Was auf uns zukommt II

Wir frieren. Für den Frieden. Mitte September haben wir draußen kaum zehn Grad, nachts fallen die Temperaturen fast bis zum Gefrierpunkt. Schnell kühlt das Haus aus, selbst bei größter Vorsicht.

Zeit: Heizen Sie schon?

In einem kleinen Selbstversuch haben wir seit einer Woche die Heizung ausgeschaltet, zum einen, weil wir noch nicht wissen, was die Rechnung ausweisen wird, zum anderen, um einen Versuch zu starten, Erfahrungen zu sammeln.

Zähne und Hände werden mit kaltem Wasser geputzt, ein Waschlappen ist Luxus. Habeck-Dusche nur nach dem Sport. Wärme gibt es allein vom Tee und Kaffee und einer abendlichen Wärmeflasche im Bett. Licht nur am jeweiligen Aufenthaltsort. Abwasch wie bei der Armee: jeder hat ein Besteck aus je einem Teil und das wird nach Gebrauch unter kaltem Wasser abgewaschen. Praktisch verbrauchen wir im Moment kein Gas, ausgenommen wenn der Warmwasserboiler alle paar Stunden hoch fährt, um die ärmlichen 40 Grad zu erreichen. Wir sind nun bei den von Sarrazin einst empfohlenen 16 Grad Binnentemperatur, Tendenz fallend. Nur wenn draußen die Sonne scheint, kann man sich kurzzeitig aufwärmen, doch das ist selten, immer wieder kommen Regen- und Hagelschauer.

Sonst sind 20 Grad unser Standard – kaum zu glauben, was vier Grad Unterschied auf die Dauer bewirken. Ich sitze vierlagig am Computer – Unterhemd, langes Unterhemd, dicker Pullover, Vliesjacke – und spüre noch immer die Kälte. Das An- und Auskleiden ist ein bißchen umständlich. An den Füßen spenden auch sehr dicke Wollsocken und Fellschuhe nicht genügend Kälteschutz. Die lange Unterhose werde ich durch eine dickere ersetzen. Hände und Füße sind fast durchgängig kalt. Die Ohren werden durch eine hochgezogene „Oma“ geschützt.

Man kann es aushalten, vielleicht gewöhnt sich der Körper auch bald daran und steuert dagegen? Was aber wird bei 15, 14, 13 Grad? Ich bin abgehärtet, mache mir keine Sorgen.

Aber es ist ganz offensichtlich, daß wir auf ein Rekordjahr an Erkältungskrankheiten zulaufen, wenn das die Norm wird – Corona gar nicht mitgerechnet. Kinder werden wochenlang zu Hause hocken und husten und schnupfen, Ältere werden darniederliegen, Rheuma und Gischt sie quälen und etliche vermutlich an Lungenentzündungen sterben. Vermehrt wird es Brände geben, wenn man mit offenen Flammen heizt. Legionellen werden unser Leitungen beleben. Häuser werden bauliche Schäden nehmen, Schimmel die Gesundheit gefährden …

Der Krieg wird auch in Deutschland seine Opfer fordern.

Der Krieg?

3 Gedanken zu “Was auf uns zukommt II

  1. Nordlicht schreibt:

    Hm. Warum machen Sie das, diese 16 Grad-Tortur? Früher, vor den Zentralheizungen, hatten wir es zumindest in der großen Küche immer warm; sie war das Zentrum des Lebens, wir Kinder machten am Küchentisch unsere Schularbeiten.
    Ist die Küche klein, wie in den Mietwohnungen der 60er üblich, gab es im Wohnzimmer den grossen Ofen, der die ganze Wohnung heizte.

    In Kälte am Computer zu sitzen, das ist nicht sinnvoll. Besser wäre es, sich zumindest einen warmen Raum zu gönnen, wie früher. Dass die Schlafzimmer ungeheizt bleiben kann, war und ist klar; und man ggf. eine Wärmflasche (oder früher einen auf dem Küchenherd angewärmten Stein, in Zeitungspapier eingewickelt) eine Stunde vor dem Bettgehen zum Anwärmen des Pfühls nehmen.

    Was wir, Rentner-Ehepaar, jetzt in der Energiekrise machen: Wir ignorieren sie. Wir haben vor einem Jahr das alte, doch etwas modernisierte, dörfliche Haus in Deutschland verlassen und sind in ein relativ neues Holzhaus weit im Norden Dänemarks gezogen. Die Heizung wird – wie bei dem Haus in Deutschland – mit Heizöl befeuert. Das frühere war ursprünglich von 1914, die meisten Aussenwände entsprechend schlecht isoliert, die 4.000 Liter Heizöl reichten zwei Jahre.

    Dies dänische Holzhaus ist von 2006, entsprechend gut isoliert, von den 1.500 Litern im vollen Tank werden pro Jahr wohl 1.000 verbraucht werden. Wir werden sehen. Jetzt, in der Übergangszeit, wird die Heizung alle zwei Tage eine halbe Stunde angeschaltet, um Heisswasser für Dusche etc zu haben. Abends im Wohnzimmer (Alrum) – das, wir in Dänemark üblich, mit Küchenecke und Essbereich ziemlich gross ist – kann der Holzofen angefeuert werden.

    Soviel unsere Lage. Wir rechnen nicht mit Versorgungsmängel, Norwegen liefert per Leitungen Erdöl, Erdgas und auch Strom.

    PS Wir sind umgezogen, als in D der Corona-Kontrollwahnsinn nicht aufhören wollte und Impfzwang drohte. Hier wurde auch Impfen beworben, aber es gab nie diese Ausgrenzeritis, keine 2G 3G etc und selbstverständlich keine Impfzwangdebatte.

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    • @ Nordlicht

      Beneidenswert, wer einen solchen wohlüberlegten Schritt gehen konnte und sich ein gewisses Sicherheitsgefühl erhalten dadurch erhalten hat. Aber was ist mit der Verständigung? Dänisch gelernt oder doch Deutsch und Englisch verwenden?

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      • Petersen schreibt:

        Hallo Stefan,

        schrifliches Dänisch ist leicht zu verstehen, mündlich ist das sehr schwierig. Das jütländische Dänisch unterschiedet sich vom Insel-Dänisch (zB Kopenhagen), es ist nochmals verwaschener. Meine Frau hat per Babbel etc soviel gelernt, dass sie in Behörden Anliegen erläutern kann, auch zum Fragen beim Einkaufen reicht es. Ich bin nicht so weit.

        Basis der Kommunikation ist Englisch, Handwerker und Nachbarn können das in der Regel ziemlich gut. In Restaurants geht oft auch deutsch, der sommerliche Tourismus ist ziemlich stark: nach Süden 30 km nach Løkken, im Norden Hirtshals und Skagen. (Unsere Wohnlage ist direkt kein Tourismus-Ort.)

        Und es gibt im Umkreis zahlreiche aus Deutschland vor Jahren Hergezogene, die man anruft und um Hilfe fragt. Dänen sind sehr kommunikativ und hilfsbereit. Wir sind glücklich hier.

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