Der schwarze Ritter im Interview

Viele Leute kennen Götz Kubitscheks Namen und wissen, was sie über ihn zu denken haben, aber deutlich weniger Menschen wissen tatsächlich, was und wie er denkt. Denn gemessen daran, daß er als der spiritus rector der Schnellrodaer Neuen Rechten gilt – die vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft werden – sind seine Wortmeldungen überschaubar und widmen sich meist nur dem Grundsätzlichen.

In der ungarischen Netzzeitschrift „Mandiner“ fand ich nun ein Interview aus dem Jahre 2018, das uns nicht nur die Person näherbringt, sondern auch einige subtile Töne vermittelt, die man sonst selten hört, und uns zudem in eine andere Form der Kunst der Interviewführung einführt.
Daher habe ich mir erlaubt, das Gespräch zu übertragen – für mich war es zugleich eine gute Übersetzungsübung. Eventuelle Fehler dieser Rückübersetzung, Holprigkeiten oder Mißverständnisse gehen selbstredend auf meine Kappe.

Deutschland entfremdet sich (von sich selbst)

Der Spiegel nannte Sie einen „dunklen Ritter“ – was sagen Sie dazu?

Das ist nur ein Spiel mit Worten, das darauf anspielt, daß ich mit meiner Familie in einem Ritterhof in der Provinz in Sachsen-Anhalt lebe, und die Dunkelheit kann natürlich auf das Geheimnisvolle und Bedrohliche verweisen – so wie sie sich das offensichtlich vorstellen. Immerhin, es ist wahr: dunkel ist nicht rot (lacht).

Betrachten Sie sich als Konservativen oder als radikalen Rechten?

Das sind umstrittene, polemische Begriffe: die Polemik stammt vom griechischen Wort Krieg – πόλεμος – ab, das sind politische Attribute und Werkzeuge des politischen Krieges. Wir sind sowohl Konservative als auch Rechtsintellektuelle und in gewisser Hinsicht auch konservative Revolutionäre. Unserer Lebensweise und unserer Grundhaltung nach sind wir Konservative. Das ist ein kultureller Bereich. Aber wir wissen, daß wir aufgrund der politischen Umstände in Deutschland radikal denken müssen. Es ist eine wichtige Unterscheidung, daß ich von radikalem Denken und nicht von radikalem Handeln spreche. Da ist ein großer Unterschied. Ob wir in den Augen unserer Gegner Radikale, Rechtsextreme oder Nationalsozialisten sind, ist mir vollkommen egal, solange wir mit unseren Gefährten genau wissen, was unsere eigenen Grundpositionen sind.

Aber warum muß man in Deutschland radikal denken? Es geht den Deutschen gut, die Wirtschaft floriert, es gibt fast keine Arbeitslosigkeit, die Menschen leben im Wohlstand.

Die Wirtschaft und wie viel Geld die Menschen haben, das ist nur ein Element des Lebens. Die Frage ist vielmehr, ob wir, die Deutschen, in 20 Jahren noch über die deutsche Politik bestimmen werden? Die Sorglosigkeit und Selbstvergessenheit, die wir unabhängig von den Zukunftsaussichten in der deutschen Gesellschaft erfahren, erfüllt uns mit großer Sorge und Angst. Die Entfremdung Deutschlands von sich selbst wird immer auffälliger.  In einigen westdeutschen Großstädten werden in immer mehr Vierteln die nichtdeutschen Einwohner zur Mehrheit. Außerdem ist wirtschaftliche Prosperität an kulturelle Seelenlosigkeit und Geistlosigkeit geknüpft. Die Frage ist, ob es noch einen solchen deutschen Kern gibt, an dem man sich in Zukunft festhalten sollte, der das zukünftige  Deutschland definiert.

Und gibt es noch einen solchen deutschen Kern? Woraus würde er bestehen?

Das ist die große Frage. Meiner Ansicht nach gibt es natürlich einen solchen Kern. Zuerst ist da unser historisches Erbe, das gepflegt werden muß. Es gibt eine deutsche Art zu leben und ein deutsches Rechtswesen, das sich gerade deswegen herausgebildet hat, weil in diesem Land im Laufe der Geschichte Deutsche gelebt haben. Es gibt von der Philosophie über die Kunst und den Handel bis hin zum Ingenieurswesen eine spezifisch deutsche Herangehensweise. Wir können das die deutsche Seele nennen. Diese deutsche Seele wird in der Moderne jedoch von zwei Seiten angegriffen. Einerseits von der Moderne selbst, die die Gefüge und Verbindungen der Menschen auflöst und dekonstruiert, andererseits von ihren Entfremdungsphänomen, daß nicht mehr nur wir selbst im eigenen Land leben und wir darüber hinaus keine integrative und assimilierende Kraft mehr haben. In welchem Land unsere Kinder in 30 Jahren einmal leben werden, das ist eine existentielle Frage.

Sie und Ihre Kollegen sprechen und streiten viel über die deutsche Geschichte, über die Kulturgeschichte, das deutsche Schicksal. Wenn jemand in der deutschen Öffentlichkeit an diesen Debatten teilnehmen will, dann muß er zu einigen Grundsatzfragen Stellung beziehen. Eine solche Frage ist die Beurteilung der Nazi-Zeit. Wie stehen Sie zum Nationalsozialismus?  

Das 20. Jahrhundert war für das Deutsche katastrophal. Wir haben auch zwei Weltkriege verloren. Im ersten erlitten wir eine Niederlage, im zweiten wollten wir aufgrund einer krankhaften Politik vollkommen irrig dafür Revanche nehmen, was uns in eine totale Katastrophe geführt hat. Für die Deutschen war der Nationalsozialismus eine katastrophale politische Wende. Unsere Antwort auf die Niederlage führte zu noch einer größeren Niederlage.

