Verschwörungstheorien

„Kein Gedanke ist so alt oder so absurd, daß er nicht unser Wissen verbessern könnte.“ Paul Feyerabend

Ich bin einem Verschwörungstheoretiker begegnet. Und das lief so ab.

Wir waren in einem Heilbad in Südungarn, mieteten eine Unterkunft. Die Vermieter – davon zeugt schon das Namensschild – sind Deutsche.

Am Morgen betreten wir den kleinen Frühstücksraum. Neben dem Frühstückstisch sitzt der Hausherr am Computer – das ist ungewöhnlich, aber noch denkt man sich nichts. Ich ziehe eine Scheibe Wurst auf meine Semmel und rufe erstaunt aus: „Ist das Zufall oder Absicht?“ Und zeige die Wurst. Die Scheibe zeigt die Grenzen Großungarns, Ungarn vor Trianon. Aber er meint, das sei Zufall. Daran glaube ich nicht; vermutlich hat er sie von einem patriotischen Fleischer.

Er redet offenbar schon eine Weile auf die anderen zwei Gäste in schwäbischem Slang ein. Vor drei Jahren sind sie, das ältere Paar, nach Ungarn gezogen. Warum, frage ich? Es gibt die klassischen ökonomischen Gründe, auch habe die Frau ungarndeutsche Vorfahren, und dann halte man es in Deutschland auch nicht mehr aus. Außerdem wollten sie hier ihren Traum von der Selbstversorgung verwirklichen. Wir essen selbst gemachten Käse, auch die Marmelade ist hausgemacht und später müssen wir unbedingt noch den eigenen Wein probieren.

Und damit geht es los.

Was viele nicht wüßten: man könne den Wein mit einer Antenne, einem Stahldraht und einem Magneten massiv im Wachstum unterstützen. Der Draht müsse an einem Ende mit der Antenne und am anderen mit dem Magneten verbunden sein und unter dem Spalier in exakter Nord-Süd-Ausrichtung vergraben werden. Das zöge den Stickstoff aus der Luft in die Erde, wo er als Dünger wirke. Schnell ist ein Photo aufgeklickt, das just einen grünen Streifen Wiese zeigt, darin ein paar Weinstöcke. Daran sehe man schon, wie das funktioniert. Das sei eine alte französische Technik, der Erfinder jedoch wurde ermordet. Ist doch klar: die mächtige Düngemittelindustrie hat natürlich kein Interesse, solche natürlichen Methoden publik werden zu lassen.

Und dann kommen im Stakkatotempo die klassischen Klischees.

Die Erde ist nicht rund, sondern eine Scheibe, denn es habe noch nie ein Photo – als Beweis – einer runden Erde gegeben. Vermutlich wird damit die Zweidimensionalität der Photographie angesprochen. Aber bevor man nachfragen kann, kommt schon der nächste Hammer:

Es gibt nicht eine, sondern sechs Sonnen für die Erde und seine Frau, die ein paar Jahre in Malaysia gelebt habe, konnte das mit eigenen Augen sehen.

Dann kommen gleich die Chemtrails. Wieder hat er sofort eine Datei auf dem Computer parat und zeigt uns spektakuläre Himmelsphotos. Kondensstreifen in den abenteuerlichsten Konfigurationen. Als ich das Wort „Kondensstreifen“ erwähne, winkt er mit großer Geste gleich ab. Nein, das sind Chemtrails, die mischen da Chemikalien bei und er nennt auch gleich zwei, drei Substanzen. Ich frage, wer denn „die“ seien, aber mehr als „die Mächtigen“ erfährt man nicht.

Schon müssen wir uns Wolkenbilder anschauen. Wunderschöne Cirruswolken werden uns als Beweis präsentiert, daß riesige Strahlenquellen die Atmosphäre mit Wellen durchdringen. Nun sollten wir uns an unsere Kindheit erinnern, ob wir damals auch solche Wolkenformationen gesehen hätten. Unser Stutzen gilt gleich als Beweis: „Seht ihr“ – es wird auch konsequent und gegen unsere Widerrede geduzt –, „so was gab es früher nicht.“

„Und wie habt ihr geschlafen? Gut?“ Die Höflichkeit gebietet hier das Nicken, auch wenn ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte. „Das wundert mich nicht, das liegt an den Kalkwänden, die halten alle Strahlungen ab …“

Dann kommt die Politik dran.

Deutschland sei kein souveränes Land. Erst vor Kurzem habe man, fast 100 Jahre nach Ende des 1. WK, die letzten Reparationen abgezahlt – was einen gewissen Wahrheitskern enthält.

Ehe wir das ausdiskutieren können, wird uns schon die nächste Frage gestellt: „Habt ihr das Grundgesetz gelesen?“ Schüchtern nicken wir – ein Fehler, wie sich gleich herausstellt: „Und, wie lautet der Artikel 139?“ Es gibt sicher eine Menge Leute, die den gleich aufsagen können – wir gehörten zu unserer Schande nicht dazu. Es ist der Entnazifizierungsartikel. „Ihr wißt doch, der Adenauer hat seine eigene Entnazifizierung nie durchgesetzt. Aber wir haben uns bei den Russen gemeldet, uns als Nazis selbst angezeigt und Moskau um unsere Entnazifizierung gebeten.“ Wie und ob „Moskau“ reagiert hat, erfahren wir nicht.

Zum Schluß zeigt er uns noch einen „Magnetmotoren“, den er selber gebaut habe und zwar nach den Ideen von Lüling. Er zeigt uns eine alte UfA-Wochenschau von 1955, wo der norddeutsche Ingenieur Lüling sein Perpetuum Mobile – denn das scheint es letztlich ja zu sein – vorstellt. Der habe funktioniert, aber die mächtige Autoindustrie usw. Sein eigener Motor zeigt ein Gebläse, eine Spule und ein paar Magnete mit einem Auto-Charger-Anschluß. Damit habe er den Spritverbrauch seines Wagens um 20% senken können. Wie eine Verbindung zum Motor stattfinden sollte, bleibt im Dunkeln – das Gerät wirkt eher wie ein Ventilator für den Innenraum.

Während dieser Kanonade beteuert er immer wieder, daß er uns ja nicht beim Frühstück stören und uns nicht verunsichern oder erschüttern wolle. Offensichtlich nimmt er an, daß seine Mitteilungen sofort unser Weltbild zerstören müßten.

Schließlich gelingt es mir, ein klein wenig die Deutungshoheit zurückzuerobern, als ich Viktor Schauberger erwähne, von dessen „Repulsine“ – die er „Dresine“ nennt – er schon gehört habe. Dann führe ich Wilhelm Reich und den „Orgonakkumulator“ an, aber diese Namen stoßen auf Nichterkennen. Dabei dürfte Reichs „Cloudbuster“ nicht ganz unwesentlich für die ganze Chemtrail-Debatte verantwortlich sein. Aber er klopft mir auf die Schultern …

Derweil hat sich das allgemeine Gespräch dem Käse zugewandt. Die Frau habe ihn selbst gemacht, eine Art Frischkäse mit ungarischen Gewürzen. Überhaupt wolle man zum Selbsterhalt kommen, Landwirtschaft betreiben, ein paar Tiere halten. Auch die Rühreier stammen von den eigenen Hühnern. Wir kaufen gleich drei runde Käse.

