Die Zeller Zeitung gab dieser Tage die Ergebnisse einer großangelegten Untersuchung bekannt. Demnach werden im dortigen Blatt am häufigsten jene Artikel angeklickt, die sich um die Nachbarin drehen, insbesondere dann, wenn diese sich im Evakostüm zeigt. Das ist ein weiterer empirischer Beweis dafür, daß sich alles besser verkauft, wenn es mit Sex konnotiert ist, und das, obwohl die Öffentlichkeit mit derartigen Bildern und Nachrichten überbordet ist oder zumindest war.
Ich kann diesen Befund auf kleiner Ebene bestätigen. Die Übersetzungen der tiefsinnigen philosophischen Gedanken Sándor Márais etwa finden bei der Leserschaft nur laues Interesse. Das könnte verwundern, thematisieren sie auf originelle Art und Weise doch Fragen, die uns alle angehen; bewertet werden sie in der Regel am Maßstab der eigenen Urteile.
Eine Ausnahme stellte der Artikel „Sexus und Traurigkeit“ dar, der – statistisch gesehen – eine rege Lesebereitschaft auslöste. Erklärlich ist das nur durch den Sex im „Sexus“. Obwohl das Wort „Sexus“ abtörnend ist, genügt der Wortstamm, um ein breiteres Interesse zu wecken. Diese wenigen Zeilen wird vermutlich ein ähnliches Schicksal ereilen. Ich werde mich für diese Irreführung nicht entschuldigen, sondern mir ins Fäustchen lachen und hartnäckig weiterhin Márais Aphorismen veröffentlichen.
Um den Befund zu unterlaufen, werde ich mal nix kommentieren.
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