Autophagie

Die reale Welt beschenkt uns immer wieder mit wunderbaren Ironien. Gerade gehen zwei viral.

Da wird ein „schwedisches Model“ übel angegangen und mit den mittlerweile üblichen Vergewaltigungs- und Todeswünschen bedacht, weil sie sich – das Beinhaar nicht rasiert!

Und da zieht eine Kosmetikfirma einen Werbespot zurück, weil dieser „die Gefühle der Zuschauer“ verletzt haben könnte. Der Grund Rassismus.

Die Schlange beißt sich immer öfter in den Schwanz! Political Correctness, Gender-Terror, Rassismuswacht … fressen ihre eigenen Kinder. Sie haben es nur noch nicht gelernt!

So ist das „Model“ selbst ein Produkt und Produzent der „Wir-haben-uns-alle-lieb“-„Philosophie“, des Gleichheitswahns und des „Anything goes“. Gerade weil sie die absolute Freiheit verkünden wollte, wird sie angegangen. Dieses, „jeder Körper ist schön“-Gelaber, dieses „jeder kann so sein, wie er ist“, dieser krankhafte Drang nach self expression und der Versuch, alle gleich zu machen, zeigt seine destruktive Seite. Der Terror der Gleichmacherei, der totalen Befreiung aus allen natürlichen und gesellschaftlichen Zwängen, trifft die Gleichesten zuerst. Man erlaubt keine Abweichung mehr von der Freiheit.

Die eigentliche Botschaft des Werbespots, hätte man ihn zu Ende geschaut, war die „Mischrasse“. Doch die Gerechtsradikalen und white-pride-spotter haben nur die Reihenfolge gesehen: Aus Schwarz wird Weiß = Rassismus. Grundlage dieses Denkens ist der Fortschrittsgedanke. Was aus dem ersten wird – das zweite – muß besser sein, als das erste: ein Fortschritt. Sie haben damit das klassische  psychologische Experiment Fritz Heiders wiederholt und bestätigt, daß die intrinsische Dummheit der menschlichen Wahrnehmung nachwies. Der Fehler der Filmemacher war lediglich die Reihenfolge. Sie hätten der Logik der Ästhetik widerstehen sollen: das weiße Mädchen hätte zum schwarzen und dieses zum braunen werden sollen.

Erneut haben sich die Propagandisten der schönen neuen Multikulti- und Multi-colour-Welt selbst vernichtet. So muß es kommen, wenn man verabsolutiert. Bald werden Frauen mit 60 sich dafür verantworten müssen (wo es doch die Chirurgie gibt), daß sie schon schlaffe Brüste haben, so wie man heute schon einen Menschen verächtlich beurteilt, der eine Zahnlücke oder schiefe Zähne im Frontbereich hat.

Das ist die eine Seite der totalen Entgrenzung und Toleranz: Ausgrenzung und Intoleranz. So etwa grenzt die „Ehe für alle“ all jene (als inhuman) aus, die die Ehe zwischen Mann und Frau für sakrosankt halten. Die andere Seite der falsch verstandenen Vielfalt ist der Zwang zum Bunt- und Offensein. Ein unlösbares Paradox, noch gut für unzählige Treppenwitze.

Man darf sich weiterhin auf beste Unterhaltung freuen.

Wie schön war doch die Welt (und die Frauen!), als Frauen dort noch Haare haben durften, wo sie ihnen wuchsen, und wo man offen „rassistisch“ sein, den anderen als anderen wahrnehmen durfte.

In diesem Sinne bin ich gerne Rassist!

3 Gedanken zu “Autophagie

  1. Pérégrinateur schreibt:

    Nach einer Anekdote soll sich ein Gesprächspartner vor Mark Twain in repetitiven kleinen Sticheleien gegen Schwarze ergangen haben, wohl in der Hoffnung, so dessen Zustimmung zum eigenen Rassismus zu ernten. Mark Twain antwortete ihm schließlich grundsätzlich: Mein Herr, ich beurteile einen Menschen nicht nach seiner Rasse. Mir genügt es zu wissen, dass er ein menschliches Wesen ist. Es gibt da nämlich kein schlimmer.  – Vielleicht bin ich ja zu unsensibel, aber ich kann jedenfalls kein Verständnis für Paddock aufbringen. Er hat nämlich sein Pulver verschwendet. – Sie sehen, es gibt auch keinen Anlass, sich meinethalben oder um mich zu sorgen. Auch wer wenig identitäre oder sonstige Ligaturen verspürt, hat seine eigenen Abhaltungen; das gilt selbst für den einen, der sich straflos gegen alle anderen durchsetzen könnte: « Il n’y a que l’inutilité du premier déluge qui empêche Dieu d’en envoyer un second. »

