Sex and the Cities

Wer die Sexualität eines Menschen beschneidet, vergiftet nicht nur die Quelle seiner Triebe, er verstört zugleich auch die Klarheit seines Denkens, die Reinheit seines Fühlens und die Sensibilität seiner Sehnsucht. (Eugen Drewermann: Kleriker)

Daß die Massenzuwanderung junger Männer aus fremden patriarchalen Kulturen zu einer deutlichen Zunahme auch an sexueller Gewalt führen muß, wurde auf diesem Blog von Anfang an argumentativ begründet. Das Zerstören eines relativen demographischen Gleichgewichts führt zwangsläufig zu Spannungen. Wenn es sich dabei um ein geschlechtsspezifisches Ungleichgewicht handelt, kommt es folglich auch zu sexuellen Spannungen. Umso mehr, wenn es sich um ein schnell und drastisch herbeigeführtes Ungleichgewicht handelt, umso mehr, wenn es sich dabei um die Alterskohorten der unter 30-Jährigen handelt, umso mehr, wenn verschiedene kulturelle und religiöse Paradigmen aufeinanderstoßen und umso mehr, wenn ein patriarchalisches auf ein „freiheitliches“ Verständnis stößt …

Seit der Zuwanderung hunderttausender unbeweibter junger Männer aus dem Nahen Osten und aus Afrika reißen die Horrormeldungen über Vergewaltigungen, Demütigungen, Belästigungen und „sexuelle Übergriffe“ nicht ab. Es waren die Massenvergewaltigungen und Massenbelästigungen von Köln, die den medialen Schleier zerrissen, die den Qualm der medialen Rauchbomben wie im Sturm beiseite wehten und für einen kurzen Moment den Blick auf eine Wahrheit freilegten, die bereits der gesunde Menschenverstand jedem hätte begreiflich machen müssen, die man öffentlich aber allzu gern verdrängte.

Trotzdem muß man vorsichtig sein, denn es wird uns von sich kompetent gebender Seite immer wieder versichert, daß es keine statistischen Auffälligkeiten gebe. Tatsächlich sind kaum belastbare Zahlen bekannt und wenn, dann werden sie – wie hier – regional eingegrenzt und die logischen Verallgemeinerungen in der Regel verschwiegen. Die meisten Meinungen – mehr kann es nicht sein, solange die Soziologie schweigt – berufen sich auf unmittelbares empirisches Material. Nur manchmal ragt in der Lokalpresse ein Einzelereignis heraus. Die Versuchung liegt nahe, diese einfach zu addieren, um sich ein Bild zu verschaffen, aber da die Referenzgröße fehlt, wird man zu keiner Gewißheit kommen.

Auf diversen Seiten, PI-News etwa, die meist keinen guten Leumund haben, werden mit großem Eifer und unter fragwürdigen Titeln – „Die zehn täglichen Rapefugee-Einzelfälle“ – die lokalen und aufgetauchten Ereignisse gesammelt und gebündelt und unausgesprochen das Bild des Eisbergs entworfen: 90% der Masse befinden sich unter dem Wasser. Aber auch Eisberge können ganz unterschiedlich sein und nicht jeder versteckt große Massen (siehe Kommentare).

Solange keine Daten vorliegen, muß man sich auf Indizien und auf Wahrscheinlichkeiten verlassen und diese sollte man zu falsifizieren versuchen.

Ein starkes Indiz, wenn auch eben nur eines, ist ein Artikel  eines linksdralligen Blattes wie dem „Focus“:

Sex-Übergriffe auf drei Kinder in Freibad

Darin geht es um „schwere sexuelle Übergriffe“ in einem Essener Freibad, verübt von mehreren „Zuwanderern“, die sich minderjährigen Mädchen „sexuell näherten“. Die „Annäherung“ rechtfertigt die Zuschreibung eines „schweren sexuellen Übergriffes“ kaum – aber die Pressearbeit soll heute nicht Thema sein. Tatsächlich dürfte der Artikel auch nicht wegen dieses Falles an die Oberfläche gekommen sein, sondern wegen des mutigen Einschreitens eines ebenfalls minderjährigen „Zuwanderers“, der die Übeltäter auf Arabisch zurechtwies.

