Habeo pecuniam, ergo sum!

Es häufen sich in auffälliger Weise Nachrichten über den vermeintlichen Vorteil, in einer bargeldlosen Welt zu leben. Einmal mehr muß das Sicherheitsargument herhalten. War es in den letzten Jahren die Angst vor Corona, die uns Münze und Schein verdächtig machen sollte, so ist es nun dieRaubkriminalität. Das eine Argument ist so absurd wie das andere, aber – man glaubt es kaum –: Leute fallen darauf herein.

Daß sich das Corona-Virus über Handreichung von Geld übertragen könnte, war von Anfang an ein einziger Unsinn, den jede einfache Logik hätte widerlegen können – handelt es sich doch um eine Atemwegserkrankung –, den dann auch zahlreiche wissenschaftliche Studien enttarnt haben. Sollte es tatsächlich derartige Infektionen gegeben haben, so dürften sie sich im Mikrobereich bewegt haben. Dennoch wird das Bargeld verteufelt.

FireShot Capture 761 - Geldautomaten gesprengt_ Wie professionelle Banden Deutschland plünde_ - www.welt.de

Nun also, nachdem Corona ins Ziel gewunken wurde, bietet man uns die Tatsache der Bank- und Geldautomatenüberfälle an. Zum einen gebe es immer weniger Banküberfälle, insbesondere in Ländern, in denen kaum noch bar bezahlt wird, zum anderen werden im schönen Deutschland gerade jede Menge Bankautomaten gesprengt. 500 waren es im letzten Jahr, belehrt uns etwa die „Welt“ und beginnt ihren Artikel mit dem Satz: „Bargeld ist bei den Deutschen beliebt. Kriminelle Banden, auch aus dem Ausland, nutzen das aus.” Die Deutschen und ihre Liebe zum Handfesten sind also schuld, zumindest mitschuldig. Die Botschaft lautet: spart in Zahlen und nicht in Scheinen und wir leben in einer sichereren Welt. Der Antrieb ist die Angst, ist das Bild des vermummten Täters, der mit äußerster Gewalt gegen Sachen und Menschen vorgeht und besonders gern im professionell vorgehenden Trupp.

Daß diese Medienkampagne gesteuert ist, darauf weisen nicht nur die synchronen Meldungen in fast allen Medien hin, sondern auch die Internationalisierung der News. Neulich las ich einen Artikel über Dänemark; dort habe es im letzten Jahr keinen einzigen Banküberfall mehr gegeben, denn die Dänen horten ihr Geld mittlerweile lieber im Computer als in Taschen und Safes.

FireShot Capture 760 - Abschaffung von Bargeld_ Ein Jahr ohne Banküberfälle in Dänemark - ta_ - www.tagesschau.de

Die Lüge einer solchen Nachricht ist eine mehrfache – der Begriff „Lüge“ ist hier statthaft, denn jeder kann und sollte wissen, daß die Sachlage eine andere ist.

Zum einen wäre doch primär die Frage nach den Tätern zu stellen! Wo kommen diese Banden denn her? Und weshalb sind sie hier? Wieso leiden wir unter international agierenden Verbrechertrupps aus Rumänien, Tschetschenien oder sonstigem Osteuropa und von mir aus auch Westasien? Wenn es eine Bedrohung gibt, dann ist der unmittelbare Täter zu bekämpfen, die Tat unmöglich zu machen und nicht das Opfer in die Pflicht zu nehmen – es ist sonst das kurze-Rock-Argument der vergewaltigten Frau: Würden sich die deutschen Frauen züchtiger anziehen, gäbe es weniger Belästigungen.

Noch verlogener wird es aber, wenn man uns im virtuellen Geldmarkt mehr Sicherheit verspricht. Gut möglich, daß es weniger unmittelbare Gewalterfahrungen gibt, die Zahl der Betrügereien und Verbrechen dürfte aber um ein Vielfaches höher sein als die auf der Straße. Paßwörter, Geheimzahlen, Viren und Schadprogramme, Trickbetrügereien … und Zinsentwertung, nach Brecht[1], nicht zu vergessen. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Kriminalität zu werden, ist im Netz nicht gesunken.

Mehr noch: während der gesprengte Automat auf der Straße einen Schaden für die Bank bedeutet, von dem der einzelne Kunde wenig mitbekommt, ist der Druck auf einen falschen Link oder das entwendete Paßwort ganz unmittelbar mit einem individuellen Schaden verbunden.