Eine weitere Frage ist das Verhältnis zum Erbe der 68er.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen politisch impotent, auch wenn sie wirtschaftlich gesehen sehr schnell wieder auf die Füße kamen. Die Deutschen wurden von außen und mit großem Mißtrauen betrachtet und sie wurden über Jahrzehnte in Schach gehalten. In dieser Zeit haben die Deutschen ihre eigene Vergangenheit falsch aufgearbeitet. Das ist die große Belastung, die uns das 68er Erbe auferlegt hat.

Sie werden sehr oft mit der Bewegung der „Neuen Rechten“ in Verbindung gebracht, die im übrigen bereits auf mehrere Jahrzehnte zurückblickt. Welche Relevanz hat die Neue Rechte im Deutschland des Jahres 2018?

Die Neue Rechte arbeitet in der Tat schon seit Jahrzehnten, zahlreiche Phänomene hat sie diskutiert und durchdacht, jedoch immer nur in einem engen Kreis. Aber mit dem Aufstieg der AfD und anderer Organisationen begannen unsere Gedanken plötzlich in einem großen Raum widerzuhallen. Als die AfD den Durchbruch schaffte, begannen Linke und Liberale zu untersuchen, woher die Ideen der AfD kamen. Es ist sicher eine typische intellektuelle Herangehensweise, wonach jeder, der Politik betreibt, zuvor offenbar schon eine ganze Bibliothek dazu gelesen haben muß. Um Politik zu machen ist das jedoch nicht notwendig. Aber auf der Suche haben sie regelmäßig uns aufgespürt. So wurden wir plötzlich wichtig und von großer Bedeutung. Unsere Überlegungen haben heute einen viel größeren Einfluß, als wir es uns vor zehn Jahren hätten vorstellen können. Einerseits sind unsere Arbeiten dadurch bedeutsamer geworden, andererseits wird uns eine große Verantwortung auferlegt, weil jeder Satz, den wir formulieren, bedeutsamer wurde als früher. Unsere Gedanken können nicht mehr so experimentell daherkommen, da wir eine direkte Wirkung auf die Politik haben. Das ist eine andere Art von Verantwortung.

Betrachten Sie sich bereits als Politiker, als jemand, der selber Politik macht?

Nein, auf keinen Fall. Ich bin Intellektueller (lächelt).

Was halten Sie von der deutschen Rechten, vom Zustand der CDU, beziehungsweise der jetzigen AfD?

Die CDU ist aus unserer Sicht weder konservativ noch eine rechte Partei. Die CDU ist eine Mainstream-Partei, die vieles von dem, was uns wichtig war, zerstört hat und sich schließlich selbst auflösen wird. Die AfD gibt uns hingegen Hoffnung in der Parteipolitik; sie ist wie eine konsequente CDU oder CSU, aber sie weist glücklicherweise deutlich mehr Schattierungen und revolutionären Schwung auf. Wenn wir über die konservative Revolution sprechen, so nimmt sich diese AfD – im Gegensatz zur CDU – ernst. Und ich sehe, daß nach der (anfänglichen) Geringschätzung der AfD, schon so viele hinter der Partei stehen, daß die Massen auch für eine politische Veränderung bereit sind – und das geschieht jetzt, auch im Jahr 2018.

In der deutschen Öffentlichkeit ist jedoch bis heute die althergebrachte Intelligenz und Medienelite tonangebend.  

Die Übermacht der Zivilgesellschaft im Politik- und Medienkomplex gibt es noch immer, aber sie hat sich vom Volk gelöst und mit ihm nichts mehr zu tun. Diese Elite ist verantwortungslos, egoistisch und mit der eigenen Bereicherung beschäftigt, sie verwendet doppelte Maßstäbe, ist gleichzeitig aber auch starr. Diese Elite bekämpft Gegenmeinungen mit totalitären Mitteln, um sie zu zerstören. Sie nehmen selbst die Moral in Beschlag, mit deren Hilfe sie Entscheidungen treffen, aber die Last der Konsequenzen dieser Entscheidungen verteilen sie auf die Gesellschaft. Und diese Elite hat mit dem wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands nichts zu tun. Es gibt in Deutschland circa 15 Millionen produktive, hart arbeitende, ideenreiche Menschen – sie halten die Wirtschaft am Laufen. Und über ihnen befindet sich eine Politik- und Medienelite, die die Resultate dieser Anstrengungen verteilt, verschwendet oder begrenzt, während sie mit sich selber plaudert – selbstverständlich nach der Sicherstellung ihres eigenen Wohlergehens. Das ist weit von unserem Bild einer verantwortungsvollen, dem Volke nahe stehenden Elite entfernt.

Und wie sieht es mit der deutschen Industrieelite aus, mit ihrer Verantwortung dem eigenen Volk gegenüber bzw. mit den für die deutsche Industrie arbeitenden Ländern, wie z.B. Ungarn?

Die deutsche Industrieelite ist mit der politischen Elite verbandelt und auch sie hat nichts mehr mit dem Volk zu tun. Wir sprechen hier nicht von einem notwendigen, unterstützenswerten nationalem Großkapital, denn diese Industrieelite hängt mit der weltumspannenden neoliberalen führenden Schicht zusammen, die grundsätzlich versucht, die wirtschaftlichen Grenzen niederzureißen und danach strebt, einige Länder auszuweiden. Ich freue mich nicht über die deutsche Wirtschaft, über den Imperialismus der deutschen Marken. Ich reise immer öfter nach Ungarn und in die Nachbarländer, und ich nehme wahr, daß das einzige, was wir Deutschen unseren Nachbarn im Moment noch geben können, die verbrauchende Lebensweise ist, wie wir sie in Deutschland auch leben.

Weil wir gerade über die Macht der Medienelite sprechen: Was denken Sie über das Schicksal des von Ihnen herausgegebenen Bandes „Finis Germania“? Ihr Buch über den Niedergang Deutschlands stand auf der Bestsellerliste des Spiegels auf dem sechsten Platz, erschien in den kommenden Wochen aber nicht mehr auf der Liste – der Spiegel hatte zugegeben, daß er es absichtlich von der Liste gestrichen hatte, weil er es für antisemitisch hielt und dies nicht propagieren wollte.