Das ist mutig! Vor allem innerhalb einer patriarchalischen Gesellschaft, wo der Jüngere dem Älteren zu folgen hat und nicht umgekehrt. Es läßt sich nur spekulieren, woher der junge Held die Autorität nahm, aber ein möglicher Hebel könnte just der Glaube gewesen sein – denn natürlich ist die sexuelle Nötigung unislamisch einerseits, andererseits aber auch ein Resultat des Islam. Gibt es strukturelle Ausrichtungen, die ein solches Verhalten erklären können? Das ist hier die Frage.

Dabei soll die Gemengelage der potentiellen Ursachen ebenso wenig verschwiegen werden wie die jeweils individuellen Voraussetzungen – wir kennen die Geschichte dieses Vorfalles nicht, man kann ihn vielleicht nicht generalisieren. Man kann jedoch auf einer höheren Abstraktionsstufe verallgemeinern, indem wir von anderen Faktoren absehen und uns etwa auf die religiösen Zusammenhänge konzentrieren (und auf die kulturellen, sozialen, lokalen, historischen, individuellen, biologischen, psychologischen, sozialpsychologischen etc. verzichten). Anders gefragt:

Hat der Islam ein Sex-Problem? Gibt es tendenziell  einen Zusammenhang zwischen Religion und sexueller Gewalt?

Ein Zusammenhang im Übrigen, den Eugen Drewermann vor 25 Jahren auf 900 Seiten aufgearbeitet hatte und damit national gefeiert wurde. In seinem Bestseller „Kleriker – Psychogramm eines Ideals“, hatte er den strukturellen Konnex zwischen katholischem Glauben und katholischem Klerus sowie sexueller Unterdrückung, nebst sexuellen Vergehen akribisch seziert. Selbstflagellation, die kein Relikt mittelalterlicher christlicher Laienbewegung ist, wie man annehmen könnte, sondern sich heutzutage aus dem links-hegemonialen Konzept der „Selbstkritik“ ergibt,  wird im Nachkriegsdeutschland a priori goutiert, Kritik „Andersgläubiger“ hingegen durch ein verqueres Verständnis des Grundrechtes der Religionsfreiheit weitestgehend mit direkter oder indirekter Bestrafung belegt.

Und daß Sex nach wie vor „sells“, auch wenn er nicht einvernehmlich ist, indiziert die Beliebtheitsskala der Leser, die den Focus-Artikel noch öfter lasen als die anderen Spitzenmeldungen.

Arabischer Sex-ÜbergriffÄhnliche Kärrnerarbeit wie Drewermann, wenn auch nur im Miniformat, versuchte Manfred Kleine-Hartlage in „Das Dschihad-System. Wie der Islam funktioniert“ zu leisten, welcher der angenommenen strukturellen sexuellen Gewalt im Islam zumindest ein Kapitel widmete.

Darin geht er von vier Hauptmotiven aus, die das Geschlechterverhältnis definieren. Die Frau sei „Gegenstand von a) Schutz- und Fürsorgepflichten des Mannes b) Besitzansprüchen c) Gehorsamsforderungen und d) Ehrbegriffen.“ Natürlich gebe es Machismo auch in anderen Kulturen, aber „spezifisch islamisch sind die Intensität und die weite Verbreitung des Machismo, sowie die Hartnäckigkeit, mit der muslimische Gemeinschaften auch dann an ihm festhalten, wenn sie in der westlichen Diaspora leben.“

Der tiefere strukturelle Grund für diese Besonderheit liege einerseits im Koran, wo das Thema intensiv behandelt wird und damit zu einem Kernanliegen gemacht wurde, aber auch weil es im „funktionalen Zusammenhang“ der „zentralen koranischen Norm des Dschihad steht“ und daher letztlich stärker religiös aufgeladen sei als in anderen Kulturen.

