was zu tun. Die meisten dieser Jahre achtete er auf sein Äußeres, die Kleidung, die Rasur, versah sein Leben also mit einem äußeren Gerüst, und wenn er mal zu dick wurde, dann nahm er wieder ab. Auch das waren Formen des einfachen Übens.

Nur geistig war ihm nichts mehr zu bieten und wie sich zeigt, wohl noch nie. Im höheren Sinne war dieses Leben leer, seine Berechtigung bezog es aus Aufgaben, die es von außen erhielt, und diese wurden stets ordentlich und pünktlich erledigt.

Darüber hinaus gab es keinen Halt, es war ein komplett gottloses Leben. Nicht im Sinne der Sünde, ganz im Gegenteil, nur war der Gedanke an einen Gott oder einen tieferen Sinn im Leben vollkommen abwesend und erschien diesem Menschen so absurd, daß er immer lachen mußte, wenn die Rede darauf kam. Dieser Mann war nicht mal Atheist – er teilt dieses Schicksal mit Millionen anderen –, denn die Frage nach Gott kam ihm nie ernsthaft in den Sinn. Und damit auch die Fragen nach dem „Sinn des Lebens“ oder die Frage nach dem Tod. Vertikalspannung konnte ihm nur der Befehl von außen geben und so wundert es auch nicht, daß er großen Respekt vor Uniformen oder Ärzten hatte.

Ein Mensch zudem, der komplett an allem Künstlerischen oder Transzendenten vorbeilebte. Ein einfaches, schlichtes Leben, vorbildlich in diesem Sinne, aber dennoch leer. Ein geistiges und ästhetisches Vakuum, das bereits vor Jahrzehnten sichtbar war, selbst der Gesang der Vögel oder das Überwältigende der Berge blieben von ihm unbemerkt, wurden zumindest nicht genossen oder führten zu keinem Schauer. Für das Erhabene war er verloren. Nahestehende Menschen haben immer wieder versucht, Leben in dieses Leben zu bringen, doch umsonst: die Augen leuchteten selbst in Rom nur dann, als die Gabel ein saftiges Steak wendete.

Zu seinem großen Glück war dieses Leben bis ins hohe Alter komplett schmerzfrei. Es schien die Widerlegung der Bollnowschen Annahme zu sein, denn einen Drang zur Vollkommenheit – in was auch immer – kannte dieses Leben nicht. Und doch ist auch dieses Leben Resultat lebenslanger Übung, dauerhafter Einübung. Nur wurden nicht Vervollkommnung eingeübt, sondern Verweichlichung.

Das ging bereits mit dem Diabetes los. Der Mann war noch keine 60 Jahre alt, als ihm eine Betriebsärztin prophezeite, daß er „mal ein Süßer“ werde. Vielleicht hat er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden? Die Information führte jedenfalls zu keiner Verhaltensänderung, stattdessen übte er sich weiter im Wurstessen, Biertrinken, Kuchenverspeisen … und nahm stattdessen die Tabletten in Kauf.

Und so mit allem. Um heute nicht schon nach 50 Metern in die Knie zu sinken, hätte man die Muskulatur trainieren müssen. Um nicht mit stierem Blick den ganzen Tag im Sessel zu sitzen, hätte man sich beschäftigen, ein Hobby suchen, sich „für irgendwas“ interessieren müssen. Früher gab es mal ein kleines Aquarium, das mußte gepflegt werden, und zu Weihnachten wurde eine Eisenbahn aufgebaut – aber das ist lange her.

Nun also, jenseits der 80 beginnt der Körper zu versagen. Insulin gehört seit vielen Jahren zur Routine, eine ganze Batterie an Tabletten werden jeden Tag klaglos geschluckt, nie wurde gefragt, worum es sich dabei eigentlich handelt, welche Nebenwirkungen oder ob es Alternativen gibt. Das Augenlicht ist zu großem Teil klaglos einem Augeninfarkt, das Gehör einem Gehörsturz zum Opfer gefallen, das Blut seit Monaten mit hohen Entzündungswerten, was zu starken Kortisondosen führte und diese wiederum zu unschönem Aufschwemmen von Körper und Gesicht. Aber selbst eine dreitägige Haferflockenkur übersteigt die Anstrengungsbereitschaft. Stattdessen der Weg zum Arzt.

Dort empfiehlt man nun die hohe Wissenschaft. Eine Rheumaklinik soll die Kortisongaben neu justieren, in der Gefäßchirurgie könnte man die Adern durchpusten, ein Stent das Herz befreien, der entzündete Diabetikerfuß bedarf auch einer Sonderbehandlung, die Prostata müßte mal wieder abgeschabt werden, ein Hörgerät – das er gar nicht einsetzt – bedarf der Anpassung usw.

