Offener Brief an Alan Posener

„Wenn man wirklich für Meinungsfreiheit ist, dann muß man auch für die Freiheit von Standpunkten eintreten, die man verachtet. Sonst ist man nicht für Meinungsfreiheit.“ (Noam Chomsky, zitiert in Baños: So beherrscht man die Welt)
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Sehr geehrter Herr Posener,

Sie haben meinen Artikel „Ich gebe zu Protokoll“, in dem ich auch Ihre Besprechung des Corpus Delicti – Pedro Baños Buch „So beherrscht man die Welt“ – aus offensichtlichen Gründen erwähne und bewerte, mit folgenden beiden Kommentaren bedacht:

9.9.2019: „Posener-Leser wissen sehr gut, daß der Mann immer und überall Antisemitismus wittert und zudem mit seinen jüdischen Wurzeln väterlicherseits kokettiert, posiert und hausieren geht (wenn er das läse, dann wäre ich mit dieser Aussage hundert Pro auch Antisemit)“.
Nö. Sie bedienen natürlich ein antisemitisches Vorurteil, aber das heißt nicht, dass Sie Antisemit sind. Ich würde Sie allerdings auffordern, jeweils auch nur EIN Beispiel dafür zu liefern, dass ich mit meinem jüdischen Vater „kokettiere“, „posiere“ und „hausieren gehe“.
Natürlich könnten Sie jede Erwähnung meines Vaters in diversen autobiographischen Texten als „Koketterie“ und „Pose“ abtun, statt als Erklärung bestimmter Einstellungen und Haltungen. Doch „Hausieren“ – also ein Geschäft machen – geht jenen einen Schritt zu weit, nämlich von Interpretation zu übler Nachrede. Sie sollten das zurücknehmen, und zwar öffentlich.
Dass ich aus den 460 Seiten des Banos-Buchs jene Stellen zitiere, die besonders meine These stützen, das Buch sei ein verschwörungstheoretisches und antisemitisches Machwerk, ist guter journalistischer Brauch. Ein verdorbener Apfel ist ein verdorbener Apfel, auch wenn einige Stellen noch essbar sein sollten. Sie zitieren ja meine Kritik auch nicht vollständig, ja eigentlich gar nicht; zum Teil unterstellen Sie mir Sachen, die ich nicht geschrieben habe, etwa dass der weltumschlingende Krake ein per se antisemitisches Bild sei. Aber egal.
Nein, Sie sind nicht Antisemit. Selbst dazu fehlt Ihnen das Format.

12.9.2019: Sie scheuen sich, meinen Kommentar zu posten. Sie werden dafür Ihre Gründe haben, als da wären, Feigheit, schlechtes Gewissen, die Angst, sich vor ihren Claqueuren zu blamieren.Ich bestehe dennoch auf einer Entschuldigung. Öffentlich.

Gleich vorweg: Der Ton, den Sie hier anschlagen, wird auf diesem Blog nicht goutiert! Normalerweise würde ich eine derartige Wortmeldung, dieses drive-by-Gepöble, keiner Erwiderung würdigen. Ich tue es in Ihrem Falle dennoch und das aus mehreren Gründen.

Zum ersten decouvrieren Sie sich auf nahezu kongeniale Art und Weise selbst und bestätigen die von mir getätigten Äußerungen.

Desweiteren auch, weil Sie es sind, weil Sie einen Namen haben, weil Sie eine Person von öffentlichem Interesse sind.

Zum dritten, weil Ihre Vorwürfe schwer wiegen und Sie versuchen, mich zu diskreditieren.

Aber ebenfalls, weil die Widerlegung Ihrer Vorwürfe mir die Gelegenheit gibt, die Art und Weise Ihrer Arbeit, den „guten journalistischen Brauch“, exemplarisch aufzuzeigen.

Und schließlich, weil Sie ausdrücklich auf einer öffentlichen Reaktion bestehen und diese Forderung auch mit einer raunenden Drohung verbinden.

Ihre beiden Wortmeldungen zeugen von einer fundamentalen Unkenntnis dieses Blogs, den Sie vermutlich nur durch die Erwähnung Ihres Namens bemerkt haben. Sie haben sich nicht die geringste Mühe gemacht, sich darüber zu informieren, Sie wissen nicht, wer der Autor ist, wie er schreibt und denkt, was seine Ziele und Motivationen sind. Ja, Ihnen ist noch nicht mal deutlich geworden, daß ich diese Seite den gesamten September über habe ruhen lassen, weil ich – zwecks Sprachtrainings – eine komplette Internetabstinenz eingelegt hatte. Um das zu erfahren, wäre nichts weiter nötig gewesen, als meinen letzten Kommentar zu lesen, der drei Wochen lang an oberster Stelle gestanden hat, oder meinen bis dato letzten Artikel, der diese Aussage implizit beinhaltete. Es ging Ihnen ausschließlich um Sie selber – Sie fühlten sich gekränkt.

Das allein sagt schon einiges über Sie als Person aus: Daß ein Alan Posener, der seit Jahren und Jahrzehnten das Meinungsklima in diesem Land an vorderster Front mitgestaltet, der Zugang zu den größten Medien in Presse, Funk und Fernsehen hat, sich von einem Blogger angegriffen fühlt, der – im Vergleich zu Ihnen – ein Niemand ist, dessen Leser oder Claqueure, wie Sie meine Leserschaft zu benennen sich entschieden, in ein paar Dutzend gezählt werden können, spricht Bände. Aber nicht Ihr Charakter steht hier zur Diskussion – ich werde versuchen, diese durchaus aufschlußreiche Frage nachfolgend streng auszuklammern. Wer sich dafür interessiert, dem darf ich die Kommentarspalten des Blogs „Starke Meinungen“ empfehlen.

Hier jedenfalls herrscht ein ganz anderes Klima. Das hat im Übrigen niemand anderes als Helmuth Lethen in seinen Kommentaren mehrfach hervorgehoben – Lethen kann offensichtlich anders mit Kritik umgehen als Sie, und das, obwohl auch er keinen Grund hat, über meine sachliche Kritik umfänglich glücklich zu sein[1].

Daß Sie nun aber meine Leserschaft oder zumindest Teile von ihr als „Claqueure“ bezeichnen, das ist doch ziemlich unerhört. Nachdem Sie Forderungen gestellt haben, nehme ich mir selbige Freiheit und fordere Sie auf, mir auch nur einen Claqueur unter meinen Kommentatoren zu benennen. Hätten Sie die Diskussionen verfolgt, dann wüßten Sie, daß diese Webseite gerade durch ein außergewöhnlich hochwertiges, intelligentes, gebildetes und kultiviertes Kommentariat hervorsticht – ich kenne, bei aller Bescheidenheit, fast nichts Vergleichbares. Diese selbstdenkenden und kritischen Menschen als „Ihre Claqueure“ zu bezeichnen, ist nun ziemlich dreist. Es ist Ihnen offensichtlich auch entgangen, daß Ihr wohl klügster Kommentator auf „Starke Meinungen“ auch hier zu den „Claqueuren“ zählt.

Zur Sache: Sie fühlten sich durch folgenden Abschnitt meines Artikels angegriffen:

Alan Posener gelingt es immerhin, in seiner Kritik – hinter Bezahlschranke –, ein paar Sequenzen zu zitieren, die den Anschein eines gewissen Antisemitismus erwecken, aber er zieht erstens aus 460 Seiten ein paar entkontextualisierte Passagen heraus, er überdramatisiert zudem in einigen Fällen enorm – das Bild des Kraken ist bei ihm per se auch antisemitisch, sogar das Abbilden einer Weltkugel steht unter diesem Verdacht – und Posener-Leser wissen sehr gut, daß der Mann immer und überall Antisemitismus wittert und zudem mit seinen jüdischen Wurzeln väterlicherseits kokettiert, posiert und hausieren geht (wenn er das läse, dann wäre ich mit dieser Aussage hundert Pro auch Antisemit).

Sie werfen mir dann vor, „ein antisemitisches Vorurteil“ zu bedienen, ohne zu benennen, worum es sich dabei handeln könnte. Ich kann daher nur vermuten, daß es sich um den Begriff des „Hausierens“ handelt, auf den Sie ja auch gesondert rekurrieren. „Hausieren“ ist bei Ihnen demnach mutmaßlich antisemitisch konnotiert, weil es das Bild des „handelnden“ oder „wuchernden Juden“[2] evoziert. Nun, das wäre ein Paradebeispiel Ihrer Hyper- und Übersensibilität den Antisemitismus betreffend, den Sie überall und immerfort wahrnehmen, auch dort, wo er noch nicht mal gedacht wird. Was nützte es, Ihnen zu versichern, daß das Jüdischsein eines Menschen – ob nun im religiösen, genealogischen oder politischen Sinne – in meinem Denken noch nie eine Rolle gespielt hat? Sie würden es nicht akzeptieren, denn in Ihren Augen ist fast jedermann latenter Antisemit[3].

Es hätte genügt, das erstbeste Thesaurus aufzuschlagen, von mir aus auch im Internet, um zu sehen, daß die primäre Wortbedeutung des Wortes „hausieren“ folgende ist: „(mit etwas) an die Öffentlichkeit gehen, (mit etwas) an die Presse gehen, ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zerren …“. Es gibt natürlich auch die Bedeutung „Von Tür zu Tür gehen“, „Klinken putzen“, „an der Haustür verkaufen“ – und auch in dieser Lesart hat das Wort in meinem Text Bestand, denn – figurativ gesprochen: das ist es, wenn jemand monothematisch immer wieder die gleichen Dinge ausruft und dafür gehört und bezahlt wird. Wie Sie das antisemitisch lesen, ist Ihr Geheimnis.[4]

Es ist Ihnen im Eifer der vermeintlichen Verletzung auch entgangen, daß an dieser Stelle eine rhetorische Figur – man nennt sie Akkumulation – Anwendung fand, die zum einen den Lesefluß verbessern, die vor allem aber eine gewisse ironische Note in den Abschnitt bringen sollte. Hätten Sie die Ironie und Ästhetik der Stilfigur verstanden, dann wäre Ihnen auch die Folgerichtigkeit der begrifflichen Reihenfolge ins Auge gefallen, in der das Wort „hausieren“ nicht als Ausnahme, sondern als konsequente Fortsetzung der beiden Vorbegriffe fungiert. Wenn ich mir hier etwas vorzuwerfen habe, dann möglicherweise mit dem Begriff „posieren“, der vielleicht einen Tick zu billig, sprachästhetisch möglicherweise Kitsch ist.

Daß ich behaupten würde, Sie würden mit „Ihrem jüdischen Vater kokettieren, posieren und hausieren“, ist nun eine Lesefehlleistung, die vermutlich unter Sloterdijks Diktum fällt: „Das schlechte Lesen ist eine Waffe, die von den Teilnehmern am Wettbewerb um Aufmerksamkeit immer unverhohlener eingesetzt wird. … Die guten intellektuellen Manieren werden vom Textmobbing abgelöst.“

Tatsächlich steht in meinem Text: „…daß der Mann immer und überall Antisemitismus wittert und zudem mit seinen jüdischen Wurzeln väterlicherseits kokettiert, posiert und hausieren geht.“ Nicht daß Sie mit Ihrem Vater kokettieren, posieren und hausieren steht da, sondern, daß Sie mit Ihrem jüdischen Herkommen selbiges tun und dieses aufgrund Ihrer leiblichen Abstammung väterlicherseits. Ihr Vater als Person und Mensch interessiert in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Daß ich die genealogische Linie benenne, war einzig und allein eine notwendige Information für den Leser – daher auch der Link. Die meisten Leser haben das auch verstanden: der Link zu Wikipedia über Ihren Vater wurde so gut wie nicht angeklickt.

Wenn man den wahren Sinn dieser Aussage versteht, dann fällt es auch nicht mehr schwer, die von Ihnen verlangten Beispiele anzuführen. Sie finden sich in jedem Ihrer Texte, der direkt oder durch die Blume den „allgegenwärtigen“ Antisemitismus thematisiert. Gerade haben Sie eine solche Blüte in DIE WELT veröffentlicht, wo Sie gestandenen Demokraten antisemitische Meinungen unterstellen, nur weil diese den Namen „Morgenthau“ in den Mund genommen haben. Und auf „Starke Meinungen“ haben Sie vor wenigen Tagen einen Text veröffentlicht, in dem Sie – das Beispiel des Parasiten (sic!) nutzend; man müsse das „epidemiologisch betrachten“ (sic!) – eine Distinktion zwischen Antisemiten und antisemitischen Äußerungen versuchen. Dieser Text ist auch für vorliegenden Disput von Interesse und sollte zur Kenntnis genommen werden. Nebenbei: Auch sieben Tage nach seiner Veröffentlichung haben Sie die Kommentare noch nicht freigeschaltet. Wenige Tage zuvor erschien eine Gleichstellung von Antizionismus und Antisemitismus aus Ihrer Feder und auf besagtem Blog haben Sie diesen Text veröffentlicht. Interessant in unserem Rahmen ist auch Ihre Besprechung des Buches von Thomas Wagner über die Neue Rechte, wo wir zum ersten Mal die Klingen kreuzten – Ihre intolerante Art und Weise hatte mich ziemlich schnell davon überzeugt, ein Gespräch mit Ihnen besser zu vermeiden[5].

Kurz und gut, Herr Posener, Sie können schwerlich Ihre Besessenheit von diesem Thema leugnen und – diese Vermutung ist sicher gestattet – Ihre Begeisterung für diesen Kampf ist wohl schwer ohne Ihr jüdisches Erbe väterlicherseits zu verstehen.

Desweiteren werfen Sie mir vor, daß ich Ihre Kritik „nicht vollständig“ zitiere, „ja eigentlich gar nicht“. Zu Ende gedacht hieße das, den „WELT“-Artikel in Gänze zu zitieren, was wohl rechtswidrig gewesen wäre. Natürlich steht jedem Autor zu, Fremdaussagen aus einem Kontext herauszulösen, nur darf dieser dabei nicht entfremdet werden. Mir scheint das bei einem kurzen Text mit nur einer Hauptaussage (Ihrem) eher möglich, als bei einem dicken Wälzer (Baños), der sich in 22 Hauptpunkten nebst 100 Seiten Herleitung ausfaltet. Da der Artikel nicht den Zweck hatte, Ihre Kritik zu behandeln, sondern nur die verheerende Wirkung selbiger – woran Sie offensichtlich und bezeichnenderweise keinerlei Anstoß nehmen! –, ist dieser Punkt obsolet.