Die Individualrechte der Frau werden dabei drastisch beschnitten. So sei natürlich auch im islamischen Recht die Vergewaltigung verboten, doch liegt die Beweispflicht bei der Frau, die vier männliche Augenzeugen aufbieten muß, um zu beweisen, daß der Geschlechtsakt nicht freiwillig vonstattenging. Gelingt dies nicht, droht ihr mitunter sogar eine Verurteilung wegen Ehebruchs. Der psychologische Effekt dürfte tendenziell ein doppelter sein: unausgesprochen gibt es eine Ermutigung an die männliche Seite, die keine weltliche Verfolgung der Straftat zu befürchten hat, und umgekehrt wird die weibliche Seite in die Submissivität gezwungen, die wiederum wie eine Ermutigung an die männliche Seite wirkt.

Kleine-Hartlage macht auch deutlich, daß diese Signale ganz unabhängig von der Gläubigkeit ausgesendet werden, an strenggläubige Muslime ebenso wie an nicht-praktizierende. Das oft zu hörende Argument, der Täter sei kein Muslim gewesen, weil er eine unislamische Tat begangen habe, entfällt damit. „Das soziale System ‚Islam‘ ist also nicht darauf angewiesen, daß eine Mehrheit der Muslime fromm ist; die allgemeine Akzeptanz islamischer Sozialnormen genügt vollkommen. Die Gewaltandrohung, mit der die Akzeptanz der Normen erzwungen wird, muß wiederum nicht von der Mehrheit der Muslime ausgehen.“

Entscheidend sei der „Mitteilungscharakter der Gewalt“, die eine Botschaft enthalte, selbst wenn sie „nur“ aus der individuellen Befriedigung oder Charakterdefiziten stamme; sie lautet: „Haltet euch an die Botschaft des Islam, dann geschieht euch nichts!“ Die Frau steht im Schutz des Islam, d.h. im Schutz des männlichen Muslims (Ehemann, Vater, Brüder), aber sie verwirkt dieses Recht im Moment der Aufgabe der Unterwerfung.

Und das gilt nicht nur für Musliminnen, sondern für alle Frauen. Per Geburtsrecht sind alle Menschen Muslime, die nicht-bekennenden befinden sich lediglich auf einem Abweg. Auch christliche oder jüdische Frauen haben sich dem einen Gott zu unterwerfen, tun sie es nicht, machen sie sich dem beschützenden Mann gegenüber verwundbar; Atheisten und Polytheisten genießen nicht mal diesen Schutz. Die sprichwörtlich gewordene „deutsche Schlampe“ steht einerseits als Symbol, verweist anderseits auch auf die „ethnisch motivierte Gewalt“ – Youtube hat Unmengen derartiger verbaler Übergriffe dokumentiert.

Kleine-Hartlage faßt zusammen: der Islam ist „die einzige Religion, die solche Taten religiös legitimiert!“

Bringt man dann noch die Sekundärfaktoren des geringen möglichen sexuellen Eintrittsalters und des statistisch gesehen geringen Bildungsniveaus ein, so formt sich in der Tat ein Bild. Man darf diese Sekundärgrößen auch unter dem anfänglichen Abstraktionsvorbehalt anführen, weil sie religiös konnotiert sind. Was in Deutschland als „Kinderehe“ behandelt wird, hat kulturelle Wurzeln, aber diese werden religiös beglaubigt. Der Prophet, der als vollkommener Mensch gilt, heiratete Aischa, als diese sechs Jahre alt war, und vollzog die Ehe vermutlich nach ihrer ersten Regel, im Alter von neun Jahren. Und eine Kultur, die auf ein überschaubares Kompendium an religiöser Literatur fixiert ist, muß im Vergleich zu offenen Gesellschaften tendenziell Bildungsdefizite hervorbringen, was wiederum tendenziell zu einem Reflexions- und Empathieverlust führen muß.