Während wir den Wein, einen roten, einen weißen, einen orangenen und einen Port kosten, erzählt sie ein wenig aus ihrem Leben. Sie war mit einem Malaysier verheiratet, drei gemeinsame Kinder. Ob die Ehe über die Kulturgrenzen funktioniert habe, fragen wir. Da wird sie nachdenklich – man merkt, daß ihr das noch immer nahe geht. Langfristig, sagt sie, sei es schwer. Ja, am Anfang, wenn man verliebt ist, da sieht alles rosig aus. Sie hatte ihm – so nennt sie es – sie hatte ihm drei Töchter geboren, aber er wollte einen Jungen und nachdem auch das dritte Kind ein Mädchen wurde, da habe er sie verlassen, nein „verstoßen“ sagt sie, verstoßen. „Muslim?“ – „Nein, Buddhist“.

Obwohl uns die Vorzüge dieses Weines angepriesen werden, kann ich seine besondere Qualität nicht erkennen. Alle vier sind fast geruchlos, der Port und der Weiße zu süß, der rote zu sauer, aber aus Höflichkeit nehmen wir je eine Flasche mit. „Alles Öko, natürlich“ – „Auch keine Sulfite?“, frage ich. „Nein, natürlich nicht, nur ein bißchen Schwefel.“

Im Nachhinein macht man sich Gedanken: was ist da gerade passiert? Wie kommt es zu diesen felsenfesten Überzeugungen? Warum war die Begegnung bedeutsam?

Die Art und Weise, wie da gesprochen wird, deutet auf ein eklektizistisches großartiges Unwissen hin. Einfachste naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Kenntnisse werden ignoriert oder umgedeutet. Zwar wird permanent mit Fachbegriffen um sich geworfen, wie sie jedoch genutzt werden, so fehlerhaft einerseits, so pompös andererseits, das deutet darauf hin, daß sie nicht beherrscht werden. Tradiertes Wissen wird also angezweifelt und durch Glauben, Aberglauben und Pseudowissenschaft ersetzt.

Kann man den prinzipiellen Zweifel noch gutheißen, so wird er dann zum Problem, wenn er alle Prinzipien erfaßt. Nach diesem Weltbild muß demnach alles falsch oder gefälscht sein, was offizielle Wissenschaft und Geschichtsschreibung hervorbringen. Dahinter steckt immer ein großer Plan von irgendwelchen Mächtigen, die man freilich nur raunend erwähnt, die man nicht konkret benennen kann, nicht konkreter jedenfalls als „die Amis“, „die Russen“, „die Juden“, „das Kapital“ oder „die Geheimgesellschaften“ etc.

Man könnte das als liebenswerte Spinnerei abtun, wenn es nicht fließende Übergänge zu ernsthaftem konservativen Denken gäbe. Auch im konservativen Denken gibt es eine Tendenz, evidenzbasierte wissenschaftliche Erkenntnisse per se und apriori in Frage zu stellen, ohne sie zuvor unvoreingenommen zu durchleuchten. Klima und Evolution als klassische wissenschaftliche Stichpunkte, sechs Millionen als historischer. Damit soll kein Plädoyer gegen kritische Auseinandersetzung gehalten werden. Ich halte jede These für hinterfragbar – problematisch ist das Apriorische daran. Auf diese Weise wird Zweifel zum Glauben. Dagegen ist jede faktenbasierte Kritik auch allgemein anerkannter Zusammenhänge jederzeit zu begrüßen – Restriktionen jeglicher Art sind ebenso abzulehnen wie die juristische Zementierung historischer Erkenntnisse!

Sie begleitete uns noch zum Auto und kurz vor dem Winkewinke frage ich sie noch, ob sie sich selbst als „Reichsbürger“ betrachten. Nein, so weit würde sie nicht gehen. Und ob sie überhaupt an all das glaube, was ihr Mann erzähle. „Ach, ich verstehe nicht viel davon. Dos ischt sei Ding. Soll er mache“ und zärtlich streichelt sie mich am Arm.

Am Ende zählt nur eines: nach leidvoller Erfahrung einen liebevollen, fürsorgenden Mann gefunden zu haben.

14 Gedanken zu “Verschwörungstheorien

  1. Leonore schreibt:

    „Aber wie gesagt: das Faß will ich jetzt hier nicht aufmachen. Wenn wir die wesentlichen politischen Fragen gelöst haben und damit den Fortbestand des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens, dann können wir uns gerne wieder über Evolution unterhalten.“

    Kaum reingeschaut, schon fühle ich mich wieder verstanden!

    Ein Mißverständnis scheint mir allerdings bei der Beobachtung „verregnetes Wochenende = ‚Beweis‘ für eine nicht stattfindende Erderwärmung“ vorzuliegen. Bei Ihnen. Hoffentlich… Jedenfalls läuft diese aberwitzige „Argumentation“ doch normalerweise ständig genau andersherum: Jedwedes Wetter wird in den Nachrichten und auch sonst zum „Beweis“ des menschengemachten bedrohlichen Klimawandels erklärt. Der Sommer ist heiß und trocken – „Dürrekatastrophe durch Klimawandel“! Es schneit im Gebirge: „Schneekatastrophe durch Klimawandel!“

    Sommer-Witterung 2018 : Eine Märchen-Stunde der Klima-Alarmisten

    Möglicherweise hat da auf PI jemand gespöttelt. Wie gesagt: Hoffentlich!

    Daß gerade von den Klimaalarmisten – die von der „Erforschung des menschengemachten Klimawandels“ leben, deren Objektivität also schon von daher mit einem gewissen Zweifel betrachtet werden kann – auch Falschmeldungen, zum Beispiel über den angeblich dramatischen Meeresspiegel-Anstieg kommen, nährt natürlich das Mißtrauen:

    Meerespegel­anstieg: Europa kann nicht alle (vor Klima­wandel-Desinfor­mation) schützen T1 (2)

    https://notrickszone.com/2019/02/13/world-leading-ocean-expert-calls-sea-level-rise-claims-by-climate-scientists-anti-scientific-nonsense/

    Ich bin kein Fachmann, aber mühe mich redlich, mir ein Bild von den Fakten zu machen. Dies scheint auch bei der AfD insgesamt der Fall zu sein. Sonst würden sie nicht Tagungen mit externen Experten durchführen:

    Naturzerstörung durch Windkraftanlagen und „grüne“ Politik! – mit Peter Geisinger & Dr. Björn Peters (bei Minute 6 geht es um die Glaubwürdigkeit der „Klimaretter“)

    Wieviel Klimawandel macht der Mensch? – Eine kritische Überprüfung der IPCC-Thesen – AfD-Fraktion

    In dem Bild, was ich mir gemacht habe, scheint die Glaubwürdigkeit dieser Männer nicht infrage gestellt zu werden müssen:

    Möglicherweise irre ich mich da. Dann lasse ich mich gern belehren.

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    • Vielen Dank! Sie haben recht, der Fehler der Verallgemeinerung wird auf beiden Seiten gemacht. Und da das Lager der Anhänger der Erderwärmungstheorie wesentlich größer ist, wird er dort auch öfter gemacht. Dieses Lager hat freilich den Vorteil, daß ihn nicht alle machen, während bei den „Leugnern“ mittlerweile „gefühlt“ fast jeder triumphal auftritt, wenn mal eine Wetteranomalie auftritt. Auch gibt es ohne Frage starke Interessengruppen auf beiden Seiten, deren jeweilige Argumente man skeptisch betrachten sollte.

