Da ich in freundschaftlicher Beziehung zu Ungarn des linken und des rechten Spektrums stehe, kommen auf meiner Facebook-Seite, die ansonsten ruht, immer wieder entsprechende Propagandawerke an. Dies hier ist von einem rechten Freund gepostet. Weiterlesen
Monat: August 2022
Gerechtigkeit im Fußball
Der Videobeweis im Fußball ist nun schon fünf Jahre alt – und ich halte ihn noch immer für einen Fehler! Daß er Vorteile mit sich bringt, sei damit nicht geleugnet, ebensowenig wie die traurige Einsicht, daß er wohl unter den jetzigen Bedingungen nicht wieder verschwinden wird, daß man ihn „verbessern“ wird und daß er weiterhin den Kern des Fußballs aushöhlen wird. Er ist einem hochinvasiven Virenprogramm vergleichbar, das zwar recht sicher gegen Viren schützt, durch seine Systembelastung dieses aber so sehr schädigt, daß man es selbst zum Super-Virus erklären könnte. Weiterlesen
Seele und Macht
Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLV
Über die Seele und die Macht
Die brennende Frage aller alten Philosophie war: „Was steht in des Menschen Macht?“ Und einstimmig antworteten sie alle: „Nur die Seele.“ Weiterlesen
Das vermeidbare I-Wort
Wenn die Enkelkinder da sind, weht hier ein anderer Wind. Jetzt sind sie endlich in dem Alter, mit den Indianern zu spielen. Davon habe ich schon lange geträumt. Weiterlesen
Sich selbst verschlingende Schlange
Manche Artikel schreiben sich wie von allein – besser noch: man muß gar nichts schreiben, es genügt zu zitieren, um den Zeitgeist einzufangen. Weiterlesen
Barfuß als Ausländer
Ich ergreife den Blick des anderen im Innern meines Aktes als eine Verhärtung und Entfremdung meiner eigenen Möglichkeiten. (Sartre: Das Sein und das Nichts)
Im Sommer, d.h. von April bis Oktober, versuche ich, konsequent barfuß zu gehen[1]. Das bringt einige moralische, gesundheitliche und kulturelle Dilemmata mit sich – besonders in Ungarn. Weiterlesen
Das gerechte Urteil
Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLIV
Über das gerechte Urteil
Deine eigenen Angelegenheiten so gerecht beurteilen, wie du dich zur Gerechtigkeit in den Angelegenheiten der anderen erziehst. Du hast kein Recht auf Ungeduld, Unbill, noch nicht mal auf übertriebene Forderungen an dich selbst. Weiterlesen
Reise ins verlorene Europa
Ein Kommentator bringt in Anlehnung an meine Siebenbürgen-Reise den Klassiker Fermor ins Gespräch. Darin durchwandert 1934 ein junger Engländer, noch keine 20 Jahre alt, entlang der großen Flüsse Rhein und Donau den halben Kontinent und beschreibt diese unglaubliche Reise ein halbes Jahrhundert später. Weiterlesen
Was bleibt von Rumänien?
Gesamt: Reise nach Siebenbürgen auf den Spuren von Albert Wass 1-4 PDF
Immer wieder stelle ich mir die Frage: Was würde Albert Wass sagen, wenn er heute seine Heimat sehen könnte? Schon in „Die Hexe von Funtinel“ beklagte er den Verlust des Geheimnisvollen und Lebendigen, den Moderne, Fortschritt, Technik vor mehr als hundert Jahren ins Tal brachten. Auch seine Märchen, die man in Ungarn als schön bebilderte Kinderbücher kaufen kann, sprechen von der Magie in Natur und Wald. Die standardisierten Gebäude, die Werbetafeln, das ununterbrochene Brausen auf der Straße, die Geschwindigkeit, die Abgase, die abgeholzten Hänge … all das würde ihn abgestoßen haben. Vielleicht war es ein Segen, daß man ihm den Heimweg auf ewig versperrt hatte. Weiterlesen
Géza der Bär
Fortsetzung von: Bären und Salamander
Unser Herbergsvater hat auch das Wesen – und das Aussehen – eines Bären. Mit tapsigen Schritten ist er ununterbrochen unterwegs, organsiert, läuft, redet. Jeden Abend kommen neue Gäste und jeden Abend reden sie sich bei Pálinka und Csiki-Bier die Köpfe heiß. Weiterlesen
Das Problem mit den „Satanischen Versen“
Vielleicht sehen sie auch, daß die Kontroverse um die Satanischen Verse im Grunde ein Streit um die Frage war, wer die Macht über die große Erzählung, die Geschichte des Islams, ausüben soll, und um die Meinung, daß diese Macht allen Gläubigen gleichermaßen zusteht. (Salman Rushdie)