Daß ich Ihnen „Sachen unterstelle, die Sie nicht geschrieben haben“ ist nun freilich selbst eine Unterstellung! So behaupten Sie, Sie hätten nicht davon geschrieben, „daß der weltumschlingende Krake ein per se antisemitisches Bild sei“. Es genügt an dieser Stelle, die Buchabbildungen nebst Beschriftungen wiederzugeben (sollten Sie für diese nicht verantwortlich sein, dann stellen Sie in Zukunft sicher, daß WELT-Mitarbeiter in Ihren Artikeln nicht Dinge unterbringen, für die Sie nicht einstehen können):

„Das Buchcover von Pedro Baños in Spanien macht keinen Hehl daraus, wessen Geistes Kind es ist: Die antisemitische Krake beherrscht das Bild.“ Quelle: WELT Online: Alan Posener: Nach der Lektüre seines Buchs fühlt man sich beschmutzt Veröffentlicht am 13.08.2019

„Auch in britischen Buchhandlungen wird das Buch von Pedro Baños mit Krakenarmen beworben.“  .“ Quelle: WELT Online: Alan Posener: Nach der Lektüre seines Buchs fühlt man sich beschmutzt Veröffentlicht am 13.08.2019

„Die Krake war im Nationalsozialismus das Symbol für antisemitische Propaganda – hier eine Karikatur mit Churchill Quelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library“ Quelle: WELT Online: Alan Posener: Nach der Lektüre seines Buchs fühlt man sich beschmutzt Veröffentlicht am 13.08.2019

„Auf dem deutschen Cover wurde die Krake durch eine Weltkugel ersetzt.“  Quelle: WELT Online: Alan Posener: Nach der Lektüre seines Buchs fühlt man sich beschmutzt Veröffentlicht am 13.08.2019

Nun zu Ihrer Arbeitsweise. Sie halten es für „guten journalistischen Brauch“, aus einem Buch nur jene Stellen zu zitieren, die Ihre These bestätigen. Ich zweifle nicht an diesem Brauch, aber ich kann ihn nicht gut finden, vor allem dann, wenn der Impetus des Buches dadurch komplett verfehlt wird und, zweitens, damit eine individuelle Vorannahme bestätigt werden soll. Ihr Bild mit dem Apfel würde ich lieber umdrehen: Ein guter Apfel ist ein guter Apfel, auch wenn er ein paar Flecken hat. Sie reduzieren das besprochene Buch auf den Antisemitismus, Sie erklären Ihren Lesern mit keiner Silbe, was der eigentliche Auftrag des Werkes ist und Sie erwecken den Eindruck, es sei komplett von Antisemitismus durchsäuert. Beides entspricht nicht der Wahrheit. Um diesen falschen Eindruck zu untermauern, zitieren Sie entkontextualisiert – und das kann oder sollte kein „guter journalistischer Brauch“ sein.

Ich möchte nachfolgend drei Beispiele Ihrer Arbeitsweise aufzeigen.

Sie schreiben unter der Überschrift „Feindbild ist die Familie Rothschild“:

„Hauptquelle für dieses Zerrbild ist kein britischer Faschist, sondern ein brasilianischer Linker: Moriz Bandeira, der in seinem Opus Magnum ,The World Disorder‘ die USA als ,oligarchische Tyrannei‘ beschreibt, die nach ,9/11‘ sogar ein ,Staat faschistischen Stils‘ geworden seien, natürlich ,im Dienst der Wall Street und der Lobbys‘. Das Ergebnis, so Baños, sei überall auf dem Planeten ,Chaos, Gewalt, Zerstörung und eine humanitäre Katastrophe‘.

Wer aber steckt hinter diesem globalen Zerstörungswerk? Einmal darf man raten. Unter der Kapitelüberschrift ,Wer beherrscht die Weltwirtschaft?‘ nennt Baños an erster Stelle ,die Familie Rothschild‘ und fügt hinzu: ,Es ist leicht zu erkennen, dass das Vermögen der Rothschilds jenes der anderen bei Weitem übersteigt.‘ Den Beweis freilich bleibt er schuldig und erklärt das so: ,Auch wenn die Zahlen immer ungenau bleiben werden, ist die wirtschaftliche Macht eines solchen Vermögens offensichtlich riesig. Selbiges gilt für die Möglichkeit, in alle Richtungen Einfluss auszuüben, was zusammen mit der traditionellen Öffentlichkeitsscheu der Familie zu zahlreichen Spekulationen über ihre wahre Fähigkeit geführt hat, Entscheidungen von weltweiter Bedeutung mitzuprägen.‘“

Ihre rhetorische Suggestivfrage: „Wer aber steckt hinter diesem globalen Zerstörungswerk? Einmal (sic!) darf man raten“, beinhaltet bereits die – Ihre – Antwort: die Juden. Besagte Passage befindet sich auf Seite 71 des besprochenen Buches. Mit keinem Wort erwähnt Baños die Rothschilds als jüdische Familie, sondern er behandelt sie ausschließlich als „reichste Familie der Welt“. Es stimmt auch nicht, daß er „den Beweis schuldig bleibt“, denn der Kontext zeigt, daß er gar nicht in der Beweisschuld steht. Baños zitiert hier eine externe Quelle, und zwar die Webseite „Investopedia[6]. Die mag nun seriös sein oder nicht, indem der Autor auf sie verweist, macht er darauf aufmerksam, daß nicht er, sondern diese Quelle für die Information verantwortlich ist.

Es tun sich hier zwei Fragen auf – wenn man sehr neugierig ist –, die man mit „ja“ oder „nein“ beantworten kann; die zweite Frage ist m.E. entbehrlich für die meisten Folgeargumentationen. Erstens: Sind die Rothschilds die reichste Familie der Welt bzw. verfügen sie über ein Vermögen von ca. zwei Billionen Dollar, wie die vom Autor zitierte Quelle behauptet, und zweitens: sind die Rothschilds jüdischer Abstammung (und spielt das irgendeine Rolle)? Wenn beide Fragen bejaht werden können, wenn die Antworten also reine Tatsachen feststellen, dann sollte der Fakt auch problemlos benannt werden können – weil er wahr ist –, ohne daß jemand die bloße Benennung der Realität mit dem diskurstötenden Label „Antisemitismus“ versieht.

Daß das angenommene Vermögen der Rothschilds nun „bei weitem das Vermögen der anderen übersteigt“ wird aus der Auflistung der vier nächstreichsten Familien – nur darum ging es im Kontext – ersichtlich. Und daß ein enormes Vermögen wirtschaftlichen und politischen Einfluß nehmen kann, werden Sie sicherlich nicht bestreiten wollen.

Ein weiteres Beispiel Ihres „guten journalistischen Brauches“ ist der Fall Ulfkotte. Sie suggerieren, der Autor behaupte: „Journalisten würden gekauft oder, wenn sie wie Udo Ulfkotte die Machenschaften der USA aufdecken, von der CIA ,diskret ausgeschaltet‘, sprich ermordet.“[7] Wir befinden uns auf Seite 276. Dort schreibt Baños: „Ulfkottes Tod wurde von vielen seiner treuesten Anhänger, die wie er selbst (sic!) zu Verschwörungstheorien (sic!) neigten, als von der CIA arrangierter Mord gesehen, ein ,diskretes‘ Ausschalten einer lästigen Person …“ Mitnichten behauptet der Autor also in diesem Zusammenhang, daß – wie Sie schreiben – „Journalisten gekauft“ oder „ausgeschaltet“ würden, wenn sie „Machenschaften der USA“ aufdecken, wie im Falle Ulfkotte, sondern lediglich, daß dies „viele seiner treuesten Anhänger“, mithin Verschwörungstheoretiker, glaubten. Baños hingegen schreibt klar und deutlich: „Am 13. Januar 2017, eine Woche vor seinem 57. Geburtstag, starb Ulfkotte an einem Herzinfarkt.“ (274) Sie erwecken erneut mit ein paar linguistischen Tricks einen falschen Anschein. Nebenbei: Niemand sollte freilich so naiv sein und annehmen, daß die CIA – oder jeder andere relevante Geheimdienst (auch der Mossad, mit Verlaub, um Ihren Hunger zu stillen), nicht unliebsame Kritiker, darunter Journalisten, töten läßt – ob das im Falle Ulfkotte nun zutrifft, ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann.

Schließlich ein drittes Exempel: Sie notieren in Ihrem Blog-Artikel (den man viel umfänglicher kritisieren müßte, als das hier möglich ist): „In diesem Machwerk kann man lesen, daß alle Kriege und Revolutionen des 20. Jahrhunderts letztendlich von Juden angezettelt wurden: von den Rothschilds, von George Soros und anderen Finanziers.“ Und in der WELT schreiben Sie: „Und da darf der jüdische ‚Finanzmagnat und Spekulant George Soros‘ nicht fehlen: ‚Hintermann und Antreiber nahezu aller Revolutionen und Putschversuche, die in den letzten 25 Jahren auf der Welt stattgefunden haben.‘“ Beide Aussagen sind im Buch nicht vorzufinden! Die Ausführung, „daß alle Kriege und Revolutionen des 20. Jahrhunderts letztendlich von Juden angezettelt wurden“, findet sich weder wörtlich noch inhaltlich im Buch, es ist ein – ich drücke es vorsichtig aus – kompletter Irrtum Ihrerseits. Der Autor behandelt alle kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts – wie übrigens auch alle anderen von König Kyros II. (539 v.Chr.) bis zu den kommenden Kämpfen um Weltall, Mond und Planeten – gänzlich ohne den Rekurs auf Rothschild, Soros oder einen sonstigen „Juden“.

Die zweite Darlegung könnte man als manipuliert betrachten, denn erstens spricht der Autor ausschließlich – wenn ich nicht irre – vom „ungarischstämmigen US-Amerikaner George Soros“ – der jüdische ‚Finanzmagnat und Spekulant‘“ ist Ihre Innovation –, zum zweiten spricht hier nicht Baños selbst, sondern zitiert indirekt (keine wörtliche Rede) „die inzwischen vom Netz genommene DC-Leaks-Webseite“ … Die Betreiber sehen“, schreibt der Verfasser, „in dem ungarischstämmigen US-Amerikaner“ usw. den „Hintermann und Antreiber“ etc. (188f.)

Man könnte viele weitere Beispiele des „guten journalistischen Brauches“ besprechen, doch ist das nicht der rechte Ort. Nur um meinen Lesern einen authentischen Eindruck Ihrer Arbeitsethik zu geben, will ich in aller Kürze einige weitere Fälle erwähnen:

  • Sie nennen in Ihrem letzten, dem „epidemiologischen“ Artikel, Baños einen Hochstapler, lassen aber offen, worauf sich diese unerhörte Denunziation bezieht.
  • Sie erwähnen in Ihrer Besprechung, daß Baños „in Franco-Spanien aufwuchs, studierte und diente“ und insinuieren damit eine geistige Kontinuität zum Faschismus. Tatsächlich gibt es Indizien, daß der Autor linke Positionen vertritt.
  • Sie schreiben an gleicher Stelle: „Wie kam es zum Zweiten Weltkrieg? Dumme Frage. Wir kennen die Geschichte. Aber Pedro Baños erzählt sie so …“ und erklären damit die Erforschung und Aufklärung der Geschichte – die wir ja alle schon kennen – für beendet; ein „Argument“, das fatal an die gefährlichen Denkfiguren einer vorpubertären Autistin erinnert.
  • Sie verweisen darauf, daß Baños seine Darlegungen vom britischen Historiker J.F.C. Fuller habe, gehen aber auf dessen Ansichten nicht ein, sondern es genügt Ihnen, Ihre Leser davon zu informieren, daß Fuller Faschist und „glühender Verehrer Hitlers“ war – womit seine Argumente auch als solche obsolet seien.[8]
  • Diese Volte führen Sie an anderen zitierten Historikern ebenfalls vor (Görlitz, Bandeira).
  • Sie unterstellen Baños, wenn er von „Zinskapital“ spricht, daß er eigentlich vom „wuchernden Juden“[9] spräche.
  • Sie nennen den „Antaios“-Verlag einen „obskuren Verlag“ und stellen ihm die „renommierten Verlage“ gegenüber, ohne daß man zu lesen bekäme, was nun den einen disqualifiziert. Das hindert Sie nicht daran, in Ihrer theoretischen Vertiefung vom „Verlags-Moloch[10] Random House[11], der wiederum von Bertelsmann kontrolliert[12] wird“, zu sprechen.
  • Sie bezichtigen die Internetzeitung „El Boletin“, in der namhafte spanische Journalisten arbeiten, als eine „prorussische und verschwörungsaffine Webseite“, ohne daß der Leser diese Beschreibung bestätigen kann. Die dort in einem Interview von Baños getätigten Aussagen, finden sich im Buch nicht wieder – man kann beides nicht vermischen. Auch ist von einer „Weltregierung“, wie Sie schreiben, nicht die Rede, so wenig, wie von einer „Weltherrschaft“ – weder im Buch, noch im Interview.
  • Sie schieben Baños die Aussage unter, „in Rußland selbst würden ‚Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Gruppen wie die feministische Punkband Pussy Riot und selbstverständlich die Medien und die die sozialen Netzwerke‘ eingesetzt“. In Wirklichkeit schreibt der Verfasser aber – Hervorhebungen von mir –, daß dies eine Behauptung Rußlands – nicht seine – sei, daß „der Kreml von seinen Gegnern unter Führung der Vereinigten Staaten den Versuch geradezu erwartet, Zwietracht im Land zu säen. Über Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Gruppen wie die feministische Punkband Pussy Riot und selbstverständlich die Medien und die die sozialen Netzwerke würden angeblich Themen wie der wie der Mangel an politischen Freiheiten oder die Mißachtung der Rechte von Homosexuellen dazu eingesetzt, das von Putin errichtete System in Schwierigkeiten zu bringen.“ (301)
  • Ihr Urteil über Baños‘ Argumentationskette – die in der Tat mitunter sehr holzschnittartig ist, wenn man strikte historische Maßstäbe anlegen wollte – wird nicht inhaltlich, sondern rhetorisch gefällt: „Eine Interpretation wie von Joseph Goebbels“. Auch hier wird uns das „warum“ verschwiegen – es genügt Ihnen die Denunziation, die Beschmutzung des Namens durch einen anderen Namen.
  • Sie kommen in einer waghalsigen Herleitung zu dem Schluß, daß das Buch „offensichtlich“ von den „Protokollen der Weisen von Zion“ „beeinflußt wurde“, die „auch Adolf Hitler inspirierten“, bleiben den Beweis dieser Aussage aber schuldig. Stattdessen zitieren Sie „die Rabbinerin und Antisemitismusexpertin“ Baroness Neuberger, die nach einer Untersuchung des Buches zu dem Schluß kam – es ist dennoch nur ihre Meinung, ist δόξα, nicht ἐπιστήμη –, Teile darin verraten „eine Art Faszination mit den Rothschilds[13], die nicht an sich antisemitisch ist, aber Anspielungen enthält über jüdische Verschwörungen, mächtige, halb versteckte, geheimnisvolle Gruppen meist jüdischer Bankiers. Das alles geht zurück auf die ,Protokolle der Weisen von Zion‘.“ Zwischen diesem „Das alles geht zurück auf“ und Ihrem „das offensichtlich davon beeinflußt wurde“ liegen Welten, die Sie in einem linguistischen Trick oder einem Logikfehler verstecken. Sie ziehen in Ihrer verqueren Dialektik dann die unverschämte Konklusion: „Es konnte also bei einem renommierten deutschen Verlag ein Buch erscheinen, das Passagen enthält, bei denen ein berüchtigtes antisemitisches Machwerk Pate stand.“
  • Sie geben schließlich an prominenter Stelle und mehrfach zu Protokoll: „Nach der Lektüre fühlt man sich beschmutzt“ – hier darf man mit Heidegger fragen: wer ist das Man? Ich bin es jedenfalls nicht, ich fühle mich nicht beschmutzt auch wenn ich das Buch – aus anderen Gründen, die ich später vorlegen werde – für kritisierbar halte. Auch das dreifache Heyne-Lektoriat fühlte sich bis zu Ihrer Besprechung wohl nicht beschmutzt und selbst Starrezensent Münkler schien sauber aus der Lektüre hervorzugehen. Sie maßen sich an, in der Frage des Antisemitismus für alle, für das „man“ zu sprechen.

