Mit Rechten reden – Der blinde Fleck

In jüngster Zeit wird viel über „Mit Rechten reden“ geredet. Daß es sich dabei bis auf Weiteres – nur um Gerede handelt und in welche selbstgebauten Fallen die Redewilligen dabei treten, soll an einem typischen Beitrag dargestellt werden.

Doch zuvor: wo kommt die Motivation eigentlich her? Warum will man überhaupt reden? Doch wohl nur aus einem Grund: Man hält die Rechte für relevant – auch mit jeder Beteuerung, daß sie das gerade nicht sei, wird die Relevanz bestätigt. Allerdings – und das ist eine wichtige Lehre – nur einen besonderen Teil der als rechts firmierenden Kräfte: den intelligenten, differenzierten, kultivierten und zivilisierten. Soweit ich sehe, gilt der erklärte Versuch, mit Rechten zu reden oder sie auch nur ernst- oder sogar nur wahrzunehmen, nicht PINews, Kopp oder KenFM und ähnlichen Protagonisten, sondern vor allem den „Neuen Rechten“. Das zeigt, daß verbale Entgleisungen, wilde Verschwörungstheorien, ja selbst verzerrte Gesichter und zu viel Polemik dem potentiellen Dialog nicht förderlich sein können.

Liane Bednarz gehört zu jenen Kommentatorinnen, die für sich einerseits Expertise, andererseits prinzipielle Dialogbereitschaft reklamieren. Sie verortet sich selbst gern im konservativen Bereich.

Anläßlich der Stokowski-Affäre veröffentlichte sie auf dem Blog „Starke Meinungen“ einen Text, der exemplarisch für den blinden Fleck der Linken, auch und gerade der interessierten „gesprächsbereiten“, „offenen“, „toleranten“ Linken steht.

Die strukturellen Merkmale versetzen Bednarz nach links, ganz gleich, wo sie sich selbst sieht oder welchem Glauben sie anhängt. Gehen wir den Text durch:

Ihr Einstieg scheint Toleranz in alle Richtungen auszudünsten, beginnt er doch mit einer harschen Kritik der Stokowski, die – wie man sich erinnern wird – eine Lesung im Buchhaus „Lehmkuhl“ in München absagte, weil im dortigen Regal „Neue Rechte, altes Denken“ unter einer Vielzahl „kritischer“ Werke – darunter Bednarz „Die Angstprediger“ höchstselbst – auch vier schmale Büchlein aus dem Hause „Antaios“ zum Kauf angeboten waren. Das ging der „Feministin“ Stokowski schon zu weit … sie weigerte sich, das Geschäft zu betreten. Man müsse zwar „die Positionen der Rechten kennen“, aber nur, „um gegen sie zu argumentieren“ und dazu bedürfe es weder des öffentlichen Angebotes noch des Besitzes der von Stokowski indizierten Literatur.

das Regal „Neue Rechte, altes Denken“ bei Lehmkuhl! © Liane Bednarz

Bednarz nun bekennt einleitend, daß „Diskurshygiene in der Auseinandersetzung mit der Neuen Rechten naiv und kontraproduktiv“ sei. Es wird sich zeigen, daß sie ebenfalls dieser Hygiene frönt, nur mit einem anderen Desinfektionsmittel.

Hygiene – das heißt Kontaktscheu aus Ansteckungsgefahr. Mutig bekennt sie, mit Michael Lemling, dem Geschäftsführer der Buchhandlung, schon lange vorher über rechte Literatur diskutiert und bei ihm sogar Bücher des gefährlichen Verlages bestellt zu haben. Man habe auch „über selbige gesprochen“, „stets kritisch, versteht sich.“

Wieso versteht sich das? Kritisches Lesen ist eine ebensolche Voraussetzung des anspruchsvollen Lesens wie die Lesefähigkeit selbst. Dies zu betonen stellt eine unerträgliche Platitude dar. Oder aber man meint etwas anderes, nämlich kein „kritisches“, also differenziertes Lesen – krínein κρίνειν‚ heißt „trennen“ – sondern ein vernichtendes, negierendes, geschlossenes, selbstbestätigendes und suchendes oder „vernutzendes“ Lesen.

Dann zitiert sie einen Facebook-Eintrag eines Journalisten, der sich wiederum auf ein Photo bezieht, das Bednarz[1] ins Netz gestellt hatte. Es zeigt das Regal, das corpus delicti. Kessler hebt nun in Majuskeln hervor, daß die Buchhandlung „KONTEXTUALISIERT“, d.h. die vier Titel, „das Zeug aus rechten Verlagen“, in einem Haufen von Antifa-Literatur versteckte. Bednarz findet es hervorhebenswert, daß Kessler, obwohl er Lichtmesz und Co. lieber nicht in den Regalen sähe, den Mut bei „Lehmkuhl“ doch toleriert, auch wenn man darüber diskutieren könne, „wie mit der Neuen Rechten umgegangen werden soll.“

Nun charakterisiert sie den Shitstorm gegen Lehmkuhl als „infam“, denn aus eigener Erfahrung wisse sie, „wie ungemein kritisch Michael Lemling sich mit der Neuen Rechten beschäftigt“ – siehe oben. Nur „ungemein kritische“, also ablehnende, geschlossene Lektüre kann die Beschäftigung rechtfertigen und wer es wagt, muß überdies öffentlich verteidigt werden. Zudem weiß sie, „daß gerade die Lektüre rechter Primärquellen einem die Augen dafür öffnen kann, wie in diesem Milieu gedacht wird“ – die nächste Platitude – denn was sonst sollte einem die Augen öffnen? –, nebst Hygienevokabel „Milieu“.