      Hier muß niemand belehrt werden. Ich kann es genauso wenig entscheiden wie Sie oder wie einer dieser ehrenwerten Herren auf beiden Seiten der Front. Auf beiden wird übrigens unseriös gearbeitet, oder anders gesagt: Es gibt auf beiden Seiten unseriöse Arbeiter. Zum Teil aus subjektiven, charakterlichen Gründen, zum Teil aus Unfähigkeit, zum Teil aus ideologischen oder ökonomischen Gründen und schließlich auch, ganz objektiv, weil das Thema eine Komplexitätsstufe besitzt, der weder menschliches Denken noch Computermodelle gerecht werden können. Wir können erstens nicht alle irdischen Faktoren erkennen und von den interstellaren (Sonne) ahnen wir meist noch nicht mal etwas.

      Moderne Wissenschaft arbeitet leider sehr spezialistisch – die tendiert daher konsequenterweise zur Verabsolutierung von Mikroerkenntnissen; das ist in der Krebsforschung – wo uns alle halbe Jahre die Therapie vorgestellt wird – wie in der viel komplexeren Klimaforschung.

      Man sollte daher an die Frage philosophisch herangehen.

      Dazu lohnt es, sich genauer mit Hans Vaihinger zu beschäftigen, die „Philosophie des Als Ob“. Vaihinger geht von der prinzipiellen Erkenntnisschwierigkeit aus, d.h. Erkennen und Sein decken sich in der Regel nicht. Trotzdem ist es den Menschen gelungen, mit falschen Voraussetzungen erfolgreich zu sein. Es funktioniert, als ob es so und so wäre. Wir können nicht wissen, ob unsere Annahmen der Welt entsprechen, wie bewegen und also immer in einem Zustand des Als-Ob. Umgekehrt sollte man daraus eine wesentliche Lehre ziehen, vor allem, wenn es um das Überleben geht. Das ist letztlich die einfache Form der Intelligenz, die ich im rechten Spektrum zusehends auf dem Rückmarsch sehe.

      Da wir Menschen in großem Maße die Umwelt verändern – noch mal: Treibgasausstoß und – freisetzung ist nur einer unter hunderten Faktoren, der allerdings mit allen anderen verbunden ist -, besteht dann nicht eine gewisse Wahrscheinlichkeit oder auch nur die Möglichkeit, daß dies auch die Atmosphäre und folglich das Klima betrifft? Intelligente Wesen sollten demnach so tun, als ob das so wäre und sich entsprechend verhalten. Intelligenz zeigt sich darin, drohende Gefahren zu verhindern, sobald diese als möglich erscheinen. Wir verlangen das von unserer Einwanderungspolitik und erlassen es der Klimapolitik? Sobald die Möglichkeit besteht, daß mein Kind auf der Straße überfahren werden kann – selbst wenn es dort gemeinhin sehr ruhig ist – ist es intelligent und meine Pflicht, dem vorzubeugen. Erich Fromm sprach immer von den 5% Prozent: Klammert sich ein Sterbenskranker, der eine 5%ige Überlebenschance hat, nicht just an diese paar Prozent?

      Noch mal anders ausgedrückt: Selbst wenn wir es mit einer Ungewißheit zu tun haben, von der allerdings Sein oder Nichtsein abhängt, wäre es dann nicht klug, die Möglichkeit zu akzeptieren und dagegen aktiv vorzugehen, ohne dabei noch größeren Schaden zuzufügen? Sollten spätere Erkenntnisse erweisen, daß dies ein unnötiger Umweg gewesen sein sollte, so ist der Schaden dennoch geringer, als wenn man in die Katastrophe gegangen wäre. Das ist uralte Weisheit: Es wäre für Rotkäppchen besser gewesen, auf den Rat der Mutter zu hören, selbst wenn ihr Abweichen vom Wege nicht zum Treffen mit dem Wolf geführt hätte.

      Von alldem abgesehen, selbst wenn es keinerlei Einfluß auf das Klima hätte, ist die Verpestung der Luft, des Wassers, der Umwelt moralisch einfach nicht zu rechtfertigen, denn es ist giftig, es tötet, es macht krank, es verändert natürliche Kreisläufe, es ist unschön. Das kann jeder verstehen, der schon mal durch das DDR-Bitterfeld lief oder hinter einem Auto stand.

      Es gibt für mich noch einen anderen wesentlichen Grund, den ich hier schon häufig angeführt habe, den der synchronisierten und synergetischen, der sich selbst verstärkenden Akzeleration. Wir leben in einem Zeitalter der komplexen Beschleunigung auf allen Ebenen. Es ist demnach kein Zufall, daß wir gerade jetzt von der technischen Singularität sprechen, von dramatischer Überbevölkerung, auch von der Massenmigration, von katastrophalen Finanzkrisen, vom drohenden Ende der EU, von Genmanipulation, von der Gefahr neuer Pandemien, von Endlagerstätten die Millionen Jahre dicht halten sollen, von Tigermücken in D, von Plastikinseln in den Meeren (Plastik ist gerade mal 50 Jahre alt!), von Atomkrieg, von Artensterben, Gleichzeitigkeit der Ereignisse, von Mondtourismus, von G5, von Nanotechnik und Gigantismus, von Globalismus und Universalismus, also der Aufhebung der regionalen Unterschiede, von Auflösung der Räume, Distanzen und Zeiten … all das und vieles mehr läuft in rasendem Tempo ab und beschleunigt sich. Noch nie hat es so viel menschengemachtes Neues, Kleines, Großes, Schnelles, Langsames, Komplexes, Wechselndes, sich Veränderndes … gegeben wie jetzt. Jahrtausende lang haben Menschen über viele Generationen hinweg in vergleichbaren Bedingungen gelebt, es gab keinen Unterschied zwischen Großvater, Vater, Sohn, Enkel … heute leben Generationen in komplett anderen Lebenswelten, mehr noch, die Biographien sind sich nicht mal mehr selbstähnlich: Wenn ich heute meine Eltern vor dem Handy und über intelligente Implantate nachdenken sehe und das mit deren Leben in den 50ern vergleiche, dann sehe ich, daß sie gleiche mehrere Generationen-Leben, ja Epochen-Leben, Zeitalter-Leben gelebt haben. Kommende Generationen werden in hundert Jahren vielleicht dutzende Menschheitsentwicklungsstufen durchleben müssen.

      Kurz und gut: Wenn diese Akzelerierungsbeobachtung korrekt ist, dann sollte man sie für das Klima nicht ausschließen, was im Übrigen vollkommen logisch wäre, wenn man bedenkt, daß immer mehr Menschen seit 150 Jahren immer mehr Abfälle in allen Aggregatzuständen in ein in sich ziemlich geschlossenes, endliches System einspeisen. Klimaerwärmung ist das, was man erwarten müßte, wenn man man einen Moment darüber nachdenkt, daß wir in kürzester Zeit eine Kohlenstoffverbindung in riesigen Mengen freisetzen, die „die Natur“ über Jahrmillionen aus ihrem Kreislauf abgezogen hatte … und voilà: der überwiegend große Teil der Wissenschaft präsentiert uns genau diese Ergebnisse.

      Daß es darunter schwarze Schafe gibt, die manipulieren, ist unbestritten, aber man kann daraus logischerweise nicht den Schluß ziehen, daß „Erderwärmung“ nicht stattfindet und man sollte daraus auch nicht den Schluß ziehen, daß der Mensch darin keine Rolle spielt. Das wäre, als ob man an seine Unsterblichkeit glaubte, nur weil ein Hochstapler einem versichert hatte, man würde sterben.