Aber selbst, wenn alldem nicht so wäre: Das Bargeld ist unsere letzte Rettungsleine. Ist es eines Tages verschwunden, werden auch viele Existenzen „verschwinden“ (oder in Nebelbereiche abgedrängt).

Ich habe Bares, also bin ich, das muß die Losung sein. Wer es freiwillig abgibt, sich für seine Abschaffung einsetzt, hat einfach nicht verstanden, daß ihm damit jede finanzielle Freiheit genommen sein wird, ganz unabhängig, wie „artig“ und konform er sich verhält.

[1] Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?

4 Gedanken zu “Habeo pecuniam, ergo sum!

    • Was Häring durchzieht, das ist wirklich bewundernswert. Man muß dazu wohl der Mensch sein. Er verdiente viel mehr Aufmerksamkeit damit. Vielleicht wäre eine Sammelklage der richtige Weg, aus der Sisyphus-Rolle herauszukommen … aber das soll keine Kritik sein.

      Sie hatten ihn ja hier schon einmal erwähnt und auch sein Buch „Endspiel des Kapitalismus“ ins Spiel gebracht. Stellen Sie uns doch einfach mal dieses Buch vor. Häring – als Typus – scheint ja nun ein Beispiel jenes Widerstandes oder jenes Zugangs zum Problem zu sein, den Sie der Rechten immer wieder absprechen, um dessen Absenz Sie Ihre Kritik bauen. Es würde sicherlich nicht nur mich interessieren, wenn Sie aus dem Schatten der reinen Kritikhaltung einmal heraustreten würden und einen positiven Beitrag leisteten.

      Fuzzer: Als Antwort auf:Was Häring durchzieht, das ist wirklich bewundernswert. Man muß dazu wohl der Mensch sein. Er verdiente viel mehr Aufmerksamkeit damit. Vielleicht wäre eine Sammelklage der richtige Weg, aus der Sisyphus-Rolle herauszukommen … aber das soll keine Kritik sein. Sie hatten ihn ja hier schon einmal erwähnt und auch sein Buch „Endspiel des Kapitalismus“ ins Spiel gebracht. Stellen Sie uns doch einfach mal dieses Buch vor. Häring – als Typus – scheint ja nun ein Beispiel jenes Widerstandes oder jenes Zugangs zum Problem zu sein, den Sie der Rechten immer wieder absprechen, um dessen Absenz Sie Ihre Kritik bauen. Es würde sicherlich nicht nur mich interessieren, wenn Sie aus dem Schatten der reinen Kritikhaltung einmal heraustreten würden und einen positiven Beitrag leisteten.

      Fuzzer:

      Ahem, nein. Oder ich habe gerade einen Aussetzer… Das Buch kenne ich auch nur dem Namen nach.

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  1. Otto schreibt:

    Vor Kurzem wurde auch die Bank unseres Städtchens überfallen und ausgeraubt. Da ging mir das alles in ähnlicher Form schon durch den Kopf. Bei allem, was in D passiert und in die Nachrichten gelangt, ist die Vermutung berechtigt, dass es sich um bestellte Perfomancen zum Zwecke von Think Design handelt. Ob es sich nun um Rollatorputsche oder osteuropäische Banden – als ob es keine passdeutschen oder auch biodeutschen Banden gäbe – handelt, ist eigentlich nebensächlich. In jedem Fall ist meist von professionellem Personal auszugehen. Und es ist auch davon auszugehen, dass die Dienste diese Leute kennen, wenn sie nicht sogar im Auftrag derselben stehen. Es wird wie beim Rauschgift sein: Wenn wirklich mal ein Hoppyknacker / stoffproduzierender Privatier zur Tat schreitet, wird er binnen dreier Tage dingfest gemacht. Dann kriegt die Polizei meistens einen „Tip/Hinweis“. Gehören die Leute in der ein oder anderen Form zum System, wird die Sache nie aufgeklärt.
    Der Albtraum Klaus Schwab’s die „15-Minuten Stadt“ lässt sich nämlich mit Bargeld nicht richtig verwirklichen. Erst mit Karte kann man den Geldfluss wirklich regeln, wenn nämlich ein jeder nicht mehr an jedem Terminal bezahlen kann, sondern nur noch an den für seinen Bereich ausgewiesenen Terminals. Deswegen Leute: Nutzt das Bargeld: Automatische Kassen lassen sich auch mit Bargeld verwirklichen!

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