Noch eine Rückblende. Bednarz will sich als Kennerin zeigen, denn schon seit 2014 liest sie rechte Literatur, kritisch natürlich, und hat sie sogar bei Lehmkuhl bestellt. Dort allerdings fragte sie „vorsichtig nach, ob es in Ordnung sei“, wenn sie dort rechte Primärquellen bestelle. Das ist nun offenbar gar nicht so leicht, denn anstatt die Bücher einfach zu bestellen, wurde sie vom Personal an den Chef – Lemling – verwiesen, dem sie erklären mußte oder zu müssen glaubte, warum sie das lesen wolle. Der hatte – als eingeführte Autorität kraft seiner Leitungsfunktion – keine Probleme damit, denn, zum dritten Mal, er setzte sich selbst „kritisch“ damit auseinander. Derart mußte man in der DDR „bürgerliche Ideologie“ lesen.

Es erinnert etwas an Fragen an den Parteisekretär, wenn man liest: „Ich fragte also bei Lehmkuhl nach, ob man bereit sei, mir diese Bücher zu bestellen und wurde an Michael Lemling verwiesen. Ich erklärte ihm, warum ich diese Werke lesen wollte.” Die Frage, warum man überhaupt nachfragen solle, statt in einer freien Gesellschaft mit Selbstverständlichkeit eine Bestellung aufzugeben, kommt ihr schon gar nicht mehr in den Sinn – auch Liane Bednarz indiziert, wie die Stokowski, im Kopf.

Als Zwischenüberschrift eine weitere Platitude: „Ohne Kenntnis der Primärquellen keine Analyse und kein Auseinandersetzungsfundament“

Doch noch immer nicht genug. Lemling liest rechtes Gedankengut, könnte also infiziert sein und muß nun ein weiteres Mal exkulpiert werden: „Er ist also jemand, der über jeden Zweifel an seiner linksliberalen Haltung erhaben ist …“ – er ist also immun, das wurde vielfach bewiesen, er darf das also lesen … Diskurshygiene in Reinkultur unter sterilen Bedingungen mit Atemmaske, Schutzanzug und Gummihandschuhen, aber im Versuchslabor murmelt man Sätze wie folgende vor sich her: „ … daß Ausgrenzung und Diskurshygiene falsche, da wirkungslose Ansätze im Umgang mit der Neuen Rechten sind.“

Man hat den Eindruck Borderlinern gegenüberzustehen, Menschen die zwischen Anziehung und Abstoßung hin und her irren und die letztlich ihren „Platz in der Gesellschaft“ als Versteher und Jäger – Kammerjäger also – gefunden haben. Sie sind Nutznießer, Parasiten jener Szene, die sie beobachten.

Daß Lemling über jeden Zweifel erhaben ist, wissen wir nun, aber die Gefahr ist zu groß, um es nicht noch einmal nachzuweisen, bevor die Argumentation fortgeführt wird. Diesmal zitiert Bednarz Lemling aus der „Süddeutschen Zeitung“, wo er die Gelegenheit bekam – Kubitschek und Co. warten darauf noch – seinen Standpunkt kund zu tun. Das Muster ist nun bekannt: wir müssen „dringend wissen“, wie „diese Leute“ (sic!) denken und argumentieren, denn „diese Leute“ sind schlau, gebildet und „fordern einen richtig heraus“. „Wir sollten sie genau studieren“. „Genau“ heißt: Bis die wahren Gedanken hinter den schönen Wörtern sichtbar werden.

Nicht etwa, das versteht sich von selbst, um etwas von ihnen zu lernen, sondern um zu lernen, wie wir sie widerlegen können.

Bednarz nimmt den Faden auf und wiederholt zum x-ten Male: „Will man der Neuen Rechten analytisch entgegentreten und sich nicht nur banal empören, muß man wissen, wie diese Leute ticken …“ „Ticken“, nicht denken. Sie sind zwar schlau und gebildet, aber sie denken nicht eigentlich, sondern sie ticken. Die Bildung – das will das Bild evozieren – dient nur, um die Ziele zu verschleiern, zu verbrämen und durch Wissen zu kaschieren. Daß sie aus ihrer Bildung heraus zu anderen Schlußfolgerungen als der Mainstream gekommen sein könnten, gilt als undenkbar.

Wie sie „ticken“, kann man aber nur erfahren „durch die Kenntnis ihrer Schriften“, weshalb Lemling „einige wenige davon mit Recht im Regal hat“. Dieser subtile Gedanke beinhaltet also die Idee: kennst du eines, kennst du alle. Vier genügen, um eine ganze Bibliothek rechten Denkens einschätzen zu können. Bednarz findet das gut: „Eine solche Vorauswahl zu treffen, ist genau das, was eine Buchhandlung leisten kann“. Eine Buchhandlung hat demnach nicht mehr mit Büchern zu handeln, nein, sie muß auch wissen oder zumindest zu unterstellen in der Lage sein, was in den Büchern steht, und hat dann für die Kunden auszuwählen.

Man kann sicher gehen, daß Lehmkuhl mit „Fifty Grades of Shade“ oder mit „Feuchtgebiete“ gute Geschäfte gemacht hat, aber man weiß auch, daß Martin Lichtmesz‘ grundlegendes Werk „Kann nur ein Gott uns retten?“ oder Kleine-Hartlages „Das Dschihad-System“ dort nicht zu haben ist oder doch nur nach „vorsichtigem“ Anfragen und abgelegter Rechenschaft. Die Aufgabe einer Buchhandlung liegt also heutigentags in der Zensur, der Manipulation – z.B. mithilfe „süffisanter Regaltitel“ wie „Neue Rechte, altes Denken“ – und der Anleitung, wie man „sich sehr kritisch mit rechtem Denken auseinandersetzen“ kann. Woraus erwächst die Kompetenz? Wir erfahren es nicht, dürfen aber annehmen, daß „kritische Auseinandersetzung“ eine Rolle spielt.