      Paul Crutzen hatte vor 20 Jahren den Begriff des „Anthropozän“ ins Spiel gebracht. Er beschreibt die Lage hervorragend. Heute ist er ein Verfechter des Geoingeneering, einer weiteren Akzelerationsform, die, soweit ich sehe, in die Ökokatastrophe führen wird, sollte sie je größere Anwendung finden.

      Und zum Schluß: Wie sieht es mit der Ethik aus? Es ist erst wenige Jahrzehnte her, als bedeutende deutsche Denker wie Bollnow, Pieper, Spaemann und natürlich Heidegger über Gelassenheit, Zucht, Sparsamkeit, Maß etc. nachdachten und sich damit noch einmal – als letzte (wirklich denkende) Generation – in die Reihe jahrtausendealter Philosophie einreihten. Dies sollten ganz normale menschliche Werte sein und bleiben – heute werden sie fast verteufelt: Geiz ist geil o.ä. Auch die Philosophie ist in einer Akzeleration verfangen. Ich meine, Maß und Sparsamkeit, Bedachtsamkeit und Vorsicht, Sorge und Vorausschau … sollten ganz normale menschliche Verhaltensregeln bleiben. Schon von daher gebietet es sich, so wenig als möglich auszustoßen, was immer es auch sei. Nur Verlangsamung, Entschleunigung, Verringerung … kann, sorry: könnte uns retten.

      Weniger (mit weniger auskommen können) war schon immer besser – es ist heute das Gebot der Stunde, auch in Hinblick auf CO2“.

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  2. willanders schreibt:

    Weil Sie unter anderem auch die Evolution als Spielfeld für Spinner erwähnen: Was halten Sie von dem Argument der Evolutionsanzweifler, dass die „Nichtreduzierbare Komplexität“ (NK) der gängigen Evolutionstheorie, bzw. dem Neo-Darwinismus, widerspricht? Einfach gesagt geht es hier darum, dass eine Zelle genau 30 Proteine benörigt, um zu funktionieren. Nimmt man eines raus, oder fügt man ein zusätzliches hinzu, hört eine Zelle auf zu funktionieren – was im Labor leicht nachgewiesen wird. Und somit kann eine Zelle nicht durch Evolution entstanden sein.
    Der Wikipedia-Eintrag – https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtreduzierbare_Komplexit%C3%A4t#cite_ref-2 – dreht den Spieß um und verlangt von den NK-Anhängern einen Beweis, der in jeder Schule im Bio-Unterricht leicht unter Mikroskop erbracht werden kann.

    Der Darwinismus (Charles Darwin hatte keine Ahnung von der Existenz von Zellen), der übrigens als der „wissenschaftliche“ Ersatz für die biblische Schöpfungsgeschichte erdacht und im Zeitalter der schier grenzenlosen Begeisterung für und des fanatischen Glaubens an den technischen Fortschritt heiß ersehnt wurde, hat bisher keine Argumente gegen seine Kritiker liefern können. Und die Kritiker sind Legionen, zumindest in den USA: https://www1.cbn.com/cbnnews/us/2019/february/1-000-scientists-publicly-sign-lsquo-dissent-from-darwinism-rsquo-statement

    Es gibt noch viele andere offene Fragen, wie beispielsweise nach der Zusammensetzung des Wassers im Ur-Ozean oder nach der Zusammensetzung der ersten Aminosäure und nach der statistischen Wahrscheinlichkeit ihrer Entstehung. Die Antwort der Darwinisten: Ist halt so gewesen, wie wir sagen. Solange die offenen Fragen aber nicht beantwortet sind, kann man nicht von Darwinismus als Wissenschaft sprechen; es bleibt eine Erzählung, ein Versuch die Entstehung und die Entwicklung von Organismen zu erklären. Das einzige Argument der etablierten, verbeamteten Professoren auf ihre Kritiker lautet: „Because we told you so“. Das etablierte Evolutionsregime könnte die Debatte rasch beenden, indem es wissenschaftliche Argumente liefert. Es geschieht aber nicht. Es erinnert mich an die Kirche im Konflikt mit Galileo Galilei.

    Meine Skepsis fing eines Tages an, als ich, ein Laie, mit meinem Ältesten vor einem Elefantengehege stand und er mich fragte, warum der Elefant nur einen Rüssel habe, er könnte mit drei oder vier Rüsseln doch viel schneller satt werden. Meine Antwort an den sechs- oder siebenjährigen Plagegeist: Weil der mit einem Rüssel wohl am besten angepasst war an die herrschenden Bedingungen. Warum das? Keine Ahnung, ist so.

    Doch dann überlegte ich: Wenn es heißt Survival of the fittest, dann muss es doch Mutationen gegeben haben, die nicht so fit waren. Zum Beispiel Elefanten mit fünf Rüsseln, die aber beispielsweise nicht so gut Gleichgewicht oder den Kopf nicht hoch genug halten oder mit ihren zwei, drei, sieben Augen die vielen Rüssel nicht so gut koordinieren konnten, und also starben diese aus. Alles klar! Nur… wo sind ihre Skelette geblieben? Google, google… Keine Schädel mit drei oder mehr Augenhöhlen, bzw. mit fünf Nasenlöchern gefunden. Hm… Also muss der einrüsselige Elefant plötzlich aus dem Nichts gekommen sein. Genau wie das Nashorn, mit einem Horn genau in der Mitte des Gesichts, mit genau der idealen Länge zum Verteidigen. Warum nicht mit spitzen Hörnern auf jedem Knie oder am Hintern? Wieder hm… Dann stieß ich auf Prof. Michael Behe und seine Black Box.

    Ach ja: Meine Kinder sind voll geimpft, die Alufolie benutze ich ausschließlich zum Grillen von Fisch, am strahlend blauen Himmel über mir sehe ich ausschließlich wunderschöne Wolken in rasch wechselnden Formationen und die biblische Schöpfungsgeschichte ist ein wunderschöner Versuch einer Erklärung für das – noch – Unerklärte.

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    • Vielen Dank! Das sind maßgebliche Fragen, die jetzt hier nicht beantwortet werden können. Nur so viel: Ja, es gibt sehr viele noch offene Fragen, um die Evolution zu verstehen, die Gen-Forschung (Zelle) hat viele davon aufgeworfen, aber deutlich mehr beantwortet. Sie ist die grandiose Bestätigung und Erweiterung der Evolution(seinsicht) – ohne Einsichten in letztere wäre erstere nicht möglich. Maßgeblich dazu noch immer „The selfish gene“.

      Es läßt sich auch nicht ausschließen, daß wir eines Tages zur Einsicht kommen, daß sie zu wenig erklärt. Das Kernproblem für mich ist das der Teleologie, der Entelechie, des „ziehenden Elements“ (in einigen Fällen), das es zweifellos gibt und das für den Menschen schwer zu begreifen ist, ohne eine ordnende Intelligenz, ein überblickendes Prinzip anzunehmen. Eventuell laufen neben den evolutionären noch Sekundärprozesse ab. Ein anderes sind die radikal unterschiedlichen Mutationsgeschwindigkeiten, die sich nicht durch die Generationenfolge erklären lassen. So haben sich Pfeilschwanzkrebse seit ewigen Zeiten fast nicht verändert …

      Anhänger der NK und des Kreationismus begehen m.E. einen ganz grundsätzlichen Fehler, den ich hier ganz unterkomplex als „von hinten denken“ nenne. Sie argumentieren nach dem Ereignis mit Wahrscheinlichkeiten vor dem Ereignis auf einem Feld, auf dem es uns verwehrt ist, alle Komponenten zu kennen. Die Wahrscheinlichkeit einen Jackpot im Lotto zu gewinnen ist 1 zu 150 Millionen – und doch geschieht es und der Gewinner mag sich hinterher fragen: Wieso wurde gerade mein Leben zerstört? Es geschieht, weil hunderte Millionen Menschen Lotto spielen. Oft werden die unglaublich langen Zeitabläufe und die Menge der Teilnehmer nicht beachtet – sie sind in der Tat schwer zu denken.

