3. Mohammed und Globalisierung

Dem erwartungsvollen Leser wird das Fehlen des Namens Mohammed – in all seinen Schreibweisen – auf der Liste der beliebtesten Namen aufgefallen sein. Das wäre ja ein stark identifikatorisch zuschreibender Rufname des alten Typs und frühere Schlagzeilen aus nah und fern machten uns auf seine zunehmende Popularität in Europa aufmerksam. Er taucht in dieser Liste nicht auf, noch nicht mal als „Problem“; man muß schon tiefer graben, um fündig zu werden. Erst auf der Webseite der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ findet man ihn auf Platz 21, wo er stagniere, aber immerhin noch vor den angekündigten Trends der Zukunft – Liam, Milan und Karl – steht.

Der Name ist eine Obsession geworden, vermutlich weil er wie kein anderer die numerisch aufstrebende Religion symbolisiert. Ob er hinsichtlich der Islamisierung wirklich aussagekräftig ist, kann man bezweifeln, denn noch immer sind in Deutschland Türken (drei bis vier Millionen), Kurden (500000 bis eine Million), Alaviten (halbe Million) stark repräsentiert, bei denen der Name Mohammed aber selten Verwendung findet. In Großbritannien hingegen, wo der Name boomt, stammen die meisten muslimischen Zuwanderer vom indischen Subkontinent mit entsprechend anderer Namensgebung.

In Deutschland dürfte sich der Name Mohammed also erst dann durchsetzen, wenn sich der Anteil der sunnitischen Syrer, Palästinenser, Pakistani etc. erhöht. Man müßte seine Dominanz also in jenen Gegenden vermuten, wo sich diese Menschen sammeln und siehe da, die „Bild“-Zeitung konstatiert, daß Mohammed der häufigste Jungenname in Berlin sei und die Graphik der GfdS zeigt selbiges Resultat auch für Bremen an. Ähnliches wäre auch für NRW zu erwarten, aber dort weigern sich die Statistiken beharrlich, eine signifikante Häufung aufzuweisen, was sogar die „Welt“ stutzig machte und sie veranlaßte einen Erklärartikel  mit allerlei Gehirnakrobatik zu verfassen.

Ein Gedanke zu “3. Mohammed und Globalisierung

  1. Wer mit Hans und Suse alphabetisiert wurde, der kann die Entwicklung hin zu Kevin eigentlich nur begrüßen. Kevin ist wenigstens ehrlich, egal, ob man sich mit der Bedeutung des Namens beschäftigt hat oder nicht. Es ist zwar ein Scheißname aber immerhin unideologisch, quasi die namentliche Anti-Ideologie, was den Eltern wiederum meist nicht bewusst war. Man könnte auch sagen, die Wahl des Namens erfolgte aus reiner Blödheit, was der ursprünglichen Bedeutung des Namens leider nicht gerecht wird. Hans und Suse sind das genaue Gegenteil: das vorsätzliche Vorgaukeln von volksnaher Harmlosigkeit, die ethymologischen Wurzeln werden stillschweigend gekappt, weil eher störend. Das verhält sich bei Lisa ähnlich, eine Namenswahl von Leichtmatrosen. Detlev hat nun gegen Mohammed den Kürzeren gezogen, was nicht weiter schlimm ist. Beides sind zwar ideologisch hinterlegte Namen, aber aus Detlev wird allenfalls ein Detsch und aus Mohammed ein Momo, was doch viel freundlicher klingt und aus dem Momo quasi einen Hans macht, womit die Dinge wie von Zauberhand ins Gleichgewicht geraten: die Germanisierung der semitischen Wurzeln, die nächste Volte. – Erfreulich jedenfalls, dass sich der Blog jetzt mit derlei Belanglosigkeiten beschäftigt.

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