Immerhin scheint sich Lemling der schiefen Ebene bewußt zu sein, denn es könnte, sagt er, bald „viel kniffliger“ werden: Was, wenn Uwe Tellkamp etwa einen neuen Roman schreibt? Kann man den dann noch verkaufen? Nicht der Inhalt des Romans spielt dann eine Rolle, sondern die politische Position des Autors und Tellkamp hat bekanntlich den Fehler gemacht, sich öffentlich zu bekennen. Ähnlich argumentiert auch – alles im andeutenden Gestus – Per Leo, der sich fragt: „Wo hört der Kanon auf, wo beginnt die Schmuddelzone? Warum betrachten wir die Haßtiraden Célines als Weltliteratur, aber die Hasstiraden Raspails als Hetze? Müßte man vor Michel Houellebecqs suggestiver Prosa nicht eindringlicher warnen als vor Akif Pirinccis Fäkalsprache?“

Lemling muß noch einmal sekundieren und zwar mit dem beweisenden Satz: „Da stehen Titel, die sich mit rechtem Denken und rechtem Treiben beschäftigen.“ Noch einmal: „Treiben“ – die Konjunktion „und“ fungiert hier als Gleichheitszeichen: rechtes Denken ist rechtes Treiben. Dieses „Treiben“ ist mit der „größten Auswahl an Titeln in München“ bei Lehmkuhl vertreten, mit, noch ein Mal in Lettern, vier Titeln[2].

Die Litanei aus Platituden geht aber weiter, wenn auch in ewigen Wiederholungen: „Wer sich gegen rechts engagiert, sollte wissen, was Rechte denken und lesen, wie sie argumentieren.“ Nicht wer wissen will, was Rechte denken, sollte wissen, was Rechte denken und lesen, wie sie argumentieren, sondern, wer sich gegen rechts engagieren will. Rechte lesen wird gleichsam zum Widerstandsakt: Wehret den Anfängen.

Und wer es noch immer nicht verstanden hat: „Wir haben in der Folge zwei weitere Publikationen von Antaios aufgenommen, deren Kenntnis wir jedem Antifaschisten empfehlen möchten“ – wir stehen demzufolge vor dem antifaschistischen Regal. Kritisch lesen, Kritiker sein heißt also Antifaschist sein und im Umkehrschluß – daran geht nichts vorbei – sind die zu Kritisierenden natürlich Faschisten!

Der Kreis schließt sich, der Brainfuck, oder der Zirkelwichs – beide Ausdrücke findet man bei Lichtmesz (Twitter) – ist perfekt.

In solchen Sätzen versteckt sich aber auch die Urangst des Linken vor der Gefahr: Was, wenn der Leser rechter Literatur sich nicht mehr engagieren will, was, wenn er den Argumenten „auf den Leim geht“, wenn er sie gar überzeugend findet? Sollte das bei einer offenen Lektüre nicht möglich sein?

Das ist ein reelles Wagnis, zumal es „bessere Einführungen in rechtes, identitäres Denken als die Bücher der Genannten“ nicht gibt, obwohl im Regal ein halbes Hundert Exemplare von Kontra-Literatur steht. Diese – die Originalschriften – entlarven sich in der Vorstellung der Menschen auf der richtigen und guten Seite also von selbst, vorausgesetzt der Kunde ist in der Lage dazu. Das freilich gehört in den Bereich der Hoffnung und des Glaubens: „Wir glauben an die intellektuelle Spannkraft unserer Kunden und sind überzeugt, daß das Lesen rechter Publizistik nicht wehrlos macht.“ Man darf vermuten, daß Lemling, Bednarz, Kessler, Stokowski und tutti quanti unruhig schlafen.

„Einen Rechtsruck bei Lehmkuhl“, werden wir beruhigt, „muß niemand befürchten“. Wenn alles angeboten würde – nur ein kleines Gedankenspiel –, wenn es keine Vorauswahl gäbe, dann könnte es auch keinen Rechts- oder sonstigen Ruck geben! Nur ein ideologisch gesäubertes Angebot läßt einen Ruck überhaupt erst zu.

Es folgt eine vorletzte Volte: der Übervater der Rechtsextremismusforschung Wilhelm Heitmeyer[3], der den Begriff der „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ – als Lebensleistung – geprägt hat, wird in Anschlag gebracht, als weitere „Rückendeckung“. „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, das darf man voraussetzen, gibt es natürlich vornehmlich rechts und auch wenn wir nicht wissen, wem der Professor dieses Etikett anheftete, nun, bei Bednarz, klebt es an den „Neuen Rechten“.

Hat uns Heitmeyer Neues mitzuteilen? Nein, er dient einerseits als weitere Legitimation für das Ausstellen von viereinhalb rechten Büchern und wir erfahren von ihm einmal mehr: „wir müssen wissen, was sie denken“.

Was sie freilich denken, das haben wir bisher noch immer mit keinem Wort erfahren! Aber wir wissen, daß es gefährlich und böse und „gruppenbezogen menschenfeindlich“ ist!

Hier nun, ganz zum Schluß wird Liane Bednarz doch noch einmal originell, jetzt liefert sie die Pointe und wird konkret!: „Kubitschek lesen, um zu wissen, was auf Deutschland zukommen kann“.

Das ist, was ich andernorts als „Linkes Raunen“ gekennzeichnet habe. Den NS-Wink kann jeder sensible Leser erkennen.

