Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLIII
Über Ordnung und Vorsehung
Ich habe herausgefunden, daß am Grunde des menschlichen Lebens eine Ordnung herrscht. Und da das menschliche Leben die komplexeste Manifestation der Schöpfung ist, ist es wahrscheinlich, daß es auch anderswo eine Ordnung gibt, in der Welt der primitiveren und einfacheren Existenz, in der Natur der Felsen, Waschbären, Reptilien und Planetensterne.
In allem gibt es eine Ordnung, die Dinge kommen zu uns, auch wenn wir keinen Finger rühren, und Ordnung liegt auch darin, daß wir hin und wieder unsere Finger rühren oder unsere Seele, damit die Dinge zu uns kommen, wir auf bestimmte Situationen, Menschen und Ideen stoßen, mit denen wir persönlich unweigerlich zu tun haben.
In all dem ist Ordnung, daran glaube ich. Aber ich glaube auch, daß hinter der Ordnung eine Absicht ist, die ich nicht kenne. Nenne es, wie du willst.
Ich nenne es Vorsehung. Diese Absicht kümmert sich um mich persönlich, straft, leitet an, ordnet meine Angelegenheiten, stößt mich in die Tiefe, bewacht mich jeden Augenblick, baut die Welt um mich herum und baut mich in der Welt, gebraucht mich. Wer das nicht rechtzeitig wahrnimmt, ist blind und taub. Hinter allen Dingen steht eine Vorsehung: daran glaube ich auch.
die Seele der Geist
ist in uns
nicht da draussen
wir sind dem
Leben in
und durch
die Welt
mittendrin
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„Der Mensch denkt sich den Sinn hinein,
Wenn er die Weltgeschichte liest,
weil er zu feig ist, ihren grausen
Willen kühn sich selber zu gestehn.“
Christian Dietrich Grabbe
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