Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLVIII
Über das Reisen
Man sollte nicht allein reisen. Der einsame Reisende verrichtet Zwangsarbeit. Man sollte vielmehr in vertrauter und taktvoller Gesellschaft reisen.
Die Begleitung einer empfindsamen und aufgeschlossenen Frau, eines aufmerksamen und geduldigen Freundes vervielfacht die Reiseerlebnisse, verstärkt die Farbigkeit der Sehenswürdigkeiten, hilft, all das zu verstehen, was Weg und Welt zeigen. Allein reisen, ist eine peinigende, unruhige Sensation.
Es ist, als wäre man einem seltsamen Gefängnis ausgeliefert, das so groß ist wie die ganze Welt. Man kann die Welt nur in Gesellschaft sehen, wahrnehmen. Die Gesellschaft gibt dem düsteren Zauber des Weges, der Veränderung, menschlichen Sinn.
In der Zeit der Wanderjahre reiste ich viel allein, mit wenig Gepäck, immer fieberhaft, unruhig, irgendetwas nachjagend. Ich vermisste einen klugen Gefährten, der im gefährlichen und beunruhigenden Erleben der Welt an meiner Seite steht, den ich warne, und der warnt, der die raue Einsamkeit der Herbergen, die bösartigen Nervenleiden der Eisenbahnfahrten teilt.
In Gesellschaft der richtigen Person kannst du sogar um die ganze Welt reisen, und dann wird es wirken, als sei alles nur ein Augenblick. Allein schleppst du dich nur durch die Welt, und sei es im Schnellzug und im Flugzeug.
Schöne Zeilen und ich sehe es so anders.
Allein reisen ist grossartig
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