Nun konstruiert Bednarz einen Zusammenhang zwischen jener Busblockade im sächsischen Ort Claußnitz im Jahre 2016 und Kubitscheks Artikel. Die Szene ging um die Welt. Ein Bus mit Asylbewerbern wurde vor der Unterkunft blockiert, die Menschen konnten den Bus nicht verlassen, eine Frau im Kopftuch spuckt gegen die Scheibe, ein Jugendlicher weint, ein Polizist zerrt einen Jungen aus dem Bus … davor stehen Menschen und rufen „Wir sind das Volk“. Für Bednarz sind das nun „rund 100 Rechtsgerichtete“ – in einem früheren Artikel sprach sie noch von „besorgten Bürgern“.

Ihr kommt ein Beitrag Kubitscheks in den Sinn, den dieser ein halbes Jahr zuvor auf „Sezession“ veröffentlicht hatte. Dort habe – sie zitiert hierbei die „Süddeutsche Zeitung“; Bednarz achtet sehr darauf, inkriminierende Äußerungen vornehmlich im Modus des Zitats anzubringen[4] –, dort habe Kubitschek „solch aggressive Blockadestrategien lange schon propagiert“ – er ist also der Strippenzieher. Tatsächlich bezieht sich Kubitschek auf bereits geschehene Busblockaden im fragenden Gestus und problematisiert während der tumultuarischen Zeiten die bereits stattgefundenen Aktionen: „Ist derlei legitim? Oder sogar legal?“ „Propagierend“ ist doch ein zu schwerwiegendes Wort in diesem Kontext! Und das, obgleich es in der Bundesrepublik eine lange Geschichte von Blockaden, Manipulationen und auch Sabotagen im Namen des Guten und Richtigen gegeben hat.

Für die Rechte – die ja an einer Ein- und Erhaltung der geltenden Ordnung interessiert ist – stellen solche Aktionsformen viel größere Probleme dar, weswegen man in der Regel vorsichtig damit agiert. Bednarz aber will das Gegenteil insinuieren. Wahrscheinlicher ist, daß kaum ein Claußnitzer Protestierender den Name Kubitscheks auch nur gehört hat – meine eigenen „Recherchen“ haben ergeben, daß man ihn nicht mal in unteren AfD-Kreisen im Jahre 2018 kennt.

Dennoch zitiert sie die SZ: „Man muß mehr Kubitschek lesen. Um besser vorauszusehen, was alles auf Deutschland zukommen kann.“

Gemeint sind mit diesem linken Geraune keine Busblockaden, das dürfte klar sein, sondern Bilder aus der Vergangenheit werden evoziert.

Nun, da man weiß, was die „wirklichen“ Ziele der „Neuen Rechten“ sind, kann man auch beginnen, sie „zu stellen“ – auch das beliebtes Vokabular. Der Kontext der Vokabel spricht für sich selbst: „Schläger und Mobs gehören der Polizei überantwortet, Redende muß man selbst stellen.“ Aber Redende, rechte zumindest, sind de facto „Schläger und Mob“ – rechtes Denken ist Gewalt mit anderen Mittel … wir gehen vermutlich nicht zu weit, wenn wir die Gleichung zu Ende rechnen.

Auseinandersetzungen heißen also „stellen“, „ertappen“, „enttarnen“, „entlarven“. Die rechten Texte, das steht von vornherein fest, sagen nie, was sie sagen, sondern enthalten versteckt – wie eine Geheimsprache – düstere und sinistre Botschaften, die der aufgeklärte Leser auch zu entziffern vermag. Die Aufklärung kommt von Bednarz, Leo, Heitmeyer etc. persönlich, auch wenn man im Wort auf den „Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ setzt.  Per Leo, der nun bei Bednarz zu Wort kommt, stellt die rhetorische Frage: „Ist es undenkbar, daß ich ein Buch schon nach kurzem Blättern enttäuscht zur Seite lege? Oder daß ich die Lektüre zwar abstoßend, aber informativ finde?“

Die eigentliche Frage ist aber diese: Ist es denkbar, daß ich ein Buch schon nach kurzem Blättern begeistert lese? Ist es denkbar, daß die Argumente überzeugen, daß Schrift und Realität plötzlich eine Einheit bilden? Daß die Worte in mir etwas anklingen lassen ….? Das ist die linke Urangst, und deswegen der ganze Aufwand.

Für Per Leo jedenfalls steht fest: Bücher aus dem Antaios-Verlag sind gefährlich und Sarrazin gleich mit. Punkt. Egal, welches, ganz gleich, welcher Autor, der Verlag macht’s: „Sind Titel aus einem rechten Undergroundverlag wie Antaios gefährlicher als die Bestseller des SPD-Mitglieds Thilo Sarrazin?“ Eine graduelle Frage, wie zwischen Pest und Cholera.

Und einen letzten Kronzeugen holt Bednarz auch noch aus der Klischee-Kiste, diesmal von der taz, und der darf den „performativen Selbstwiderspruch“ – wie Caroline Sommerfeld es gerade beschrieb – in der Vereinnahmung aller Leser par excellence präsentieren: „Wer um Pluralität, um Diversität kämpfen will, ihren Erhalt und ihren Ausbau, kommt am Streit mit jenen, die politisch ganz anderes wollen, nicht vorbei. Ein Meinungskampf, der nur durch das Grundgesetz begrenzt wird, nicht durch den linken Mainstream ethisch-moralischer Maßstäbe. Tut man es nicht, könnten sich die Sarrazins und Jongens erfolgreich als Diskriminierte inszenieren. Das kann niemand wollen.“

Um Pluralität und Diversität kämpft nicht, wer anderen Stimmen Parität im Gesamtdiskurs zugesteht, sondern derjenige, der sie „argumentativ“ zum Schweigen bringt, sie stellt und entlarvt. Zur Diversität gehört also nicht die andere Meinung, sondern nur die Auseinandersetzung mit dieser. Diese seltsame Riposte ist möglich, weil es eine tatsächliche  Auseinandersetzung bisher nicht gegeben hat, weshalb die jetzige neue Auseinandersetzung wie eine Bereicherung, also ein Plus, also gesteigerte Vielfalt wirken muß und man sie als „Diversität und Pluralität“ verbuchen kann. Der Gegenstand dieser hinzugewonnen Pluralität – und ihr einziger Garant – bleibt noch immer außen vor.