Gestatten Sie mir, Herr Posener, Sie an dieser Stelle ganz persönlich an- und eine Empfehlung auszusprechen. Wenn ich Sie wäre, dann würde ich mich an Ihrer Stelle entschuldigen: bei Ihrer Zeitung DIE WELT, bei den Lesern – den zahlenden noch dazu –, bei den Betreibern, Mitgestaltern und Lesern des Blogs „Starke Meinungen“, bei den skandalisierten und diskreditierten Verlagen „Penguin“, „Editorial Ariel“ und vor allem beim Heyne-Verlag – weshalb die Verlage eingeknickt sind, bleibt mir ein Rätsel![14] –, vor allem aber beim Autor persönlich, bei Pedro Baños, dem Sie Dinge unterstellen, die er nicht geschrieben hat, den Sie denunzieren, mit Verlaub.

Quelle: https://twitter.com/geoestratego/status/1135120618603601925

Dabei möchte ich es bewenden lassen – es geht nicht um Vollständigkeit. Die Fülle des Materials, das man ohne große Mühe erweitern könnte, sollte überzeugend genug sein, Ihnen eine doch recht eigenartige Arbeitsweise nachweisen zu können. Dabei sind Sie ja – wenn Sie mir dennoch ein persönliches Urteil erlauben – kein unbegabter Schreiber; allein, Sie zerstören Ihr Talent mit Ihrem Furor und Ihrer monothematischen Besessenheit. Das ist nun freilich ein typisches Signum aller inquisitorisch veranlagten Menschen. Wer auf der permanenten Suche danach ist „Wessen Geistes Kind“ – wie Sie schreiben – ein Autor, Politiker, Blogger oder sonst wer ist, dem muß zwangsläufig der eigene Geist aus dem Fokus verschwinden, zugleich verstellt sich ihm die ihn umgebende Realität, die er wiederum durch seine Phantasmata ersetzt. Dieser Typus entwickelt schnell die großartige Fähigkeit, den blinden Fleck im Auge des Anderen zu sehen – wie Sie es exemplarisch in Ihren neuesten politischen – manche würden sagen, sozialdarwinistisch angehauchten – Enthüllungen vorexerziert haben. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung  und die tut eigentlich nichts zur Sache.

Schwerer wiegt hingegen – und damit will ich zum Ende kommen –, daß Ihnen der eigentliche Skandal des Ganzen vollkommen entgangen ist oder Sie ihn sogar befürworten. Tatsache ist nämlich, daß ein Verlag nebst allen(!) Lieferanten ein Buch vom Markt nimmt, daß Sie, Alan Posener, als „antisemitisch“ – wie wir gerade gesehen haben, im Wesentlichen zu Unrecht – bezeichnet und diffamiert haben[15]. Dieser zuhöchst bedenkliche, gefährliche und undemokratische Vorgang entlockt Ihnen kein Wort, Sie sehen darin keine Gefahr, im Gegenteil, Sie brüsten sich in Ihrem „epidemiologischen“ Beitrag sogar Ihres Erfolges[16].

Dürfen wir uns nun fragen, wes Geistes Kind das sei?

Sehr geehrter Herr Posener. Zu alldem kommt noch hinzu, daß Sie mich und meine Leser beleidigt haben. Sie unterstellten mir, feige, ängstlich und von schlechtem Gewissen geplagt zu sein. Sie sprachen mir Format ab – und sei es auch nur „Antisemit zu sein“ (Ein hochspannender, kryptischer, nahezu mystischer Gedanke, den ich vielleicht noch einmal gesondert behandeln werde.) Sie warfen mir desweiteren vor, unseriös zu arbeiten, falsch oder entstellend zu zitieren, Ihnen nicht intendierte Gedanken zu unterstellen. Sie haben darüber hinaus meine Kommentatoren als „Claqueure“ bezeichnet. Das alles haben Sie zu einer Forderung nach Entschuldigung gebündelt, in der – so empfinde ich das und so kann „man“ es auch empfinden – eine Drohung steckt, die durch das Gewicht Ihres Namens und Ihrer Verbindungen einschüchtern könnte. Sie forderten, dies „öffentlich“ ein. Letzterem bin ich hiermit nachgekommen.

Dies alles, sollte man meinen, versetzt mich nun in die Lage, auch auf etwas zu bestehen. Übrigens gänzlich ohne Drohung: Ich werde nie etwa juristische Wege in Fragen von Meinungsverschiedenheit einschlagen, weil ich – das ist eine alberne Schwäche von mir – unerschütterlich an die Einsichtsfähigkeit von Menschen glaube.

Ich erhoffe mir von Ihnen eine Antwort auf die wesentliche Frage nach dem Skandal dieses Vorgangs und erwarte von Ihnen, Herr Posener, eine Entschuldigung für Ihre Beleidigungen, Unterstellungen und Diffamierungen meiner Person und meiner Leser. Öffentlich[17].

Ich verbleibe

Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen[18]

Jörg Seidel (8.10.2019) – alias „Seidwalk

© Seidwalk, Stand: 8.10.2019, 16 Uhr – Ergänzung vom 11.9.2019: Die Kommentarspalte zu Alan Poseners Artikel „Antisemitismus ohne Antisemiten“ wurde heute, elf Tage nach Veröffentlichung, frei geschaltet.
[1] Siehe dazu: „Ein Brief an den Feind“ sowie: „Helmut Lethen – 80 Jahre
[2] Das sind meine Worte.
[3] Von der Debatte ausgeklammert, nicht zur Diskussion, nur als Meinung, nur zur Kenntnisnahme: Ich bin noch nicht mal Anti-Antisemit, sondern eher so etwas was wie A-Antisemit. Die Frage interessiert mich einfach nicht, genauso wenig wie die jüdische Herkunft. Ich lese Texte, höre Argumente und bewerte sie nach ihrer Schlüssigkeit und Seriosität. Deshalb teile ich auch nicht Ihre Meinung, daß es per se gut sei, wenn in Deutschland „Antisemitismus tabuisiert“ wird. Tabuisiert werden sollten hingegen apriorischer Haß und Vorurteile, sofern sie den Geist vernebeln, besser noch: es sollte ein Klima geschaffen werden, in dem diese Denkhindernisse keine Wurzel schlagen können. Wohin das führt, zeigen Ihre eigenen Texte ganz exemplarisch. Und das gilt für alle anderen Denkarten oder Ismen ebenso. Man sollte sich hier an Paul Feyerabend halten.
[4] Wenn Sie mal viel Zeit haben – eine Empfehlung –, dann lesen Sie die Pentalogie des dänischen Autoren Knuth Becker; darin wird das Schicksal eines (komplett dänischen) Hausierers geschildert.
[5] Das Buch wurde auf meinem Blog ebenfalls besprochen: Die Neue Rechte ist ein Konstrukt
[6] Die dort genannten Zahlen lassen sich auf anderen Webseiten ebenso finden, z.B: „Vermögen-Magazin
[7] Der gesamte Abschnitt bei Posener lautet: „Baños belässt es auch nicht beim Rückblick auf die Geschichte. Wie damals Hitlers Deutschland steht nach Ansicht des früheren Obersten der spanischen Armee heute Putins Russland im Visier der ,geheimen Geostrategen der Weltpolitik‘. Um ,Russland vom Schwarzen Meer auszuschließen‘, würden die USA in der Ukraine und Georgien intervenieren und eine Einigung der EU mit Russland hintertreiben. In Russland selbst würden ,Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Gruppen wie die feministische Punkband Pussy Riot und selbstverständlich die Medien und die sozialen Netzwerke‘ eingesetzt, um ,Zwietracht im Land zu säen‘. Dabei ,dient Hollywood als Propagandainstrument‘ der USA. Journalisten würden gekauft oder, wenn sie wie Udo Ulfkotte die Machenschaften der USA aufdecken, von der CIA ,diskret ausgeschaltet‘, sprich ermordet.“
[8] Das ist – wenn Sie gestatten – für einen alten Maoisten ein tapferes Wagestück.
[9] Das sind meine Worte.
[10] Das Wort ist hebräischen, alttestamentarischen Ursprungs.
[11] Cerf und Klopfer, die Gründer von Random House waren beide Juden.
[12] Auch das kann als antisemitische Trope – wenn man es will – gelesen werden.
[13] Wie eine einmalige Nennung der Familie Rothschild eine „Faszination“ verraten soll, bleibt mir rätselhaft.
[14] Wahrscheinlich muß man auf den fürchterlichen Angstzustand zurückgreifen, in dem unsere von Politischer Korrektheit überrannte Gesellschaft sich befindet. Das führt zu einer unerträglichen Denunziations- und Verdächtigungskultur, die Jägern wie Ihnen oder Jeremy Dunsdessen Argumente Sie übernehmen – eine erschreckende Macht verleiht – die Sie wiederum weidlich ausnutzen.
[15] Es gibt sogar Passagen in dem Buch, die den Antisemitismus bestimmter Ideologien kritisieren (288) und nicht nur ein Mal wendet sich Baños gegen verschieden Formen der Diskriminierung und Ungerechtigkeit.
[16] Posener: „Nachdem ich vor einigen Wochen in der WELT das Buch kritisiert hatte, zog der Verlag das Werk stillschweigend aus dem Verkehr. Wenn Sie heute auf der Webseite von Random House den Titel eingeben, bekommen Sie die Meldung: ,Der von Ihnen gesuchte Inhalt ist derzeit leider nicht im Katalog enthalten.’“
[17] Sollte das etwas mehr Raum beanspruchen, so stelle ich Ihnen gerne meine Webseite zur Verfügung – Lassen Sie mich das bitte wissen; sie müssen das nicht in der Kommentarspalte tun. Sollte ich etwas übersehen, falsch verstanden oder mißinterpretiert haben, dann bitte ich das zu entschuldigen – bitte weisen Sie mich darauf hin.
[18] Die Koinzidenz der Termine ist reiner Zufall und in keiner Weise intendiert, sie wurde mir soeben erst bekannt.

 

37 Gedanken zu “Offener Brief an Alan Posener

  1. Peacefool schreibt:

    Wow @Seidwalk

    Ab sofort schaue ich hier regelmäßig rein. Hervorragende Artikel und Repliken. Gab es denn in irgendeiner Art und Weise noch eine Reaktion von Alan Posener?

    Seidwalk: Zumindest gab es eine Kenntnisnahme: https://starke-meinungen.de/blog/2019/11/03/war-die-ddr-ein-unrechtsstaat/#comment-70881

    Eine inhaltliche Auseinandersetzung gab es bisher nicht und ich erwarte sie auch nicht mehr.

    Peacefool: „Neurechter Blogger“? Wirklich unverschämt von Posener. Aber bezeichnend.

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  2. Ist dieser Kommentar angekommen?