Daran können Sie ersehen, wie verunsichert und aufgestachelt der Zustand der deutschen Öffentlichkeit ist. Es handelte sich um ein kleines Büchlein von Rolf Peter Sieferle, dem kürzlich verstorbenen konservativen Historiker. Es gab sehr heftige Reaktionen darauf, daß ein solches Buch erscheinen konnte und sich zudem noch gut verkauft, und das zeigt, daß die Elite nicht versteht, was um sie herum vorgeht. Das hat auch auf der Frankfurter Buchmesse viel Lärm verursacht. In einem derartigen Zustand ist heutzutage die deutsche geistige Elite.

Sie hoffen in Deutschland auf eine konservative Revolution, aber Tatsache ist, daß sich Deutschland in erheblichem Maße verändert hat, nicht nur in den letzten 50 Jahren, sondern auch in den letzten 20 – gesellschaftlich, ethnisch, auch in seiner gesellschaftlichen Moral. Glauben Sie wirklich daran, daß sich in der heutigen deutschen Gesellschaft eine konservative Welle erheben wird?

Wenn ich ganz ehrlich sein soll: ich habe keine große Hoffnung für das große Ganze. Es wird nicht mehr so werden wie früher. Aber auch jetzt gibt es was zu tun, und richtig was zu tun. Ich glaube, Ungarn ist in dieser Beziehung besser dran. Es mag sein, daß es wirtschaftlich nicht auf dem Niveau Deutschlands ist – obwohl ich, wenn ich durch Budapest gehe, nicht sehe, daß es den Ungarn schlecht ginge. Ungarn kann in dieser Zeit große Schritte nach vorn machen. In Deutschland müssen wir uns schon mit den geringsten, kleinen Fortschritten in die gute Richtung zufrieden geben. Trotz des weltumspannenden Sieges des Liberalismus – der in Deutschland aufgrund der Schwächung der eigenen Identität und der Auflösung des Gemeinschaftsgefühls besonders stark war – gibt es Bedarf für den Illiberalismus, der ihm einen Rahmen und Grenzen setzt. Die Polizei kann nicht liberal sein. Die Armee kann auch nicht liberal sein. Auch die Erziehung kann es nicht sein. Benehmen, Ordnung, Disziplin müssen allen beigebracht werden. Diese Erziehung ist illiberal, weil sie den Rahmen dafür schneidert, damit nicht jeder Mensch einfach so lebt, wie es ihm gefällt. Wenn ein Mensch derart erzogen wird, dann kann noch immer ein Liberaler aus ihm werden – aber so, daß er unterwegs kein unsoziales Wesen wird. Wir befinden uns im letzten Augenblick, um in diese Richtung gehen.

Wenn wir schon von Wendepunkten sprechen: Was denken Sie über die vergangenen drei Jahre, über die Migrationskrise und deren Auswirkung auf Deutschland?  

Es ist eine vollständige, abgeschlossene Katastrophe. Wir haben ein Land ohne eine eigene starke Identität, das nicht in der Lage ist, ein positives Integrationsmodell anzubieten – außer daß man hier in Deutschland Geld verdienen kann. Es gibt keinerlei Möglichkeit, sich gefühlsmäßig anzubinden, es gibt keine eigene Geschichte, keine leitende Kultur. Aufgrund unserer Schwäche konnten wir in den letzten Jahrzehnten die hier lebenden türkischen und arabischen Gastarbeiter auch nicht integrieren. Jetzt sind mit einem Schwung zwei Millionen Menschen zu uns gekommen, von denen wir nicht wissen, wer sie in Wirklichkeit genau sind. Und von ihnen glauben wir nun, daß wir sie integrieren können, daß wir aus alldem eine funktionierende Gesellschaft konstruieren können. Das, was hier passiert, halte ich für eine unverschämte Verantwortungslosigkeit. Unsere Prognose lautet, daß aufgrund unserer Schwäche nicht Integration, sondern vielmehr Segregation die Folge sein wird. Es wird Inseln geben, auf denen die Wohlhabenden in Wohlstand, in kulturellem und materiellem Überfluß leben werden; und neben ihnen wird die übrige Masse sein, unter der die Frage vorherrschen wird, wer sie seien, welchem Stamm, welcher Nationalität der Mensch zugehört. Und diese Gruppen werden miteinander in Konflikt geraten oder zumindest auf niedrigem Lebensstandard und mit schlechten Aussichten nebeneinander leben. Es wird jedenfalls Konsequenzen haben, wie sie sich Deutschland sicherlich nicht gewünscht haben dürfte. Wir sind jedoch bereits mitten in dieser Geschichte.

Sie hingegen leben zusammen mit Ihrer Frau und sieben Kindern in einem von allem weit entfernten ostdeutschen Dorf, in Schnellroda, einem ehemaligen Ritterhof, führen einen Verlag und halten Tiere. Folgt man dem Porträt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Sie, so repräsentiert Schnellroda ein ganz anderes Deutschland. Wie ist dieses andere Deutschland?

Für mich ist es eine große Hoffnung, daß es in Ostdeutschland noch eine andere Beseeltheit gibt, die den Zerstörern der deutschen Identität widersteht. Wir leben in einem AfD-Land, in unserer näheren Umgebung stimmen in den Dörfern und Städten 35 bis 40 Prozent der Menschen für die AfD, von Thüringen bis nach Sachsen. In diesem anderen Deutschland akzeptiert man illiberale Dinge und die Deutschen hier leben relativ homogen. Relativität verstehe ich hier so, daß es selbstverständlich immer Aus- und Einwanderung gab, die uns bereichert hat bzw. mit der wir andere bereichert haben. Aber am Ort blieb alles entschieden deutsch. Kennen Sie das Paradox des Theseus? Ein Schiff, das auf eine große Reise geht und zuerst den Mast, dann das Steuerruder und letztlich nach und nach jede Planke auswechselt.  Wenn das Schiff in den Hafen zurückkehrt, können wir dann noch immer von demselben Schiff oder müssen wir von einen vollkommen anderen Schiff sprechen?