All das ist das konsequente Ergebnis dieses Lebens, des negativen Übens.

Man sagt mir jetzt: man müßte dieses und jenes machen, man müßte den Mann hier oder dorthin kutschieren, tagelange Torturen auf Wartegängen begleiten, dutzende Arztgespräche, Behördengänge, Apotheken, Neuüberweisungen usw. Und das alles wird nicht weniger, sondern mehr.

Ich frage hingegen: Wozu? Was der Mann jetzt durchlebt, ist das konsequente Resultat seines Lebens, seiner freien Entscheidung. Warum sollen sich jetzt andere dagegen wehren? Und zu welchem Resultat? Es ist ein inhaltlich leeres Leben, ein Vorsichhinleben, zufrieden zwar, aber doch zu keinem Zweck mehr. Eine Belastung für alle, die sich kümmern, weil sie Familie sind. Schon vor zwei Jahren hatte der Mann eine Lungenembolie und hätte sterben können, wäre nicht die große Maschine angelaufen, die ihm zwei weitere Jahre Essen, Wärme, Flimmern bescherte und seinen Angehörigen Arbeit. Was wird denn das Resultat besser durchbluteter Arterien sein? Ein noch längeres Leben ohne Ziel, ohne positiven Beitrag, ein noch längeres Siechtum. Dieses Leben war ein Leben ohne jede Philosophie und darunter verstehe ich mit Platon und Montaigne, das Sterben lernen. Man stirbt auch, ohne es gelernt zu haben. Warum weiter Ressourcen aufbringen für etwas Unabdingbares?

Ob die Adern verstopfen, das Herz streikt, die Lunge, die Nieren, die Prostata, ob das Kortison oder die Blutentzündung oder ein Virus das Ende bringen wird – dieses Leben muß und wird bald vorbei sein. Man würde sich wünschen, daß der Mann selbst zur Einsicht kommt, doch auch dafür hätte er positiv üben müssen.

Ich plädiere nicht für die vorzeitige Beendigung eines solchen Lebens, ich plädiere für seine Aufrichtung – für die es nie zu spät sein kann –, aber diese muß von innen kommen. Selbstverständlich muß der Mann gepflegt werden, muß man sich um ihn kümmern, muß man sicher stellen, daß er menschenwürdig seine letzten Tage verlebt; die Frage ist, wie weit diese Sorge gehen sollte und welche Ressourcen – menschliche und technische – sie verschlingen darf.

Wenn dieses Leben, dieser Verfall etwas lehrt, dann uns anderen: Werde nicht so! Übe dich selbst! Beginne heute damit! Du mußt dein Leben ändern!

Also laßt es geschehen! Selbst wenn es mein Vater wäre.

Quellen:
Otto Friedrich Bollnow: Vom Geist des Übens. Eine Rückbesinnung auf elementare didaktische Erfahrungen. Freiburg 1978
Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Über Anthropotechnik. Frankfurt 2009

5 Gedanken zu “Übung ist alles – Alles ist Übung

  1. Otto schreibt:

    Ja, dieses Sich-Absperren von und gegenüber jedem höheren Gedanken. Vermutlich ist dies öfters bei älteren Personen, die betont auf ihre ordentliche Kleidung achten, zu sehen. Sie werden sich nach dem kellerschen Motto durch das Leben am Leben vorbei geschmuggelt haben, steht zu vermuten. Ein Mensch, der sein Herz und seinen Kopf auf Empfang gestellt hat, der den Kopf voller Gedanken hat, hat dafür eigentlich keine Zeit. Die uns gegebene Zeit ist zu kurz, um unser Sein von der Aussenwirkung einer kastrierten Zivilität her bestimmen zu lassen. Ein Mann, ein Wer, trägt einen Dolch unter dem Gewandt, auch wenn er seinem bestimmungsgemässen Einsatz vom Ansatz her entgegen denkt.
    Allerdings ist dieser Satz verräterisch: „Es ist ein inhaltlich leeres Leben, ein Vorsichhinleben, zufrieden zwar, aber doch zu keinem Zweck mehr.“ Das Leben selber, auch in seiner abgrundtiefen Belanglosigkeit, ist der Zweck. Und noch viel schlimmer: Wer nach Zweck fragt, fragt auch implizit nach einer Behörde, die dann darüber zu befinden hätte. Und ausserdem: Ist die Produktion von Zufriedenheit nicht Zweck genug? Vllt. liebt er?