    Leide habe ich die nächsten Tage Besuch im Haus, deswegen muss ich unsere Unterhaltung meinerseits an dieser Stelle beenden. Da das Fass, oder schon der Weinkeller, den wir hier aufgemacht haben und der für so manchen Abend reicht, schlage ich vor, die Fäden in den folgenden Artikeln hier wieder aufzunehmen. Mich würde es sehr freuen. Deswegen erlauben Sie hier eine Art vorübergehendes Schlusswort.
    Der Morgenthauplan hat so wenig mit Antisemitismus zu tun wie die Sarah, nach dem man am Waschbecken fragt. Oder die Anekdote von Großvater, der besoffen vom Wachturm gefallen ist, die einem einfällt, wenn es um den Holocaust geht oder der Kollege, den man gerne endlösen würde. Klar, eine Seifenmarke könnte Sarah heißen, der Großvater könnte ein Alkoholproblem gehabt haben (vielleicht war er sogar im inneren Wiederstand, die zarte Seele, trank deswegen) und für Lösungen sind wir doch alle. Na, klar, geht auch. Ist es das Ende der Geschichte und Geschichten, wenn man Begriffe mit Bildern assoziiert? Eigentlich fängt es doch da gerade an. Meine Frau gestand mir, dass sie damals Otto Waalkes „Bing Bing your Bong Bong in my Bäng Bäng“ nicht verstanden hatte und sich fragte, was das mit dem Glockenspiel soll. Ja, man kann mir vorwerfen, eine triebgesteuerte Fantasie zu haben, wenn man Otto Waalkes nicht kennt. Dann versteht man seine zarte Lyrik jedoch nicht. Nein, mein Schatz, der junge Mann, der mit schlechtem Deutsch fragt, ob du ein Problem hättest, will dir nicht wirklich helfen. Mir ist durchaus bewusst, dass derjenige, der assoziiert, eine Deutungshoheit über das Bild beansprucht, die Assoziation damit ein willkürlicher Akt ist und eben im Zweifel geklärt werden muss (oder sollte). So wie wir es hier gerade tun. Und darum geht es doch. Wenn Pérégrinateur meine Überlegungen zu Morgenthau mit den Aussagen zu einem Raubüberfall verbindet, kämpft er (unterstellt) um die Deutungshoheit seiner Aussagen. Er will sie nicht mir überlassen und das soll er ja auch nicht. Deswegen reden wir ja über Morgenthauplan. Aber machen diese Verbindungen immer Sinn? In der #metoo Debatte ging es doch um einen Mann, der vor Kolleginnen masturbierte. Diese Frage löste eine (angebliche) Verunsicherung der Männlichkeit aus, als ob die einzige denkbare Form der Kontaktaufnahme eines Mannes, das Reiben seines Gliedes sei. Wie wäre es mit einem „Hallo“ zum Anfang? Womit ich beim PC wäre, das nur als anmaßend-übergriffiger Größenwahn oder als Kampfbegriff existiert. Wie wäre es mit dem Begriff Anstand? Würde es der nicht besser treffen? Dass vor fünfzig Jahren, als ein hundertjähriger schon exotisch war, ein Schokodessert Negerkuss hieß, warum nicht? Dass man heute, wenn dunkelhäutige Menschen jede sensationelle Neuheit verloren haben, auf die sie beleidigende Begriffe verzichtet, ist doch nicht Ausdruck von PC, sondern die gute alte Anständigkeit. Was Menschen wie Posener unsympathisch macht, ist doch deren Ermahnung eben zu dieser Anständigkeit, klar, Gouvernanten mag niemand. Aber erschießen Sie hier nicht den Boten? Konzentrieren Sie sich etwa nicht nur auf die Jihadist*innen und Jakobiner*innen einer PC (die so relevant sind, wie meine Ausführungen hier) und projizieren das auf jemanden, der ein feineres Gefühl für Anstand hat? Welche Freiheit wird denn hier verteidigt? Ein ungehobelter Rüpel zu sein? Diese Freiheit besteht doch weiterhin, nur es gibt eben auch die Freiheit, einen Rüpel einen Rüpel zu nennen.
    So, viel zu viel in einem Abschnitt und auf Ihre, als auch Stefanies und Pérégrinateurs Punkte bin ich im Einzelnen nicht eingegangen. Wie gesagt, meine Zeit reicht nicht, kein Desinteresse oder Respektlosigkeit. Ich würde dies gerne an einem anderen Tag und an anderer Stelle hier gerne fortsetzen.
    PS: Gert Weller (ihr Zitat) ist einer jener Kammeraden, die nur jährliche Fortschritte beim Schuhe binden machen. Sie würden ihm in ihrem Blog keine anderthalb Posts Platz geben. Posener tut es trotzdem und wenn es jemanden gibt, der dringend Nachhilfe in Kulturtechniken braucht, dann Herr Weller und zwar jede, die er bekommen kann.
    Bis demnächst, Stevan Stevanovic (Test Bild ist der automatisch eingesetzte Name meines Google-Profils, unter dem ich mich einlogge)

    Ich habe Schwierigkeiten mit meinem Profil.

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    • Vielen Dank, Stevan Stevanovic – jetzt weiß auch Herr Posener, wer sie sind – fair enough. Genießen Sie Ihr Wochenende. Ich werde auch abwesend sein.

      Nur zwei kleine Dinge, möchte ich Ihnen mitgeben: „Welche Freiheit wird denn hier verteidigt? Ein ungehobelter Rüpel zu sein? Diese Freiheit besteht doch weiterhin, nur es gibt eben auch die Freiheit, einen Rüpel einen Rüpel zu nennen.“ – Das ist vollkommen korrekt! Problematisch wird es, wenn man den Rüpel „Antisemit“ oder dergleichen nennt.

      Und zweitens – mir wichtiger: Da Sie Herrn Posener so gut kennen, fällt Ihnen vielleicht auch übers Wochenende eine Deutung – sie würde mich sehr interessieren – des hochinteressanten, kryptischen, möglicherweise antisemitischen?, jedenfalls vielfältig deutbaren, auf jeden Fall aber rüpelhaften (paßt gut in Till Schneiders dialektische Gedanken) Aussage Poseners ein (an mich gerichtet):

      Nein, Sie sind nicht Antisemit. Selbst dazu fehlt Ihnen das Format.

      https://www.ebay.com/c/1000870926 ?

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  3. Till Schneider schreibt:

    Zu Poseners Anwurf „Ihren Claqueuren“ fragt @photocreatio: „Wie schräg ist das denn, Mitforisten pauschal zu beleidigen? Macht der Mensch sowas öfter?“ Darauf möchte ich antworten.

    ad 1) Es ist selbstverständlich ganz enorm „schräg“, Mitforisten pauschal zu beleidigen. So schräg, dass ich benennen möchte, worin meiner Überzeugung nach die Schräglage besteht. Herr Posener gibt Ihnen, @seidwalk, mit „Ihren Claqueuren“ zu verstehen: „Wer SO EINEN liest, wie SIE einer sind, und ihn auch noch kommentiert, der KANN nur ein hirnloser Abnicker sein, ein fanatischer Mitläufer ohne jede Kritikfähigkeit und, wenn’s ernst wird, ein williger Vollstrecker der Ideologien, die SIE ihm eingefüllt haben.“ (Ja, ich bestehe auch auf dem „Vollstrecker“, denn der lässt sich im vorliegenden thematischen Kontext nicht n i c h t mitdenken, jedenfalls seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Und wenn es um Deutsche geht, schon gar nicht.) Es handelt sich also bei „Ihren Claqueuren“ weniger um eine Beleidigung Ihrer „Mitforisten“ als um eine Beleidigung Ihrer Person, welche sich der Mitforisten bedient, um richtig Druck aufzubauen. Bei mir hat es funktioniert: Ich habe mich selbst als Person nicht im Geringsten beleidigt gefühlt, da die insinuierte Art von Mitforisten frei erfunden, ergo offenkundiger Unfug ist, aber ich habe einen dicken Hals bekommen, weil ich die ungeheure Beleidigung Ihrer Person gespürt habe. Posener setzt Sie herab, indem er Ihnen die nichtswürdigste Art von Mitforisten andichtet, die überhaupt denkbar ist – das ist die Technik. Er vernichtet Sie geradezu, indem er von den erfundenen Mitforisten auf Sie rückschließt; man muss den obigen Phantasiesatz nur umdrehen, dann hat man es: „Wer von SOLCHEN LEUTEN wie DIESEN Mitforisten gelesen und sogar kommentiert wird, der KANN nur ein …“ usw. – aber die „Ideologien“ müssen unbedingt drin vorkommen, sonst fehlt der entscheidende Faktor, der die Konstruktion überhaupt erst möglich macht. Das Niveau dieser Maßnahme bezeichne ich als „allerunterste Schublade“ oder, etwas analytischer ausgedrückt, als doppelte Nullnummer. Jeder der beiden Pole wird durch die Schlechtigkeit des jeweils anderen „bewiesen“, die wiederum unterstellt werden muss, damit sie als Beweis taugt, und so weiter ad infinitum. Wäre ich Sie, @seidwalk, würde ich das als ultimative, eigentlich nicht mehr zu steigernde Beleidigung auffassen.

    ad 2) Ob Herr Posener „so was öfter macht“, ist im Grunde unerheblich. Wer „so was“ genau ein Mal macht (nämlich hier), dann darauf angesprochen wird und sich nicht augenblicklich dafür entschuldigt, der hat schon bewiesen, dass er nicht satisfaktionsfähig ist, und muss es nicht wiederholen. Warten wir also noch ein Weilchen, ob sich Herr Posener … aber wie auch immer, ich glaube durchaus, dass er so was öfter macht, weil ich mir bei ihm nichts anderes vorstellen kann. Wer diese Technik im Repertoire hat, benutzt sie auch, bzw. es genügt, dass er sie benutzen würde, wenn die Lage danach ist. Und dazu genügt als Beweis das eine, vorliegende Mal.

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  4. Test Bild schreibt:

    Der Morgenthauplan ist tatsächlich ein gutes Beispiel. Der Plan war eine Denkschrift zu einer bestimmten Fragestellung. Solcher Denkschriften gibt es zu hunderten, tausenden. Im Moment werden solche Schriften verfasst zum harten und weichen Brexit seitens der verschiedensten Unternehmen und Behörden, ohne, dass jemand diesen Unternehmen oder Behörden den Willen zur Umsetzung dieser Pläne unterstellen würde. Wahrscheinlich gibt es deutsche Pläne im Falle einer Überflutung der Niederlande, ohne dass diejenigen, die mit der Ausarbeitung solcher Pläne vertraut sind, tatsächliche niederländische Deiche durchstechen wollen. Die Fragestellung des Morgenthauplans war auch nicht ungewöhnlich, wie könnte man einen neuen Angriffskrieg seitens Deutschlands verhindert. Die Antwort, Deutschland zum Agrarstaat zu machen, ist da recht banal. Staaten und Regierung haben Denkschriften mit allen möglichen und unmöglichen Fragestellungen, von der Deindustrialisierung des Kriegsgegners bis zur Landung von UFOs. Das besondere an gerade diesem Plan war seine Rezeption in Deutschland. Er wurde im Krieg als Mobilisierungsargument genutzt, nach dem Krieg zur Erlangung des Opferstatus durch Rechte, selbst in Verbrechen verstrickte Kreise. Er diente als nachträgliche Begründung des Holocaust und, das wichtigste, er war die Basis jeder Argumentation, die die Rückkehr der Deutschen in den Kreis der Nationen negieren sollte. Es war nicht der Anstand der Anderen, es war die Nützlichkeit Deutschlands im Kalten Krieg, denn eigentlich wollten die Anderen (die Amis, Juden, der Engländer usw) ja eigentlich den Morgenthauplan an Deutschland exekutieren. Damit sollte die Westbindung diskreditiert, der Antisemitismus begründet und Deutschland ein Opferstatus zugesprochen werden. Der Morgenthauplan war ein Topos revisionistischer Kreise, der böse Jude, der Deutschland übles will. Nun ist es so, dass ich den Morgenthau-Plan eben genau von diesen Leuten kenne, da er, obwohl ich Geschichte Leistungskurs hatte, nicht an meinem Gymnasium gelehrt wurde. Ich habe keine Berührungsängste, deswegen wurde mir dieser Plan das letzte Mal im Jahr 2006 zitiert, es stand eine Wirtschaftskrise an und wie in jeder Krise, springt dieser Plan aus der Mottenkiste – nun sollte es endlich losgehen, die Rache des Juden. Wie immer wurde nichts daraus. Wie gesagt, der Plan steht so nicht im Lehrplan, deswegen stellt sich mir die Frage, warum der Vorsitzende der FDP für die Deindustrialisierung Deutschlands ausgerechnet das Bild des Morgenthau-Plans aus dem Gedächtnis zieht. Es gibt von radikalen Ökofaschisten, der Science-Fiction Literatur (Mad Max?), dem Una-Bomber, über Neuheiden, Frauenzeitschriften und erdverbundenen Konservativen eine Fülle von Bildern, die man verwenden könnte, aber er gebraucht ausgerechnet dieses. Dieses Bild erhielt man nur durch bestimmte Kreise. Diese Kreise, wie dieses Bild, stehen aber in einem Kontext, in einem antisemitischen Kontext, den man nicht kennen muss, hat man sein Hilfsabitur in einem Flüchtlingslager im Libanon gemacht. Kennt man aber diesen Begriff in Deutschland, kennt man auch seinen Kontext, man kennt den Topos und man kennt das Bild, das es über Jahrzehnte entwerfen sollte – der Jude, der Deutschland böses will.
    Nun ist es heute so, dass junge nackte Sängerinnen am Mikrofon lutschen und beleidigt sind, wenn man dies pornographisch nennt und man es einfach nicht als Ausdruck von Persönlichkeit bewerten möchte. Ich persönlich bin Herrn Posener sehr dankbar, dass er immer wieder darauf hinweist, wie die Dinge in einem antisemitischen Kontext stehen, wie diese Bilder, wie zB der Morgenthauplan, ohne diesen antisemitischen Kontext gar keinen Sinn ergeben und wie diese Bilder mal absichtlich mit Augenzwinkern, mal unbedarft (dazu zähle ich Lindners Aussage) weitergegeben werden. Es kursieren antisemitische Bilder im deutschen Sprachgebrauch, obwohl niemand in Deutschland Antisemit ist, ganz im Gegenteil. Wie passt das zusammen? Eben, es könnte tatsächlich am Selbstverständnis liegen und da macht sich ein Posener, der darauf hinweist, natürlich keine Freunde. Man lutscht ja nur am Mikrofon.

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    • @ Test Bild
      Der Morgenthau-Plan ist tatsächlich ein gutes Beispiel – aber anders, als Sie und Posener denken. Denn just in dieser von Ihnen hier vorgeführten Argumentation steckt der eigentliche „Antisemitismus“, mehr noch, diese Art des Argumentierens macht Hitler auch nach 80 Jahren noch zum Gewinner.

      Dabei läßt sich alles recht einfach aufklären; es hängt alles an der Frage, was man in Morgenthau sieht: den Juden oder den US-Finanzminister (das unterscheidet ihn von „solchen Denkschriften“, die es „zu hunderten oder tausenden gab“). Der Plan – ob nun politisch verwirklicht oder nicht – ist zuerst als Tatsache zu nehmen, als historisches Dokument. Es war eine Idee, eine politische Idee, die aus deutscher Sicht unangenehme Folgen gezeitigt hätte. Sie zeigt, daß es politische Kräfte gab, die an einer dauerhaften Entkräftung Deutschlands interessiert waren – aus verständlichen Gründen.

      Wenn man sich die 14 Punkte anschaut, dann ist schnell zu sehen, daß einige davon später tatsächlich umgesetzt wurden – unabhängig von diesem konkreten Dokument. Und wenn ich von „Kräften“ spreche, dann weiß ich auch, daß Antisemitismusjäger auch darin eine antisemitische Trope sehen.

