Sándor Márai: Das Kräuterbuch LVII
Über den Neid
Es gibt unheilbar verletzte Menschen, die sind so tief von Gier, Eitelkeit und Neid zerfressen, daß es keinerlei Möglichkeit gibt, sich ihrer kranken Seele zu nähern und sie zu besänftigen.
Diese bedaure, aber fliehe sie. Kein Akt der Großzügigkeit, keine selbstlose Haltung, keine mutige und edle Annäherung kann diesen Menschen helfen. Insbesondere der Neid plagt diese Menschen.
Sie spucken Galle, sie schreien auf im Schlaf, sie wälzen sich auf ihrem Lager, wie die Fallsüchtigen, sie haben Schaum vorm Mund, wenn sie sehen, wie jemand durch Arbeit oder die Gunst des Schicksals etwas verdient, etwas im Leben erreicht hat. Sie sind krank, ansteckend krank.
Meide ihre Gesellschaft, und glaube nicht, daß Argumente oder Beweise sie jemals überzeugen werden. Es ist, als wolltest du einem Aussätzigen beweisen, daß die Gesunden ohne Sünde und schuldlos sind! Er glaubt es nicht.
Wenn du ihnen die wahre Ursache ihrer Krankheit enthüllst, werden sie dich hassen. Wenn du versuchst, auf ihre Gefühle einzuwirken, werden sie nach dem Knotenstock greifen. Sie leben so tief in ihren Affekten wie der Verbannte in seinem Schicksal: sie kennen keinen anderen Weg, nur die Rache. Feilsche nicht mit ihnen, meide sie, und ertrage ihre Existenz auf der Welt, so wie einen Schicksalsschlag.
Übersetzung: Seidwalk