    Die häusliche blickfangende Maschine kam mir selbstredend auch in den Sinn, schon wegen der zwei oder drei Stunden, die meine Mitbürger anscheinend im Schnitt täglich davor verbringen. Ich bin früher gerne nachts durch die Stadt gegangen, vorzugsweise im Winter nach frischem Schneefall, wenn sie nämlich ganz ruhig lag und keiner sonst mehr in die Kälte heraus wollte. Da sah man dann, wie hinter den meist unverhängten Scheiben, und auch Rollläden herabzulassen beeinträchtigt anscheinend das Wohlbefinden, dieses charakteristische blaue Blinken in unvorhersehbarem Takt, das sich an den kahlen, regal- und buchlosen Wänden reflektierte, vor denen gewöhnlich allein merkwürdig verdrehte CD-Türme standen, welche wohl bei jeder ernstlichen Putzaktion in die Waagerechte gekippt wären. Ich phantasierte aber doch in Richtung eines rein physikalisch-biologischen Effekts, und da weiß ich nun nicht, ob es denn auch heute mit den neuen Bildschirmen diese konformisierende arhythmische Hirnstroboskopie mit Blaulicht noch genauso gibt? Haben die neuen Schirme nicht vielleicht eine weniger blaustichige Kalibrierung? – Ich sollte wohl diesen Winter mal wieder losziehen, auch wenn in meinem jetzigen Wohnmilieu die Aussicht auf Einsichten wegen Hecken, Gabionenwänden und Wohnungszuschnitten mit dem Wohnzimmer zur Gartenseite hin nun geringer ist. – Es könnte sein, dass das visuelle Gewerbe Blautöne aus rein optischen Gründen bevorzugt oder eben doch noch wegen ihrer größeren Bannkraft, ähnlich wie es ja auch in schnellen Schnitten und thematisch unmotivierten Bewegungen im Bild schwelgt, und zumindest letzteres vermutlich nur, weil diese den Blick unwillkürlich anziehen. N’est pas Angelopoulos qui ne veut pas. Oder aber bei der Mehrfachreflektion im Zimmer wird banal physikalisch der langwellige Teil des Spekturms stärker absorbiert.

    Ans drohende Welten- oder Menschheitsende mag ich übrigens nicht glauben, nicht einmal in der Blauen Stunde. Man wird stattdessen langsam verkommen, aber eben nicht ganz umkommen; und vielleicht ist ja das die wahre Tragödie, falls man denn ein Stück ohne jeden tragischen Charakter so nennen kann. Ein Freund vom Fach, den ich mal fragte, ob nicht eine Menschheitserledigung aus dem Kosmos denkbar wäre, meinte in eigener Blauer Stunde – er hatte eben eine Prüfung hinter sich, in welcher der Kandidat nach drei oder vier Jahren Studiums mit wöchentlichen Rechenübungen nach einem Taschenrechner verlangte, als er für eine Antwort zwei einstellige Zahlen hätte multiplizieren müssen – das sei für die nächsten 100 Millionen Jahre ziemlich aussichtslos, da kein Kandidat für eine Supernova vom Typ Ia genügend nahe an der Erde sei, um sie einem ausreichend intensiven γ-Burst auszusetzen, und der Einschlag eines ausreichend großen Himmelskörpers sei noch viel unwahrscheinlicher.