Und Deutschland wäre das Schiff des Theseus?

Ja. Wir sagen, es ist schon nicht mehr dasselbe Schiff. Man kann nicht eine Bevölkerung austauschen und danach behaupten, es sei noch immer dasselbe Land. Das ist nicht mehr Deutschland. Irgendein Staat kann so noch funktionieren, aber es ist nicht mehr das Land der Deutschen.

Das klingt pessimistisch. Aber Sie haben noch immer sieben Kinder, was – wie alle Eltern wissen – für die Zukunft starkes Vertrauen und Optimismus erforderlich macht.

Um die persönliche Zukunft meiner Kinder mache ich mir keine Sorgen. Sie sind wohl gebildet, sie haben eine gute Erziehung erfahren, sind lebensfroh und stark. Es gibt ungefähr 80 Millionen Deutsche in drei Ländern, dort wird es solche Umgebungen geben, wo sie als Deutsche ungestört und gut leben können. Aber wenn wir verantwortungsvoll über unser ganzes Volk nachdenken wollen, dann ist das für die anderen kein Trost. Sein eigenes Schicksal kann jeder selbst bestimmen. Wir sprechen hier hingegen von uns allen. Das ist eine vollkommen andere Perspektive. Ich sage meiner Frau immer wieder: Wenn wir unsere bisherige Tätigkeit nicht weiter ausführen können – weil Menschen wie wir in Deutschland unter großem Druck stehen –, dann können wir auch woanders leben. Ich kann mir unser Leben auch in Ungarn, Polen oder Kroatien vorstellen. Das ist jedoch keine politische Perspektive. Und an meine Kinder muß ich auch denken. Ich kann nur hoffen, daß ich das Richtige tun kann und daß es den Deutschen noch lange Zeit gut gehen wird in Deutschland. Aber wenn sich die Lage verschlimmern sollte, dann werden meine Kinder nicht zu den Verlierern gehören.

Quelle: Németország elidegenedik önmagától – Götz Kubitschek a Mandinernek. Mandiner 6.6. 2018. Interviewpartner: Rajcsányi Gellért
Mein Dank gilt Tünde Lentner für die beistehende Korrektur.

15 Gedanken zu “Der schwarze Ritter im Interview

  1. JJA schreibt:

    Aufschlussreich insbesondere die Unterscheidung zwischen eigener, isolierter Verortung („Unserer Lebensweise und unserer Grundhaltung nach sind wir Konservative.“) und den strategischen Anforderungen. Die Unterscheidung geht gerade bei Konservativen oft unter – wir hatten es zuletzt bei D. Engels. Mich würde an dieser Stelle die Position Weißmanns interessieren, er scheint mir hier das Gegenbild zu sein. Oder gibt es tiefere Differenzen, die das Zerwürfnis erklären? Oder im Gegenteil nur menschlich-allzumenschliches?

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  2. Michael B. schreibt:

    Deutschland entfremdet sich (von sich selbst)

    Vera Lengsfeld hat heute ein Video verlinkt. Einfach, noch an einem groesseren Teil eher aufmerksamsoekonomisch stabilisierten abgehangenen Dingen und auch ein paar Stereotypen festgemacht. Aber u.a. dieses jugendliche Element (Sellner ist da kein Ersatz) fehlt mir in dieser rechten Szene um Kubitschek. Er traegt dahingehend selbst dazu bei, obwohl er als Person vielleicht sogar noch zu den Entspannteren gehoert.
    Fuer einen Intellektuellen halte ich ihn uebrigens eher aus Gruenden der habituellen Ausstrahlung nicht. Was fuer mich persoenlich eher positiv besetzt ist, allerdings schnuppere ich dahingehend immer etwas unbefriedigte Eitelkeit bei ihm, er bringt das oefter. Unnoetig, denken kann man auch (vielleicht sogar ueberhaupt erst) ohne dieses Attribut.

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    • @ Michael B

      Nicht daß ich Kubitschek zu verteidigen hätte, aber mich dünkt, Ihr Bild ist nicht ganz korrekt.

      Die Aussage zum „Intellektuellen“ habe ich eher ironisch verstanden und man darf dabei nicht außer Acht lassen, daß sie vor einem ungarischen Publikum vorgetragen wurde – sie war wohl nie für deutsche Leser gedacht; das ist ein kleines Manko dieser Übertragung.

      Ich selbst sehe in Kubitschek in erster Linie einen Soldaten mit überragender Intelligenz und Sensibilität in Hinblick des Vermögens, Stimmungen aufzunehmen und daraus nahezu Lehrsätze zu formen. Er ist Dienender im besten Verständnis und da man es ihm untersagte, seiner Heimat zu dienen, dient er nun der Sache seiner Heimat. Fast könnte man ihn mit Jünger und dessen Seismograph-Metapher sowie seinem soldatischen Ethos vergleichen. Zudem besitzt er ein ausgeprägtes strategisches Gespür.

      Im akademischen Sinne ist Kubitschek kein Intellektueller – das bekennt er auch immer wieder selbst, wenn er – wie George etwa – darauf besteht, sein Denken durch wiederholte Lektüren vorrangig aus immer wieder den gleichen Quellen zu speisen: Jünger, Strauß, Gehlen, Mohler, Schmitt, dazu einige Literaten und bei diesen wohl vorrangig die lebens- und leidsatten.