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    • Willanders schreibt:

      Spontan fiel mir „sterbenslangweilig“ zum Leben des Alten ein. Dabei ist das Sterben die mysteriöseste Angelegenheit des gesamten Lebens und damit auch die spannendste. Wie man das Sterben nur langweilig finden kann! Das Wort ist so was von falsch.

      Ein berührender Beitrag. Die ewige Frage nach dem Sinn des – eigenen – Lebens. Liegt er im Anhäufen vom letztendlich nutzlosen Wissen oder eher im Dienst – an anderen Menschen, Tieren, Pflanzen, kurz: an der Kreatur? Im Dienst für das kollektive, universale Ich. Und: Wer definiert, was Sinn ist und was nicht? Ich denke, ich darf und kann nur den Sinn des eigenen Lebens bestimmen, sonst würde ich in das Leben eines anderen eingreifen. Wer gibt mir aber das Recht dazu?

      Auch wenn ich die Frage nach dem Sinn für alle und jeden nicht positiv beantworten kann, zeigt mir doch Ihr Beitrag, dass es einen Sinn geben muss, denn ein bloß vegetatives Existieren – also der Stoffwechsel alleine – kann es nicht leisten, kann keine Begründung liefern. Aber warum eigentlich? Vielleicht bin ich in meiner christlich geprägten Kindheit zu sehr von dem Gleichnis Jesu beeinflusst worden, in dem ein Vater jedem seiner Söhne einen Taler gibt. Der eine verliert ihn, der andere bringt den einen Taler zurück, und ein anderer macht aus seinem Taler zehn. Den letzteren lobt Jesus.

      Ich kenne ebenfalls Menschen, wie der „Held“ Ihrer Schilderung. Manchmal beneide ich sie. Statt Bhagawat Gita – Tagesschau; statt sich mit der Frage herumzuplagen, ob das Universum ein Bewusstsein besitzt – ein Quiz im Dritten; die Modelleisenbahn im Keller statt der Frage nach der Seelenwanderung. Ach, könnte ich nur so ein Leben führen! – ich kann’s aber nicht, weiß nicht warum.

      Übrigens: Die Idee der Reinkarnation könnte eine Erklärung oder gar Begründung auch für ein derartiges Leben liefern: Als ein Glied in der schier endlosen Kette von Existenzen, das lediglich ein Platzhalter ist, eine Aufbewahrungsstation für die Seele auf dem Weg in das nächste, hoffentlich höherwertige Leben. Vielleicht benötigt die persönliche Seele – die lokale Manifestaton des Weltgeistes – eine derartige Existenz, um die Notwendigkeit einer Selbstveredelung zu erkennen? Wer weiß das schon.

      Dabei hat Ihr Alter noch „Glück“ gehabt. Denn die Sinnlosigkeit des modernen Lebens rächt sich: Die Hälfte der Amis nimmt regelmäßig Drogen, die meisten sind von Medikamenten abhängig, die Opioid crisis rafft Millionen der Amis dahin. Obdachlose allerorten, die Zahl der Mordopfer steigt von Jahr zu Jahr. Diese Gesellschaft hat überhaupt keinen Halt. Leider geht Europa den gleichen Weg, wenn auch langsamer, China ebenfalls. Alles Gesellschaften, die sich dem blanken Konsumismus verschrieben haben. Für mich ein Beleg dafür, dass der Mensch einen Sinn benötigt – auch wenn dieser in der Suche danach besteht.

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  2. Pérégrinateur schreibt:

    Die Gleichgult ist ein durchaus stimmiges Ende einer philosophischen Bemühung um das Verständnis des Lebens. Andere leben ganz natürlich, ohne eigene intellektuelle Anstrengung in ihr. Und wieso auch nicht?

    Bei überraschend vielen trifft man die Haltung, dass sie die Gleichgültigkeit dem eigenen „Lebenssinn“ gegenüber oder einen fehlenden übler nehmen als ein Leben, das diesem völlig konträr geführt wird, also nach geradezu feindlichem „Lebenssinn“. Das legt die Vermutung nahe, dass dieser behauptete Lebenssinn und die begleitenden Anstrengungen nicht der gewöhnlich unterstellten Zweck-Mittel-Relation genügen, sondern dass es sich geradezu anders herum verhält: Sie handeln nicht, um auf ein Ziel hinzuwirken, sondern sie haben sich ein Ziel gesucht, um ihr Leben mit der Anstrengung darum zu füllen. (Montaigne, Essais III, 10, De mesnager sa volonté: « On s’embesogne pour l’embesognement », nach einem vermutlich horazischen „In negotiis sunt, negotii causa“. ) Und recht eigentlich, um sich zu betäuben und über die objektive Sinnlosigkeit menschlichen Streben hinwegzutäuschen. Lieber das Leben mit Chimären füllen als der objektiven Sinnlosigkeit der Welt ansichtig werden, denn ein nur subjektiver Sinn, dem man die Willkür allzu sehr ansieht, genügt eben den meisten nicht, er ist nicht illusionsträchtig genug. Und ein auch biblisch Jes 22,13 geschmähtes „Darum lasst uns essen und trinken und fröhlich sein, denn morgen sind wir tot“ erscheint vielen eben gar zu banal.