Romanfiguren werden geschaffen, damit sie auf eigene Rechnung leben. (Umberto Eco)
Vor 33 Jahren wurde die Fatwa gegen Salman Rushdie, den Verfasser des bedeutenden Buches „Die Satanischen Verse“, verhängt. Gestern gab es den vermutlich ersten erfolgreichen Versuch, sie durchzuführen. Warum aber hassen viele Muslime den Mann und das Buch? Weiterlesen
Ordnung und Vorsehung
Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLIII
Über Ordnung und Vorsehung
Ich habe herausgefunden, daß am Grunde des menschlichen Lebens eine Ordnung herrscht. Und da das menschliche Leben die komplexeste Manifestation der Schöpfung ist, ist es wahrscheinlich, daß es auch anderswo eine Ordnung gibt, in der Welt der primitiveren und einfacheren Existenz, in der Natur der Felsen, Waschbären, Reptilien und Planetensterne. Weiterlesen
Bären und Salamander
Fortsetzung von: Der Gottesstuhl
Am nächsten Morgen gibt es im Haus kein fließendes Wasser. Der Herbergsvater entschuldigt sich, spricht von einem schweren Sturm, den es kurz vor unserer Anreise gegeben habe, seither sei das Wasser braun und nicht mehr trinkbar, jetzt würde wohl repariert, aber wenn alle Stränge reißen, dann stünde noch ein Brunnen zur Verfügung und vorerst sollten wir mit Regenwasser spülen. „Das ist Rumänien“, sagt er dann noch resigniert und so etwas passiere hier ständig. Weiterlesen
Über das Lesen
Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLII
Über das Lesen
Mit Kraft lesen. Mitunter mit mehr Kraft lesen, als in die Schrift, die du liest, Kraft hineingelegt wurde. Mit Andacht, mit Leidenschaft, mit Aufmerksamkeit und unerbittlich lesen. Weiterlesen
Der Gottesstuhl
„OTT ÁLL az Istenszéke magosán a Maros fölött. – Dort steht der Gottesstuhl[1] hoch über dem Maros.“
Mit diesen ikonischen Worten eröffnet Albert Wass seinen Großroman „Die Hexe von Funtinel“. Sie gehören in die überblickbare Reihe großartig gelungener erster Sätze in Romanen der Weltliteratur. Nur auf den ersten Blick können diese Worte trivial erscheinen, wenn man Wass aber kennt, dann spürt man sofort die große Setzung. Da gibt es etwas, das ist unveränderlich, ewig, ein Grund, ein Anker, unverrückbar – ein Halt. Und zwar ein doppelter: die Natur und Gott in einem Wort und in einer Erscheinung, und das IST. Weiterlesen
Freiheit und Liebe
Freiheit, Liebe!
Wenn mir nur beides bliebe.
Der Liebe gebe ich
Das Leben,
Der Freiheit gebe ich
Das Lieben.
Diese ikonischen Zeilen stammen von Ungarns Nationalschriftsteller Petőfi. Eine feine versteckte und verwirrende Dialektik zeichnet ihren Gedankengang aus. Schwer zu übersetzen ist ihr Klang. Oben, das ist mein Versuch. Weiterlesen
Den Schriftsteller verteidigen
Sándor Márai: Das Kräuterbuch XLI
Darüber, daß niemand den Schriftsteller verteidigen kann.
Jedes Mal, wenn sie Verfolgung und Angriff gegen mich starteten – und im Laufe einer Schriftstellerlaufbahn wiederholen sich diese Verfolgungsjagden unweigerlich, manchmal mit lebensbedrohlichen Wendungen – habe ich erfahren, daß keine fremde Hilfe den angegriffenen Schriftsteller verteidigen kann. Weiterlesen
Ungarische Rock-Kultur
Seit fünf Jahren höre ich nun fast nur noch ungarische Musik, in erster Linie Rockmusik. Auch dort hauptsächlich die Klassiker, also jene Gruppen, die vornehmlich in den 70er oder 80er Jahren ihren Kultstatus begründeten. Es gab – der DDR vergleichbar – im Sozialismus eine vielfältige Musikszene, sehr ausdifferenziert und oft mit den künstlerischen Mitteln subtil und subversiv arbeitend. Das geht vom Schlager über den Rock und Hard Rock bis hin zum Heavy Metal. Nur sehr wenig davon drang zu uns – Omega etwa –, aber heute weiß ich, daß die ungarische Szene qualitativ noch besser war als die ostdeutsche. Vor allem die Zahl der gut ausgebildeten Musiker scheint mir hier höher zu sein, allein das Angebot an herausragenden Sängern ist phänomenal. Weiterlesen