      Was nun die Jugendlichkeit der NR betrifft, so sollte man doch sehen, daß es eine ganz spezifische Arbeit am Nachwuchs gibt. Die Akademien sind eine feste Größe. Es hat den Anschein, daß man ganz bewußt begabte junge Leute sucht: Benedikt Kaiser als fester Mitarbeiter war ja gerade Gespräch bei uns. Auf SiN liest man Poensgen, Wessels, Wegner, Schick und Sellner. Die Leute bei „Ein Prozent“, vor allem aber um die Zeitschriften „Die Kehre„, „Anbruch„, „konflikt„, „Blaue Narzisse„, „freilich“ kann man wohl zum erweiterten Kreis zählen – alles junge Leute. Da werden z.T. ganz hochwertige Sachen gemacht. Die Gruppe um Felix Menzel – Breuer, Bigalke, Verástegui, Müller, Poensgen, Classen u.a. – sind auf hohem Niveau dabei, ökonomische Lösungen zu erarbeiten. Lesen Sie mal „Recherche D„. Auch „konflikt“ beginnt mit sehr hoch angesiedelten Artikeln. usw.

      Wo ich Ihnen recht gebe – im Kontrast zu dem erfrischenden aber inhaltlich wenig ergiebigen Video mit Larissa Fußer – ist das Image der Jugendlichkeit. Es stimmt, daß die Zugeknöpftheit, Korrektheit dieser jungen rechten Generation oft wenig „sexy“ oder locker wirkt und sich daher wohl den Zugang zu großen Zielgruppen verbaut. Man sollte mehr Mut haben, sich den Kleidercodes zu widersetzen, die Hemdkragen zu öffnen, Farbe zu tragen, unanrüchige Frisuren und vielleicht auch die Sprache situativ flexibler zu gestalten.

      Im Gespräch merkt man übrigens bei K&K einen ausgeprägten Sinn für Humor – nicht für den schreienden, sondern die feine, stille Ironie und auch das über-sich-selbst-lachen-können.

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      • Michael B. schreibt:

        Zu meinem registrierten Intellektuellenanspruch Kubitscheks habe ich keine zitierbaren Quellen zur Hand – ich glaube in dem RT Interview kam das aber auch (?) – aber es waren noch ein paar andere Stellen ueber die Jahre. Tatsaechlich auch nicht so wichtig, ich will dahingehend nicht mit meinem Eindruck missionieren.

        Was allerdings die Jugend betrifft – es geht ja nicht darum, Leute des dazugehoerigen Alters aufzuzaehlen. Ihre folgende Aeusserung zeigt unfreiwillig meinen Punkt:

        spezifische Arbeit am Nachwuchs gibt. Die Akademien sind eine feste Größe.

        Ne, so funktioniert Jugendlichkeit gerade nicht… Das ist so steif und knoechern, das ist es nicht, was Jugend bewegt. Die ist auch kein Rohstoff, der an sich gearbeitet sehen will.
        Vom Folgenden kenne ich einen kleinen Teil: In die Blaue Narzisse habe ich gelegentlich hineingelesen, den in seinen Versuchen unermuedlichen Poensgen, Grundlagen hoeherer Mathematik unter das SiN-Publikum zu streuen, nehme ich auch gelegentlich wahr.

        Aber hier faengt das Problem an. Das sind wie gesagt absolute Grundlagen, vorgetragen von einem interessierten mathematischen Laien. Das ist aber nicht in der DNA ‚der‘ Rechten, so wie vieles an anderer Wissenschaft auch nicht. Die Frau Sommerfeld zitierte gerade eine Parodie auf die Schlesischen Weber von Klonovskys Seite. Fand sie gut, bis sie sich alles einriss – ironischerweise indem sie selbst genau die Aussage derselben Strophe in der ihre Kritik liegt, erfuellt – Unkenntnis aktuellen Wissenstandes in Computer Science + Mathematik. Zitat auf SiN: „Kommentar Sommerfeld: ein Webfehler – die KI gehört mit zur Lüge, sogar zu einer besonders tiefen Schicht.“

        Ich kann es bei Gelegenheit einmal ausfuehrlicher bringen, weil ich in dem Thema arbeite. Fuer den Moment soll genuegen, dass fuer die Fachleute im Gebiet dort wenig prinzipielle Aufreger stecken. Fuer einen Mathematiker sind z.B. die neuronalen Netze – auch das ueberhaupt nichts Neues – im Wesentlichen universelle Approximatoren. Um Intelligenz zerbricht man sich da nicht den Kopf. Im Deep Learning etc. kommen noch Verknuepfungen zur Statistik – speziell der Bayesschen Statistik – dazu – und das ist es zu ueber 99%. Keine philosophischen Diskussionen etc., voellig belanglos. Selbst fuer Leute wie mich, die schon untypisch fuer die allermeisten der KI-Arbeiter das biologische Vorbild interessant finden und studieren, suchen da nicht den Geist in der Maschine. Das Ganze ist schon ohne – ich moechte sagen, gerade – jede Metaphysik wunderbar genug. Schon die ersten Schichten des visuellen Kortex sind das, ganz zu schweigen von neuronaler Representation von Gedaechtnis und Lernen. Das ist einfach atemberaubend.

        Das ist der sachliche Teil. Dann gibt es einen Hype als Solchen, der den westlichen Arbeitsmarktsdaten nach zu urteilen gerade auf ein akzeptables Niveau gesundgeschrumpft wird. Was aber selbst dann noch uebrigbleibt, ist immer noch eine sehr signifikante Groessenordnung.

        Dann gibts den Missbrauchsteil, zweifelhafte politische und oekonomische Verwertung und deren Betrachtung und Bewertung. Dazu fuehlen sich dann alle moeglichen Leute berufen. Besonders deutsche Bedenkentraeger. Es gibt aber eben auch einen positiven und einen nicht einfach in diese binaere Kategorisierung einordenbaren generellen Entwicklungsanteil (der nebenbei gesagt nicht nur an den Rechten sondern zunehmend wie vieles andere auch an diesem ganzen Land vorbeigeht, was zu seinem Niedergang beitraegt).