      Ihr Elefantendenken krankt an zahlreichen Denkfehlern – man sollte seine eigenen Phantasien nicht zum wissenschaftlichen Kriterium machen – und ich empfehle Ihnen, sich ernsthaft mit der seriösen Literatur zu beschäftigen und diese wissenschaftlich zu widerlegen (Falsifikation), anstatt sich mit Büchern vollzusaugen, die schon a priori die Widerlegung im Titel tragen.

      Wirklich durchzuarbeiten lohnt hier Dawkins: „The Ancestor’s Tale“. Dort lernt man den Sinn der Aussage „survival of the fittest“ gut verstehen. Er wird meist sinnentstellt und dann ist er auch einfacher zu bekämpfen. Die Anti-Evolutionsdiskussion ist voller Strohmänner. Erneut ganz plakativ: Nicht der Fitteste überlebt zwangsläufig, sondern es kann überleben – aber das ist ein relativer Begriff, denn irgendwann ist auch dieses „Überleben“ zu Ende -, dessen Schwächen ein bestimmtes Maß nicht überschreitet im Verhältnis zu den Bedingungen. Der Elefant war nicht „am besten angepaßt“,sondern er ist nur hinreichend gut oder nicht zu schlecht angepaßt, um es auf ein paar Generationen zu bringen. Sie haben auch nicht auf die Frage Ihres Sohnes geantwortet, sondern klammheimlich das Fragewort von „warum“ in „wozu“ geändert – ein alter selbstbetrügerischer Trick. Die Natur sucht keine optimalen Lösungen, sie kennt kein Wozu, sie sucht gar nichts und schon gar nicht das Optimum. Jedes Lebewesen trägt den tödlichen „Fehler“ bereits mit sich herum. Bei Dawkins lernt man auch den Zeitfaktor zu begreifen und was die Aussage vom „gemeinsamen Vorfahren“ bedeutet – diese Grundtermini sind noch immer oft mit falschen Vorstellungen belegt.

      Im Übrigen ist der Rüssel auch nur eine Nase, wenn auch eine „komische“ – man muß stammesgeschichtlich sehr weit zurückgehen, vor die Wirbeltiere, um auf Lebewesen ohne Nase zu stoßen. Komische Nasen sind gar nicht so selten – wir tragen selber eine. Da die Nase (fast?) immer durch eine Nasenscheidewand getrennt ist, wäre eventuell eine Art, die diese beiden Öffnungen weiter trennt, denkbar, also vielleicht ein Elefant mit zwei Rüsseln aber einer Nasenwurzel.

      Und wie der Zufall es will, in der Nähe der Stadt Darwin wurde dieses Reptil gefunden: https://www.stern.de/panorama/video/ins-netz-gegangen/tiergeschichten/rautenpython–diese-kleine-schlange-hat-drei-augen-8693666.html

      Aber wie gesagt: das Faß will ich jetzt hier nicht aufmachen. Wenn wir die wesentlichen politischen Fragen gelöst haben und damit den Fortbestand des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens, dann können wir uns gerne wieder über Evolution unterhalten.

      Um abschließend zurück zum Ausgangsargument zu kommen. Die Aussage „Man könnte das als liebenswerte Spinnerei abtun, wenn es nicht fließende Übergänge zu ernsthaftem konservativen Denken gäbe. Auch im konservativen Denken gibt es eine Tendenz, evidenzbasierte wissenschaftliche Erkenntnisse per se und apriori in Frage zu stellen, ohne sie zuvor unvoreingenommen zu durchleuchten. Klima und Evolution als klassische wissenschaftliche Stichpunkte, sechs Millionen als historischer.

      bezog sich auf die Einheitsfront, die sich auch im konservativen Bereich zu bilden scheint und die davon auszugehen gewillt ist, alles, was grüne oder linke Politik behauptet abzulehnen, nicht weil es falsch ist, sondern weil es aus der falschen Richtung kommt. Es gibt dort – etwa bei der AfD – gravierende Denkverweigerungen aus ideologischen Gründen. Das führt im Extremfall sogar dazu – wie letztens auf PINews – daß ein verregnetes Wochenende als Beweis für die Falschheit der Annahme einer menschenverursachten Erderwärmung angeführt wird. Das ist blanker Idiotimus … und leider auf dem Vormarsch. Menschen sammeln tägliche „Evidenzen“ um etwas zu widerlegen, dessen Komplexität sie nicht mal erahnen.

      Lynx: Das „ziehende Element“ als Teleologie gibt es „zweifellos“? Woher beziehen Sie diese exklusive Information? Dies als Tatsache wäre weltenerschütternd!

      Seidwalk: Warum? Es gibt Milliarden Menschen, die davon überzeugt sind, ohne daß die Welt davon erschüttert wäre. Möglicherweise habe ich mich in der Schnelle unklar ausgedrückt – das rechtfertigt besserwisserischen Zynismus nicht.

      Es gibt Phänomene, die in ihrer Perfektion derart komplex sind, daß es dem menschlichen Verstand schwer fällt, sie auf „zufällige“ Mutationen zurückzuführen. Hier scheint das Ziel Einfluß auf die Veränderung gehabt zu haben, hier scheint die Frage „Warum“ durch die Frage „Wozu“ ergänzt werden zu müssen. Diverse Mimikryleistungen etwa, das Zusammenspiel staatenbildender Insekten, das „vorausschauende“ Verhalten der Erbsenkäferlarve, das „sich-Versetzen in die Wahrnehmung des Feindes“ einiger Oktopusarten etc.

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    • Stefanie schreibt:

      „fünf Rüssel, drei Augen“

      Wirbeltiere sind achsialsymetrisch aufgebaut:Alle Organe, die auf dieser Körperachse liegen (Nase, Mund, Verdauungssystem, Herz, Geschlechtsorgane und natürlich die Wirbelsäule) sind jeweils einmal vorhanden, links und rechts davon finden sie alle paarweise (Augen, Ohren, Arme, Beine, Nieren, die Gehirnhemisphären..) Diese Konstellation wird schon im frühen Embryonalstadium angelegt und ist auch Entwicklungsgeschichtlich ein Oldie. Das ist ein Grundbauplan, von dem ein Körper, der funktionieren soll, kaum abweichen kann. Im Kambrium scheint es deutlich vielfältigere Körperformen gegeben zu haben, doch diese Symetrieform hat sich eben durchgesetzt – ob nun durch Zufall oder weil sie aus irgendeinem Grund von Vorteil war, läßt sich im Nachhinein nicht mehr nachvollziehen. Wie sollten da fünf Rüssel entstehen? Es gibt natürlich die gruseligsten Verwachsungen, die in irgendwelchen anatomischen Sammlungen in Formaldehyd schwimmen, aber die entsehen meistens, wenn bei eineiigen Zwillingsbildungen etwas schiefgeht (siamesische Zwillinge) oder wenn zwei verschiedene Keimhaufen miteinander verwachsen (Chimären). Diese „Formversuche“ sind nicht vererbbar.

