Vielfalt oder Vielheit I

Vielfalt oder Vielheit im öffentlichen Raum oder: Der Irrtum des Multikulturalismus

von: Johannes Leitner

Straßenverkehrsordnung

Um den Straßenverkehr zu regeln, gibt es eine Straßenverkehrsordnung, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben, von der Polizei überwacht sowie, im besseren Fall, mit staatlich-polizeilicher Autorität oder, im schlechteren Fall, mit staatlich-polizeilichen Gewaltmitteln durchgesetzt wird. Daneben jedoch besteht eine ungeschriebene Ordnung der Sitten und Gepflogenheiten im Straßenverkehr, denen zuwiderzuhandeln die Polizei gewöhnlich nicht bestraft. Manche dieser Sitten verstoßen gar gegen den Buchstaben des Gesetzes. Aber sie haben sich kulturevolutionär entwickelt, um den Straßenverkehr für alle Teilnehmer möglichst sicher, flüssig und angenehm zu machen. Sie gründen in der Rücksicht auf Schwächere, im Verzicht auf eigene Rechte, wenn dies anderen Leute ersichtlich mehr hilft als es mir schadet; sie gründen im Einfühlen und Eindenken in andere, letztlich in der Goldenen Regel und im Kategorischen Imperativ.

Da mir die anderen Verkehrsteilnehmer persönlich unbekannt sind, und ich ihnen somit nicht bewusst wiederbegegnen werde, entsprechen die ungeschriebenen Regeln nicht einem individuell reziproken Altruismus do, ut des, ich gebe, damit du gibst. Der Autofahrer, der, gewiss auch als handicap-Signal, den Fußgänger die Straße überqueren lässt – ohne dass ihn das Auge des Gesetzes dabei beobachtete –, erwartet nicht, dass ihre individuellen Rollen sich morgen vertauschten; beide handeln in kollektiven Rollen, die regelmäßig ein bestimmtes Verhalten fordern und erwarten lassen. Die Regeln dazu sind in der homogenen Altruismusgemeinschaft entstanden, wo ich mich hinreichend darauf verlassen kann, dass die meisten anderen den gleichen altruistischen Vorgaben folgen wie ich selbst.

Tun sie dies aber nicht, dann strafe ich altruistisch: Ich weise, mir unmittelbar kostenstiftend, andere auf ihr Fehlverhalten hin, im Vertrauen, dass sie sich ändern werden. Nicht deswegen strafe ich, weil es mir dinglich noch etwas nützte – freilich befriedigt es mich seelisch –, sondern weil es voraussichtlich der Gemeinschaft nützen, weil es somit von der Gemeinschaft erwartet wird. Dabei muss ich, wie immer, nicht bewusst den Nutzen der Gemeinschaft anstreben, sondern es genügt, wenn die ethnokulturelle Gruppe mein unbewusstes oder halbbewusstes Verhalten daraufhin ausgelesen und entsprechend meine seelische Befriedigung daraus hervorgebracht hat.

Hierzulande ist es üblich, entgegenkommende Autofahrer vor Geschwindigkeitskontrollen der Polizei zu warnen, indem man sie mit der Lichthupe anblinkt oder andere Zeichen gibt. Dinglich gibt es dabei nichts zu gewinnen, umso weniger, als es mancherorts der Gesetzgeber verbietet und bestraft. Wer sich solcherart altruistisch verhält, der beweist seiner Umgebung und sich selbst, dass ihm das Gemeinwohl der Autofahrer etwas bedeute: Er ist nicht Widersacher der anderen Autofahrer, deren Schaden seinem Nutzen entspräche, sondern ihr Freund und Genosse; er strebt danach, mit ihnen gemeinsam, ungehindert von der Polizei, das knappe Gut der Straße möglichst kostenarm und nutzenstiftend zu gebrauchen.

Unordnung in der Allmende

Ohne eine homogene Altruismusgemeinschaft und ohne eine allgemeingültige Kultur der Rücksichtnahme bricht diese Allmendesittlichkeit im Straßenverkehr zusammen: Es gilt das Recht des Stärkeren, Schnelleren und Gewandteren; die Verkehrsregeln beachte ich lediglich dann, wenn ich fürchte, von der Staatsmacht ertappt und bestraft zu werden. Meine Kosten-Nutzen-Rechnung betrachtet allein die Gefahr einer Verkehrsstrafe gegenüber meinem Nutzen aus der Geschwindigkeit, gar meiner Lust an ihr; die Externalitäten meines Handelns gegenüber der Gemeinschaft aller Andern kümmern mich nicht. Dass man eine Sache schlicht nicht tue, ohne weitere Begründung, allein aus der allgemein üblichen Sittlichkeit, das kommt mir nicht in den Sinn.