Wirkliche Pluralität läge nur dann vor, wenn man die fremden Gegenstände unvoreingenommen akzeptierte und zwar nicht weil man ihre Position schon zuvor abgewogen und für gut oder schlecht, diskussionswürdig oder nicht befunden hat, sondern weil sie ganz einfach Teil des Vielen, des Pluralen sind.

Und nebenbei wird – im obigen Zitat – gleich noch das Opfernarrativ bemüht, das es den Rechten verbietet, Opfer zu sein, vor allem dann, wenn sie tatsächlich Opfer waren, denn das sei eine alte Strategie der Rechten, sich als Opfer zu gerieren, wenn sie Opfer sind. Sie haben keine Stimme in den Medien, man redet nur über sie und nicht mit ihnen, sie werden auf Messen behindert und verschwiegen, man streicht ihnen Lokale und Konten, Versandhändler boykottieren die Bücher, sie werden physisch attackiert … geben sich aber als Opfer, wenn sie die Tatsächlichkeit des Opfers hinweisen.

Zirkularität ist das Grundprinzip auch dieses Ausschlusses.

Im gesamten Beitrag der Liane Bednarz haben wir kein einziges Wort über die tatsächlichen Inhalte „rechten Denkens“ gehört, nur Urteile darüber und die in vielfacher nahezu agitatorischer Wiederholung. Sie werden uns als „gefährlich“ dargestellt, so wie die Mutter das Kleinkind vor dem „bösen Mann“ warnt, ohne zu sagen, was das Böse sei. Es genügt, die Stimme zu senken, die Stirn zu runzeln und das Kind wird Angst haben.

Neben der Angst, die vermutlich sogar authentisch ist – die Leute haben wirklich Angst vor den Rechten bzw. vor dem, was sie sich selbst imaginieren – bedient man sich der Apriorität.

Man muß keines der Bücher gelesen haben, man muß niemanden gesprochen haben, es steht von vornherein – also vor jeglicher Erfahrung – fest, daß sie Böses wollen. 40 Bücher allein in diesem Regal bezeugen das! Dies muß so sehr feststehen, daß ein eventueller Blick in eines der Bücher nichts anderes als eine Bestätigung der These erbringen kann. Es ist wie die Warnung vorm Satanismus: Wenn du in diese Bücher schaust, dann hat dich der Teufel schon gepackt oder die Warnung vor der Droge: Wenn du sie nimmst, wirst du abhängig. Du hast natürlich die Freiheit, das zu tun – Demokratie! Meinungsfreiheit! Ich bitte dich! – aber wenn du es tust, bist du erstens verdächtig, zweitens gefährdet und drittens gefährlich! Und dumm mußt du auch sein, zumindest wenn du nicht begreifst, was wir dir gesagt haben.

Auf dieser Basis funktioniert für Frau Bednarz und ihresgleichen die Auseinandersetzung – noch nicht mal der Dialog! Der wäre zu gefährlich und böte den Rechten nur eine Bühne und das sei doch alles, was sie wollten. …

Und das hindert sie auch, die immer wieder neuen Gesprächsangebote anzunehmen: gerade eben hatte Kubitschek seines – trotz schwieriger Situation – erneuert.

[1] Daß die Frau ein Ich-Problem hat, ist unübersehbar. Sie trägt es schon im Namen – nur über die erste Silbe mag man noch rätseln.
[2] Kubitschek: Spurbreite des schmalen Grates, Lichtmesz/Sommerfeld: Mit Linken leben; Nationalmasochismus; Sieferle: Finis Germania … man muß, um überhaupt auf vier zu kommen schon Sarrazin, Gauland oder Ernst Jünger mitzählen. Was für eine Farce!
[3] Den Pérégrinateur für uns bereits wunderbar zerlegt hat.
[4] Deutlicher ist sie hier geworden: Claußnitz ist kein Zufall. Die gefährliche „Widerstands“-Saat der Neuen Rechten geht auf

Zur Verifikation geeignet: Mit Rechten reden: Toleranz gegenüber der Intoleranz wäre falsch.“

siehe auch: Betreutes Denken

10 Gedanken zu “Mit Rechten reden – Der blinde Fleck

  1. Die am besten passende Kategorie auf derlei Eiertanz ist ganz sicher die des Religiösen. Da sind Menschen am Werrk (und ganz D ist voll von ihnen), die ganz eindeutig religiös gestrickt und religiös bedürftig sind bis ins Mark. Der Weg zum „alten“ Glauben ist ihnen jedoch völlig versperrt, weil für Intellektuelle, für Gebildete, für Emanzipierte heutzutage nicht mehr „erlaubt“ (dies deutet auf die riesige charakterliche Unfreiheit, der diese Kreise unterliegen, da ihnen schon der kleinste Gruppendruck ihr Denken und Dasein vorschreiben kann und sie etwas extrem Unterwürfiges an sich haben – ihrem Gott gegenüber).

    Jedenfalls sind die diese religiös Bedürftigen mit fanatischem Eifer dabei, sich ihr eigenes Religionssystem zu bauen. Sie haben das ABSOLUT Böse (den Nationalsozialismus), sie haben Heilsgewißheit, sie haben einen Sühneeifer, sie sehen sich von Teufeln und Dämonen und Geheimlehren umgeben, sie haben einen religiösen Code, auch einen Codex, auch ein Glaubensbekenntnis. Sie verfügen über stärkeres Sendungsbewußtsein als Dominikaner.