      „Nur… wo sind ihre Skelette geblieben“

      Nur die allerwenigsten Lebewesen werden als Fossilien konseviert. Wie groß ist die Chance, daß sich seltene Mutationen oder embryonale Fehlentwicklungen auf die Art erhalten könnten?

      „Nichtreduzierbare Komplexität“ (NK) der gängigen Evolutionstheorie, bzw. dem Neo-Darwinismus, widerspricht? Einfach gesagt geht es hier darum, dass eine Zelle genau 30 Proteine benörigt, um zu funktionieren. Nimmt man eines raus, oder fügt man ein zusätzliches hinzu, hört eine Zelle auf zu funktionieren – was im Labor leicht nachgewiesen wird. Und somit kann eine Zelle nicht durch Evolution entstanden sein.“

      „Die Zelle“ ist schon eine Ansammlung verschiedenster Zellorganellen (Mitachondrien, Chloroplasten … haben jeweils eigene DNA). Es geht eigentlich um die erste Ansammlung sich selbst reproduzierender (Des)ribonukleinsäure. Was war das für eine „Ursuppe“, in der die notwendigen Komponenten in einer entsprechenden Konzentration vorkamen und wie schuf sich diese DNA oder RNA eine schützende Hülle, in der es die entsprechenden Bestandteile aus er Umgebung aufnehmen und konzentrieren konnte, um wieder Abbilder von sich selbst zu erschaffen. Bis jetzt ist jedenfalls noch nichts ähnliches in einem Labor gelungen. Mit „Trial and Error“ als Erklärung kommt man da nicht weiter. Man müßte die Mechanismen kennen, die zu solchen Molekülbildungen führen. Vor allem: wären solche „Sich-selbst-reproduzierbaren-Molekülhaufen“ auch auf Basis anderer chemischer Komponenten möglich?

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  3. photocreatio schreibt:

    Meine Güte, ich glaub, ich muss mal wieder nach Ungarn, da erlebt man ja noch was!
    Aber zum Thema: mir sind z. B so „Flat earther“ doch eigentlich sehr sympathisch. Wenn ich’s mir recht überlege, die griffige Formel von „quadratisch, zweidimensional, praktisch und gut“, das ist doch eingängig. Ich würde auch keinem mein Weltbild aufzwingen, wie es ja umgekehrt der Fall ist. Wer nicht mit Gretas Zeugen aus Leibeskräften mithüpft, wird noch arge Schwierigkeiten bekommen.
    Und an „Mrs. Sidewalk“ gerichtet: Sie soll sich den Genuss des edlen Tropfens nicht ausreden lassen. Wenn Winzer die Qualität ihrer Weine mit Hilfe von Beschallung der Fässer während des Gärprozesses mit Klängen zu Mozart oder wahlweise Hardrock (!) zu steigern wissen, dann ist auf diesem Gebiet alles möglich. Also, wohl bekomm’s und mit dem Segelboot nur nicht an der Kante runterfallen!

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  4. Man könnte sich den Phänomen ja auch von der Meta-Ebene her nähern, zu der es gehört: die Menschen WOLLEN GLAUBEN.

    Dies scheint eine conditio humana zu sein…seit eh und je. Und es ist eine großartige, fruchtbare Quelle für Kunst + Literatur. Die ganze Alchemie – später aufgegriffen und in das Seelische hineininterpretiert von Carl Jung: alles Glaubenssysteme.

    Horoskope, Sterndeuterei, Satanismus, Magie, Hexerei, Animismus, Voodoo, ach herrje – die Menschen wollen ums Verrecken gerne etwas GLAUBEN!

    Verblüffend erscheint (manchen) Westeuropäern nur, daß auch der in Wissen und Wissenschaftlichkeit (Evidenz/Falsifizierbarkeit!) geschulte westliche [Mann] ganz seltsamerweise wieder abkommen möchte vom „Pfade der Tugend“ und erneut die Esoterik bevorzugt! Noch ne Tirade gefällig??

    „Impfen ist schädlich/tödlich!“
    „5G-Netz ist schädlich/tödlich!“
    „WLAN ist schädlich/tödlich!“
    „Dieses/jenes/das Nämliche ESSEN ist schädlich/tödlich/krebserzeugend!“
    „Tierzucht/Gentechnik = böse“

    Man kann es immer weiter fortsetzen.

    Darob darf man schon mal staunen über das doch recht sophisticated ausgedachte Glaubenssystem, das Juden und Christen haben: schwankend und balancierend an der Grenze zwischen (historischer!) Evidenz und auch Nicht-Evidenz, völlig überzeugend in seinen sozial-politisch-moralischen Standards (über 2500 Jahre genutzt + bewährt), dazu anlaßgebend für endlose Studien und Lehrauslegungen in allerfeinsten Verästelungen, wegbereitend für die moderne Welt (als da die „Erkennbarkeit“ der Schöpfung ganz generell postuliert wird) –

    – und trotzdem: der allmächtige Urheber als absolut NICHT-greifbar hinter vielen, vielen Filtern versteckt, oder besser: sich selbst versteckend und „ewig nicht-eingreifend“, nicht haftbar für itgendetwas zu machen, nicht eine Seite (Partei) einnehmend, völlig unnahbar. Eine Maximal-Autorität mit Minimal-Verlust an Glaubwürdigkeit, die Zeiten sehr stabil überdauernd.

    Dessen Nicht-Beweisbarkeit, verbunden mit durchaus auswertbaren „Spuren“ (aka ein sehr dickes Buch, durchaus sehr alt, ein von diesem Buch konstituiertes Volk incl Staat, eineige Berichte auch über das Wirken des Religionsstifters) – alles meiner Ansicht nach bisher nicht übertroffen und nicht ersetzbar.

    Allerdings stehen auch Buddhismus und Hinduismus auf sehr festen Füßen.

    Und der westliche Mann, so er diese alten Metaphysiken nicht mehr will, ergreift eben neue, die sich im Netz verbreiten wie Viren. Ich kenne unter den „braven Menschen“ eine sehr sehr große Anzahl, die festenstens überzeugt sind von den gängigen Theorien, die ich trotzdem alle für bedauernswert absurd und widerlegbar halte.

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  5. Stefanie schreibt:

    Ich kannte auch mal einen alten Biobauern, der Kristalle an seine Gasheizer gehängt hat, wegen der Energieeffizienz, der Bündelung der richtigen Energien und so. Seine Pflanzen standen tatsächlich sehr gut – was aber vielleicht auch einfach an seinen Erfahrungen und Intuitionen beim richtigen Düngereinsatz, den richtigen Sorten, den richtigen Pflanzzeitpunkten etc. gelegen haben mag, die man sich nach 60, 70 Berufsjahren halt so angeeignet hat. Ein paar Generationen vorher hätte dort vielleicht ein Heiligenbild gehangen, ein paar Reliquieen, eingesegnete Kräutersträuße von Mariä Himmelfahrt oder aus tieferen Glaubensschichten ein paar Hühnersteine oder ähnliches. Gerade in Bereichen in denen man eben nicht alle Bedingungen kontrollieren kann, entwickelt man schnell fixe Ideen hinsichtlich Talismanen , Amuletten und Maskottchen oder irgendwelcher Ersatzhandlungen. – Und alles was mit Wetter zu tun hat, ist geradezu ein klassisches Feld für Unvorhergesehenes. Die alten Wettergötter hat das Christentum verdrängt oder bestenfalls in Form von Heiligen (Petrus) irgendwie aufgesaugt. Im Protestantismus bleiben einem nichtmal mehr die Heiligen, sondern man muß sich Gottes Gnade selber ausliefern oder eben versuchen das zu kontrollieren, was sich menschlich irgendwie kontrollieren läßt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Die Kehrseite davon ist eben der Machbarkeitswahn und Fortschrittsglaube, der die Welt komplett technisch Beherrschen und gestalten will. Diese mögliche „Beherrschbarkeit“ löst dann wieder Ängste auf der anderen Seite aus: Irgendwelche „Kräfte“ (sie nannten ja schon die üblichen verdächtigen: Amis, Juden, Illuminaten, CIA…) werden alle möglichen Manipulationen vorgeworfen: ob nun AIDS und Ebola, Area 51, ein Masterplan zur Züchtung einer hellbraunen Mischrasse und natürlich die Kontrolle des Wetters mittels Chemtrails. Vielleicht sind manche Leute besonders prädestiniert in diesem „lunatic fringe“ zu landen, in dem die Aliens und die „Strahlen“ und die unnatürlichen Kondensstreifen ihr Unwesen treiben. Vielleicht Leute, deren Leben auf irgendeine kafkaeske Art aus den Fugen geraten ist oder die einfach eine größere Amygdala haben – wer weiß?
    Auf der anderen Seite muß man aber auch sehen, daß man in diesem Narrensaum, der sich gerade im Internet besonders rege austobt, auch leicht Dinge verstecken kann, indem man sie ins lächerliche zieht. Im Universum der Flachweltler und Chemtrailer kann man leicht auch große Brocken, wie das Geoengineering in einer Art Kuipergürtel aus Bruchstücken ausrangierter Theorien untergehen lassen. Es gab (und gibt) sicherlich militärische Versuche, ob man das Wetter irgendwie beeinflußen könnte: Stürme auslösen oder Verhindern, Niederschläge und Wolkenbildung durch Einbringen von Kondesationskeimen auslösen (angeblich hätten die Russen ein paar Tage vor großen Militärparaden Bariumiodid versprüht, um Wolken vor dem großen Spektakel abregnen zu lassen), vielleicht auch, um die Wolkenbildung in bestimmten Gebieten zu verhindern und damit die Niederschläge so zu reduzieren, daß Dürren und Mißernten ausgelöst werden. Ob diese Versuche zu irgendwelchen vielversprechenden Ergebnissen geführt haben? Es gab auch Denkanstöße, die Erderwärmung durch Förderung der Wolkenbildung zu veringern. Gab es Versuche? Ist was draus geworden? Wenn von solchen Forschungensergebnissen gerüchteweise irgendetwas in die Öffentlichkeit dringen sollte, so wird es definitiv in dem Strom von Chemtrail-Videos und -Foren untergehen. Wer sich dazu äußert, bekommt einen Aluhut aufgesetzt, wer dazu forschen will, riskiert seine Reputation. Oder denken sie mal an diese „menschenverachtente Verschwörungstheorie“ vom „Großen Austausch“…

    (Übrigens habe ich auch schon Kondensstreifen gesehen, die irgendwie anders aussahen als sonst („flauschiger“). – Ob das ein anderer Triebwerkstyp sein könnte?)

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  6. Mein lieber Scholli, so jemandem mal leibhaftig zu begegnen, hat es Sie da nicht ein bißchen gegruselt? Waren Sie froh, heil aus dem Haus raus zu kommen? Was Sie da beschreiben, könnte auch als Intro zu einem typischen Horrorfilm dienen. Man staunt, wie der Mann an seinen Theorien so unbeirrt von jeglicher Evidenz (warum ist ein Foto von der „flachen“ Erde ein Beweis, eine einzige Sonne am Tageshimmel aber nicht?) festhalten kann.
    Es gibt bei Luhmann („Wissenschaft der Gesellschaft“) übrigens eine Stelle, die Ihrem Eingangszitat korrespondiert; daß Fortschritt, oder besser: Neuerung, in der Wissenschaft oft von ihren esoterischen Rändern komme (müßte ich jetzt nachschlagen, weiß noch nicht einmal, wo das Buch gerade steckt.) Nur, daß es sich in diesem Fall eben nicht um abseitige Wissenschaft (mit allem, was dazugehören würde), sondern um Versatzstücke abgelegter, ja, was?, Theorien und Ideen handelt.
    Anekdötchen zum Schluß: Mein Vater wr Arzt und als solcher Mitglied im örtlichen Rotary-Klub. Stellte irgendwann einmal erstaunt fest, daß der halbe Klub Kupferplatten unter den eigenen Betten liegen hatte, zur Abwehr irgendwelcher Erdstrahlung o. ä. Es hatte sich nur keiner getraut, gerade ihm das zu erzählen. Anscheinend schienen Sie hingegen dem guten Mann jemand zu sein, bei dem er auf Verständnis hoffen durfte, das sollte Ihnen zu denken geben…

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    • Gegruselt eher nicht. Ich war dankbar, daß ich das noch erleben durfte und mußte auch ein wenig innerlich lachen. Schließlich kam auch noch eine Art Fremdscham hinzu, wie übrigens auch bei dem einen oder anderen – nein, eigentlich nur bei einen – Kommentatoren.

      Es gibt auch schon wieder Neuigkeiten. Letztens hatte ich den Wein mit meinem Weinbauern getestet, blind, ohne Information und er hat den tollen Drahtwein – der angeblich auch Preise gewonnen haben soll – sofort herausgeschmeckt, ihm das Prädikat „Wein“ aberkannt und sich geweigert, weiter davon zu trinken. Das hindert meine Frau nicht, ihm dennoch zuzusprechen.

      @ Stefanie
      “ was aber vielleicht auch einfach“ – daran liegt es immer: an diesem „aber vielleicht auch“.
      Hier unter uns kann ich es ja verraten: Ich habe mich vor Jahren auch mal intensiver mit Heilsteinen beschäftigt und bin zu dem Schluß gekommen, daß man eine ganz feine, sanfte Wirkung auf bestimmte Menschen oder in bestimmten Situationen nicht ausschließen könne. Was aber vielleicht auch einfach an der Augenfreude liegen kann oder an der Einbildung, daß es diese Wirkung gibt …

      Was nun das Geoengineering betrifft, so hat es verschiedentliche Großversuche bereits gegeben: Meer mit Eisen düngen, Aerosole in höheren Sphären versprühen etc. und die Wolkenimpfung – das ist kein Geoingeneering – ist schon recht alt. Über Ergebnisse erfährt man verdächtig wenig. Man muß befürchten, daß die derzeitige Panikwelle zu verstärkten Initiativen in diese Richtung führen wird. Wenn wir erst beginnen, die Weltmeere zu düngen o.ä. dann werden wir ganz sicher einiges über die Komplexität der natürlichen Prozesse (schmerzhaft) lernen.

      @ Pérégrinateur

      Wissen Sie zufällig den Namen des Entdeckers dieser segensreichen Entdeckung?

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      • Pérégrinateur schreibt:

        • Der Erfinder der elektromagnetischen Kartoffelverbesserung heißt nach meiner Erinnerung « des Pereires » und soll eine reale Person als Vorbild haben.
        • Der Verfasser des Romans ist Louis-Ferdinand Destouches, mit nom de plume Louis-Ferdinand Céline.