Vielmehr versuche ich, mir jeden möglichen Vorteil zu erschinden, auch und vor allem auf Kosten der fremden Andern. Die Rettungsgasse auf der westmitteleuropäischen Autobahn verwirklicht die Grundsätze des Gefangenendilemmas; wenn wenige zum eigenen Vorteil betrügen, dann erfüllt sie nicht mehr ihren gemeinschaftsdienlichen Zweck. Lange Zeit galt es als englische Besonderheit, dass die Engländer, wo es nötig war, sich überaus gesittet in langen Schlangen anstellten, anstatt wie auf dem zurückgebliebenen Kontinent in ordnungslosen Haufen. Auch diese gute Sitte ist dann nicht mehr aufrechtzuerhalten, wenn die Zahl derer, die sich ständig rücksichtslos vordrängen, die Zahl der Nicht-Sittenengländer, eine bestimmte Größe erreicht hat. Das Gefangenendilemma wird auf eine für die Allgemeinheit schlechtestmögliche Weise gelöst, die Allmende wird von den Trittbrettfahrern ausgebeutet und von den Schmarotzern zerstört.

Ermangele ich so jener großgemeinschaftlich-altruistischen Sittlichkeit, dann beginne ich, die Anderen als Hindernisse, als Widersacher und vielleicht gar als Feinde wahrzunehmen, welchen ich mittelhaft oder gar zwecklich schaden will. Denn vom bloß störenden Hindernis zum gehassten Ärgernis ist nur ein kleiner Schritt. Bereits das Insekt, das lange genug meinen Nachtschlaf stört, beginne ich zu hassen; ich erblicke in ihm einen mich böswillig hassenden Feind und will es selbstzwecklich vernichten, auch mit höheren eigenen Kosten. Solchen zweckhaft schadenwollenden Hass, genauso wie jene selbstsüchtige Vorteilssuche, nehme ich auch von den andern Menschen in der großen Gesellschaft an; ich gerate in Wut, wenn ich von Andern zurückgesetzt werde, und verfalle in Häme, wenn ich Andere zurückgesetzt und geschädigt habe.

Volkliche Sittenverfasstheit

Ebenso wie der kleine Bereich des Straßenverkehrs besitzt der ganze öffentliche Raum des Volkes seine ungeschriebene Verfasstheit der Sitten. Wenn es nicht die Grundlagen des Rechts und der Gesetze betrifft, so ist nirgends festgeschrieben, wie ich mich in der Gesellschaft gegenüber anderen zu verhalten habe: Im Buch der Sitten liest man nur mit dem Herzen gut. Von jedem Einzelnen verlangt die Gesellschaft, sich gesellschaftsrichtig, sich dem Gewohnten entsprechend sittlich gut zu verhalten. Wenigstens ungefähr kennt so ein jeder den Rahmen dessen, was in der Gesellschaft begeistert, was gefällt, was man wünscht, was zufriedenstellt, was nicht unüblich, was noch annehmbar ist, was verwundert, was befremdet, was aufschreckt, was empört, was verstört, was bestürzt und was entsetzt.

Irre ich mich im Grenzfall darin, was nicht selten vorkommen mag, dann begehe ich einen faux pas, einen Missgriff und Irrtum im üblichen gesellschaftlichen Umgang; einen Irrtum des gesellschaftlichen Verhaltens, den ich mich bemühe wiedergutzumachen und aus dem ich für die Zukunft lerne. Solche Fehler versteht die Gesellschaft, und sie verzeiht sie, besonders dem jungen Menschen; der junge Mensch lernt noch, sich kulturell und sittlich der Gesellschaft anzupassen und anzugleichen.