    Sie sind in ihrer Weltsicht abgeschlossener, hermetischer verriegelt als wohl jede andere Sekte.

    Das Verrückte ist, sie haben es geschafft, schlichtweg alle Begriffe umzudefinieren, zu entkernen, das direkte Gegenteil hineinzulegen. Auf diesem Hintergrund kann man folgende gesicherte Aussagen machen: es gibt KEINE wie auch immer geartete Diskursbasis mit der Sekte, sie leben geistig in einem anderen Universum. Und: man kann als Axiom setzen, daß von allem, was straffe Linksfanatiker sagen und behaupten, von allem, was sie definieren, genau das Gegenteil wahr ist.

    Dies läßt sich schon weitgehend auf solche Anstalten wie Süddeutsche. ZEIT, ARD, ZDF oder Deutschlandfunk ausdehnen.

    Eine derartige Verseuchung hat es….hmm, ja, erst kürzlich gegeben: in der Nazizeit.

    Die DDR war damit keinesfalls vergleichbar, denn die DDR war ein Operettenstaat. Ideologie wurde mit großer Geste breitgeworfen, aber die Gläubigen, und darauf kommt es an, waren verschwindend wenige. Die allermeisten waren pure Opportunisten, denen das Operettenhafte, das Theaterspielen der offiziellen Ideologie völlig klar war.

    Dagegen sind heutige Linke fanatisch gläubig und ins Mark hinein überzeugt von ihrer Lehre. Ein Riesen-Unterschied.

    Man mag nicht daran denken, welchen Zusammenbruch ein dauerhaftes Staats- und Volkshandeln auf Basis der ständigen Wahrheitsumdrehung zur Folge haben wird…

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  2. lynx schreibt:

    Der Clou ist ja der, dass man aus den Beiträgen der Rechten nie etwas Substantielles erfährt. Immer nur aus den Kommentaren, dort ist O-Ton. Wie z.B. der Kollege XXX zum blonden Dänenmädchen. Danke dafür, das sind sie, die Gröler, ganz ohne Bestellung. Der Rest bedarf dann keines weiteren Kommentars.

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    • @ Lynx: Und was hat Ihr Kommentar mit dem Artikel zu tun?

      Es steht Ihnen natürlich frei, die Beiträge und Kommentare hier als substanzlos zu bezeichnen. Ihre Verallgemeinerungen unterbieten allerdings das Niveau des Grölenden – der sich hier erstmalig (und in dieser Art hoffentlich auch letztmalig) hier geäußert hat – um ein Vielfaches. Welche anderen Beiträge der Rechten haben Sie denn studiert, um Ihr „Urteil“ – aka Vorurteil – fällen zu können? Im Beitrag wurden einige maßgebliche, ausgesprochen substantielle Bücher genannt, wo Sie ganz konkret Ideen, Konzepte, Kritiken … finden – ganz offen, frank und frei, alles hergeleitet und begründet …

      Wenn Sie die studiert haben, dann stelle ich Ihnen gerne eine List der 100 wichtigsten Bücher zusammen, die man kennen sollte, bevor man sich über „die Rechten“ echauffiert.

      Und wenn Sie diese dann studiert haben – dann wäre ich an Ihrer Kritik wirklich interessiert!

      Lynx: Dort, wo es nur einen Gedanken gibt, nämlich den vom (pan)germanischen Suprematismus, muss man nicht viel lesen. https://lynxblox.wordpress.com/2018/12/11/mantra-6/
      Außerhalb dieses Labyrinths ist die Welt zum Glück reichhaltiger, auch an Lesestoff.

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  3. Sebastian Wohlfarth schreibt:

    From Dusk till Dawn. Ideologisch beherrschtes geht allmählich in magisch beherrschtes Wahrnehmen und Denken über. Und die Titty Twister Schnellroda-Vampire hält man halt nur mit gewissenhaft einstudierten Abwehrzaubern in Schach …

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  4. Michael B. schreibt:

    Nach all den Analysen wie dieser (der ich mich erst einmal anschliesse, aber siehe unten) ist mittlerweile allerdings der Punkt erreicht, an dem doch schon dringend Lenin ins Spiel kommt: „Was tun?“. Denn im Schatten dieser ganzen Art der Auseinandersetzung vergeht die Zeit und Irreversibles geschieht.

    Ich denke auch, ‚rechts‘ akzeptiert noch zu viele hinderliche Versatzstuecke. Aus dem Text oben einmal als Beispiel „Pluralität und Diversität“ genommen.
    Erstere hat ja als grundlegenden wesentlichen Aspekt auch einen quantitativen Anteil. Wie gross ist also – schon rein personell – der Anteil der Vertreter einer herausgegriffenen Einzelauffassung aus dieser Pluralitaet? Wie verhaelt sich dieser Teil und nach welchen Regeln spielt er? Als konkretes Beispiel siehe Sellners juengsten interessanten Beitrag auf Sezession (https://sezession.de/60002/die-ethnische-wahl). Da geht’s um bedeutend Durchschlagkraeftigeres als Diskussion/Diskurs. Das ist erfolgreiche Instrumentalisierung eines inadaequaten Systems. Ja, man ist jetzt ganz schnell an Kritik der realen Auspraegung ‚demokratischer‘ Systeme. Das ist vermint, aber ohne die Raeumung dieser Minen gehts nur sehr ugluecklich weiter.