        Um mein Scherflein an real spinnerter Person auch noch beizutragen:

        X berichtet, sie müsse unbedingt umziehen, denn in A, wo sie wohne, sei das Wasser ganz schlecht, nämlich durch zu viel Kalk, das sei ihrer Gesundheit abträglich. Jüngst, als sie übers Wochenende bei ihrer Freundin in B zu Besuch gewesen sei, habe sie keine ihrer üblichen Beschwerden gehabt. (Deren Aufzählung erspare ich mir, sie würde mir zu lang und ich würde wohl auch wesentliche vergessen.) Dort sei das Wasser also weniger kalkig. (Überprüfung zu Hause auf der geologischen und der Wasserschutzgebietskarte ergab: beidesmal wird das Wasser aus derselben geologischen Schicht geschöpft.) Ich gleich zurück, ob sie denn probehalber mal gekauftes Wasser für Trank und Nahrungszubereitung benutzt habe? Mit verdutztem Blick: „Daran habe ich noch gar nicht gedacht … Aber es ist ganz bestimmt der Kalk, der schmeckt ja schon so unangenehm heraus!“ Außerdem habe sie sonst schon alles ausprobiert mit dem Wasser, etwa die (von Ihnen oben genannten) „Heilsteine“. Ich musste mir erst einmal erklären lassen, was das denn ist: Man legt irgendwelche – nein, nicht einfach irgendwelche, sondern ganz bestimmte, die jedenfalls gegen die übliche Wasserchemie innert sind – Steine in ein Gefäß und übergießt sie mit Wasser, das man dann vor der Wiederentnahme eine Zeit lang ihrer Wirkung überlassen muss. Von Zeit zu Zeit muss man dann auch die Steine an die Sonne legen, um sie „wiederaufzutanken“, denn sie geben ihr gutes Prinzip ja nach und nach dem Wasser ab. Zum Glück hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine Wangen innen bereits zwischen je zwei Backenzahnreihen gepackt, denn nun kam noch die Erwähnung des – nach den Umständen ihrer rhetorischen Eskalation zu urteilen – Non plus ultra der Wasserverbesserung: Sogar „Heilbrettchen“ hatte sie versucht! Ich habe lieber nicht gefragt, was das denn nun wieder ist, denn inzwischen sah ich in Gedanken schon eher ein solides Brett nicht sehr weit von mir entfernt.

        X fürchtet natürlich Mobilfunkmasten (wodurch sich übrigens einige Umzugsplanungen schon zerschlagen haben), berichtet gerne, was alles sie nicht essen kann und welche zeitgeistigen Diäten sie deshalb superponiert. Einmal zog sie mir gegenüber kühn die Summe: „Ich kann eigentlich gar nichts essen, und das war schon in meiner Kindheit so.“ Auf mein unwillkürliches Stirnrunzeln hin: „Also ich meine natürlich nicht überhaupt nichts.“ Ich darauf im Reflex und leblosen Tons: „Das habe ich mir schon gedacht.“ Sie: „Über so etwas spottet man nicht!“

        Dass es Menschen gibt, die beständig andere brauchen, um vor diesen zu jammern, ist ja nun nichts Unbekanntes. Aber wieso müssen das einige unbedingt auf eine solche Weise anstellen, dass man gar kein Mitleid mit ihnen hegen kann? Das ist doch nicht zweckrational. Aber man ist ja schon froh, wenn das Thema nur die persönlichen wirklichen oder eingebildeten Malaisen sind und nicht auch noch politische und Verschwörungs-Flügel bekommt.

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      • Stefanie schreibt:

        @Draht, Magnet und Weinstock

        Es gibt in Pflanzen eine Art „Bioelektrisches Feld“, daß durch die Elektrolyte im Saftstrom (und bei Tieren durch die elektrischen Impulse der Nervenzellen) entsteht. Bei Ernst Zürcher „Die Bäume und das Unsichtbare“ ist ein Versuch aufgeführt, der die Trocknungsversuche von bei unterschiedlichen Mondphasen geschlagenem Holz untersucht. Es ist tatsächlich ein (geringer) Effekt, bei gleichartigen Bäumen aus demselben Schlag nachweisbar, den er auf den Einfluß der Änderungen im Erdmagnetfeld während der verschiedenen Mondphasen zurückführt. Bei verschiedenen Baumarten aus verschiedenen Gegegenden aus verschiedenen Jahren usw. würde dieser Effekt wahrscheinlich im statistischen Grundrauschen untergehen.Unter standartisierten und optimierten Bedingungen (wer weiß vielleicht auf irgendeiner Raumstation in Nährlösung) könnte man vielleicht durch gezielte Manipulation des Magnetfeldes noch eine Verbesserung bestimmter Parameter erreichen. Unter irdischen Bedingungen müßte man für einen gegebenen Standort schon sehr nahe am Optimum der Kulturbeherrschung operieren, um mit einem Draht noch irgendetwas zu reißen. So wie vielleicht ein Klaviervirtouse noch ein my stärkeren Ausdruck hinbekommt, wenn er einen bestimmten Fingerring trägt. Besagter französischer Winzer war vielleicht tatsächlich so ein Önkologie- Virtuose. Ihre Gastgeber waren dazu vielleicht das Äquivalent eines Klavierschülers, der die Manieriertheiten seines Lehrers versucht zu kopieren (Fingerringe, Gesten, Rituale), aber noch nicht mal fehlerfrei seine Stücke spielen kann. Man schiebt solche Effekte ganz gern irgendwo ins Psyschiche/Unterbewußte, was aber letztlich auch nur ein anderes Wort für „Gott hats gerichtet“ ist. Ehrlicher wäre – man weiß nicht warums wirkt.

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  7. lynx schreibt:

    Sechs Millionen? Jahre? Besitzt die Mehrheitsfähigkeit von biblischem Fundamentalismus im Bible Belt wissenschaftliche Evidenz? Ein empirisch basiertes Modell könnte man sagen. Interessant. Weitergedacht lässt sich damit allerhand anstellen. Und wo liegt da der wesentliche Unterschied zur Verschwörungstheorie?

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  8. Pérégrinateur schreibt:

    Zum Thema „strahleninduzierte Wachstumsverbesserung“ (in diesem Falle bei Kartoffeln) empfehle ich Célines „Mort à crédit“ / „Tod auf Kredit“, wo es zusammen mit anderen Unseriositäten in einem Wirbel des Burlesken abgehandelt wird. Bücher haben den großen Vorzug, dass man sie nach Belieben zuschlagen und wiederaufschlagen kann, Verschwörungstheoretiker und andere Spinner aus dem Alltagsleben dagegen sind sehr viel weniger folgsam.

    Das Alter Ego des Autors (ohne solches in der Handlung konnte er anscheinend nicht schreiben) wird übrigens ebenfalls durch eine liebevolle Person aus dem Kartoffelsumpf gerettet, den Onkel, der angenehmerweise dazu noch außerhalb des aus Wahn, Naivität und Betrug gemischten Systems steht, in dessen Fänge der Neffe geraten ist.

    „Strahlung“ zieht seit jeher solche Spinner an, „Algorithmen“ dürften bald ähnlich gute Konjunktur haben. Vom im Kreis seiner journalistischen Kollegen als Experte in Sachen sozusagen nichtdeutenden Wissenschaften geltenden, früh verstorbenen Frank Schirrmacher gab es übrigens einen großen warnenden FAZ-Artikel, in dem der bemerkenswert erheiternde Satz vorkommt: „Unser Leben wird immer mehr von Logarithmen (!) bestimmt.“ Bescheidwisser, wihin man schaut,

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