Wenn mir dieser Rahmen allerdings im Ganzen fremd und unbekannt ist, wenn ich ständig gegen ihn verstoße, wenn ich, ohne meine Identität zu verleugnen und mein Wesen zu beschädigen, gar nicht anders kann, als ihm zu trotzen, wenn ich ihn sittlich vollkommen ablehnen muss – dann falle ich aus der Gesellschaft, dann nehme ich teil daran, die Gesellschaft in ihrem Eigenen zu verunsichern, ihr das Gewohnte, Sittliche und Heimatliche zu nehmen, ihre Identität in Frage zu stellen. Dann bin ich der Andere, der Beziehungslose, der ganz Fremde; und ich täte gut daran, entweder mein Sittenempfinden wesentlich zu ändern oder aber, was mir um einiges leichter fallen wird, mich von dieser Gesellschaft zu verabschieden und in Hinkunft fernzuhalten.

Diversität der Sitten

Aus all diesen Gründen schadet eine vielheitliche Diversität der Sitten, der Werte und des Rechtsempfindens, anstatt dass sie, den Gesetzen der absoluten und komparativen Vorteile entsprechend, gesellschaftliche Arbeitsteilung förderte. Arbeitsteilung bedeutet Zusammenarbeit von Gemeinsamem und Verträglichem, und sei dies im Rahmen des marktlichen Wettbewerbs, bedeutet schließlich Zusammenwirken zu gemeinsamen Zielen, wenigstens zu gemeinsamen Zwischenzielen; nicht aber meint sie den Kampf und Streit von Fremden und Unverträglichen, die einander in der Sache und selbst in der Person schaden wollen.

Eine in den Sitten hinreichend uneinheitliche Gesellschaft ist in ihrem Bestand ebenso gefährdet wie eine im Recht und im Rechtsempfinden ungleichartige Gesellschaft. Diversität, Vielfalt und Vielheit der Völker und Kulturen, muss dann für die Gesellschaft nachteilig wirken, wenn sie nicht bloß als in den kulturellen und ethnischen Zeichen oberflächliche Vielfalt besteht, in den Volksliedern und Volksbräuchen, in der Kochkunst, in aller Überlieferung malerischer Volkskultur, auch in der bloßen Hautfarbe – sondern wenn sie als ethnokulturelle Vielheit tiefer geht, wenn sie den ganzen Menschen in seinem ganzen ethnokulturellen Wesen erfasst, in seinem seelischen und sittlichen Wesen, und wenn der dann gegenübergestellt wird einer Welt, die ihm und der er selbst im Wesen fremd ist.

Nichtgesellschaftlichkeit entsteht somit nicht nur aus Rechtsungleichheit, sondern auch, und in nicht minderer Weise, aus Sprach-, Zeichen-, Sitten- und Kulturungleichheit: Ich tue mir schwer, mit Menschen in einer gemeinsamen Gesellschaft zu leben, deren Sprache ich nicht spreche, deren Verhalten mir fremd ist, deren Ziele ich nicht teile, deren Werte den meinen zuwiderlaufen, deren Sittlichkeit ich verwerfe, deren Fühlen ich nicht nachfühle, deren Denken mir nicht einleuchtet, in deren Gesichtern nicht zu lesen vermag und deren Körpersprache ich nicht verstehe. Kurz, Gesellschaftlichkeit fällt schwer mit Menschen, in denen ich mein Eigenes und meine Identität nicht wiederfinde, mitsamt allen ihren Eigenschaften, in denen ich mich nicht identitär und als Person selbst spiegele.

Ich sehe mich im nahen andern, weil der andere ist, wie ich bin; und ich spiegle mich im andern, weil der andere mein Verhalten versteht, widerspiegelt und solcherart beantwortet. Der fremde Andere aber ist mir ein unendlicher Abgrund, ohne freundliches Echo und ohne blinkend hellen Wasserspiegel, in dem ich mich als Abbild selbst sähe, wenn ich mich zu ihm hinneigte. – Augustinus in der Stadt Gottes: „Wenn sich zwei, von denen keiner die Sprache des anderen versteht, im Leben begegnen, ich meine nicht, vorübergehend nur, sondern durch irgendwelche Verhältnisse aneinandergekettet, so werden leichter stumme Tiere, selbst von verschiedener Art, miteinander gesellig als sie, die doch beide Menschen sind. Die Verschiedenheit der Sprache genügt, den Austausch der Gedanken ihnen unmöglich zu machen, und da hilft ihnen alle Ähnlichkeit der Natur zur geselligen Annäherung nichts, so daß der Mensch die Gesellschaft seines Hundes der eines Menschen aus der Fremde vorzieht.“[1]

Es gibt Abgründe, so weit, dass darüber niemals bequeme Brücken führen werden. Manchem entschlossenen, schwindelfreien Kletterer gelingt es, sie auf schwankem Seil von einem Gipfel zum anderen zu überqueren, und er ist dafür zu beglückwünschen; doch sollte uns sein Beispiel niemals glauben machen, dass dies auch die Massen vermöchten. Und in keinem Falle dürfen wir diese Vielen verleiten, es wider alle Wahrscheinlichkeit zu versuchen; niemals dürfen wir sie in eine Lage versetzen, in der ihnen vielleicht nichts anderes übrig bleibt, als einen solchen Gang zu wagen, wollen sie nicht auf dem jenseitigen Gipfel zugrundegehn.