    Und weiter natuerlich: Wer stellt mit welchen Mitteln Fraktionen so auf, Migrationspolitik und -praxis hier als DIE bewusste Gleichgewichtsverschiebung mit begleitender Umwertung von unschuldig netten Begriffen wie „Pluralitaet“ als Trense der Diskussion um Realitaeten, die mittlerweile ganz andere Begrifflichkeiten erfordern.

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    • @ Michael B.:
      „Pluralität“ und „Diversität“ sind keine bloßen Versatzstücke sondern hohe Werte, die es zu verteidigen gilt! Dazu muß man sie den falschen Diskursen entreißen und die falschen und verdrehten Füllungen austauschen. Durchaus möglich, daß der eine oder andere Begriff auch bis zu Unbrauchbarkeit vernutzt ist – den kann man dann entsorgen.

      Ich jedenfalls bin ein eifriger Verteidiger der Pluralität und Diversität – wie aus dem Artikel auch ersichtlich sein sollte. Die Vielfalt der Ansätze muß verteidigt werden. Die Perversität des linken Pluralitätsbegriffes, der im Moment hegemonial zu sein scheint (auch bei der Rechten), liegt in der Entdifferenzierung und Entgrenzung des Vielen, das dann – wie bei Farben – ineinander läuft, sich blind vermischt und und zu einer grauen Masse wird. Diese wird dann zudem diktatorisch als Maß aller Dinge angeordnet.

      null
      http://de.wikimannia.org/Vielfalt

      Die Zeitfrage, die Frage der Dringlichkeit, ist evident aber leider nicht zu unterlaufen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, die Lage immer und immer wieder zu analysieren und Kritik zuzulassen. Wenn man etwas von Lenin lernen kann, dann das! Selbst in den hektischsten historischen Momenten, hatte Lenin sich dem Studium, der Theorie und der Empirie, gewidmet – freilich auf einer enorm breiten Basis, die er sich in den ruhigeren Phasen angeeignet hatte. Die jetzige Lage ist prekär aber nicht akut – es ist noch immer die Phase der Notwendigkeit des systematischen Studiums der Situation.

      Sellner tut übrigens nicht anderes: den Artikel wollte ich in die nächsten Fundstücke aufnehmen. Das besprochene Buch muß man selber studieren – kam heute mit der Post – und man wird schauen müssen, ob Sellner, der hier erneut sein theoretisches Potential andeutet (leider wieder zu schlampig), das Buch auch tatsächlich richtig gelesen hat. Das kann ich mir kaum vorstellen, denn sonst hätte es nicht die Preise in Akademia eingeheimst, die es nun mal hat.

      Ob die Gleichgewichtsverschiebung bewußt ist und in welchem Maße, das ist mir noch nicht ganz klar. Aber selbst wenn: es nützt nichts – wir müssen das verstehen lernen; man kann jetzt nicht einfach zur Aktion schreiten – was immer das sein mag -, abgesehen vom Offensichtlichen und bereits Durchdrungenen.

      Lynx: Wenn man Sellner liest, fragt man sich, wie es die USA, UK oder die Schweiz als Demokratien jemals geben konnte und bis heute gibt, als die ältesten ihrer Art. Deutschland ist halt eine arg junge und muss noch viel lernen, scheint mir. Vor allem: Nabelschau beenden.

      Michael B.: Gemeint ist wohl eher: Weg mit dem Nabel. Das koennte Ihnen so passen.


      Lynx: Das ist eben mein Ceterum censeo: das ganze Gerede ist hohl. Wenn man nur ein Fünkchen Fakten einstreut, merkt man sofort, dass einfach nichts dahinter ist – außer reinem Nationalismus, der auf germanischem Suprematismus fußt. Drumherum viel irreführendes Gewölke. Weihnachtsdeko sozusagen.

      Michael B.: > Wenn man nur ein Fünkchen Fakten einstreut, merkt man sofort, dass einfach nichts dahinter ist – außer reinem Nationalismus, der auf germanischem Suprematismus fußt.

      Koennen Sie hier konkret werden, sowohl was die gemeinten Fakten als auch den gefundenen „germanischem Suprematismus“ und Nationalismus betrifft?

      >Seidwalk: Die Erfahrung lehrt – lange genug nun – daß von dieser Seite nichts kommt außer Unterstellungen und Belehrungen. Es ist auch nichts mehr zu erwarten. Daher bitte ich, von weiterem Triggern des Trolls abzusehen!

      lynx
      Die Fakten? Hätte ich angeführt: die erfolgreichsten Demokratien sind alle multiethnisch, da gibt es kein irgendwie homogenes Staatsvolk, ihr Konzept basiert eben nicht auf Ethnie. Sellner faselt von „Deutschtum“, das uns als Nation auszeichne. Schade, dass der alte Fritz nicht, auf Französisch, antworten kann: der ist doch Fakt, oder nicht?

      Seidwalk: @ Blynx,
      zum letzten Mal – kein vernünftiger Mensch hat jemals von „homogenem Staatsvolk“ gefaselt – auch die Isländer hatten ihren Schwarzen (ohne dessen Gene es offensichtlich keine Demokratie in Island geben könnte). Das kann so schwer nicht zu verstehen sein. Hören Sie auf, mit Ihren eigenen Phantasien zu argumentieren.

      Lynx: Um was geht es denn dann?

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      • Michael B. schreibt:

        … aber nach dem linxen Zwischenruf noch zum posting selbst. Irgendwie gelingt mir auch im zweiten Anlauf nichts ausser einer Abhandlung, in diesem Versuch jetzt hoffentlich kuerzer:

        Natuerlich geht es mir nicht um ‚Pluralitaet‘ nach Definition, die schaetze ich so sehr wie Sie. Aber der Begriff ist entkernt und umgewertet worden, was immer laestiger wird. Dekonstruiert sozusagen, auf solchem fliessenden Schlammboden ist nichts aufbau- und ableitbar und das ist wohl der Sinn der Sache. Parasitaere Strategien wie die von Sellner beschriebenen nutzen das und werden ueberhaupt erst durch die Umwerter in diese Lage versetzt.

