Über die Liebe

Sándor Márai: Das Kräuterbuch LX

Über die Liebe

Betrachte den Geschlechterkampf von Frau und Mann nie anders als ein hoffnungsloses Ringen, das von grausamstem Egoismus und ungezügelter Eitelkeit angetrieben wird.

Die bestechenden Augenblicke, die sanftesten Lebenssituationen, die gelegentlichen Erweichungen dürfen dich nie vergessen lassen, wenn du einer Frau gegenüberstehst, daß du ein Krieger bist, dessen Haut und Leben der Gegner will. Kämpfe ritterlich, aber kämpfe.

Triffst du gelegentlich auf Großzügigkeit, dann bezahle mit Großzügigkeit; wenn du Zärtlichkeit empfängst, gib das, was du empfangen hast, ohne Gefühlsduselei, mit Zärtlichkeit zurück; wenn du auf Leidenschaft triffst, antworte mit bedingungsloser Leidenschaft.

Aber niemals vergiß, für keinen einzigen Augenblick, daß am Grunde jeder emotionalen Begegnung nackte Eigensucht und Eitelkeit schwelen. Auf Glut liegt, wer im Bett einer Frau liegt. Seine Haut kann verbrannt werden; seine menschliche Würde, seine Ehre muß gerettet werden. Sei wachsam und kämpfe. Feinde stehen umher, mit Federn im Haar und Farbe im Gesicht, wie wilde Krieger.

Márai Ilona: Betűbe zárva - Cultura.hu

Márai mit Ehefrau Ilona – mit ihr war er 63 Jahre lang zusammen
Übersetzung: Seidwalk

2 Gedanken zu “Über die Liebe

  1. Otto schreibt:

    „Betrachte den Geschlechterkampf ….. nie anders als ein hoffnungsloses Ringen, das von grausamstem Egoismus und ungezügelter Eitelkeit angetrieben wird.“ Doch, man sollte ihn auch anders betrachten. Das „hoffnungslos“ finde ich etwas daneben, weil dass endlose Ringen selber das Ziel ist. Hatten Sie hier nicht neulich irgendwo die Bemerkung, dass das darwinsche Survivel of the fittest falsch ist, da nicht nur der Fitteste überlebt, sondern auch sehr viele Halb- und Viertelfitte, und dass nur die gänzlich Infitten untergehen. Doch, es gibt im Zusammenleben der Geschlechter auch andere Antriebe als grausamsten Egoismus und ungezügelter Eitelkeit. Es gibt Altruismus, es gibt Pragmatismus, es gibt Gewohnheiten und es gibt auch Hingabe. Interessant wäre, zu wissen, in welchem Alter Marai dies geschrieben hat.

    Seidwalk: Buch erschien 1940

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  2. Pérégrinateur schreibt:

    Ein hübsches Foto und dazu eine schöne Metapher: Kriegsbemalung, die auch ohne einen Schuß Pulver den Schopenhauerschen Knalleffekt erzielen soll.

    Mir ist aber nicht klar, ob der Autor beim Verfassen eine traurige oder eine schelmische Miene gezeigt hat. Je nachdem muss man die Aussage recht verschieden auffassen.

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