        Aber wie man auch dazu steht, man braucht eine organische Verbindung zu diesen Dingen. Die sehe ich bei Rechten – zumindest die deutscher Praegung die ich wahrnehme – nicht, dasselbe auch in Kunst. Das hat, aber nur bedingt, mit Verschiebungen in diesen Bereichen zu nennen wir sie einmal PC-Stroemungen, zu tun. Das betrifft academics (inklusive schon laenger harte Wissenschaften) genauso wie Kunst.

        ‚Bedingt‘ deswegen, weil man nur einmal einfachste Fragen zu stellen braucht: Koennen Sie sich rechte Musik oder einen Film vorstellen, die reine Freude abbilden? (Natur)Wissenschaft aus Liebe zur Sache, ohne Einordnung zur Ge- und Missbrauchsfaehigkeit durch welchen Instrumentalisierer immer, einfach als Gut, als Vehikel tiefer geistiger Befriedigung, als gesellschaftlich akzeptierter und geschaetzter Genuss in der Beschaeftigung damit? Vermuten Sie nicht Naivitaet. Das Naturgesetz hier ist, dass 2 nach 1 kommt. Erst ist der Spieltrieb da, die Kreativitaet. Ungezuegelt, jung, masslos. Dann kommen die Zuegel. Bei den stereotypen Rechten kommen die vorher – und 1 kommt dann oft gar nicht mehr. Damit bleiben sie aber immer unter Potential.

        p.s. Nur leicht assoziiert aber doch auch etwas illustrativ. Zu John Cleese zu Kreativitaet und Humor (ja, den auch nicht vergessen – geht nicht nur oft den Linken ab!)

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        • Tommy schreibt:

          Als Antwort auf Michael B..

          Kann ich nicht verstehen, wie Sie den deutschen Jungrechten „Kreativität und Humor“ absprechen können, nur kurz nachdem diese das beeindruckende Videospiel „Heimat defender“ herausgebracht haben (u.a. mit „Der dunkle Ritter aus Schnellroda“ als spielbarem Protagonisten). Schauen Sie sich es auf Youtube an, mich zumindest hat der bitterböse Humor dieses Spiels (u. a. Merkel als „Der Administrator“ treffend karikiert) sehr angesprochen.

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    • Tommy schreibt:

      Als Antwort auf Michael B..

      Das Video mit Larissa Fußer ist doch läppisch, im Grunde nur ein bißchen liberale Islamkritik („ui, die Muslime sind aber fies zu Juden und Homosexuellen, und wollen mir meinen Minirock verbieten“), sowas führt in eine Sackgasse, damit kann man niemals effektiv gegen die millionenfache Masseneinwanderung argumentieren, weil solche „Liberalkonservativen“ sich dann im Zweifelsfall wieder von „völkischer“ Kritik abgrenzen und der Islam auch ohnehin nur ein Teilaspekt des Problems ist. Den bürgerlichen Habitus als zukünftige „Leistungsträgerin“ finde ich auch abstoßend. Da sind mir die jungen Männer wie Sellner, Poensgen oder Kaiser im Umfeld von Kubitschek tausendmal lieber, das sind Leute, die auch wirklich etwas riskieren und sich nicht an solche halb im Establishment verharrenden pseudo-oppositionellen Medien wie Tichys Einblick oder Achse des Guten anbiedern.

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      • Michael B. schreibt:

        kann man niemals effektiv […] argumentieren

        Das ist der Punkt, den viele Leute nicht verstehen – sie denken, auf saubere Argumentation kaeme es allein an. Warum diese immer und immer wieder verliert, das geht ihnen nicht ein. Zusaetzlich koennen selbst wenn man unklugerweise bei Argumentation stehen bleibt, deren Linien inhaltlich so eingeschraenkt sein, dass die Grenze ihrer Entwicklung bzw. ihr Potential bei offenem Auge schon lange vorher sichtbar wird. Aber das wird von den schwarz-weissen Befuerwortern nicht wahrgenommen, und wenn das von ihnen gewollt ist (bei s/w meist der Fall) dann gibt es da keinen Weg hinein. Gerade uebrigens keinen Argumentativen, was eben mit den genannten prinzipiellen Grenzen dieses Zugangs zusammenhaengt.

        Und so laeuft man wieder in derselben Art gegen immer aufwendiger aufgebaute Waende (denn der politische Gegner mag gar nicht solche Einschraenkungen im Lernen haben, zumal unfairerweise seine Taschen i.a.R. zusaetzlich noch viel tiefer sind und die Motivation durchaus hoch).

        Argumentation ist ein ganz (gaaanz) kleiner Punkt im Aendern von Zustaenden. Das kann man auch aus Geschichte lernen. Nebenthemen haben schon Dinge bewegt, die Jahrzehnte nicht vorstellbar waren. Unmut bei der naechsten Coronademo in Konstanz mag tiefere Bretter ganz schnell bohren, die die gesamte Publizistik rechter Natur Jahrzehnte kein Stueck bewegen werden. Das ist natuerlich keine Vorhersage.

        Was mich uebrigens abstoesst, ist Fanboygehabe unter gleichzeitiger Abwertung anderer Zugaenge, die vorgeblich nicht „rein“ genug sind.
        Tichy hat seinen Platz und die Leute die darauf schreiben biedern sich erst einmal ohne naehere Kenntnis nicht anders an als meinetwegen irgendein Autor auf Sezession, der dort neu dazu kommt. Rein persoenlich habe ich uebrigens ganz andere Risiken gesehen als die, zu denen Herr Sellner bis jetzt gezwungen wurde oder in die er sich aus eigenem Willen hineinbewegt hat (*). Das haengt u.a. aber nicht ausschliesslich mit meiner Herkunft zusammen, die etwas tiefergehende repressive Systeme erleben durfte.

        (*) Ich kenne natuerlich nur seine oeffentliche Person, aber die genuegt mir persoenlich auch.

        Zum zweiten Kommentar gleich mit: „Beeindruckend“ liegt natuerlich immer im Auge des Betrachters und fuer mich hat die Vokabel eine Messlatte, die ganz woanders liegt. Da waere ich wohl jetzt eher dran mit „laeppisch“.