        > man kann jetzt nicht einfach zur Aktion schreiten

        Einfach sicher nicht :), man wird es aber parallel betreiben muessen, sonst herrschen hier bald Verhaeltnisse, die die ganze Analyse sinnlos und fuer den Analysten wohl auch kritisch werden lassen. Das ist ja schon so. Wir sind fast ein Jahrgang mit einer Sozialisierung im selben Land seidwalk. Ich bin mir sicher, auch sie sehen die Zeichen schon laenger. Aber das was hier kommt – und das ist jetzt meine persoenliche Meinung – wird noch eine andere Qualitaet haben und die DDR seelig in den Schatten stellen.

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  5. Till Schneider schreibt:

    „Kubitschek lesen, um zu wissen, was auf Deutschland zukommen kann“, damit hat Liane Bednarz doch recht. Wer wissen will, was unter Linksgrün auf Deutschland zukommen kann, der wird bei Kubitschek exzellent bedient. Schade nur, dass der Satz gar nicht von Bednarz war, sondern von der SZ.

    (Merken Sie? Ich habe den Satz eiskalt r e k o n t e x t u a l i s i e r t . Aber ich habe ihn wirklich zunächst so verstanden. Bin anscheinend nicht in Form heute.)

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  6. Pérégrinateur schreibt:

    Die derzeit zu bemerkende Grundhaltung der Hüter des linken Konsenses erinnert mich an ein Gespräche zu meiner Jugendzeit. Ein Nachbarskind sagte mir, er wäre gerne aufs Gymnasium gegangen, um dann Theologie zu studieren und die Menschen dann viel erfolgreicher von seinem Glauben zu überzeugen. Leider hätten seine Noten dafür nicht gereicht.

    Ihm war ganz selbstverständlich, dass das Studium nicht seine Einstellung hätte ändern können. Ein Studium kann schließlich auch frühere Gewissheiten erschüttern und zu einem Meinungswandel führen. Vielleicht muss man ihm ja gratulieren, dass er nie in theologischen Seminaren mit kritischer Textanalyse konfrontiert wurde, das hätte – geistige Offenheit vielleicht zu Unrecht einmal unterstellt – ihm seine Gewissheiten rauben können.

    Aber vermutlich bestand für ihn keine große Gefahr. Denn vor solchem Umdenken (μετάνοια, einmal ganz wörtlich und unchristlich verstanden) schützt gewöhnlich die Angst, alte Gewissheiten zu verlieren, sehr zuverlässig. Diese die eigene Gewissheit schützende Angst – ich würde sie den Begriff verallgemeinernd religios nennen – findet man bei vielen Menschen: Was macht es vielleicht mit mir, wenn ich mich gewissen Gedanken aussetze? Es sind Einstellungen, die von vor der Aufklärung datieren und menschlich gesehen intellektuelle Memmenhaftigkeit bezeugen. Man hat eine kritikimmun gehaltene Zone, die man nicht gefährden will. Bei den im engeren Sinne Religiösen bemerkt man meist recht deutlich, dass sie meinen, die Welt bräche zusammen, wenn sie oder andere diese Gewissheit verlören. Man denke etwa an Dostojewskis „Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt.“ Mitnichten, da sei der Staat vor! Und wiewohl ich die letzten über drei Viertel meines Lebens Atheist bin, habe ich in der Zeit weder gestohlen, noch verletzt, noch getötet. Korrektur: Verletzt schon, aber nur seelisch, durch Offenheit. So what! Die die Sicherheit des festen Glaubens brauchen, vergessen übrigens ohnehin nicht in ihr Weltbild Passendes rasend schnell. In einem Gespräch hatte ein durchaus aufgeschlossener Religiöser die logische Widerlegung des Gottesbeweises der ersten Ursache schon nach zehn Minuten wieder vergessen.

    Nochmal meine Kindheit: Man schickte mich in die Kinderkirche, in der sehr eifrige Mädchen höheren Alters anhand von Wochen-Traktätchen biblische Geschichten vortrugen, und das so blumig wie grottenschlecht. Es ging so weit, dass sie sogar die drei Stammväter verwechselten. Ich hatte damals die ganze Schwarte schon gelesen und widersprach regelmäßig, worauf sie anfangs ihre Fehler nicht einräumen wollten und später die für nicht relevant erklärten. Offensichtlich hatten sie nie daran gedacht, aus der eigentlich doch recht gut verfügbaren (und doch sicher nicht „bösen“) Originalquelle zu schöpfen. Es ging ihnen wohl nur um die vorbestimmte Nutzanwendung – die Kinder fromm machen – während die Texttreue verzichtbar, Begründungen Begründung austauschbar waren und letztlich die ganze Erzählung also nur zum Schein geboten wurde.

    Mancherlei Transfers liegen nahe, ich führe sie nicht weiter aus. Wer sind unsere heutigen säkularen Traktätchenschreiber und wer die frommen Mucker und Nachbeter?

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    • HansCastorp schreibt:

      Abgesehen davon, dass Dostojewski sicher ein schlecht gewähltes Beispiel für die Bequemlichkeit von Glaubenssätzen ist und Ihre Deutung seiner Worte iS bloßer Kriminalprävention dem Gemeinten nicht gerade auf den Fersen ist (mMn): Entscheidend ist, wann und wie man zu seinen Gewissheiten kommt, seien sie religiöser oder politischer Natur. Insoweit gilt Nietzsches Befund, dass das Problem ist, dass die meisten ihre Gewissheiten haben, ehe sie gesucht haben.

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