Polizeistaat Ungarn

Man muß nicht lange in Ungarn weilen, um zu erkennen: Ungarn ist ein arger Polizeistaat!

Man sieht sie überall, die sogenannten Ordnungshüter. In den Straßen gehen sie Streife, meist zu zweit. Auf den Märkten stehen sie am Eingang und nachts patrouillieren ihre Wagen leise und schleichend selbst durch die abgelegenen Gassen. Überall wird man überwacht! Überall belauern einen die Augen der Uniformierten. Mitten im Zentrum der Kleinstadt haben sie ihr Hauptrevier, andere sind über die Stadt verteilt.

Flächendeckend in Ungarn: die Polizei!

Die Sirene freilich hört man nur selten – sie scheuen die laute Aufmerksamkeit.

Neulich hielt einer zehn Minuten lang genau vor unserer Haustür, um demonstrativ eine Zigarette zu rauchen und seine Anwesenheit kund zu tun. Die Botschaft war nicht mißzuverstehen vor einem Haus in dessen Einfahrt ein Wagen mit deutschem Nummernschild steht.

Zu allem Überfluß liegt auch noch eine militärische Kompanie mitten im Ort. Wie in Kriegszeiten begegnen einem Uniformen beim Einkauf. Da erschrickt man vielleicht! Eine halbe Stunde entfernt patrouillieren sie bis an die Zähne bewaffnet einen garstigen Grenzzaun.

Gnadenlos wird ein betrunkener oder minderbemittelter Radaubruder, der nachts um drei durch die Straßen zieht und auf eine große Blechbüchse einhämmert, einkassiert. Gespenstische, ängstliche Ruhe durchzieht danach die Stadt. Niemand wagt mehr, kreativ und individuell zu sein.

Man könnte sich in Ungarn vollkommen sicher fühlen, gäbe es diese dauerpräsente bedrohliche Polizei nicht. Im Dunkeln ziehen keine „schwankenden Gestalten“ durchs Zentrum, auf den Plätzen versammeln sich keine unbegleiteten jungen Männer, es wird auch nicht gedealt und einen Strich habe ich auch noch nicht ausfindig machen können … Wozu also das Ganze? Reine Schikane, pure Einschüchterung!

Manchmal sind sie sogar als Verkehrskontrollen getarnt. Hinterhältig lauern die blau-weißen Fahrzeuge mit der Aufschrift „Rendőrség” an Auffahrten zu Hauptstraßen oder Autobahnen. Um letztere zu benutzen, braucht man extra eine Vignette und muß sein Nummernschild ins elektronische System einspeisen. Wie Big Brother wird alles computergesteuert überwacht. Selbst auf den Autobahnbrücken stehen sie und schauen und filmen. Sie wissen immer, wo wir sind.

An der Grenze müssen wir warten: es wird kontrolliert! Ewig ziehen sich die drei Minuten in die Länge. Vor uns wird ein rumänischer Kleinbus herausgewunken. Ein Polizist mit Pistole im Halfter schaut mit strenger Miene in unser Auto, bückt sich dabei bedrohlich – als ob wir Verbrecher wären! Zum Glück geht es diesmal gut …

Endlich sind wir in Österreich, im Reich der Freiheit. Mit einem fröhlichen Willkommensgruß winken uns bis an den Horizont hunderte beleuchtete Rotorenflügel freudig zu.

4 Gedanken zu “Polizeistaat Ungarn

  1. Michael Klein schreibt:

    Nette Satire. Für Unbedarfte sollte man das dann auch anschließend kommunizieren!

    Seidwalk: Das ist kein Blog für Unbedarfte. Und Satire ist es nur unter der Bedingung, daß man es nicht als solche kennzeichnet – per definitionem. Allerdings ist es sogar als solche „getagt“ – in weiser Voraussicht.

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  2. Zorn Dieter schreibt:

    Ganz schlimme Zustände! Wenn ich bedenke, dass ich mich im Frühjahr 2020 auf dem Kinderspielplatz des Niendorfer Geheges vor der Polizei versteckte, weil nur maximal drei Erwachsene aus zwei Haushalten dort sein durften. Und ich meinen Enkeln sagen musste, Opa kennt ihr nicht, wenn die Polizei kommt. Dass zwei Streifenwagenbesatzungen sich nicht entblödeten diesen Mist des Hamburger Senats auch noch zu kontrollieren.

    Wenn ich bedenke, dass im Herbst 2021 friedliche Spaziergänger bundesweit, und so auch in unserer kleinen Gemeinde, von Polizisten begleitet und manchmal auch drangsaliert wurden. Demonstrationen waren ja untersagt.

    Wenn ich bedenke, dass es der Rotgrüne Senat in Hamburg durch polizeiliche Maßnahmen geschafft hat, das Aufkommen aus Verkehrsdelikten 2022 um 100% auf 60 Mio p.a. zu steigern, und die passiven, weil automatischen, Polizeikontrollen wie die Aasgeier überall lauern. Wenn ich bedenke, dass es S-Bahnstrecken gibt, die man besser nicht befährt, dort jedoch keinerlei Ordnungskräfte zu sehen sind.

    Wenn ich, während ich das schreibe, bedenke, dass diese Sätze wohl nur knapp am neuen Pragrafen „Der Verächtlichmachung von ?…“ (ich kann mir solchen Mist leider nicht merken) hierzulande vorbei gehen.

    Dann könnte ich die von Ihnen geschilderten Zustände in Ungarn in anderem Licht sehen. Und wer weiß, vielleicht war’s auch das deutsche Nummernschild. Und die Ungarn hatten Angst, dass Kollektiver Irrsinn ansteckend ist?

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  3. Robert schreibt:

    Furchtbare Zustände! Erschreckend! Wie viel besser ist es da bei uns in Deutschland. Ein Land, in dem wir heute wahrlich gut und gerne leben. Hier darf sich jeder gemäß seinen Vorlieben und seiner Kultur entfalten – ohne widerliche Polizeiüberwachung. Ein traditioneller Messertanz in der Altstadt? Wir heißen das Fremde willkommen! Tribale Sühneriten? Da hätte die Frau sich mal besser an Anstand und Moral gehalten, recht so!
    Aber es gibt auch bei uns Dinge, die nicht so sind wie sie sein könnten. Warum werden Unschuldige, die durch Umstände oder Tradition zu Handlungen verleitet werden dazu gezwungen, ihre Taten als Folge einer psychischen Erkrankung darzustellen? Warum dürfen diese Menschen nicht einfach ihre Sitten leben? Da gibt es noch viel zu tun.
    Immerhin beruhigt mich aber, dass unser Staat, der sich wie ein liebender Vater um seine Kinder sorgt, uns vor den wahren Störenfrieden schützt. Diesen Bedrohern unseres neuen Zusammenlebens – den Kritikern, Demokratieforderern, Freiheitsfetischisten, jenen die uns mit dem Grundgesetz in der Hand gar tätlich angreifen wollen – gilt das Augenmerk von Politik, Polizei und gottlob auch von der Justiz. Kein fußbreit diesen Ewiggestrigen!

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