Wenn man sich in Essen also minderjährigen Mädchen „nähert“, dann könnte ganz einfach ein fehlendes Schuldbewußtsein, das sich wiederum aus den islamischen Normen – bewußt oder unbewußt – speist, eine Rolle spielen.

Wir können nach alldem zwar (noch) nicht sagen, ob es eine erhöhte Rate der sexuellen Gewalt unter vornehmlich muslimischen „Zuwanderern“ gibt, wir können aber aus systemischen Gründen vermuten, daß es sie geben muß, zumindest wenn man sich der religiösen Grundierung zuwendet – theoretisch kann der hier beschriebene Effekt (sofern er zutrifft) durch andere Effekte auch ausgeglichen oder aber verstärkt werden.

PS: Die muslimischen Leser dieser Zeilen sollten sich nun durchaus nicht auf den Schlips getreten fühlen. Niemand behauptet, Muslime seien verkappte Vergewaltiger oder dergleichen – das wäre linke Denke: „Alle Soldaten sind Mörder“, „Alle Männer sind Vergewaltiger“ etc. Ein adäquater Umgang mit dieser Argumentation ist nicht das Abwehren und Verteidigen des eigenen Standpunktes, weil es der eigene ist, sondern die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Religion, das Prüfen der Argumente und dann auch gern die Widerlegung des hier vorgelegten Gedankenganges. Insofern darf man sich auch ein Vorbild an Drewermann nehmen, der als katholischer Priester und Gelehrter die Chuzpe hatte, die eigene Kirche an einem Schwachpunkt anzugreifen – um sie zu stärken, um sie in die Wahrhaftigkeit zurückzuführen.

Zum Thema auch:

Frauen im Schutz des Islam

Warum Köln uns trifft

Kölle alaaf

West-östlicher Dschihad

Embryologie im Islam

Islam und dicke Eier

Segen und Frieden

Segen und Frieden II

sowie:

Ödipus in Arabien

Darf man im Islam masturbieren?

 Quellen:
Drewermann, Eugen: Kleriker. Psychogramm eines Ideals. München 1991
Kleine-Hartlage, Manfred: Das Dschihad-System. Wie der Islam funktioniert. Gräfelfing 2010

4 Gedanken zu “Sex and the Cities

  1. Pérégrinateur schreibt:

    „Auf diversen Seiten … [wird] … das Bild des Eisbergs entworfen: 90% der Masse befinden sich unter dem Wasser. Aber auch Eisberge können ganz unterschiedlich sein und nicht jeder versteckt große Massen.“

    Jeder (!) Eisberg hat etwa 90 % oder sogar mehr an Masse unter der Wasserlinie, mit arithmetischer Notwendigkeit, wegen des Archimedischen Prinzips und des Dichteverhältnisses Eis/Wasser. Siehe den Sprung auf diesem Diagramm:
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Density_of_ice_and_water_(de).svg
    Folglich gibt es immer (!) wenigstens zehnmal mehr an Unsichtbarem als an Sichtbarem; ein offenbar großer Eisberg ist auch immer groß.

    An der Glaubwürdigkeit von PI sowieso, aber auch an der Glaubwürdigkeit aller Pressequellen schlechthin ist immer zu zweifeln. Nachrichten speisen sich größtenteils aus amtlichen Verlautbarungen, kaum aus eigenen Recherchen und bei Aggregatgrößen (Statistiken) ohnehin, und bei der politisch geführten Administration scheint man ja Vieles lieber unter der Decke zu halten, um die mindestens verkorkste Politik nicht der Kritik auszusetzen. Die Presse tritt dann dazu noch volkserzieherisch auf, bedient mit optimistisch stimmenden Prototypen (der rettenden Knabe von oben), setzt auf Prävalenzfehler bei den Lesern (die fürchterlich vielen Oktoberfest-Vergewaltigungen, die dann nicht einmal in absoluter Höhe gestimmt haben). Wenn man jeweils Bosheit und nicht machtsichernden Egoismus oder Dummheit von selbst Illusionierten unterstellte, könnte man sagen: So kann man halt die Kröte besser in den Hals des Publikums stopfen.