      Ich behaupte aber, daß der eigentliche Antisemitismus nicht in ihr, sondern in diesem Sehen liegt. So funktionieren viele von Poseners Beiträgen zu diesem Thema: Sie fressen sich selber auf. Sie gehen der NS-Propaganda noch immer auf den Leim; in zweiter Ebene im Vergleich zu den originären Antisemiten und Nationalsozialisten. Sie weigern sich, um die nächste, die entscheidende Ecke zu blicken.

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      • Test Bild schreibt:

        @ Seidwalk
        Ja nun, wir sind uns doch zumindest einig, dass die Rezeption in Deutschland der entscheidende Punkt ist. Der Plan, das Dokument an sich, ist nicht von historischer Tragweite. Die verwirklichten Punkte sind so auch an vielen anderen Stellen und unzähligen anderen Dokumenten zu finden und es ist insgesamt bestimmt nicht einmal das ungünstigste Schicksal, dass man Deutschland zu der Zeit, nicht nur in den USA, wünschte. Es gab andere Denkschriften mit größerem Einfluss und die wiederum kennen nur Historiker. Was aber jeder Kamerad von Flensburg bis Mittenwald zitiert, ist die Deindustrialisierung Deutschlands, seine Degradierung zum Agrarstaat, seine Niederhaltung aus alttestamentarischer Motivation. Morgenthau ist ein Codewort. Nun kann man einwenden, dass das Ernstnehmen des Codewortes an sich ja schon eine Anerkennung der Codierung sei und es ein Akt der Emanzipation sei könnte, diese Codierung zu ignorieren oder umzuprogrammieren. So wie der Begriff „schwul“ heute ja mit einem gewissen Stolz gebraucht wird, wahrscheinlich wird in paar Jahren niemand seine ursprünglich negative Bedeutung kennen. Morgenthauplan funktioniert allerdings nur als Gedankengebäude, das einen Kontext aufzeigt: Jude, Deutschland, Strafe, Niederhaltung- und selbst die Wortreihe reicht eigentlich nicht um zu beschreiben, für was Morgenthauplan alles steht. Morgenthauplan wird in keinem Zusammenhang, ohne seinen antisemitischen Kontext zu verstehen sein. Also, wenn es nicht um antisemitische Stereotype geht, warum verwendet man kein anderes Bild, aus dem mit Bildern nun reichlich gesegnetem deutschem Kulturschatz aus? Morgenthauplan hat eben ein gewisses Prickeln, deswegen wurde es von Lindner eingesetzt. Ohne dieses Prickeln könnte Morgenthauplan ein Titel für eine Folge der Biene Maja sein – aber dann hätte es Lindner nicht verwendet. Weder Herr Posener noch ich unterstellen Herrn Lindner Antisemitismus, aber er transportierte ein ausschließlich im antisemitischen Kontext Sinn ergebendes Bild. Machen Sie doch selbst mal eine Probe unter ihren Kollegen: Jeder soll auf einen Zettel schreiben, was ihm unter Morgenthauplan einfällt und zählen Sie die Zettel, auf denen „früh aufstehen“, „Willy wecken“ und „losfliegen“ steht.

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        • @ Test Bild
          Vorab ein Wort zu Verortung – denn mancher Leser mag gar nicht wissen, weshalb Sie hier auf den Morgenthauplan als Beispiel – wofür eigentlich? – anspielen. Alan Posener zieht sich in einem Artikel in der WELT daran hoch, daß einige gestandene Politiker – darunter Christian Lindner – den Morgenthauplan als Chiffre benutzt haben: „Wenn unverdächtige Politiker in die Antisemitismus-Falle tappen“ – damit machen sie sich natürlich „verdächtig“.

          Ich halte diese Argumentation für hanebüchen bis gefährlich und erwähne sie in meinem Offenen Brief als ein Beispiel von circa 20, daß Posener unsauber und oftmals auch hinterhältig, auf jeden Fall aber falsch argumentiert.

          Sie, „Test Bild“, haben diesen einen Punkt herausgezogen und wollen Herr Posener damit vermutlich exkulpieren. Sie sagen nichts zu meiner Gesamtargumentation und zur Fülle der Argumente! Sie erwecken den Eindruck, Posener wäre gerettet, wenn dieser eine Punkt widerlegt wäre. Vielleicht tun sie das aus einer Art Loyalität … ich weiß es nicht. Selbst wenn Sie recht hätten, würde das am Urteil über Herrn Posener nichts ändern. Da wir uns als ernsthafte Diskutanten „kennen“ und schätzen – sie sind ein gutes Bsp. für die „Claqueure“ – halte ich Ihnen zugute, daß dies kein derailings-Versuch ist.

          Aber Sie haben – wie ich meine – nicht recht. Sie verstehen zwar das Codierungsproblem in der Abstraktion, sind aber offenbar nicht in der Lage, es in der Realität anzuwenden. Sonst hätten Sie nicht diese kleine Probe vorgeschlagen, die meinen Punkt widerlegen soll, ihn aber perfekt unterstreicht. Ihr Spiel soll ja genau die Fehlcodierung beweisen, die ich zu überwinden versuche. Das Ergebnis steht von vornherein fest, ergo der latente „Antisemitismus“.

          Könnte es nicht sein, daß viele Leute mit der Nennung des Morgenthauplanes keinerlei Gedanken an die jüdischen Wurzeln dieses Mannes verschwenden? Oder daß sie die historische Herkunft oder den von den NS eingebrachten giftigen Vorwurf gar nicht kennen?

          Wenn der „Morgenthauplan in keinem Zusammenhang, ohne seinen antisemitischen Kontext zu verstehen sein“ wird, wie sie schreiben, dann bedeutet das das Ende sinnvoller Kommunikation, denn ich kann natürlich alles Mögliche mit Stereotypen und Bildern belasten – gerade führt sich das System anhand der Twitter-Äußerung der bedauernswerten AKK selber vor. Der Morgenthauplan funktioniert Ihrer Meinung nach „nur als Gedankengebäude“ – aber das ist ein Gebäude in Ihrem Kopf; in meinem nicht: bei mir funktioniert er lediglich als historische Evidenz, als Tatsache, als reales Sein …

          Mehr noch: die Konsequenz Ihrer und Poseners Argumentation ist die Vernichtung von Geschichte, denn konsequent zu Ende gedacht, kann man Ihr Problem nur durch die Tabuisierung des Begriffes bewältigen. Der Morgenthauplan – oder jedes andere verdächtige historische Dokument – darf dann nicht mehr erwähnt werden oder nur auf die Gefahr hin, als Antisemit zu gelten.

          Das wiederum führt zu einer unerträglichen Denunziations- und Verdächtigungskultur, einer Spitzelmentalität – die in Form der PC bereits Realität ist und wilde Blüten treibt und von Herrn Posener ganz explizit in unseren Medien verbreitet und vertreten wird.

          Ich möchte in so einer Welt nicht leben. Diese Denke steht in klarer Gegnerschaft zu allen Werten, die mir wichtig sind.

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          • Test Bild schreibt:

            @ Seidwalk
            Aus Loyalität hätte ich eigentlich etwas ganz anderes tun sollen. Ich habe nicht den Anspruch, die hellste Kerze auf Torte zu sein, ich habe einen Hauptberuf, Familie und lese und kommentiere nur zwischendurch. Ich bin hastig und unkonzentriert, was mich oft zur Schlampigkeit und mitunter zur Denkfaulheit verführt. Das muss ich in Momenten wie diesen selbstkritisch gestehen (ich habe gelernt mit mir zu leben). Ich lese Herrn Poseners nun seit Jahren, ebenso seine Artikel in der Welt, als auch einige seiner Bücher. Er ist mir also nicht ganz unbekannt, ganz im Gegenteil, ich bewundere sein Werk, ohne allzu pathetisch werden zu wollen. Ich bin wahrscheinlich das, was einem Fan an nächsten kommt, kein Geheimnis, so bin ich auch zu Ihrem Blog gekommen. Gerade weil ich sein Werk gut kenne, weiß ich, auf welche Punkte er sich immer wieder bezieht, so zum Beispiel seine Kindheit in Malaysia und vor allem auf seine Jahre als Maoist. Es gibt kaum einen Journalisten, der ohne Schnörkel von sich und seinen Erfahrungen berichtet, mit Abstand und Selbstkritik. Das ist für mich als Leser seine stärkste Seite.
            Wie Sie dem Kommentar entnehmen konnten, hat Herr Posener an der Aussage, er würde mit seinem jüdischen Vater kokettieren, Anstoß genommen. Ich muss zugeben, dass ich diese Aussage in ihrem ersten Text schlicht überlesen habe. Ich habe sie so in unzähligen Kommentaren gelesen, habe unzählige Angriffe auf seine Person mit diesem Satz beginnen sehen und fast jede Kritik an seinem Standpunkt beinhaltet diesen Zusatz. Immer und immer wieder. Ich registriere dieses schon gar nicht mehr, vor allem hätte ich nie geglaubt, dass es ihn persönlich überhaupt noch treffen würde.
            Ich spreche hier nicht für ihn, ich bin kein Posener-Versteher (tatsächlich verstehe ich ihn oft genug gar nicht), noch fühle ich mich als Fan-Boy aufgerufen, irgendetwas richtig zu stellen. Ich stelle nur fest, was ich hätte sofort feststellen können: Sie, lieber Seidewalk, haben von seiner Person und womit er tatsächlich kokettiert, wirklich keine Ahnung. Die Erzählungen über das Jüdisch sein eines Teiles seiner Familie nehmen wenig Raum ein, sind immer auf das Thema bezogen und er hat noch nie aus der Identität eines Teiles seiner Familie einen Erkenntnisvorsprung behauptet. Man kann mir nun vorwerfen, ihn zu idealisieren, man kann es aber auch selbst nachlesen, wenn man es wirklich wissen will. So muss ich mich bei Ihnen entschuldigen, ich habe Ihren Text auch nicht mit der notwenigen Konzentration gelesen, ich hätte Sie darauf aufmerksam machen müssen. Sein jüdischer Vater, er als Jude (der er gar nicht ist), sein kokettieren…das sind klassische Eröffnungen, mit denen Werke von Herrn Posener überschüttet werden, hauptsächlich von Zeitgenossen, die Mühe beim Schuhe binden haben und nur einen Artikel in der Welt und den Eintrag in Wikipedia kennen. Diese Aussage ist tatsächlich persönlich beleidigend, zeigt sie nämlich just das, was Sie ihm wortreich vorwerfen: Sie haben ihn gar nicht gelesen. Sie haben ihn wirklich persönlich diffamiert, nicht in der Sache, und damit weit unter Ihrer Gewichtsklasse geboxt.

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            • @ Test Bild
              Also gut, vertagen wir das. Sie irren nur in einer Sache: Ich kenne Poseners Arbeiten seit Jahren sehr wohl – wie kommen Sie nur auf Ihre Behauptung? -, freilich nur die WELT-Artikel, die Blog-Artikel und einige TV-Auftritte. Wäre dem nicht so, hätte ich mich nicht zu ihm geäußert, ganz einfach. Das unterscheidet ihn übrigens von mir: Mein Urteil beruht auf Werkkenntnis – seines auf kompletter Unkenntnis.

              Nun können Sie das als „unter der Gürtellinie“ ansehen – ich aber empfinde es nun mal so. Poseners Auslassungen wiederum empfinden Sie offenbar nicht als „unter der Gürtellinie“ (obwohl es sogar Sie selbst betrifft)? Posener trägt allerlei Eitelkeiten vor sich her. Sie haben ja noch ein paar andere genannt und übrigens seine englische Hälfte noch vergessen, die er auch gern in die Waagschale wirft.

              Was im Übrigen mit „kokettieren“ gemeint war, habe ich ja noch einmal ausführlich dargelegt, da es offensichtlich – nur bei schlechter Lektüre, wie ich meine – mißverstanden werden kann. Es ist das Eindrehen des Antisemitismusargumentes, des „Judenproblems“ in jede mögliche und unmögliche Diskussion, letztlich als Totschlagargument. Sie werden als Kenner kaum bezweifeln können, daß Posener ein ganz massives Problem mit Kritik hat – das hatte er zuletzt sogar selber als eine Schwäche zugegeben, immerhin: „Wer mich kennt, weiß, dass ich – das ist keine gute Eigenschaft – nur ungern eine einmal eingenommene Position räume.“ Aber das ist noch nicht mal das Problem, sondern die Art und Weise seiner Reaktion auf Kritik, die in der Regel ganz schnell ad hominem vorgetragen wird und feindliche Klassifizierungen (Antisemit, Rechter, Rassisten, Populisten … das ganze abgedroschene Vokabular, dazu: „intellektuelles Mittelmaß“, „Feigheit, schlechtes Gewissen, Angst“, „fehlendes Format“ etc.) vornimmt.

              Noch immer sagen Sie nichts zur Analyse seiner Arbeitsweise. Es scheint Sie auch nicht in Ihrem Fan-atismus zu erschüttern – aber genau das ist natürlich die Definition des Fans: aufklärungsresistente Bewunderung.

              PS. Nur ein Bsp:

              Gert Weller
              11. September 2019 at 14:40 Antworten

              Es will quasseln – So ist es, deshalb hat Rees-Mogg sich schlafen gelegt, denn – der Worte sind genug gewechselt, allein fehlt mir der Glaube, dass der Volkswille noch umgesetzt wird, nach 3 Jahren Gequassel.

              Alan Posener
              11. September 2019 at 15:35 Author

              “Quasselbude” vs. “Volkswille”, das ist Goebbel’scher Sprachgebrauch, lieber Gerd Weller. Googeln sie mal “Schwatzbude”. Ich unterstelle Ihnen nicht, wie Goebbels zu denken, aber eine grobe Sprache kann auch das Denken korrumpieren.

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        • Pérégrinateur schreibt:

          @ Test Bild
          Sie können sich offenbar nicht vorstellen, dass sich irgend jemand bei Nennung des Namens Morgenthau etwas anderes als Antisemitisches vorstellen kann. Wenn es aber Menschen gibt, bei denen das nicht so ist – und ich kenne viele und einen davon sehr intim, bei denen das nicht so ist – dann fragt man sich unwillkürlich, wer hat denn hier eine obsessive Macke?

