Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLI
Darüber, daß niemand den Schriftsteller verteidigen kann.
Jedes Mal, wenn sie Verfolgung und Angriff gegen mich starteten – und im Laufe einer Schriftstellerlaufbahn wiederholen sich diese Verfolgungsjagden unweigerlich, manchmal mit lebensbedrohlichen Wendungen – habe ich erfahren, daß keine fremde Hilfe den angegriffenen Schriftsteller verteidigen kann.
Weder die Macht noch das Gericht, auch nicht die Hilfe der Weggefährten, nicht einmal der freiwillige Eifer gewogener Menschen und die Weisheit der Erfahrenen auch nicht. Den Schriftsteller verteidigen einzig und allein seine Werke. Noch nicht mal die Qualität seiner Werke, die immer uneinheitlich ist, sondern die A b s i c h t, die das Lebenswerk eines Schriftstellers durchscheint.
Es ist diese geheimnisvolle Ausstrahlung und Kraft, die dem Schriftsteller eine Art – relative – Unverletzlichkeit verleiht. Der Schriftsteller kann nur dann fallen, wenn sie ihm nachweisen können, daß die Absicht seiner Arbeit unehrlich ist. Dann begehen der Schriftsteller und sein Werk Harakiri. Alles andere zählt nicht: weder die Anklage, noch die Verteidigung.