    Letzter Ausweg, um zu retten, was man rational nicht begründen will, weil man es nicht kann, ist dann immer das Moralisieren, Appell also an unhinterfragbare Wahrheiten, die irgendwelchen unaufgeklärten Spinnern vor Jahrtausenden von ihren Massakergöttern offenbar wurden oder heute einer uckermärkischen Oberintellektuellen vom Gefühl aus ihrem apotropäisch vor bösen Einflüssen geschützten Bauch.

    Wenn man nichts Genaueres über ein bestimmtes Ensemble weiß, ist es immer am besten, die Charakteristika des ähnlichsten anderen Ensembles zu unterstellen oder des engsten Überensembles, für das es Zahlen gibt. Solange man keine wissenschaftliche Wettervorhersage hat, trifft man es nämlich mit der Prognose „Morgen so wie heute“ am besten. Zum mutmaßlichen Integrationserfolg muslimischer Einwanderer kann man etwa die langjährigen schwedischen Erfahrungen heranziehen; Tabellen gibt es, wenn ich mich recht erinnere, etwa in Sarrazins erstem Buch.

    Aber um zu wissen, muss man erst einmal wissen wollen. Gläubigkeit ist selbstredend bequemer, aber fatal.

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    • Vielen Dank! Der Eisberg war also kein gutes Bild – habe mich von den (wunderschönen) Abbildungen täuschen lassen. Tatsächlich steht bei Wiki: „Da die Dichte des Eises 0,920 Kilogramm pro Liter beträgt (Meerwasser 1,025 Kilogramm/Liter), müssen sich 90 % des Volumens der Eisberge unter der Wasseroberfläche befinden. Die angegebenen Durchschnittswerte können in Abhängigkeit von Salzgehalt und Wassertemperatur geringfügig schwanken. Beim Eisberg kommt noch die Menge der Lufteinschlüsse als Variable hinzu.“ Kleiner Rettungsanker sind die geringfügigen Schwankungen in Abhängigkeit von Temperatur und Salzgehalt und die Lufteinschlüsse.

      Glaubwürdigkeit bei PI und der Presse generell: Der Eifer der PI-News läßt durchaus vermuten, daß das eine oder andere Ereignis etwas geformt wird, weil man ja beweisen will. Nichtsdestotrotz werden die Meldungen in der Regel mit Lokalpresse- oder Polizeimeldungen unterlegt. Auch dort ist Glaubwürdigkeit in der Tat ein Problem. Es ist aber sicher nicht abwegig, anzunehmen, daß die Presseauswahl tendenziell in Richtung Verschweigen oder Verharmlosen geht. Insofern dürfte die Dunkelziffer weit höher sein, sehen wir also tatsächlich nur die Spitze des Eisberges – wollen wir wenigstens hoffen, daß es nicht nur 10% sind.

      Andererseits hat der brandenburgische Ministerpräsident durch seinen Lapsus (?) uns ja einen interessanten Einblick in die Zählweisen gegeben: „Bei der Polizei wird jeder Übergriff, bei dem nicht erwiesen ist, dass er keine rechtsextreme Motivation hat, in die Statistik hineingezählt.“

      Alles was nicht nachweislich rechts ist, ist rechts und alles, was nachweislich rechts ist, ist sowieso rechts.

      Allerdings führt zu viel Zweifel auch ins Nirvana, in die vollkommene Haltlosigkeit. Selbst eigene Recherchen können täuschen und tun das mit großer Vorliebe. Um das zu „beweisen“ hat sich Samuel Johnson fast den Fuß gebrochen, als er gegen den Stein stieß, um Berkeley zu „widerlegen“.