          Diese Schindmähre wird heute leider von vielen geritten. Finde man gar nichts, was wider eine unerwünschte Äußerung über einen Menschen der Klasse X sachlich einzuwenden wäre, wendet man als ultima ratio insipientiae ein, der Äußernde habe anti-X-ische Klischees bedient. Wer also am Hauptbahnhof von einem Schwarzafrikaner bestohlen wird und die Hautfarbe des Diebes wahrheitsgemäß der Polizei mitteilt, der hat also Klischees gegen Schwarzafrikaner bedient.

          Ganz offenbar folgen Leute, die so argumentieren, uneingestandenen vorurteilsheladenen Klischees über alle anderen, die die von ihnen gewünschte Selektivität bei der Beschreibung der Wirklichkeit nicht mitmachen wollen. Eine Äußerung meint für sie nie, was sie sagt, sondern stets das, was sie selbst, die verdächtigungsberechtigten Bescheidwisser, beim Äußernden supponieren. Wieder die Frage: Wer hat denn hier eigentlich die Macke?

          Sie heißt übrigens Selbstbestätigungsfehler.

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          • Vereinfacht: die Unterstellung Antisemitismus / Rassismus in normalen Unterhaltungen, mittels „Aufdeckung des Gemeinten“ (aka Wortklauberei), ist eine der größten Frechheiten überhaupt. Man maßt sich an, die nicht beobachtbaren Motive einer Person von Außen abzuleiten: a) zur eigenen Kritikimmunisierung oder b) zur fremden Charakterhinrichtung. Zumal man – selbst mit edleren Motiven – nie garantieren kann, mit der Anschuldigung richtig zu liegen und ergo jemanden grundlos teils schwer beleidigen oder gar schädigen kann. Die Frage wird dabei nie gestellt: Was ist, wenn ich falsch liege? Schlimmer geht es kaum für eine zivilisierten Austausch. Mehr muss man dazu glaube ich wirklich nicht mehr sagen.

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    • Stefanie schreibt:

      @ Test Bild
      Ich halte den Antisemitismus, ähnlich wie den Rassismus, für einen Bumerangbegriff. Letzter diente im Kolonialzeitalter dazu die technische und organisatorische Überlegenheit der Europäer moralisch zu unterfüttern, d.h. deren konsequente Anwendung bei der Ausbeutung zu legitimieren. Ersterer diente dazu den älteren christlichen Anti- Judaismus in einer zunehmend atheistischen Gesellschaft abzulösen, um die Juden aus dem öffentlichen Leben und der Nationalen Wirtschaft fernzuhalten.
      Nachdem die Ziele dieser Argumentation durch die Geschichte moralisch diskreditiert wurden, wurde der Argumentationskern hinter beiden Begriffen ebenfalls als illegitim verworfen. So ist heute jeder Hinweis auf physiologische (und daraus resultierende psychische) Unterschiede von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft Tabu. Ebenso wird jede Kritik an Juden als antisemitisch verworfen.
      Wäre es in Ordnung die Zielrichtung des Morgenthauplanes zu thematisieren, wenn es ein Millerplan gewesen wäre?
      Hinter dem Begriff „antisemitisch“ bei der Beschreibung einer Person oder Organisation
      finden sich in der Regel die Begriffe „frauenfeindlich“, „homophob“ und natürlich „islamophob“ ; alles Adjektive,als wäre eine kritisch/feindliche Meinung, die sich vielleicht auch nur auf einen Teilaspekt dieser Gruppen bezieht ein intrinsischen, konstituierendes Merkmal des Kritikers- und nicht etwa nur eine Beschreibung seiner Meinung. (Der „Klimawandelleugner“ braucht noch nicht mal ein Beiwort – er personifiziert die Sünde selbst.) Damit erfolgt im Umkehrschluß eine Immunisierung der oben genannten Gruppen gegen jede Kritik, den der Kritiker handelt ja schon durch seine Kritik moralisch verwerflich.
      Ich denke, dass dieser Bumerang aber wiederum die Richtung wechseln und damit seinen derzeitigen Werfer zwischen die Augen treffen wird. Um es in einer einfachen Folge darzustellen: in den Nachrichten wird über die Zunahme des Antisemitismus geklagt, die durch irgendeine Studie ermittelt wurde. Bebildert wird dieser Beitrag mit dem üblichen Springerstiefel/Glatzenbild/Schwenk über die grölende Menge. Nächster Beitrag: besorgte Bürger demonstrieren wegen Flüchtlingspolitik oder irgendeinem Einzelfall: Schwenk über die grölende Menge und Nahaufnahme einiger robuster junger Männer ggf. Mit tätowierten Sonnenrädern. Nächster Beitrag: Skandalöse Twittermeldung eines AfD Politikers, die von irgendeinem Mitglied einer Konkurrenzpartei als klar im Stile Goebbels eingeordnet wird…..
      Einige Zeit später Erfahren wir aus der Statistik von der Zunahme der Angriffe auf jüdische Einrichtungen, antisemitische Parolen auf Demonstrationen und Häuserwänden. – wer wird wohl gewesen sein? Welches Bild entsteht vor ihrem geistigen Auge?
      Jetzt wäre es billig das alles den zugereisten Muslimen in die Schuhe zu schieben, denn die ständige Denunziation als Antisemit hat auch eine Rückwirkung auf die besorgten Bürger: zum einen schwinden sie Berührungsängste zu den „alten Rechten“, also denen mit positiven Bezug zum NS, den man wird ja eh in denselben Topf geschmissen. Dadurch kommt man mit diesem Morgenthau-Geraune in Kontakt. Ein großer Teil des neurechten Spektrums wird sich aber klar von den Nazis abgrenzen und dezitiert projüdisch argumentieren (eben mit dem Antisemitismus der muslimischen Migranten). Allerdings werden sie feststellen das diese Haltung von den wenigsten Juden geteilt wird, insbesondere nicht von dem repräsentativen Teil (Zentralrat, Friedmann, Posener…), wobei ich unterstelle das die politische Haltung der Juden ähnlich gestreut ist wie beim Rest der deutschen Bevölkerung. Diese ablehnende Haltung in Verbindung mit genug Geraune in den Kommentarspalten führt dann bei einem Teil zum „da könnte ja doch was dran sein…“ mit entsprechendem Fanatisierungspotential . (Siehe Nachrichten).

      …..

      Seidwalk meinte Posene koketiere mit seiner jüdischen Abstammung. – Das mag hinsichtlich der Themenwahl zutreffen, vom Schreibstil her ( vielleicht mit aggresiv-rechthaberisch bis Prinzipienreiterisch zu beschreiben), wirkt er jedenfalls sehr deutsch.

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      • Test Bild schreibt:

        Lieber Seidwalk, liebe Stefanie, ich muss leider in der Sache heute passen, auf mich wartet noch einiges und morgen geht es früh raus. Wo es gerade spannend wird, Mist. Ich werde noch antworten. Danke bis hierhin..

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      • Stefanie schreibt:

        Noch eine Ergänzung: Posener ist sicher nicht der einzige, der mit Antisemitismusvorwürfen großzügig um sich wirft; auch Broder ist hier nicht zimperlich, versteht es aber diese Attacken stilistisch besser zu verpacken ( was zugegebenermaßen Geschmackssache ist). Im Grunde genommen ist die Bezichtigung eines Kritikers als Antisemit eine Feinderklärung: Siehe hier ist ein Faschist, ein Feind der Menschheit, ein Ewiggestriger, meidet ihn, schneidet ihn boykottiert ihn, – mit dem wollt ihr nichts zu tun haben. In politisch ruhigeren Zeiten half diese Art der Vorwärtsverteidigung zuverlässig den entsprechenden Kritiker sozial zu ächten. Bezichtigungen und beißende Polemik sind nunmal das Schwert der Wortgefechtler , vor allem wenn sie keine Lust haben ihren Gegner mit Argumenten zu zerpflücken. – Und das vielleicht mit Recht. Die letzten Jahre haben gezeigt wie resistent viele Foristen rationalen Einwänden und Erklärungen gegenüber sind, wie viele Tabus und kognitive Dissonanzen in den Geistern herumspuken. Wenn Argumente versagen, hilft sozialer Druck. Doch dazu braucht man einen Entsprechenden Konsens, der irgendwie in die Köpfe der Mehrheit hineinmuß. Dieser wird durch die neuen Medien aufgebrochen, denn die schlicht einen immer größeren Teil der Leute aus den Konsensmedien abziehen und sie wahlweise mit tiefgründigen neuen Gedanken oder wilden Verschwörungstheorien und allerhand esoterischen Wissen füttern. – Es reicht nicht Milliarden in den öffentlichen Rundfunk zu stecken, wenn sich immer mehr renitente Bürger weigern sie zu konsumieren -( mithin die effektivste Form des GEZ-Boykotts).
        Im derzeitigen Meinungsklima, in dem man mit allen möglichen unüberlegten Äußerungen einen „Skandal“ auslösen kann, verliert der Antisemitismusvorwurf seine Schärfe – es ist nur noch ein PC-verstoß unter vielen. Er taugt damit immer weniger zur sozialen Ächtung ( in manchen gesellschaftlichen Fragmenten vielleicht sogar als Abzeichen). Wohl aber ist er immer noch tauglich die Dinge weiter hochzuschaukeln. Mir schwanken die Dinge inzwischen auch so genug, so daß ich aus solchen Debatten lieber aussteige und sie lieber Leuten überlasse, die hier ihre passende Infokriegerrolle gefunden haben und oft monothematisch ihren festen Standpunkt verteidigen. Ich habe oft das Gefühl, das die mediale Empörung geradezu gewollt ist und provoziert wird, denn in diesen digitalen Formaten verpufft sie gewöhnlich ohne Spuren in der realen Welt zu hinterlassen, in der die ganzen Kommentarspaltenhelden weiter brav funktionieren.

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        • Das ist sicherlich korrekt: „die Bezichtigung eines Kritikers als ist Antisemit eine Feinderklärung“ und das führt in diverse Paradoxa hinein. Aber zu diesen hinzu gesellt sich ein Weiteres:

          Es gibt natürlich tatsächlich Antisemiten und die sollte man auch als solche benennen können, ohne in die paradoxen Erklärschleifen und Eskalationen hineingezogen zu werden – was natürlich zu deren Kritik meist in keinerlei Verhältnis steht. Das wird zunehmend verunmöglicht, weil Autoren wie Posener den Begriff einerseits entwertet, uns mit „vielen Tabus und kognitive Dissonanzen“ umstellt haben und weil wir uns der vielfachen Brechungen, die sich daraus ergeben und die Sie (oder auch Till Schneider) hier richtig beschreiben, zunehmend bewußt werden. Das Ganze erinnert an Umberto Ecos berühmtes Paradox zur Postmodernen Ironie:

          Zitat: Die postmoderne Haltung erscheint mir wie die eines Mannes, der eine sehr belesene Frau liebt und daher weiß, daß er ihr nicht sagen kann „Ich liebe dich inniglich“, weil er weiß, daß sie weiß (und daß sie weiß, daß er weiß), daß genau diese Worte schon, sagen wir, von Liala geschrieben worden sind. Es gibt jedoch eine Lösung. Er kann ihr sagen: „Wie Liala sagen würde: Ich liebe dich inniglich“. In diesem Moment, nachdem er die falsche Unschuld vermieden hat, nachdem er klar zum Ausdruck gebracht hat, daß man nicht mehr unschuldig reden kann, hat er gleichwohl der Frau gesagt, was er ihr sagen wollte, nämlich daß er sie liebe, aber daß er sie in einer Zeit der verlorenen Unschuld liebe. Wenn sie das Spiel mitmacht, hat sie in gleicher Weise eine Liebeserklärung entgegengenommen. Keiner der beiden Gesprächspartner braucht sich naiv zu fühlen, beide akzeptieren die Herausforderung der Vergangenheit, des schon längst Gesagten, das man nicht einfach wegwischen kann, beide spielen bewußt mit Vergnügen das Spiel der Ironie … Aber beiden ist es gelungen, noch einmal von Liebe zu sprechen.

          Dieses „noch einmal“ ist entscheidend, denn nun ist auch dies nicht mehr möglich. Beim nächsten Mal braucht es schon eine Windung mehr.

          Ob die Poseners dieser Welt diesen Gedanken fassen können? Ich weiß es nicht. Er würde ihnen zumindest mächtig das Geschäft verderben – Vorsicht! Die Antisemitismus-Alarmglocke schrillt! Entschuldigung! – ich meinte, die (mediale) Daseinsberechtigung entziehen. (Broder würde ich dazu gar nicht zählen, denn er spielt mit dieser Marke und macht das oft wirklich intelligent und ironisch.)

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          • Pérégrinateur schreibt:

            Zu Broder ein Vorbehalt. Ja, er ist oft angenehm ironisch und meidet die klischeehafte Sprache, insbesondere dieses Woche-der-Brüderlichkeit-Weihe-Trara, das bei mir stets den Verdacht erregt, welcher anderen Opportunitätsrede die sich darin ergehenden Personen unter anderen obwaltetnden Umständen wohl befleißigen würden. Manchmal allerdings empört er sich, geht durch und verfällt dann ebenfalls in die mechanische Antisemitismus-Invektive, wozu seine Auffassung, Antizionismus sei per se schon Antisemitismus, sehr beitragen mag. Bzw. umgekehrt, diese Auffassung könnte die irgendwann bequem gelegte Rampe zu solchen Aufsteilungen sein.

            Mit einem vor William of Ockham gezogenen Hut vermute ich in aller Schlichtheit, dass es sich bei ihm genauso verhält wie bei der allermeisten etwas erregbaren Menschen: Wenn etwas gegen das als eigen Angesehene oder die eigenen Lieblinge gehen lönnte, ziehen sie rücksichtslos vom Leder und bekümmern sich nicht mehr um die argumentative Schlüssigkeit ihrer hitzigen Vorbringungen, die nur noch den gewünschten Effekt im leider vor allem emotional beeinflussbaren Publikum bringen sollen, wie auch immer, womit auch immer. Oh du der Menschen und der Götter Herrscher, Amor!

            Leider kommen in der medialen Öffentlichkeit auf einen wirklich philosophischen Kopf hundert oder sogar tausend – youtubisch gesagt: – „Influencer“.