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    „Der Mensch denkt sich den Sinn hinein, wenn er die Weltgeschichte liest,
    Weil er zu feig ist ihren grausen Willen kühn sich selber zu gestehn.“
    ― Christian Dietrich Grabbe, Herzog Theodor von Gothland oder Napoleon uǹd die hundert Tage

    « Notre vie est un voyage
    Dans l’hiver et dans la nuit
    Nous cherchons notre passage
    Dans le ciel ou rien ne luit. »
    ― Louis Ferdinand Céline, Voyage au bout de la nuit, Motto

    Das in diesem Motto vorgeblich zitierte Chanson des Gardes Suisses von 1793 ist vermutlich nur eine makabere Zuschreibung, denn die Schweizergarde Ludwigs XVI. wurde beim Tuileriensturm von 1792 fast völlig massakriert, scheint sich aber inzwischen ebenso stark „objektiviert“ zu haben wie das bekannte und ebenso angebliche Proudhon-Zitat „Wer Menschheit sagt, will betrügen“ von Carl Schmitt.

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    Meiner Ansicht nach gibt es eine Höhe des Standpunktes, von dem aus jedes menschliche Bestreben eitel und lächerlich erscheint. Von mir aus auch eine Tiefe. Oder auch gar keine extreme Lage. Der Ausblick des von Orson Welles gekonnt amoralisch gespielten Harry Lime vom Riesenrad im Prater auf das Gewimmel darunter ermangelt jedenfalls nicht der Philosophie.

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    Was alles ich eben ausgeführt habe, ist selbstredend völlig belanglos.

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    • Fuzzer schreibt:

      Der Artikel erschien unter „Prinzipielles“, da gibts nicht viel Spielraum. Damit noch einmal zum kürzlichen „Sexus“, dort gibt es dahingehend ein verwandtes Wertungsproblem. Ich sehe in jeden Marai-Artikel rein, bin aber schnell weg wenn es zu den meist zu sehenden Lebensanweisungen kommt. Das hat einen in charakteristischer Form asketisch aufgesetzten grundsätzlichen Geruch, den ich nicht mag. Ich habe zwei Bücher von ihm – auf Deutsch – mit Gewinn gelesen, auf die der letztgenannte Artikel anspielt. Das ist viel interessanter.
      Was den Vater betrifft – ich nehme an, es ist wirklich Ihrer seidwalk, schon weil man sonst eher selten vor Jahren in Rom zusammen essen war – werden Sie nachsichtiger. Ich habe dieselbe Sorte Vater, bis ins konkrete Alter und die konkreten Krankheiten hinein. Hat mich früher auch zur Weißglut gebracht, heute sehe ich auch die Gründe dafür. Und auch den von Pérégrinateur schon diplomatisch angedeuteten Konflikt zur Überzeugtheit von der Wichtigkeit eigenen Tuns. Das ist letztlich alles eitel.

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    • „Die Gleichgult ist ein durchaus stimmiges Ende einer philosophischen Bemühung um das Verständnis des Lebens.“

      Nun, die Gleichgültigkeit ist in diesem Falle eben gerade kein Resultat philosophischer Bemühungen. Das wäre je gerade die entscheidende Differenz. Natürlich ist es „im höheren Sinne“ gleichgültig, was einer tut oder nicht tut. Ich hänge nun mal der alten Vorstellung an, daß ein menschliches Leben – wenn es den Namen verdienen soll – sich aufrichten können muß, daß es zumindest einen Willen gibt, am besten auch ein Ziel und vor allem die Bereitschaft zum Üben, um auch sein Ende in Würde hinzubekommen.

      Ob dabei – @ Otto – einer liebt oder nicht, spielt keine Rolle.

      @ Fuzzer – Welche sind denn die Gründe, die Sie sehen und die dieses Vegetieren rechtfertigen oder erklären können? Oder meinen Sie die Gründe Ihrer Weißglut?

      Legen Sie nicht zu viel Wert auf die Tags. „Prinzipielles“ meint alles, was sich nicht reibungsfrei einordnen läßt. Wichtig ist der Tag nur, wenn es sich um Satire handelt. Leider muß man das immer wieder anfügen, da viele Leute offenbar kein Sensorium dafür haben.

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