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      • Pérégrinateur schreibt:

        Unlängst habe ich irgendwo über Österreich gelesen – vielleicht sogar von hier kommend, ich weiß nicht mehr genau – dass dort jedes Hitlerbart- oder Hakenkreuzgekrakel auf Wahlplakaten als rechtsextremistische Straftat gewertet werde. Da die mit dergleichen Kunstwerken intendierte Unterstellung ja zumeist eher als rechtsstehend angesehene Kandidaten treffen soll, ist das eine etwas merkwürdige Rubrizierung.

        Auch würde mich interessieren, wieviele der „rechten Verbrechen“ denn nun reine Meinungsdelikte sind, eine Deliktart, die ich persönlich im allgemeinen als wenig bedrohlich ansehen würde, ganz gleich, von welcher Seite das kommt. In den 1980ern etwa wurden in Westdeutschland Heranwachsende rigide wegen „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ bestraft, die etwa an Brückenpfeilern dieses Rote-Armee-Fraktions-Abzeichen aufgesprüht hatten. Mit Verlaub, das war strafrechtliches Allotria, das unnötige Märtyer schaffte. Es lässt an Karl Krausens Diktum denken, „Der Skandal begann, nachdem ihm die Polizei ein Ende setzte“. Genau genommen war das sogar strafrechtliche Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, wie ich einst an einer Jugendfreundin beobachten konnte, die zeitweilig aus dem Engagement in Gefangenen-Unterstützergruppen in militantere Formen des Engagements zu kippen drohte. Ihr erstes Engagement im Leben galt der Kinderkirche, danach ging es stetigweiter von Anliegen zu Anliegen, und wie bei leider allzuvielen zählte ihr die Verfolgung immer als Beweis für die Richtigkeit dessen, was der Verfolgte vertrat.

        Bei den gewiss zu verfolgenden Brandstiftungen gegen Asylbewerberunterkünfte wäre ich froh, wenn man sie nicht pauschal nach der Methode der üblichen Verdächtigen rechten Tätern zuschriebe. Interessant wäre zudem, welche davon denn von welchen Gruppen gegen einerseits unbewohnte und andererseits bewohnte Unterkünfte erfolgt sind. Mir scheint da die Wertungen, die die Presse nicht selten vornimmt, mehr die Gesinnung zu wägen als die objektive Schädlichkeit des Deliktes, was sinnvoller wäre.

        Ein Beispiel aus Frankreich. Vor Jahren ging lange der Skandal um die « bande des barbares » durch die Presse. Irgendwelche Vorstadtjungs, vorwiegend oder ganz aus der afrikanischen und Maghreb-Einwanderung stammend, hatten einen jüdischen Jungen in eine Falle gelockt und entführt, um dann Lösegeld zu erpressen. Sie glaubten, alle Juden seien reich; ein Vorurteil, wie sie erfahren sollten. Den Entführten – ich glaube, er hieß Halimi – misshandelten sie dann bei ausbleibendem Erfolg und legten ihn zuletzt sterbend auf einer Müllhalde ab. Eine ganz üble Sache also. Und welchen Aspekt behandelte die Presse überwiegend daran? – Ob diese Kerle Antisemiten waren oder nicht. Angesichts eines Verbrechens, das doch wohl für sich allein sprach. Da ging es doch nun sicher nicht mehr darum, irgend einen Kampf gegen den ideologischen Schoß zu führen, aus dem das wirklich oder nur vermeintlich gekrochen war, sondern um die Ahndung der Früchtchen. Und wenn sie nun etwa den Sohn eines normannischen Notars, eine Berufsgruppe, die in Frankreich notorisch als reich gilt, entsprechend traktiert hätten, wäre es dann weniger schlimm gewesen, weil „nur“ ein Mord stattfand, ohne die verpönte Gesinnung wider eine Gruppe mit Schutzprivileg in der öffentlichen Meinung und teils auch im Strafrecht?

        Heutzutage scheint in vielen Dingen das rechte Maß zu fehlen. Es zu suchen aber nennt man heute gerne relativieren und verpönt es. Vermutlich fährt es sich auf gebahnten Wegen und mit fest programmiertem Autopiloten leichter.

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