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          • Michael B. schreibt:

            Bezieht sich auf das Eco-Zitat: „Herausforderung der Vergangenheit, des schon längst Gesagten, das man nicht einfach wegwischen kann“

            Warum denn nicht. Warum sollte man in Worten von Anderen leben, wenn es um ganz persoenliche Dinge geht. Warum sollte man einer moeglichen Doppelung im Wort irgendeine Bedeutung beimessen? Wenn das Beduerfnis nach Einzigartigkeit auf dieser irrelevanten Ebene einen solchen Moment dominiert dann hat man meines Erachtens von vornherein die falschen Prioritaeten gesetzt.

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            • Pérégrinateur schreibt:

              In Liebesdingen in Wort oder Tat nicht in irgendein Klischee zu fallen, dürfte unmöglich sein. Die regelmäßig begleitende Illusion, es ginge bei solchem ausgesprochenen Gattungsverhalten ganz spezifisch um das individuelle Gegenüber (« parce que c’était moi, parce que c’était lui/elle »), dürfte aber das zu verkennen helfen. So kann man dann glücklich wieder einmal die Kontingenz des eigenen Fühlens, Denkens und Handelns übersehen und letzteres mit der gebotenen Dringlichkeit verfolgen.

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              • JJA schreibt:

                Das Klischee überhaupt um jeden Preis vermeiden zu wollen, ist der Fehler. Eine typische Versuchung (entschuldigen Sie die religiöse Sprache) von Intellektuellen; Hochmut, der ins Unglück stürzt. Erinnert mich an Solowjews Antichrist: Dieser kommt zu Fall, weil er nicht anbeten möchte „wie die Bäuerin“. Das Klischee ist ihm das Problem, nicht unbedingt der Akt der Anbetung.

                Dass man nicht trotzdem, obwohl es sich natürlich um Gattungsverhalten handelt, das individuelle Gegenüber meinen kann, erschließt sich mir nicht. Das Allgemeine ist doch immer die Schablone, durch die sich das Besondere ausdrückt. Man denke an gesellschaftliche Konventionen, literarische Formen, Tanz etc.

                Das Bewusstsein der Kontingenz des eigenen Handels wiederum ist zwiespältig. Im Angesicht der Kontingenz ein Versprechen zu tätigen, macht es gerade groß – war das nicht Nietzsche?

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                • Pérégrinateur schreibt:

                  Klischeehaftes eigenes Handeln stört mich nicht besonders; lange Zeit ein fleißiger Wanderer, war ich gleichwohl nie in der Versuchung, das Gehen krampfhaft in einer der von Monty Python gezeigten „originellen“ Arten zu betreiben.

                  Illusionshafte Weltbetrachtung dagegen stört mich immer, auch „wenn sie doch nützt“. Vielleicht gilt das auch als intellektuelle Hoffart?

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              • Michael B. schreibt:

                > in irgendein Klischee zu fallen, dürfte unmöglich sein.

                Viel interessanter ist das Warum der wertenden Bezeichnung als Klischee. Jeden Morgen geht die Sonne auf – ist der Vorgang ein Klischee? Jede Sekunde kommen Kinder auf die Welt – ein Klischee? Wiederholung macht doch kein Klischee und ich kann mich wiederum nur wiederholen – ob das schon millionenfach so oder aehnlich passiert ist und gelegentlich ausgedrueckt wurde – das ist voellig irrelevant. Es geht nicht um ein Podest an Einzigartigkeit, welches aufzurichten waere. Das ist nur eitel.

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                • @ Michael B @ JJA @ Pérégrinateur

                  Es gibt – darin sind Sie sicher mit mir einig – im westlichen Menschen ein tief verinnerlichtes Bedürfnis nach Originalität: er will sich, als Typus verstanden, vom anderen Menschen unterscheiden. Da dies nicht nur den westlichen Menschen, sondern auch viele nicht-westliche betrifft – wenn auch nicht alle und zu allen Zeiten – kann man ein gewisses anthropologisch grundiertes Verlangen nach Unterscheidung oder Auszeichnung unterstellen, zumindest dort, wo die Menschen in Ich-Du-Dualitäten, in Haben oder Nicht-Haben, In Haben oder Sein etc. denken.

                  Der postmoderne Mensch ist nun in einer vollkommen neuen Situation, die es zuvor in der Geschichte der Menschen noch nicht gegeben haben dürfte. Er sieht hinter sich alle möglichen Ausdrucksformen bereits realisiert und vor sich die Leere, er weiß, daß ihm weitflächig die Möglichkeit genommen wurde, noch originell zu sein. Daß es „nichts Neues unter der Sonne gäbe“ (Prediger) hat in unserer Epoche einen neuen Sinn: das Neue ist nicht mehr strukturell und abstrakt gemeint, sondern ganz konkret. Es gibt von nun an nur noch Varianten oder Differenzen, wie es Deleuze nannte. Neues kann es nur noch – wir sprechen hier natürlich nur über die Ausdruckswelt – geben, wenn ich das System, den Kategoerienraum verlasse. Diese Ohnmacht führt dazu, daß einige Menschen den Weg ins Extrem suchen.

                  Dem postmodernen Menschen ist ergo ein neues Empfinden eingepflanzt und darüber schrieb Eco. Es war mein Fehler, das Zitat nicht in der Gesamtheit zu nennen. Vor den besagten Zeilen schrieb Eco (Nachwort zum Namen der Rose): „Die postmoderne Antwort auf die Moderne besteht in der Einsicht und Anerkennung, daß die Vergangenheit, nachdem sie nun einmal nicht zerstört werden kann, da ihre Zerstörung zum Schweigen führt, auf neue Weise ins Auge gefaßt werden muß, mit Ironie, ohne Unschuld.“

                  Wir müssen uns also zur Vergangenheit verhalten, also zum bereits Gesagten – es geht nicht um den Sonnenuntergang aber um die Möglichkeit, den Sonnenuntergang noch zu besprechen, ohne ins Klischee zu verfallen – und wir können das nur noch im gebrochenen Gestus tun, etwa der Ironie. (Die Frage des Untergangs klammere ich hier aus)

                  Es kommt natürlich auch darauf an, WER spricht. „Die Bäuerin“ z.B. braucht sich um das Problem nicht zu kümmern – sie ist nicht mehr von dieser Welt und daher kann sie authentisch bleiben. Kaum jemand hat diesen Knackpunkt besser beschrieben, als Knut Hamsun. Zum Beispiel in der „August“-Trilogie. Dort trifft der erste postmoderne Mensch (August), der Amerikareisende, der Infizierte, Entwurzelte … auf seine vorherige Sozietät, die noch immer im Herkömmlichen lebt. Er kann nur noch ironisch agieren und – ohne es zu ahnen – zerstört damit die alte Gemeinde, die nun, durch ihn, ihre Unschuld verliert. Plötzlich wird das „Ich liebe dich“-Sagen nicht mehr möglich oder aber es klingt falsch. Schon im „Pan“ beschrieb Hamsum diese Schwierigkeit – er kam ja selbst aus Amerika zurück.

                  Die Empfindsamkeit für diese Frage kam Mitte der 60er Jahre auf und hat dort ihre maßgeblichen Schriften hinterlassen. Neben Ecos „Das offene Kunstwerk“ muß man besonders an Deleuze „Differenz und Wiederholung“ und „Logik des Sinns“ denken. Weil die Dekonstruktion heute aber weitgehend diskreditiert ist, werden diese Denker kaum noch rezipiert. Ich selbst halte es eher mit Sloterdijk, der Deleuze als einen der am wenigsten begriffenen aber am vielversprechendsten Denker hält (Mit besagten Schriften nebst „Tausend Plateaus“ und „Leibnitz und die Falte“). In allen geht es um die Hinterfragung des von Platon bis Hegel entfalteten dualistischen Denkens zugunsten eines Denkens der Differenz und dessen Affirmation. Solange wir dualistisch, also in der Negation – würde Deleuze, so wie ich ihn verstehe, sagen – die postmoderne Vielfalt, das Ende der Ausdruckmöglichkeiten, die Gleichzeitigkeit, die „Vernetztheit“ etc. bedenken, so lange werden wir an unserer mangelnden Sprache leiden und können wesentliche Dinge, die bereits gesagt wurden, nicht mehr sagen, ohne rot zu werden.

                  Das dürfte übrigens der Grund sein, warum große Teile der akademischen Philosophie, ins Fachkauderwelsch fliehen, um eben nicht verstanden zu werden, um eben nicht relevant zu sein, aber doch zumindest so tun zu können, als sei man noch irgendwie originell.

                  Um es noch mal ins Alltägliche zu wenden. Jeder kennt doch das schlechte Gefühl, wenn man einen abgedroschenen Witz, eine ausgeleierte Redewendung, ein totgesprochenes Wort verwendet – wir sind ja mittlerweile auch von No-go-Begriffen (PC) oder „Diskurskopeken“ (Tellkamp, z.B. „Nazi“, „Populismus“ und auch „Antisemitismus“ einerseits; andererseits „Entartung“, „Endlösung“ etc.) umgeben, die man guten Gewissens nicht mehr nutzen kann – oder eben nur noch ironisch. Das ist eine Frage des Empfindens, des postmodernen Empfindens. Kunst war jahrtausendelang die Kunst der Wiederholung, in die sich quasi-evolutionär kleine Mutationen eingeschlichen haben, die ganz langsam zu neuen Richtungen führten … heute ist Kunst nur noch Entgrenzung und an die Grenzen führen – Malevich, Duchamp, John Cage, Joyce etc.. Wer repetitiv schafft, verkauft vielleicht auf dem Wochenmarkt, wird aber keine Spalte in der maßgeblichen Presse bekommen.

                  Von alldem unterscheiden muß man die Frage der bewußten und selbstbewußten Setzung – aber das ist eine andere Geschichte.

                  Ergänzung: Helge Schneider hat das ganze Problem kongenial in einem einzigen Satz gelöst: ganz explizit ab 4:10

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                  • Michael B. schreibt:

                    > Es gibt – darin sind Sie sicher mit mir einig – im westlichen Menschen ein tief verinnerlichtes Bedürfnis nach Originalität

                    Schon die Voraussetzung sehe ich nicht so. Hier einmal ein Beispiel aus meinem Gebiet: Vor etlichen Jahren wurde eine Kritik an (US-amerikanischem) Mathematikunterricht veroeffentlicht, genannt „Lockhart’s Lament“ (https://en.wikipedia.org/wiki/A_Mathematician%27s_Lament, s. verlinktes PDF unten auf der Seite).
                    Auf Seite 3 unter „Mathematics and Culture“ gibt der Autor ein Beispiel fuer genuine Mathematik, genauer gesagt, den Schaffensprozess. Ich habe das immer wieder gefunden, in den Tagebuechern von Ramanujan, bei Hilbert, Langland (‚Langlands program‘), aktuell vielleicht bei Lurie (beginne ich erst zu lesen).

                    Waehrend eines solchen Prozesses entsteht mit hoeherer Wahrscheinlichkeit auch Originalitaet – egal erst einmal wieviel. Zwangslaeufig, weil der Gegenstand fuer den sich damit Beschaeftigenden neu ist, und er eigene Wege finden muss. Er sucht aber nicht Originalitaet, sondern einfach eine Loesung. Die Bewertung nach peripheren Attributen erfolgt – vielleicht – durch Andere spaeter. Und das ist der Punkt. Fuer den ‚Betroffenen‘ ist eine solche Charakterisierung i.a.R. komplett irrelevant, ausser Dinge wie – auch hier wieder – Eitelkeit graetschen hinein. Das ist aber selten, da die unmittelbare Befriedigung im Sinn des Problems eine ganz andere Qualitaet hat.
                    Das Beduerfnis, welches Sie oben schildern ist dagegen eine Art Cargo Cult. Stelle ich meine Fackeln auf und mische mit etwas Skinnerschem Behaviorismus (sieht es aus wie Originalitaet und schmeckt es wie Originalitaet, dann ist es Originalitaet), dann muss mir das doch auch zufallen. Das genannte Beduerfnis ist also eher Begehrlichkeit, und das ist tatsaechlich weit verbreitet. Es wird aber eben durch seine definierenden Eigenschaften gerade nicht erreichen, was es anstrebt.
                    Geigelernende Kinder mittleren Spiessbuergertums sind oft ein Ausdruck dieser Art nichtmerkantiler Gier der Eltern (speziell Muetter), aehnlich auch der voellig entwertete und inhaltlich umdefinierte Begriff ‚kreativ‘ im selben Klientel. Es gibt Ausnahmen, das sei fairerweise gesagt.

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                    • Mit Nietzsche: „Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe. […] Aber sagt, meine Brüder, was vermag noch das Kind, das auch der Löwe nicht vermochte? Was muß der raubende Löwe auch noch zum Kinde werden?

                      Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginnen, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-sagen.

                      Ja, zum spiele des Schaffens, meine Brüder, bedarf es eines heiligen Ja-sagens: seinen Willen will nun der Geist, seine Welt gewinnt sich den Weltverlorene.“ (http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Also+sprach+Zarathustra/Die+Reden+Zarathustras/Von+den+drei+Verwandlungen)

                      Trifft dies nicht auch hier zu? Das Kinde hat eine Form von „kreativem“ Schaffungs- und Zerstörungsdrang. Mich stört der Kitsch in der Liebe nicht. Wozu auch, wenn es von Herzen kommt? Das sind Sorgen, die ich mir tatsächlich nicht mache.

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                    • Pérégrinateur schreibt:

                      Wer Nüsse knacken will, will sie natürlich selber knacken, und den eigenen Weg dazu gefunden zu haben, ist dann schon Belohnung genug, ohne dass dabei der gedachte Blick von außen – Bin ich der erste? Hat es nicht ein anderer schon ganz genauso oder vielmehr viel besser gemacht? – dabei stören müsste,

                      Die Crux ist nur: Wieviele der Schüler wollen denn überhaupt Nüsse knacken? Die größte Zahl will ohne allzu große Mühe durch die Schule kommen, heute wohl mehr als je. Wenn man dann wenigstens einem bestimmten Anteil wenigstens rudimentäre Rechenregeln beibringen will, braucht es eben die Monotonie des Paukens nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein – wenigstens ein bisschen.

                      In meiner späten Schulzeit habe ich zuweilen Mathematik-Nachhilfe gegeben, es war grauenvoll. Die Jungs stinkefaul und die Mädels von nach fleißig deshalb akkumuliertem Misserfolg unüberwindlich gewordenem fundamentalem Desinteresse. Ich war schon angenehm berührt, wenn Brüche nach der Regel a/b + c/d = (a+c)/(b+d) falsch zusammengefasst wurden, weil dabei doch wenigstens symmetrisch vorgegangen wurde.