    Es bleibt also beim alten Lied

    “Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow,
    Creeps in this petty pace from day to day,
    To the last syllable of recorded time.”

    und auch Mephistopheles, der einzige geistige Mensch in diesem Stück, und dazu noch ein ungewöhnlicherweise so gearteter, dass er, wie man so schön sagt, „wenigstens etwas unternimmt“, muss dank eigener Einsicht weiter leiden:

    „Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menschenbrut,
    Dem ist nun gar nichts anzuhaben,
    Wie viele hab’ ich schon begraben!
    Und immer zirkulirt ein neues, frisches Blut.
    So geht es fort, man möchte rasend werden!“

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  2. Pérégrinateur schreibt:

    Sie führen hier eine Welt vor, für die ich mich mein Lebtag noch nie interessiert habe. Werbetand und Models – wo ist denn übrigens das Wort Mannequin abgeblieben, das doch durch Genus wie Sexus heute für inhärent gendergerecht gelten müsste? – und sprachliche Gerechtig­keits­krieger*­innen und moralistische Heulbojen und globuli­gläubige Gluten­allergiker und elektro­sensible Pelzfeinde, kurz: Kindsköpfe jeder Art. Wem das alles ein Herzensanliegen ist, der ist meiner Aufmerksamkeit nicht würdig; allenfalls, dass ich zuweilen mit Menschen­fleisch­allergikern gut mitfühlen kann.

    Da dergleichen aber den öffentlichen Raum immer mehr einnimmt, bleibt mir nur ein (leider fromm bleibender) Wunsch: Man sollte sie alle in die Arena der Gerechten Empörung einsperren und es drinnen nicht an Schwertern, Dreizacken und Netzen fehlen lassen. Den traurigen Rest könnten dann die endlich von Antispeziesisten aus dem Zoo befreiten Löwen beseitigen.

    Was befeuert denn letztlich diese Aufregungen? Der Konsum von immer mehr massenmedialem Schund, der völlig unverdaut die Hirnschranke überwindet? Das Regiment der Kinder, die heute zu Hause den unwilligen, aber dann doch einknickenden Eltern das Evangelium der Mülltrennung lehren? Die durch lange Ausbildungs­zeiten verlängerte Kindheit der Heranwachsenden, in der sie dann natürlich ihr Hoppe­pferdchen Gerechtigkeit reiten? Die stärkere Neigung zur Hysterie des mehr und mehr in die Öffentlichkeit geschobenen weiblichen Geschlechts?

    Ja, ganz recht, ich suche eigentlich nach einer möglichst „krude“ materialistischen Erklärung, weil ich den auf bewusste menschliche Intentionen gestützten immer mehr misstraue, diese sind womöglich nur Epiphänomene in einem fundamentaler bestimmten Geschehen, das übrigens gar nicht „groß“ im Verhältnis zu den Folgen sein und schon gar nichts „bedeuten“ muss. (Beispiel: Wieso nicht ein irgendwann zufällig gewählter Weichmacher für Plastik, der nun auch viele Hirne weich macht?)

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    • Ich fürchte, Sie sind für kruden Materialismus bereits zu verfeinert – ansonsten kann ich Sie gerne auf ein, zwei trotzkistische oder maoistische oder kreationistische … Seiten verweisen, wo man noch immer schwitzend in der Schmiede steht und im fahlen Schein der Glut wie verrückt Gedanken mit dem Hammer schmiedet. Wenn ich allerdings Ihre Phantasien von Gras und Staub fressen, nun von bestückten Arenen sehe, die sich auffällig häufen in letzter Zeit, dann mache ich mir fast Sorgen, daß sie dennoch in die Welt des Einfachen abgleiten könnten – vielleicht aus Verzweiflung? Man rätselt ja viel über Stephen Paddoks „Motiv“, dabei liegt es doch auf der Hand. Jeder Sensible hat in einer hellen Stunde sofort Verständnis, die wenigsten allerdings die Kraft. Ihr frommer Wunsch scheint so fromm nicht zu sein, nach allen herkömmlichen konsensfähigen Meinungen.

      Im Übrigen, glaube ich, ist der Weichspüler längst auf dem Markt und wird eifrig genutzt – an seinen Früchten soll man ihn erkennen. Wissen wir, ob die Demenzwelle etwa nicht mit den flackernden Bildschirmen zusammenhängt? Könnten uns nicht bald die Spermien ausgehen oder die Anitbiotika versagen? Werden die kommenden Generationen nicht weniger intelligent sein und einer sich selbst vermehrenden maschinellen Intelligenz gegenüberstehen? Ist es undenkbar, daß ein Paddock redivivus nicht sein Vollautomatisches bedient, sondern den roten Knopf? – möglicherweise gänzlich ohne Feindbild, nur aus nausea. …

      An alle Frommen: Haltet aus! Die Stunde ist nah!

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