Zeitschriften – ZentroMag

Es gilt ein Journal anzuzeigen, daß es fast nicht gibt. Die Auflage ist klein, kaum dreistellig, die Autoren bleiben anonym und selbst der Bestellvorgang erfolgt quasi-konspirativ: man schickt einen Zehneuroschein an eine Anschrift und bekommt ein paar Tage später – wenn man Glück hat – einen weißen Umschlag ohne Absender …

Das Magazin komplettiert die mittlerweile breit gefächerte rechte Druckmedienlandschaft mit einer jugendlichen, dynamischen, manchmal regelrecht aggressiven Komponente. Die 15 Seiten enthalten kurze, prägnante, oft appellative Texte ohne höheren intellektuellen Anspruch, auch wenn man sich immer wieder mit Intellektuellen des Spektrums auseinandersetzt. Dominique Venner oder Guillame Faye gelten als Überväter, es werden aber auch Lichtmesz oder „Raskolnikow“ zitiert oder Marinetti besprochen.

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Liest man die Beiträge über den Hooliganismus, die Mensur oder den Frontman von „Screwdriver“ Ian Stewart, so ahnt man, daß jugendlicher Testosteronüberschuß eine Rolle spielt, daß hier junge Männer am Werk sind, die nach einem Weg suchen, ihre Biographie in die Untergangsgeschichte des Abendlandes einzuschreiben. Daher überraschen die Berührungspunkte mit der „Identitären Bewegung“ oder dem „Casa Pound“ nicht. Vermutlich kommt der Hauptimpuls des Blattes aus Frankreich und es steht damit in der Szene nicht allein da – man denke nur an den sehr seriösen „Jungeuropa Verlag“.

Es ist auch viel von „geheim“ und Konspiration die Rede, von „Banden bilden“ und Widerstand. Widerstand ist vielleicht das Schlüsselwort: man will mit allen Mitteln widerstehen, will etwas leisten vom Prügelacker bis hin zur hohen Kunst. In einem Artikel über „Bruderschaft“ lesen wir die deutlichen Zeilen: „Dein Bruder hat Ärger? Wir schlagen zuerst Zähne aus, bevor wir nach Gründen fragen“. Aber das ist zur Schau gestellte Kraft, das soll Bündnisse schmieden, es sollen Brüder sein – „Gemeinsam für Europa“. Daß damit nicht das Europa der politischen Union gemeint ist, versteht sich von selbst. An anderer Stelle heißt es: „Ich trainiere mit meinen Freunden den Kampf für ein besseres Deutschland und ein besseres Europa; ohne multikulturelle Bereicherung und fremdgesteuerte Regierungen“.

Aber diese „guerrieri“ haben auch ein weiches Herz. Sie helfen etwa mit ganz konkreten Aktionen, mit eigenem Geld, mit persönlichem Einsatz in fernen Ländern fremden Völkern bei der Bewahrung der Souveränität, so etwa im Dschungel Burmas. Sie sind Idealisten durch und durch, national gesinnt, antiamerikanisch, geschichtsbesessen dort, wo die Geschichte das Heroische überliefert oder auch die Kunst.

Ich las die ersten drei Hefte als erfrischenden Spritzer im mittlerweile schon zu großem Meer der qualitativ hochwertigen Periodika des Milieus, als Einsicht in einen Randbereich, den man selten zu sehen bekommt, als „Dies also gibt es alles“.

Dabei weiß ich nicht mal, ob es dieses Magazin überhaupt noch gibt. Man findet die deutsche Webseite nicht mehr, nur noch das französische Mutterblatt und ein serbischer Ableger scheinen zu existieren. Das wäre schade. In diesem Falle darf ich mich glücklich schätzen, die drei Hefte in mein Privatarchiv aufnehmen zu können. Allen anderen empfehle ich ein Heft – warum nicht auf Französisch? – zu ergattern und ihm eine Chance zu geben. Die Jungs haben es verdient.

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siehe auch: Die Kehre

Tumult

Anbruch

sowie alle anderen Zeitschriften

Ein Gedanke zu “Zeitschriften – ZentroMag

  1. Nordlicht schreibt:

    Empfehlung:

    Simon Kießling (2022): Das neue Volk. Antaios.

    Seidwalk: Eine kurze Begründung wäre in solchen Fällen wünschenswert!

    Nordlicht: Ok, Begründung:
    In der rezensierten Zeitschrift geht es um junge Rechte, Konservative, Mitteleuropäer, die für die Erhaltung ihrer nationalen und kulturellen Identität eintreten.

    Mein empfohlenes Büchlein diskutiert die Frage, warum die Konservativen immer in der Rückwärtsbewegung sind und schaut sich Strategien an zB die Rückführung von nicht-integrationswilligen/fähigen Migranten. Diese ist ersichtlich unrealistisch, nicht umsetzbar.
    Dann gibt es die Idee von David Engels „Für einen hesperialistischen Neubau Europas“, in dem es um die Bildung von Rückzugsgebieten und -Netzwerken geht, um die Identitätskerne des Volkes, Traditionen usw geht, in der Hoffnung, irgendwann die Zersetzung der Werte in Kultur, Familie, Gemeinsinn wieder rückgängig zu machen.
    Kießling hält es für Illusion, in das Rad der Geschichte des Niedergangs dieser Werte eingreifen zu wollen (- er zitiert ausführlich Spengler) und wirft Konservativen vor, ausschließlich einen rückwärts gewandten Blick zu haben.
    Das deutsche (- ebenso französische etc) Volk ist verloren. Es ist nicht als Volk und Nation restaurierbar, weil nicht nur sehr viele Migranten hier leben, sondern weil auch die westlichen Völker keine Kraft zur Erneuerung mehr haben, diese auch nicht wollen. Der Trend geht zur Autodestruktion, zur Scheu vor Verantwortung, man will nicht als Mann und Frau Bestandteil einer Generationen übergreifenden Kette sein, sondern allein, fluide Identitäten probierend, Diese linke Entwicklung sieht der Autor seit 1789, erst wurden Monarche und Adel vom Bürgertum abgeräumt, dann as Bürgertum von der Arbeiterschaft, dann die Arbeiterschaft von der Konsummasse.
    Kießling schlägt vor zu prüfen, wie aus den noch verantwortlich denkenden Resten des deutschen Volkes UND Gruppen mit Migrationshintergrund ein Neues Volk entwickeln kann. Denn viele Migranten sind auch konservativ.

    (Mein Gegenargument wäre: Kraft und Selbstbewussstein der Migranten sind so groß, basierend auch auf dem Islam, daß sie keine Koalition mit deutschen Konservativen nötig haben, noch viel weniger das Amalgan einer neuen gemeinsamen Identität als Volk anstreben, sondern (siehe Houellebecq) uns Abendländer unterwerfen wollen.

    Seidwalk: Möchte in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, daß hier auch andere Autoren und sogar Autorinnen veröffentlichen können! Das meint auch Rezensionen und Kritiken. Wer also etwas entdeckt, etwas gelesen hat, das in den weiteren Aufmerksamkeitskreis dieser Seite gehört, der kann uns das Buch, den Film, die Platte etc. hier gerne schmackhaft machen. Länge circa eine normale Seite, je nach Bedeutung oder Tiefe der Analyse auch gern länger. Kann über Kommentarfunktion eingereicht werden oder direkt an Mail: Seidwalk@btinternet.com.

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