Diversität des Soseins

In den Rechten, den Sitten und allen Sollenswerten der Gesellschaft drückt sich immer auch und vor allem ein Sollen und ein Wollen aus, eine bewusste oder unbewusste Zielhaftigkeit der Leute darauf hin, zu eigenen und gemeinsamen Zwecken die Gesellschaft zu erhalten und zukünftig zu verbessern. Wie immer ist die hinreichende Homogenität gesellschaftlicher Ziele Ausleseergebnis der ethnokulturellen Evolution. Daneben aber kann zugleich bestehen eine Homogenität oder aber eine Diversität des bloß gegenwärtig Tatsächlichen, des gegenwärtigen Soseins in den ethnokulturellen, auch in den leiblichen, geschlechtlichen oder klassenmäßigen Eigenschaften; ein Sosein, unverbunden mit einem möglichen Sollen daraus, oder dessen zunächst ungeachtet.

Eine innergesellschaftliche Ungleichheit und Ungleichartigkeit beispielsweise in den Seinswerten der Big Five (Neurotizismus, Extraversion, Erfahrungsoffenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit), in der allgemeinen Intelligenz und den Sonderintelligenzen, im Altruismus, im Nepotismus und in der Korrumpierbarkeit, in den Haidt’schen Seinswerten von Fürsorge, Freiheit, Gerechtigkeit, Loyalität, Autorität und Heiligkeit, in der Bevorzugung der persönlich Eigenen und in der Ansprechbarkeit der persönlich Fremden, oder in den Kohlberg’schen Ebenen des moralischen Bewusstseins – eine solche Ungleichheit kann schon aus sich selbst die Einheit der Gesellschaft stören. Wir nehmen das offenbar Ungleiche selbst zum Zeichen des Gemeinschaftsfremden; du bist keiner von uns, wenn du so ungemeinschaftlich bist, dich nicht bestechen zu lassen. Und die Ungleichheit könnte gar, unter sonst gleichen Umständen, die Gesellschaft zerstören oder zerstörerisch schwächen, überschreitet sie in der Zahl und im Ausmaß der ungleichen Eigenschaften einen bestimmten Rahmen.

Umso mehr und offensichtlicher tut sie dies aber in ihren Folgen, in den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Ergebnissen. Zum einen kann Eigenschaftsungleichheit im Sinne des Gefangenendilemmas und der ungeordneten Allmende zu gesamtgesellschaftlich schlechteren Folgen führen: Treffen im gleichen Raum eine Hoch- und eine Niedrigvertrauensgesellschaft aufeinander, dann setzt sich unter sonst gleichen Umständen die Niedrigvertrauenskultur durch, da und indem sie das Vertrauen der Anderen betrügerisch ausnutzt und die Allmende ausbeutet und zerstört.

Zum andern können sich ungleiche Gruppeneigenschaften, etwa in der Intelligenz, in der Gewissenhaftigkeit und in der Bildungskultur, in jeweils ungleichen Gruppenergebnissen auswirken. Schon kleine Seinsunterschiede sind imstande, gesammelt große Ergebnisunterschiede hervorzurufen. Das heißt, mit einem möglichen Schluss: Gäbe es keine Ungleichheit in den Eigenschaften, so gäbe es auch keine in den Folgen. Und umgekehrt weisen Ergebnisunterschiede lediglich auf wirksame Eigenschaftsunterschiede hin. Mit dieser Erkenntnis könnte man wohl, Ockhams Rasiermesser gehorchend, die Sache auf sich beruhen lassen.

[1] Augustinus, Civ. Dei, 19,7
© Johannes Leitner (Historiker)

Fortsetzung folgt

3 Gedanken zu “Vielfalt oder Vielheit I

  1. Pérégrinateur schreibt:

    Haben sie Quellen zu Verteilung der Big Five, weltweit, also je nach Nation oder idealerweiser sogar Ethnie? Man sollte hierzu jedoch vorab anmerken, dass wohl die Werte innerhalb jeder Population stark streuen.