                      Den bei den meisten Menschen zu weckenden Ehrgeiz in einer Sache kann man sehr leicht überschätzen. Für bestimmte Dinge gibt es sehr wenige Liebhaber, und das sehen die meisten Liebhaber von ihnen nicht.

                      Ein Freund ruft oft nach einer seiner immer entsetzlicheren Bachelor-Prüfungen in Physik bei mir an, um seinen Kropf zu leeren, Anscheinend hat die mit dem Taschenrechner ausgebildete Generation keinerlei Fertigkeit im Kopfrechnen mehr, verhaut sich deshalb übel in den Größenordnungen und hat deshalb auch überhaupt keine Vorstellungen davon, in welchen Intervallbereichen bestimmte Effekte nur Dreckseffekte sind, so dass man die getrost vernachlässigen kann.

                      Ein schwarzpädagogischer Gedanke. Vielleicht wäre es nützlich, im schulischen Mathematikunterricht sehr schwierige Beweise aus der Geometrie vorzutragen, um die ohnehin schon ausschließlich auf die Geschwätzwissenschaften schielenden Schüler zu demütigen, entsprechend auch Chemiepraktika mit schwierigen quantitativen Analysen anzusetzen. Viele bräuchten heute die Lehre, dass es eine harte Realität jenseits von Gerede, Interpretation und vorgeblichen „sozialen Konstrukten“ gibt, nämlich etwa ihr eigenes Unverständnis. Wie aber später die Auffrischungskurse erzwingen? Vor allem der Königsweg zur Demütigung dürfte schwer zu finden sein.

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  5. Als ich die Kommentare von Herrn Posner gelesen habe, war ich — vornehm ausgedrückt — etwas peinlich berührt. ‚Sollte darauf wirklich geantwortet werden?‘ Denn auch wenn Herr Posner eine öffentliche Person ist, hat er eigentlich eine solche Zeitinvestition ihrerseits gar nicht verdient. Die Einseitigkeit des Disputes bestätigt dies m.E. nur noch weiter und hat mich schon regelrecht an Tyson gegen Marvis Frazier erinnert. Und doch, nach der Lektüre muss ich mich revidieren. Die Lektüre hat mir unheimlich großen Spaß gemacht und ich hoffe Ihnen ebenso – diebisch, schalkhaft. Unter diesem etwas hedonistischen Blickwinkel haben Sie es doch richtig gemacht. Dankeschön.

    Ob es darauf wohl nochmal eine würdige Replik gibt? Oder doch lieber der ungeordnete Rückzug Herr Posner?

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    • Daß Herr Posener eine Antwort verdient, das stand mir unmittelbar nach der Kenntnisnahme seiner Ausfälle vor Augen. Daß sie nun derart massiv ausfallen mußte – mancher Leser mag das für unverhältnismäßig halten – hatte natürlich nur einen einzigen Grund, der weit über diese Person hinausreicht.

      Es ging – wie fast immer auf diesem Blog – um das Typische, das Abstrakte, das Verallgemeinerbare, um das Systemische. Man hätte den Artikel deswegen auch gänzlich ohne Poseners Riposte schreiben können, an seinem oder einem anderen Beispiel. Es ist eine leidige Arbeit, wenig erfreulich. „man fühlt sich beschmutzt“ – man meidet sie instinktiv. Nun hat er also den schweren Hebel betätigt …

      Keine Ahnung, ob man ihm dafür sogar dankbar sein muß? Diese Tatsache sollte jedenfalls bei der Lektüre nicht außer acht gelassen werden: es ging mir nicht um die Person! Auch nicht um einen Kampf – die meide ich lieber, sofern möglich.

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      • @ Seidwalk
        Ja meine Einstellung bei solchen Disputen ist zunehmend, diese etwas schalkhafter zu betrachten. Warum Sie allerdings den Kampfe meiden, wäre vielleicht ein schöner zukünftiger Beitrag. Man kann sich ja unterschiedlich duellieren, leicht und spielerisch wie ein Satyr oder eben mit einer letzten Unerbittlichkeit. Dieses überanalytische habe ich an vielen Stellen inzwischen einfach hinter mir gelassen. Weil: a) viele können damit wenig anfangen bzw. schwer zugänglich ist & ergo kein ordentlichen beidseitiges Gespräch zustande kommt // b) gibt tiefste Wahrheiten, die analytisch nie kommunizierbar sind (bspw: der erste Kuss; wie man sich bei der Geburt der eigenen Kinder fühlt; Identität) // c) eine etwas schalkhafte Kommunikation auch Freude bereitet. Wobei ich natürlich ganz klar anerkenne, dass es Bereiche gibt, bei denen diese Methodik natürlich das Mittel der Wahl ist.

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  6. photocreatio schreibt:

    Na, habe die Verteidigungsschrift unseres Gastgebers quergelesen – die Materie des Aufhängers, also das Buch und sein Inhalt – sind mir nicht sonderlich wichtig – , aber die gezielte Provokation des Kontrahenten, also der Claqueur, ist mir doch recht merkwürdig ins Auge gestochen. Wie schräg ist das denn, Mitforisten pauschal zu beleidigen. Macht der Mensch sowas öfter? Herr seidwalk, können Sie ihm einfach mal rüberkabeln, dass ich z.B. hier gerne mal verweile, um jenseits von Flüchtlingschaos und XR in aller Ruhe was über Ungarn und die Kultur des Ostens inhalieren möchte? Ach, und der gute Mann sollte, wenn sie tatsächlich vorhanden sind, kräftig mit seinen jüdischen Wurzeln kokettieren. Wie’s geht, kann er sich an Herrn Broder abgucken. Denn ohne Humor gleitet auch die ernsthafteste Sache/Diskussion zur Parodie. Also: alle etwas runterkommen!

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    • Michael B. schreibt:

      @ photocreatio
      Einmaliges Hineinlesen in die Aufplustereien des Mannes genuegt um zu sehen, wes Geistes Kind er ist. Ich bin in meinen Interessen kaum von Personalien des bundesdeutschen Zeitgeistes beruehrt, kenne (was man so nennt) sie oft nicht und sehe insofern viele Dinge wohl gluecklicherweise erst gar nicht und ihre Absonderlichkeiten wie z.B. hier Eitelkeit oder substanzlose Empoerung – oder wohl eher die gezielte Zurschaustellung derselben – gehen mir so ziemlich am Allerwertesten vorbei. Ebenso, ob diese Leute sich selbst fuer grosse Nummern halten oder von anderen dafuer gehalten werden.

      Zu den Claqueuren aber vielleicht noch einmal in Ergaenzung zu meiner kleinen Anfrage zur Bezahlung:

      Ich gehoere zu den nach Schaetzungen noch 10-12 Millionen Nettosteuerzahlern dieses Landes, bin also auch kein Staatsdiener etc., die ihre Steuern aus u.a. meinen Steuern zahlen. Ich bezahle also den ganzen Spass hier noch mit und soll das nach Planungen ausserhalb meiner persoenlichen Zustaendigkeit in Zukunft noch verstaerkt tun. Sehen wir mal.

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      • Klaus D. schreibt:

        @ Michael B
        „Einmaliges Hineinlesen in die Aufplustereien des Mannes genuegt um zu sehen, wes Geistes Kind er ist.“

        Als Außenstehender frag ich: Welcher der beiden Kontrahenten ist gemeint?
        (weil: ich bin mir nicht sicher, wer da als das unbedingt-Recht-haben-wollende Kind mit dem Fuß aufstampft)

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        • Michael B. schreibt:

          @ Klaus D
          > Als Außenstehender frag ich: Welcher der beiden Kontrahenten ist gemeint?

          Zugegebenermassen koennte man das auch so lesen, als meinte ich den Blogbetreiber und daraus eine Aehnlichkeit der Art suggerieren, wie sie heutzutage so gern zur Diskreditierung verwendet wird.

          Also zur Klarstellung – ER ist nicht gemeint. Er steckt mit seiner Erwiderung zwar nach meinem Gefuehl zu viel Herzblut auch im Sinn von Perlen vor die Saeue in die Sache. Das z.B. als Aufgeplustertheit zu lesen, benoetigt dann allerdings schon leicht intrigante Triebkraefte :). Aber ja, ich haette es besser formulieren sollen.

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  7. Eine Bitte an die Leser: Ich möchte – wie angekündigt – das Buch „So beherrscht man die Welt“ ergänzend zum vorliegenden Artikel besprechen. Soweit ich sehe, gibt es zwei relevante Kritiken des Werkes: Posener und Münkler. Münklers Besprechung ist im Netz aber nicht aufzufinden – es gibt eine kurze Zusammenfassung auf „Perlentaucher“. Ich vermute daher, daß diese Rezension nur in der Druckausgabe zu lesen war. Falls jemand eine Kopie dieser Besprechung aus der FAZ vom 27.7.2019 auftreiben kann, dann wäre ich für eine Kopie sehr dankbar! Dazu bitte die Kommentarspalte benutzen (wird nicht freigeschaltet) oder eine Mail an Seidwalk@btinternet.com.

    Pérégrinateur: Bei mir leider nicht vorhanden.
    Vielleicht könnten sie beim Autor des Löwenblogs

    https://www.marcogallina.de/

    fündig werden; er hat Münkler mehrfach kritisch behandelt und könnte ihn deshalb unter Beobachtung haben. Schlimmstenfalls ist die Rezension wohl auch bei der FAZ für wenige Euros zu haben. (Mich würde ggf. Gallinas Kritik Ihrer Rezension wiederum interessieren.)

    Seidwalk: Die Rezension wurde gefunden. Vielen Dank an den aufmerksamen Leser und die weiteren vorgetragenen Ideen. Man kann sie hier nachlesen:

    https://www.buecher.de/shop/fachbuecher/so-beherrscht-man-die-welt/baos-pedro/products_products/detail/prod_id/54466766/

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  8. Pérégrinateur schreibt:

    Crying wolf is an easy business.

    Zur Zeit, als die Zeitungen noch keine paywalls aufgezogen hatten , las ich öfter in der Jeruslaem Times. Man hatte dort einen Experten für europäischen Antisemitismus, der periodisch seinen Artikel hatte. In einem zu Norwegen stand dann, Norwegen sei das europäische Land mit dem stärksten Antisemitismus. Im nächsten Artikel war dann ein anderes Land dran, und auch dieses war das europäische Land mit dem stärksten Antisemitismus. Ich habe daraufhin die Lektüre reduziert und bald ganz eingestellt. Auch dank anderer hysterischer Aufgeregtheiten zu diesem und zu anderen Punkten nehme ich schrille Vorwürfe ohne Weiteres nicht mehr ernst. Wer schreit, hat eben nicht unbedingt recht.

    Das schlimmste ist, wenn Vorwürfen gar nicht mal mehr eine saubere Begründung abverlangt wird, indem bei vielen Naiven die Anklage schon als Verurteilung wirkt. Das wird dann natürlich ausgenutzt. Derartiges gibt es heute häufig, indem reihum mehr oder weniger wirkliche Diskriminierungsopfergruppen ausgewiesen werden und den Diskriminierungsbegnadeten im Vorhinein unfragliche Glaubwürdigkeit konzediert wird.

    Mit Verlaub, das ist ein voraufklärerisches Vorgehen, das ist Öffentlichkeit nach der Rechtsprechung eines neotribalen Feudalismus.

    Generell achte man auf die Verwendung der Kunstgriffe aus Schopenhauers „Kunst, recht zu behalten“.

    https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-kunst-recht-zu-behalten-4994/1

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  9. Giuseppe Bottazzi schreibt:

    Chapeau Seidwalk!

    @seidwalk
    „Ihre beiden Wortmeldungen zeugen von einer fundamentalen Unkenntnis dieses Blogs, den Sie vermutlich nur durch die Erwähnung Ihres Namens bemerkt haben. Sie haben sich nicht die geringste Mühe gemacht, sich darüber zu informieren, Sie wissen nicht, wer der Autor ist, wie er schreibt und denkt, was seine Ziele und Motivationen sind. Ja, Ihnen ist noch nicht mal deutlich geworden, daß ich diese Seite den gesamten September über habe ruhen lassen, weil ich – zwecks Sprachtrainings – eine komplette Internetabstinenz eingelegt hatte.“

    Hinzuzufügen wäre noch:
    AP wird für’s Schreiben bezahlt.
    Seidwalk investiert (nicht nur) seine Privatzeit in dieses Netztagebuch.

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    • Test Bild schreibt:

      Herr Posener betreibt den Blog Starke Meinungen ausschließlich privat, steckt eine Menge Arbeit hinein und erzielt damit keinen Profit. Er verdient Geld als Journalist der Welt, diese wiederum ihres mit der Bezahlschranke. Über den Blog sind Argumente und Überlegungen letztlich allen zugänglich, Herr Posener stellt sich dort der Diskussion, er veröffentlicht nicht nur Kommentare. Das macht er schon über Jahre, vollkommen unkommerziell.

      Seidwalk: Wurde hier etwas anderes behauptet?

      Warum gehen Sie, als Kenner des Blogs, nicht auf die hier vorgetragenen Argumente ein? Die sind entweder richtig oder falsch. Sind sie falsch, dann ziehe ich sie gerne zurück – man muß es mir nur mitteilen.

      Bei besagtem Blog handelt es sich um einen Autoren-Blog. Daß dieser von Posener betrieben wird, ist mir neu. Leider ist kein entsprechendes Impressum zu erkennen. Er wurde 2009 ins Netz gestellt. Sein erster Beiträger ist nicht Posener gewesen, wie man es von einem Gründer erwarten dürfte, sondern Michel Friedmann. Poseners erster Beitrag – soweit ich sehe – erschien dann ein erst Viertel Jahr später. Können Sie diese Aussage, Posener betreibe den Blog, verifizieren? Sollte dem nämlich nicht so sein, dann dürfte sich der Arbeitsaufwand in Grenzen halten und den hiesigen weit unterbieten.

      Test Bild: Oh, das war eine Ergänzung zu Bottazzi, nicht zu Ihnen. Ich werde noch was inhaltlich schreiben, komme im Moment nicht dazu (
      das liebe Geld).

      Seidwalk: Sorry, mein Fehler

      Gefällt 1 Person

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