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        • @ Michael B.

          Was aber bliebe dann, wenn es das Argumentieren nicht ist? – vorausgesetzt, Ihre Annahme besteht zu recht. Welche Handlungskonsequenz schlagen Sie vor? Oder ist es eher das Wu Wei?

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          • Michael B. schreibt:

            Wu Wei

            Musste ich erst einmal nachschlagen. Es scheint ein Instrument zu beschreiben, eine Optimierung (des Handelns). Wie oft bei oestlichen Religionen als notwendige Bedingung an einer ‚Mitte‘ entlang unter Vermeidung der Extrema. Aber was ist das Ziel dieses Weges? Und braucht man dieses? Ein genanntes Mittel ist die Intuition. Ja, die geht ueber Argumentation hinaus, aber natuerlich nicht als umfassenderer Sinn, sondern als ein anderer Aspekt. Und auch der kann – wie Argumentation – durch Wahl eines zu engen Bezugssytems (Filterblasen, physische Gruppen) in die Irre gefuehrt werden. Aber sie ist brauchbar, also muss man sie staerken. D.h. raus aus Gruppen und ihren Selbstdefinitionen. Bewerten nach dem, was ist.

            Ich nehme noch einmal Corona und diese Grossdemos her. Was ist dort? Antwort: Leute die Nein sagen. Das ist viel, schon weil sie es oeffentlich tun. Wie man weiss: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es. Das braucht Entwicklung an Resilienz, die man dann voraussetzen kann, denn die haben alle ihr taegliches Leben mit dem dorthin verlagerten Aufeinanderhetzen durch dieses Thema. Und sie tun es in einem Massstab, der nicht einfach beschwiegen werden kann. Auch greifen viele der eingespielten Keulen nicht. Es wird versucht, aber die haften viel schlechter als an den Rechten. Und sie bekommen auch Flak, manche sehen das erste Mal die Demagogie der Medien in einer Qualitaet, die sie selbst betrifft. Natuerlich waren sie schon vorher misstrauisch, sonst waeren sie nicht dort. Vieles ist unausgegoren, unvollstaendig, falsch, unueberlegt, ganz am Anfang – moeglicherweise auch komplett suedwaertsgehend. Aber es kann nicht ignoriert werden. Und mit Leuten die zu diesem praktischen Nein zu einem vordergruendigen Nebenthema gekommen sind kann ich bei aller Unterschiedlichkeit mehr anfangen als mit der Spitzweg’schen Dachbodendrechselei – und mit Verlaub dem Gequatsche – rechter oder sonstiger Schreibtischhelden. Da lasse ich auch einmal Masse zu – weil sie dort staerkt. Die Vereinzelten resignieren und lassen sich gut regieren. Ich habe leider ein handicap in Rechnung zu stellen welches immer zuschlagen kann – aber ich werde versuchen, an der Demonstration in Konstanz teilzunehmen. Aus solchen Dingen folgen andere, die man erst dann sieht.

            Es ist ironisch – in meinem kleinen Scharmuetzel mit dem Kommentator von vorhin fiel mir das wieder auf: Da wird die ethnische Positionierung eines rechten Aktivisten hervorgehoben – man hat selbst aber fuer diese Ethnie als Ganzes nur Verachtung fuer alles was sie ueber der Graskante tun uebrig. Warum will man die denn dann eigentlich erhalten, wenn man ihnen doch schon in vorgeblich einfachsten Faellen nicht einmal die Qualifikation zur Willensartikulation zuspricht? Das ist ja nicht Spiegelbild zu links, das ist linker Selbsthass in reinster originaler Form!

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        • Tommy schreibt:

          Als Antwort auf Michael B..

          „Unmut bei der naechsten Coronademo in Konstanz mag tiefere Bretter ganz schnell“

          Coronademos sind zu großen Teilen Unfug, die AfD und jede rechte Opposition schießt sich selbst ins Knie, wenn man sich unkritisch damit gemein macht, da sind einfach zu viele Spinner wie Impfgegner u.ä. unterwegs. Kann auch mit dem Gejammere über die Maskenpflicht an öffentlichen Orten nichts anfangen, die dahinterstehende Geisteshaltung ist für mich teils schlicht asozial und hat bei einer nationalen Opposition nichts verloren. Wer Freiheit ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl will, soll doch zur FDP gehen.
          „Tichys Einblick“ ist m. E. ein ganz übles Blatt, das in außenpolitischen Fragen ganz auf transatlantischer Linie liegt und teils schlichtweg Kriegspropaganda betreibt (ganz deutlich z. B. in Bezug auf den Iran, was bei TE über das Nuklearabkommen geschrieben wird, ist schlichtweg gelogen). Falls Trump die anstehende Wahl gewinnt und einen großen Krieg im Mittleren Osten beginnt (m. E. sehr wahrscheinlich), der die Migrationsproblematik nochmals eskalieren lässt, wird das auch auf all die Befürworter von Trumps Außenpolitik in Deutschland zurückfallen. Die Haltung von Kubitschek, sich nicht von Transatlantikern, Neokonservativen u. ä. vereinnahmen zu lassen, sondern genuin deutsche Interessen zu vertreten (zu denen noch mehr Instabilität im Nahen Osten sicherlich nicht zählt) ist da wesentlich intelligenter und nötigt mir Respekt ab.

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          • Michael B. schreibt:

            @Tommy

            Ich will mich jetzt hier nicht an den Stammtisch deutscher Politikdiskussionen bewegen. Da tummeln sich Viele und es ist dahingehend immer erstaunlich zu sehen, wie weit die Leute so herumgekommen sind und mit welch grosser Sicherheit sie ihre Einschatzungen zu auch den exotischsten Dingen vornehmen koennen. Ich war nie im Iran und schon viele Jahre nicht mehr in den USA, zu Bewertungen innerer oder komplexer zwischenstaatlicher Problemfelder zu diesen Laendern bin ich nicht aussagefaehig. Versuche ich nicht einmal, d.h. ich lese dazu weder bei Tichy noch anderswo. Das Konzept mag Sie ueberraschen, es gibt Leute die nehmen eine Auswahl vor.