    Eine im Denkmalschutz tätige Freundin ließ mich einmal ihres Unmuts über hierzulande reichgewordene türkische Gewerbetreibende teilhaftig werden, die sich nach ihrer Angabe keinen Deut um Denkmalschutzauflagen scherten. (Die Hiesigen murrten durchaus fleißig, befolgten sie aber dennoch in aller Regel.) Sie sprach ganz allgemein; die Größe ihrer Induktionsbasis kenne ich nicht.

    Die – um ein heute beliebtes Epitheton aufzunehmen – gruppenbezogenen Ergebnisunterschiede bei ethnischer Zumischung versprechen eine interessante Zukunft. Das kann man mancherorts ja schon beobachten, etwa in den USA. Die in den Sozialstatistiken erkennbaren Nachteile etwa der Schwarzen erkären sich nach dem „bösen“ Buch von Murray/Herrnstein („The Bell Curve“) größtenteils durch deren weiter links zentrierte Intelligenzverteilung. Dem Zeitgeist gemäß darf das aber nicht der Grund sein, also muss es an irgendeiner Art von böswilliger Diskriminierung liegen, die man „einfach nur“ abstellen muss. Naiv gewählte Heilmittel können dann zu ganz eigentümlichen Resultaten führen.

    Wenn man etwa in kriminalitätsbelasteten ethnischen Vierteln, in denen völlig unverständlicherweise die Zahl der von Polizeigewalt Betroffenen hoch ist, die Beamten zur Mäßigung anhält (drohende reflexhafte Rassismusvorwürfe reichen oft), dann nimmt die Unsicherheit zu, der Einfluss der Unterwelt wächst und die Zahl der Gewaltopfer insgesamt steigt an. Da etwa die Zahl der Todesopfer intraethnischer Gewalt aber öffentlich wenig Beachtung findet, wird das aber vermutlich ein Fortschritt erfahren.

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    Jüdische Anekdote aus Salcia Landmanns Sammlung.

    Erster Weltkrieg. Das Nesthäkchen einer jüdischen Mama im Stetl wird eingezogen und soll zur Front im Kaukasus abfahren. Die Mama verabschiedet sich am Bahnhof und erteilt letzte Lehren.
    – Hast Du auch Dein Taschentuch eingesteckt?
    – Ja, Mama.
    – Hast Du auch den Wollpullover eingepackt, den ich Dir gestrickt habe?
    – Ja, Mama.
    – Leg bitte Deinen Schal um, beim Fahren zieht es im Abteil und Du bist empfindlich!
    – Ja, Mama.
    – Was ich Dir vor allem noch sagen wollte, überanstrenge Dich ja nicht! Wenn Du also einen Türken abgemurkst hast, dann ruh Dich erst einmal aus. Dann kannst Du wieder einen Türken abmurksen, und dann ruhst Du DIch wieder aus. Und so weiter.
    – Weißt Du, Mama, einer dieser Türken könnte auch mich abmurksen …
    – Dich?! Meinen Schatz?! … Aber der hat doch gar keinen Grund!
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    Jeder teilt lieber aus, und das gilt genauso für Einzelne wie für soziale Gruppen. Widrigkeiten, auf die man trifft, werden weniger als Folge eigenen Versagens oder von selbst ausgelösten Gegenreaktionen angesehen, sondern vielmehr als Ausdruck primärer Bösartigkeit von außen. Dies gilt besonders, wenn wegen mangelnder Intelligenz und Bildung oder religiöser / weltanschaulicher Vernebelung die wirkenden Kausalketten nicht verstanden werden. Deshalb ist bei solchen Menschen auch das animistische Weltbild so verbreitet. Die entsprechenden Empörungen der „Diskriminierten“ treten dann fast naturgesetzlich ein, das solche Felder fleißig bearbeitende Antidiskriminierungsgewerbe beschleunigt sie allenfalls.

    Einwanderung einer sichtbaren Minorität mit starken Handicaps bereichert also durch eine ethnisch definierte Unterklasse. Dies gilt besonders, wenn die erkennbaren Unterschiede zur Mehrheitsgesellschaft selbst gesucht werden und wenn die Zuwanderer stark Endogamie praktizieren, so dass sich die Gruppe nicht nach und nach auflöst.