            Was den Sellner betrifft, nageln sie sich sein Bild ueber Ihr Bett. Meine Bemerkungen zu seinen Risiken werde ich hier sicherlich nicht weiter breitreten um irgendeinem Schreiberling was auch immer zu beweisen. Zu den prinzipiellen Grenzen solcher Argumentationen bei entsprechenden Randbedingungen hatte ich ja schon etwas gesagt. Glauben koennen Sie, was Sie moechten.

            Aber lesen Sie trotzdem richtig. Eine Auslegung als Schuldzuweisung bzgl. eigener Entscheidungen des Herrn S. sehen erst einmal nur Sie selbst. Insofern sagt es eher ueber Sie etwas, nicht ueber mich oder die Formulierung.

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            • Tommy schreibt:

              „Versuche ich nicht einmal, d.h. ich lese dazu weder bei Tichy noch anderswo. Das Konzept mag Sie ueberraschen, es gibt Leute die nehmen eine Auswahl vor.“

              So kann man seine Ignoranz natürlich auch zu bemänteln versuchen. Die Fragen sind aber durchaus von zentraler Bedeutung, denn eine deutsche Rechte, die sich bedingungslos mit US-amerikanischer und israelischer Politik solidarisiert (und das ist eines der Hauptanliegen von „Tichys Einblick“ und „Achse des Guten“), wird sich 100%ig moralisch und politisch diskreditieren, erst recht, wenn diese Politik zu einem desaströsen Ausgang wie z. B. Krieg mit Iran führt, wie es letzten Januar bereits um ein Haar geschehen wäre.
              Kubitschek hat zu diesen Fragen wesentliche Gedankengänge dargelegt:
              https://sezession.de/61970/die-peinlichen-musterschueler

              „Was den Sellner betrifft, nageln sie sich sein Bild ueber Ihr Bett. Meine Bemerkungen zu seinen Risiken werde ich hier sicherlich nicht weiter breitreten um irgendeinem Schreiberling was auch immer zu beweisen.“

              Diskussion mit Ihnen ist wohl relativ sinnlos, wenn von Ihnen nichts als solche abwertenden Sprüche kommen (ebenso das kindische „das sagt über Sie etwas“). Aber Sie haben ja bereits selbst weiter oben geschrieben, dass Sie Argumente für nachrangig halten, von daher passt das.

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              • Michael B. schreibt:

                So kann man seine Ignoranz natürlich auch zu bemänteln versuchen.

                Wie vielleicht auch seine Limitierungen zu statuieren. Es gibt natuerlich Leute mit unendlichem Kopf, die auch ohne eigene einschlaegige Kenntnisse durch mehrere durch Andere aufgebaute Bewertungsschichten hindurch meinen zur Realitaet jedes vorstellbaren Problems ihren Senf abgeben zu muessen. Das nennt sich Wissen aus zweiter Hand und hat etliche Nachteile.

                Diskussion mit Ihnen ist wohl relativ sinnlos, wenn von Ihnen nichts als solche abwertenden Sprüche kommen (ebenso das kindische „das sagt über Sie etwas“).

                Nun weinen Sie doch nicht gleich. Sehen Sie sich an, wie Sie in den Wald hineinrufen. Dann muss man das Echo auch ertragen. Den kindischen Ausspruch empfehle ich Ihnen ebenfalls noch einmal zu lesen. Es war naemlich Ihre – und nur Ihre – Formulierung und Folgerung, die meine Reaktion hervorrief.

                Selbst schuld also, weil er […]

                Ein Schuldbegriff war dort fuer mich naemlich gar nicht der Punkt, da Sie aber nun diese eine Interpretation hineinpolemisieren wollten – wie gesagt: Wald, Echo.

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        • Tommy schreibt:

          „Rein persoenlich habe ich uebrigens ganz andere Risiken gesehen als die, zu denen Herr Sellner bis jetzt gezwungen wurde oder in die er sich aus eigenem Willen hineinbewegt hat“

          Sellner hatte Hausdurchsuchungen, musste sich vor Gericht verantworten und bekommt nicht einmal mehr ein Bankkonto ohne große Probleme, de facto ist sein Leben unter den gegebenen Umständen ruiniert (welcher Betrieb würde ihn einstellen? Gäbe doch sofort eine Kampagne, dass er entlassen werden muss); sofern Sie nicht im Stasiknast gefoltert wurden, haben Sie wohl kaum wesentlich Schlimmeres erlebt. Und was soll heißen „in die er sich aus eigenem Willen hineinbewegt hat“? Selbst schuld also, weil er klar von ethno-kultureller Identität spricht und nicht irgendwas von liberalen „Werten“ faselt, um anschlussfähig zu bleiben an Leute, die 2015 immer noch für ein Missverständnis halten und glauben allein die Person Merkel sei das Problem, und wenn die erst einmal weg ist, dann kann man auch wieder CDU wählen?

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  3. Skeptiker schreibt:

    Danke für diese Übersetzungsleistung ! Sicher wird die Mainstreampresse das Bild vom braunen Wolf, der Kreide gefressen hat bemühen, um sich mit den Ansichten des „schwarzen Ritters“ nicht auseinandersetzen zu müssen. In meinem Umfeld kann ich beobachten: man scheut die Diskussion, weil manch ein noch konformer Linksliberaler die zumindestens partielle Berechtigung einiger Diagnosen Kubitscheks zugestehen muss. In einer Diskussionsunkultur, die die klassische Dialektik verlernt hat gibt es eben nur schwarz und weiß. Interessant wäre es zu erfahren, wie das intellektuelle Leben in Ungarn auch im Hinblick auf die Publizistik verläuft und sich z.B. die Auseinandersetzung mit den sozialistischen Traditionen und einem Übervater wie Georg Lukacs gestaltet.

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