    ――――――――――――――――

    Immerhin aber ließe sich das Problem unterschiedlicher Opferquoten in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, dieser Stein des Anstoßes für alle Menschengleichheitsbeseelten, effektiv recht einfach durch eine neue Art von Quotenregelung abstellen.

    Da bei der diskriminierten Gruppe, wie oben gezeigt, wenig zu machen ist, muss eben die Zahl der Opfer unter der Restbevölkerung entsprechend erhöht werden. Ich vermute, gerade für die über Diskriminierung besorgten Kreise Einheimischer kann man eine entsprechende Selbstwidmung durchweg unterstellen, dort gibt es ja wohl keine Nager, die sich davor fürchteten, der Katze persönlich die Schelle umzuhängen. Und die Diskriminierten ihrerseits werden keinen Anstoß daran nehmen, ob es nun diese oder jene in der Unterdrückergruppe trifft, wenn sie nicht sogar auf der Höhe der Zeit sind und über einen intersektionellen Faktor bei der Auswahl nun eben auch der Kompensationsopfer froh sein würden. Hierbei darf ansonsten nicht willkürlich vorgegangen werden, sondern die individuelle Auswahl muss dem Zufall anheimgestellt werden.

    Die Polizei sollte nach Auslosung passender Orte in den Speckgürteln der größeren Städte, also dort wo die Menschheitsbeseelten wohnen, zur Arbeitszeit, also wenn die meist leider doch ein bisschen anders denkenden Gatten nicht am Ort sind, shooting sprees in den besseren Einkaufszentren unternehmen, bis endlich die Quote stimmt und Gerechtigkeit geübt ist. Vielleicht könnte man die Aufgabe statt der wenig darin geübten Polizei auch Fachkräften übertragen, die schon Erfahrung in solchen Dingen gesammelt, auch mehr Freude an ihnen haben und die derzeit hinten in der Türkei nutzlos müßig gehen müssen. Frau Merkel kann ja mal darüber mit Herrn Erdoğan sprechen.

    Da man unter den Gerechtigkeitsfreunden gerne über die eigenen eden Gefühle spricht und dabei Plakate mit übernommenen englischen Parolen hochhält, will ich selbst hier am Ende beides gewissermaßen verbinden:

    I profess, in the sincerity of my heart, that I have not the least personal interest in endeavoring to promote this necessary work, having no other motive than the public good of my country, by advancing equality, providing living space for newcomers, relieving the discriminated, and giving some pleasure to the social justice warriors.

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    • R. X. Stadler schreibt:

      Weltweite Untersuchungen zu den Big Five bzw. zu deren Verschmelzung im General Factor of Personality leiden, wie es scheint, unter anderem an der unterschiedlichen Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer, aber auch an bisher unbekannten Faktoren, die interethnische Vergleiche erschweren (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0191886919304994). Dagegen sollten die Kulturdimensionen von Geert Hofstede, deren weltweite Kartendarstellung sehr aufschlussreich ist, gut mit den Big Five korrelieren.

      Es ist sicher richtig, dass, wie so oft, auch die Verteilung der Persönlichkeitswerte innerhalb einer Bevölkerung eine Glockenkurve bildet. Dabei darf man, trotz der Wichtigkeit dieser Werte, und insbesondere der allgemeinen Intelligenz, nicht die vorherrschende Kultur unterschätzen – die jedoch wiederum mit den Intelligenz- und Persönlichkeitswerten zusammenhängt.

      Magisches und animistisches Denken müsste also mit niedriger Intelligenz korrelieren – wenn nicht eine starke Kultur auch die Intelligenten dazu verführen könnte, sich Theorien struktureller Privilegierungen, Diskriminierungen und Unterdrückungen zu verschreiben, viel mehr, als dies empirisch gedeckt sein wird. Der große Wahnsinn befällt meist die Intelligenten, nicht die Einfachen.

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      • Pérégrinateur schreibt:

        Danke! Dass die OCEAN-Werte (im Unterschied zu IQ-Werten) auf Tests mit Selbsteinschätzung beruhen, wusste ich eigentlich schon. Kein Wunder also, dass die Ergebnise durch Unterschiede im Antwortverhalten u.ä. mitbestimmt werden. Die Ergebnisse der Sozialwissenschaften sind eben recht wacklig, selbst wenn diese empirisch arbeiten.

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